Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Seite 50. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 6. 
Fahrstuhles ist in der Regel ein Rechteck/ nur in seltenen 
Fällen und zwar nur dann, wenn der Aufzugsschacht 
sehr klein ist, kommt das Oktokon oder die Kreisform 
zur Anwendung. Die Konstruktion des Fahrstuhles ist 
so auszuführen, daß sie den Fahrgästen die größte 
Sicherheit bietet; es wäre daher am zweckmäßigsten, 
die Wände aus Drahtgeflecht herzustellen, in welchem 
Falle aber das Aussehen des Fahrstuhles kein schönes 
sein würde, der tragende Teil des Fahrstuhles ist aus 
festem Material, Schmiedeeisen oder Stahl herzustellen 
und muß so eingerichtet sein, daß ein Herabfallen des 
Fahrstuhles ausgeschlossen ist. Für etwaiges Reißen des 
Tragseiles oder der Tragbetten ist eine Fangvorrichtung 
anzuordnen, die den Stuhl sofort und ohne Stoß zum 
Stillstand bringen soll. Es gibt in dieser Richtung ver¬ 
schiedene Konstruktionen, welche auf dem Prinzipe des 
Pendels oder der Zentrifugalkraft beruhen. Bei den von 
Freißler in Wien ausgeführten Aufzügen wird eine 
Exzenter-Konstruktion verwendet, die sich gut bewährt 
hat. Dieselbe besteht aus vier verzahnten Exzenterscheiben, 
welche an den Enden zweier Wellen befestigt - sind und 
mittels zwei Evolutenfedern oder eines Gewichtes in 
eine derartige Stellung zu den Fahrstuhlführungen 
gebracht werden, daß sie, sobald das Tragseil reißt, sich 
in die Führungen einklemmen und den Fahrstuhl sofort 
festhalten. Diese Sicherheitseinrichtung hat den Vorteil, 
daß sie nach ihrer Wirkung wieder leicht frei gemacht 
werden kann, ohne eine Beschädigung zu erleiden. Um 
ein Herabfallen des Fahrstuhles unmöglich zu machen, 
auch wenn die Fangvorrichtung versagt, wird das Eigen¬ 
gewicht des Fahrstuhles durch ein Gegengewicht aus¬ 
geglichen, welches an zwei Drahtseilen aufgehängt ist 
und in einem Holzschlauch geführt wird. Ein zweites 
Gegengewicht, welches zur Entlastung des Aufzug¬ 
mechanismus dient, muß so schwer genommen werden, 
daß nicht nur der Fahrstuhl, sondern auch ein Teil der 
Nutzlast ausbalanziert wird. Dasselbe wird mit in dem 
gleichen Holzschlauch oberhalb des Fahrstuhlgegenge¬ 
wichtes geführt. Sollte nun das Tragseil reißen und die 
Fangvorrichtung nicht wirken, so würde der Fahrstuhl 
um rund 30 Zentimeter sinken (nicht fallen), weil er 
zum größten Teil ausbalanziert ist, das Geigengewicht 
des Fahrstuhles dagegen ebenso hoch gehoben werden, 
an das obere Gegengewicht anstoßen und hierdurch 
zum Stillstand gelangen, denn die beiden Gegengewichte 
sind zusammen nicht nur schwerer, als der Fahrstuhl, 
sondern haben auch ein bedeutendes Übergewicht. 
Damit der Fahrstuhl bei seiner Bewegung nirgends 
anstreift, muß er in Gleitschienen oder F'ührungssäulen 
geführt werden. Letztere sind aus Holz oder aus Eisen 
und werden an die Schachtmauern oder bei freistehenden 
Aufzügen mittels Wandstützen an die Mauer befestigt. 
Die Führung des Fahrstuhles erfolgt mittels Kautschuk¬ 
rollen oder auch durch Gleitbacken; im letzteren Falle 
müssen die Führungen sauber bearbeitet sein und zwar 
ist die Gleitbackenführung die ruhigste und geräusch¬ 
loseste sowie die dauerhafteste; der einzige Nachteil 
liegt in der Schmierung. 
Die Tragseile bestehen meist aus Stahldraht; wegen 
guter Konservierung derselben ist besonders auf einen 
entsprechend großen Durchmesser der Seilscheiben zu 
achten und die Rillen derselben sind mit Holz-, Leder¬ 
oder Kautschukunterlagen zu versehen. 
