Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Nr. 8. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 71. 
Einwirkung von 300 Grad heißem und unter 7 Atmosphären 
Druck stehendem Dampf ausgesetzt. Der Erfolg ist der, daß 
sämtliche Keime, die zu weiterer Zersetzung oder Fäulnis 
Veranlassung geben könnten, hier gründlichst abgetötet 
werden. Ferner wird die Materie aufgeweicht. Weiter 
kommt sie nun unter starke Preßwalzen, welche feste 
und flüssige Bestandteile trennen. Die festen Bestand¬ 
teile haben beim Verlassen der Pressen noch 35°/o 
Feuchtigkeitsgehalt und weisen ein bröckliges, horn- oder 
gallertartiges Äußere auf. Sie werden lufttrocken, 
sackweis als guter Dünger verkauft und gern genommen. 
Die Flüssigkeit enthält in der Hauptsache Fett, Leim 
und einige Salze. Das Fett sammelt sich nach dem Er¬ 
kalten auf der Oberfläche und wird für die Seifen¬ 
fabrikation verwertet. Ebenso werden Leim und Salz 
aus der Flüssigkeit extrahiert. Diese selbst kann dann 
in Wasserläufe abgelassen werden, während die ge¬ 
wonnenen Stoffe Verwertung finden. An dieser Stelle 
dürfen uns jedenfalls die amerikanischen Städte, so viel 
sie auch sonst von uns lernen können, Vorbild sein und 
der erste Schritt müßte jedenfalls auch in Deutschland 
darin bestehen, daß man Mittel und Wege findet, um 
die Trennung der Abfallstoffe bereits im Privathause 
durchzusetzen. 
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. 
(Sitzung 5. April.) 
Gemeinderat Dr. Maurhard berichtet über das An¬ 
suchen der Aktienbrauerei Poschacher um Bewilligung 
der Aufstellung einer aus Holz zu erbauenden Restaurations¬ 
halle auf der Straßerau. Die Gemeinderäte Ec kl und 
Sedlacek protestieren gegen diese Bauausführung und 
verlangen, daß die Firma Poschacher einen neuen Plan 
vorlege, in welchem der Ästhetik und den sanitären Ein¬ 
richtungen der Halle mehr Rechnung getragen werde 
als bisher. Diesem Verlangen wurde Folge gegeben. 
Gemeinderat Gmein er berichtet über das Ansuchen 
der Eheleute Peterseil um Entschädigung eines zu Straßen¬ 
zwecken abzutretenden Grundes und beantragt, den ge¬ 
nannten Eheleuten für den anläßlich ihres Neubaues in 
der Baumbachstraße an die Gemeinde zum Zwecke der 
Straßenregulierung abzutretenden Grund im Ausmaße 
von 18-07 Quadratklafter als Ablösungspreis 60 K pro 
Quadratklafter zu vergüten. Der in Rede stehende Grund¬ 
teil ist den genannten Eheleuten bis auf weiteres gegen 
Bezahlung von 5 K jährlich pachtweise zu überlassen 
unter der Bedingung, daß er straßenseits durch ein 
eisernes Gitter abgeschlossen werde. (Angenommen.) 
Lokale Baunotizen. 
Finanzwachkaserne. Aus Urfahr berichtet man 
uns: Der Neubau der hiesigen k. k. Finanzwachkaserne 
in der Sonnensteinstraße, vis-a-vis dem Bauplatz der 
neuen Kirche, ist bereits unter Dach. Aus Mondsee 
wird uns geschrieben, daß mit dem Bau der neuen 
k. k. Finanzwachkaserne dortselbst bereits begonnen 
wurde und werden beide vorgenannte Bauten durch 
die Oberösterreichische Baugesellschaft aus¬ 
geführt. 
Die Hochbauten der Bahnhöfe in Traun und 
Kirchdorf, welche die Oberösterreichische Bau¬ 
gesellschaft zur Ausführung übernommen hat, sind 
bereits zum größten Teile fertiggestellt und werden in 
Kürze übergeben werden. 
