Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

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X. Jahrgang, Nr. 7. 
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Linz, 1. April 1905. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaktion und Administration; Buchdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ, Domgasse Nr. 5. 
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
I ganzjährig mit K 20. - _ / ganzjährig mit . K 16 
PvnJfit I halbjährig • • » 10.- halbjährig . 
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Erscheint am 1. und 15. 
Monat. 
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INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Banzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen größeren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Der Leichenverbrennungsofen der Firma Friedrich Siemens. 
— Zur Geschichte der Glasmalerei. — Aus den Gemeinderatssitzungen in 
Linz. — Lokale Baunotizen. — Patentliste. — Vergebung von Bauarbeiten 
und Lieferung von Bauartikeln. — Aus der Fachliteratur. — Briefkasten. 
— Angesuchte Baulizenzeil in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug aus 
dem städtischen Wasserwerke. — Ausweis über die Umschreibung von 
Immobilien in Linz. — Inserate. 
Der Leichenverbrennungsofen der Firma 
Friedrich Siemens. 
Bekanntlich hat am 22. März 1. J. Herr Dr. Karl 
Weigt im großen Saale des Kaufmännischen Vereins¬ 
hauses in Linz über „Die Feuerbestattung, ihre ge¬ 
schichtliche Entwicklung und ihre Vorteile“ einen 
Vortrag gehalten, der in teohnischor sowie sanitärer Be¬ 
ziehung soviel Interessantes bot, daß wir diesen Gegen¬ 
stand auch in unserer Zeitschrift zur Sprache bringen 
wollen. Zu diesem Zwecke verwenden wir eine Zuschrift 
die uns schon vor Jahren von dem mittlerweile ver¬ 
storbenen Erfinder der neuen Leichen Verbrennungsöfen, 
dem Gastechniker und Kommerzienrat Herrn Friedrich 
Siemens aus Dresden zugekommen ist, und die alle jene 
Daten enthält, die auch Herr Dr. Karl Weigt kürzlich 
zum Vortrage brachte. Was die Leichenverbrennung im 
allgemeinen betrifft, so berichtete Herr Siemens, sehen 
wir mit einem Blicke in die Vergangenheit, daß dieselbe 
durch längere Zeit bei vielen Völkern in sehr ausgedehnter 
Weise zur Anwendung kam und bei einzelnen gegen¬ 
wärtig noch im Gebrauche steht. Einfache und erhabene 
Vorstellungen hegen auch dem Verbrennen zugrunde. 
Das Feuer war dem Menschen vom Anfänge her heilig; 
man glaubte die Seelen der Abgeschiedenen zu versöhnen 
und zu beruhigen, wenn man sie des ihnen gebührenden 
Feuers teilhaftig werden ließ. Nach dem Leichenbrande 
bewahrte man die Asche in Krügen auf und übergab 
dieselben der Erde, so daß auch der Erde genüge getan 
wurde. Die Leichenverbrennung war ferner verbunden 
mit dem Hegen der Brandstätte und mit der Bergung der 
Knochen. Von den Völkern, bei denen in früherer Zeit 
Lebensverbrennungen allgemein stattfanden, sind zu 
nennen: Die Griechen, die Kleinasiaten, Römer, Etrusker, 
Germanen und Juden. Herrschende Männer und Krieger 
wurden stets unter großem Pompe verbrannt, hingegen 
Frauen, Kinder, Unfreie der Erde übergeben. Die Leichen¬ 
verbrennung ßndet sich jetzt nur noch bei einzelnen 
Stämmen Indiens — so bei den Hindus, Sikhs .— einigen 
kleinen Gebirgsstämmen am Himalaya und an der Grenze 
von Birma. Jedoch nur Anhänger des Wischnu, die 
höheren Kasten, Brahmanen, Krieger verbrennen Leichen, 
die übrigen werfen sie in den heiligen Ganges. 
Die Aufgabe der Verbrennung ist, sämtliche or¬ 
ganische Bestandteile des Körpers in äußerst kurzer Zeit 
durch den Sauerstoff der Luft unter dem Einflüsse einer 
hohen Temperatur in ihre einfachsten, flüchtigen Ver¬ 
bindungen zu überführen, in Kohlensäure, Wasser, freien 
Stickstoff sowie geringe Mengen schwefeliger Säure und 
Ammoniak. Es ist fast dasselbe Ziel, das auch bei der 
Bestattung der Leiche in die Erde angestrebt wird, nur 
daß bei der Verbrennung diese Umwandlungen in kürzester 
Frist herbeigeführt werden sollen. Soll nun die Ver¬ 
brennung an die Stelle des Begrabens treten können, so 
müssen einige Bedingungen erfüllt sein, die teils aus 
Pietäts-, teils aus Gesundheitsrücksichten gestellt werden 
und zwar: 
1. Darf dieselbe keine Erscheinungen zeigen, die dem Ge¬ 
fühle der Pietät entgegen sind; 
2. muß sie rasch und vollständig sein; 
3. sollen die Überreste ein reines Aussehen haben und 
nur einen kleinen Raum zum AufbewTahren einnehmen; 
4. darf durch dieselbe die nächste Nachbarschaft nicht 
die geringste Belästigung erfahren; 
5. soll sie keine größeren Unkosten verursachen, als die 
jetzt übliche Beerdigung. 
Wir wollen nun sehen, auf welche Weise diese Be¬ 
dingungen erfüllt werden können. 
Man wird vielleicht die Möglichkeit in Betracht 
ziehen, die Verbrennung oder Mineralisierung der Leiche 
unter der Mitwirkung geeigneter Chemikalien herbeizu¬ 
führen, ja von Seite eines gewiegten Fachmannes wurde 
behauptet, auch unter Anwendung einer geschmolzenen 
Masse, in der der Körper sich sofort entzündet (wahr¬ 
scheinlich Salpeter), die Verbrennung sehr rasch und 
vollkommen zu bewerkstelligen. 
Allein bei den hier in Frage kommenden Körpern, 
Schwefelsäure, Ätznatron, Salpeter etc., ist die zurück¬ 
bleibende Masse eine derartige, die teils wegen ihres Aus¬ 
sehens, teils wegen ihres stark alkalischen Charakters 
sich nicht zur Aufbewahrung eignet, auch ist die Zer¬ 
setzung selbst von der Entwicklung übelriechender Gase 
begleitet. Es bleibt somit nur die Verbrennung durch 
Brennmaterialien übrig. 
Die Technik der Verbrennung durch Brennmaterialien 
kann nach folgenden 4 Hauptsystemen ausgeführt werden': 
1. Die Verbrennung im offenen Feuer auf Scheiter¬ 
haufen; dieselbe war, wie bekannt, im Altertum üblich 
und steht gegenwärtig noch in Indien im Gebrauche. 
Diese Art der Verbrennung kann jedoch keiner weiteren 
Beachtung gewürdigt werden, da dieselbe trotz der 
riesigen Materialverschwendung nur eine unvollkommene
	        
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