Als Betriebsmittel verwendet man außer bei unter¬ 
geordneten Anlagen den Handbetrieb, Preßwasser und 
Elektrizität, letztere hat sich in neuerer Zeit für diese 
Zwecke besonders eingebürgert. Hydraulische Aufzüge 
sind für 2 bis 4 Personen bestimmt und unterscheiden 
sich nur insofern von einander, als bei manchen ein 
stehender, bei anderen ein liegender Apparat zur An¬ 
wendung gekommen ist. Die Größe des Wasserreservoirs 
beträgt bei beiden 3 Kubikmeter. 
Mit elektrischen Aufzügen können 3 bis 4 Personen 
befördert werden im Gewicht von rund 320 Kilogramm. 
Der Fahrstuhl hängt an drei Stahldrahtseilen, von denen 
zwei je 12 Millimeter, das dritte 19 Millimeter stark ist; 
diese haben zusammen eine Bruchbelastung von 14.300 
Kilogramm, somit ist mehr als 25fache Sicherheit vor¬ 
handen. 
Der elektrische Antriebsmechanismus besteht aus 
einem Elektromotor, dessen Ankerwelle direkt an eine 
Schneckenwelle gekuppelt ist und wiederum in ein 
Schneckenrad eingreift, das auf einer Welle aufgekeilt 
ist. Auf der Schneckenradwelle sind ein oder zwei 
Seilwickeltrommeln angebracht, auf welcher die Draht¬ 
seile auf- und abgewickelt werden. Durch eine eigen¬ 
artig konstruierte Anlaß Vorrichtung, den sogenannten 
Reversierapparat, wird der Elektromotor auf Wunsch 
nach rechts oder links herum zum Anlaufen gebracht 
und je nachdem der Fahrstuhl gehoben oder gesenkt. 
Mit dieser Einrichtung steht ein weiterer Mechanismus 
in Verbindung, welcher derartig beschaffen ist, daß man 
den Aufzug von einem Punkte nächst der Einsteigstelle 
oder auch vom Fahrstuhl aus in oder außer Bewegung 
setzen kann. Dieser Mechanismus hat auch noch die 
weitere Vorrichtung, daß er den Fahrstuhl nicht nur 
in den obersten und untersten Stockwerken, sondern 
auch in den Zwischenstockwerken selbsttätig ohne Stoß 
zum Stillstand bringt, wenn man vorher einen Zeiger¬ 
hebel auf das betreffende Stockwerk eingestellt hat. 
Außerdem ist der Antriebsmechanismus noch mit einer 
sogenannten selbsttätigen Abstellvorrichtung versehen, 
um denselben bei etwaigem Hängenbleiben des Fahr¬ 
stuhles vor Seil Verwicklungen zu schützen. Die Ingang¬ 
setzung des Aufzuges geschieht durch Drehung eines 
Hebels oder Ziehen am Steuerseile. 
Die Fahrgeschwindigkeit ist bei Personenaufzügen 
verhältnismäßig gering und beträgt 0*75 Meter pro 
Sekunde. In Amerika fährt man mit 2 bis 3 Meter Ge¬ 
schwindigkeit pro Sekunde, dort sind aber auch die 
Häuser viel höher. Die Geschwindigkeit zu erhöhen, 
dürfte sich aus Sicherheitsgründen bei uns nicht wohl 
empfehlen. U. T. R. 
Die Industrie in Bosnien. 
Bei dem lebhaften Interesse, welches man auch den 
wirtschaftlichen Verhältnissen Bosniens entgegenbringen 
muß, mag es angezeigt sein, über dieselben einige nähere 
Mitteilungen zu machen. 
Die Eisenindustrie beschränkt sich auf die einfachen 
Formen, welche dem Bedarf des Landes entsprechen. Es 
werden Nägel gröberer Gattung, insbesondere Hufnägel, 
Hufeisen, die einfacheren Haus- und Ackergerätschaften, 
Ketten,' Schlösser, Geschirrbestandteile und ähnliches 
erzeugt. Diese Industrie hat ihren Sitz in der Umgebung 
von Foinica und Krezsevo nebst den oberhalb dieser Orte 
mündenden Seitentälern in Busovacsa, Borovica, Vares 
(Serajewoer Sandjak), in den Gegenden Csasin und Stari- 
Maidan des Bihacser Sandjaks und in allen volkreicheren
	        
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