Volltext: XI. Jahrgang, 1906 (XI. JG., 1906)

Linz. 1. Juli 1906 
Zeitschrift für Bauwesen 
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Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaktion und Administration: Buchdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ, Domgasse Nr. 5. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
für die 
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mit K 20.- 
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Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des ln- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Telegramm (Offertverliandlungs-Resultat in Enns). — Ein Wort 
an unsere Gewerbetreibenden. — Über Tlieaterbau (Schluß). — Aus den 
Gemeinclerats-Sitzungen in Linz. — Lokale Baunotizen. — Vermischtes. — 
Patentliste. — Vergebung von Bauarbeiten und Lieferung von Bau 
materialien. — Anmeldungen für Wasserbezug aus dem städtischen Wasser 
werke. — Ausweis über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — 
Offene Stellen. — Inserate. 
Telegramm. 
Zu der gestern den 30. Juni, mittags 11 Uhr, im 
Bürgermeisteramte der Stadt Enns stattgehabten Offert 
verhandlung behufs Vergebung des größten Teiles der 
Bauarbeiten zum Bau der Militär-Unterrealschule in Enns 
(veranschlagte Bausumme 1,200.000 Kronen), haben nach 
stehende Firmen Offerte eingereicht: 
Oberösterreichische Baugesellschaft in Linz, 
Gustav Steinberger, Baumeister in Linz, 
Allgemeine Österreichische Baugesellschaft 
in Wien, 
Grünwald & Schiffer, Bauunternehmung in Wien. 
Laut Vorschrift des k. k. Kriegsministeriums werden 
die Preisansätze erst später bekanntgegeben. 
Die Offerte gelangen zur Rechnungsprüfung an die 
Militär-Bauabteilung des 14. Korps in Innsbruck und 
werden wir die Beschlußfassung, welcher Offerent Er- 
steher der Arbeiten ist, rechtzeitig bekannt machen. 
Die Redaktion. 
Ein Wort an unsere Gewerbetreibenden. 
Die Zeiten, wo man vom Gewerbetreibenden nichts 
weiter zu verlangen glaubte, als die technische Beherrschung 
seines Faches, sind endgültig vorüber. Wer heute tat 
sächlich vorwärts kommen will, darf auch auf anderen 
Gebieten kein Fremdling sein. Technisches Können und 
umfassendes Wissen bieten die beste Gewähr für ge 
schäftliche Erfolge. Lesen wir darum nach, was die 
Portbildungsschulkorrespondenz schreibt: Es wird mit 
Recht viel darüber geklagt, daß in unserem Gewerbestand 
tüchtige, geistig und beruflich gut vorgebildete strebsame 
Elemente nicht in ausreichender Zahl vorhanden sind. 
Die Folge dieser beklagenswerten Tatsache zeigt sich 
namentlich jetzt ; ist es doch so schwierig, eine genügende 
Anzahl von Meistern des Kleingewerbes zu finden, denen 
praktischer Sinn, objektives scharfes Urteil, großzügiges 
Wesen und weiter Blick in dem Umfange gegeben sind, 
daß sie als Vertreter ihrer Standesgenossen in der Ge 
werbekammer eine erfolgreiche Tätigkeit zu entwickeln 
vermögen. Das wird im Laufe des nächsten Jahrzehntes 
besser werden, wenn die Wirkungen des neuen Gewerbe 
gesetzes zur vollen Geltung gelangt sind. Die durch diese 
Bestimmungen garantierte bessere Ausbildung in der 
Werkstätte und der Besuch der obligatorischen Fort 
bildungsschule werden heilsame Erfolge in bezug auf 
die Ausbildung des jungen Nachwuchses zeitigen. 
Immerhin stellen aber diese Bildungsmittel uns eine be 
scheidene, praktische und theoretische Durchschnitts 
bildung des einstigen Gewerbetreibenden sicher. Führende 
Geister werden auf diesem Wege nur sehr selten in der 
Person überaus kräftiger und besonders strebsamer Naturen 
gewonnen. Auch Leute, die in ihrem eigenen Betriebe 
bahnbrechend zu wirken verstehen, werden nur in ver 
einzelten Fällen auf diesem Bildungsgänge dem Ge 
werbestand zugeführt. Daß dem so ist, dafür tragen die 
Meister vielfach selbst die Verantwortung. 
Es ist menschlich und infolgedessen verzeihlich, 
wenn ein sorgendes Vaterherz meint: „Mein Sohn soll 
es einst besser haben, als ich es hatte.“ Wenn 
aber ein solcher Mann selbst seine nur wenig befähigten 
Söhne dem Gewerbestand bestimmt, aber die best Be 
gabten unter diesen „vornehmen“ Berufen zuführt, so 
ist das ein Verrat an der eigenen Sache. Es ist zuge 
geben, daß manches dieser Menschenkinder für einen 
praktischen Beruf nicht geeignet ist. Je, der Regel dürfte 
aber der Sohn geneigt und geschickt sein, in den Beruf 
des Vaters zu treten,, namentlich wenn in seinem Herzen 
frühzeitig das Interesse dafür liebevoll erweckt wird. 
Der Sohn des Gewerbetreibenden bringt dann neben vielen, 
gelegentlich erworbenen Kenntnissen und Herrlichkeiten 
eine besondere Vorliebe für den durch die Tradition des 
Hauses geheiligten Beruf mit in die Lehre und arbeitet 
unter ganz besonders günstigen Verhältnissen. Gewerbe 
treibende, welche in diesem Sinne für ihren Stand ein- 
treten, wirken viel gemeinnütziger und ehrenwerter als 
diejenigen, welche vor allen Dingen bestrebt sind, ihrem 
Sohn die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militär 
dienste zu verschaffen, ihn in „höhere“ Kreise mit ver 
mehrten Ansprüchen zu versetzen, um ihn dann sang- 
uiid klanglos in einer Schreibstube verschwinden zu 
lassen. Wir sind keineswegs Gegner einer solchen gründ 
licheren Ausbildung der jungen Gewerbetreibendensöhne, 
im Gegenteil, wir befürworten deren Erwerbung mit 
Wärme. Freilich wünschen wir, daß ihr ein anderes Ziel 
gegeben wird. Junge Leute, welche jetzt bis zum 16. 
oder 17, Lebensjahre eine Realschule besucht und diese 
mit vollen Ehren vollständig durchlaufen haben, fühlen 
sich viel zu vornehm, um sich noch hinter den Schraub-
	        
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