Elektrizitätswerk. In Debant (Tirol) soll ein 
Elektrizitätswerk mit dem präliminierten Kostenbeträge 
von 400.000 K hergestellt werden. 
Springbrunnen im Volksgarten. Wie uns mitgeteilt 
wird, beabsichtigt ein neu gewählter Linzer Gemeinderat 
in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen den Antrag 
einzubringen, es möge im städtischen Volksgarten, da 
der Stadtgärtner daselbst durch die Wegnahme von 
schattigen Baumgruppen zu viel Lichtung geschaffen 
hat, daß die Sonne durchbrennen kann, was den 
Aufenthalt an mehreren Stellen des Parkes unleidlich 
macht, ein Springbrunnen, der die Luft abkühlt und 
befeuchtet, errichtet werden. Daß dieser Antrag wenig 
Aussicht besitzt, angenommen zu werden, ist selbst¬ 
verständlich, da die Stadtgemeinde Linz noch viel 
wichtigere Einrichtungen auf öffentlichen Anlagen her¬ 
zustellen hat, ehe sie an die Errichtung eines Spring¬ 
brunnens im Volksgarten nur denken kann. 
Bauaussichten in Linz 1905. Wem einigermaßen 
die bauliche Entwicklung unserer Landeshauptstadt 
wünschenswert erscheint, der wird nach den bisherigen 
geringen Bauanmeldungen im Stadtbauamte mit Bedauern 
vernehmen, daß wir laufendes Jahrf eine schwache Bau¬ 
tätigkeit zu erwarten haben dürften, da mehrere unserer 
hervorragenden Baufirmen bisher ohne wesentliche Auf¬ 
träge geblieben sind und die Bausaison schon mit 1. April 
ihren Anfang genommen hat. Die unsicheren Zeitver¬ 
hältnisse scheinen die Ursache zu sein, daß die Baulust 
in Stillstand getreten ist und wäre zu wünschen, daß 
dieser Stillstand nur kurze Zeit andauern möchte. 
Frage und Antwort. Von einem Pränumeranten 
unseres Blattes wird an uns folgende Anfrage gestellt: 
Wie entstehen auf den Dächern die Moosgewächse und 
sind dieselben dem Dache nicht schädlich? — Unsere 
Antwort hierauf lautet folgendermaßen: Moosgewächse 
auf den Dächern entstehen dadurch, wenn die Dächer 
entweder von höheren Gebäuden umgeben sind, oder 
wenn sie von Bäumen und sonstigen Objekten zu stark 
beschattet werden und daher von der Luft nicht gehörig 
bestrichen werden können. Schädlich sind die Moos¬ 
gewächse sowohl den Ziegel- als Schindeldächern und 
tut man gut, bei Zeiten sie davon zu befreien. 
Brückenbau — Badeanstalt. Die Stadtgemeinde 
Ried hat die Rekonstruktion mehrerer Brücken mit dem 
Kostenerfordernisse von 12.000 K beschlossen. Ferner 
beabsichtigt die Gemeinde den Bau eines Bades für 
Heil- und Reinigungszwecke. Schließlich soll in der 
Station Ried ein Übergangssteg über das Geleise her¬ 
gestellt werden. 
Schlachthausbau. Die Stadtgemeinde Innsbruck 
beabsichtigt, ein neues Schlachthaus zu erbauen. Die 
Pläne und Voranschläge liegen dem Gemeinderate zur 
Beschlußfassung vor. 
Hotelbau. Die Südbahngesellschaft beabsichtigt, in 
Mais (Tirol) ein Hotel mit 160 Zimmer zu erbauen. 
Wegen Ankauf des Bauplatzes steht die Südbahngesell¬ 
schaft mit der Calvill-Exportgesellschaft in Unterhandlung. 
Städtische Bauten. Die Gemeindevertretung der 
Stadt Br ixen (Tirol) hat in das Präliminare für 1905 
folgende Beträge eingestellt: 70.000 K für den Bau einer 
Bahnhofstraße, 53.000 K für Kanalisierungen, 25.000 K 
für Pflasterungen, 8000 K für ein Leichenhans, 20.000 K 
für ein neues Spital.
	        
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