Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Nr. 5. 
forderung zu entsprechen, kommt uns von einem ge¬ 
wiegten Fachmanne folgende Anleitung zu, die so populär 
gehalten ist, um auch den Laien verständlich zu werden. 
Der Verfasser bespricht vornehmlich die Mauerziegel 
und beginnt seine Erklärung folgendermaßen: „Die Güte 
der Ziegelsteine hängt ebensowohl von der Güte des 
Ziegelgutes als auch vom Brande im Ziegelofen ab. Die 
äußeren Kennzeichen der Güte der Mauerziegeln lassen 
sich in nachstehende Punkte zusammenfassen: 
1. Geradlinige, scharfkantige und rechtwinkelige 
Form, freisein von Rissen und Sprüngen; wenn man den 
Stein in die eine Hand nimmt und mit dem Knöchel eines 
Fingers der anderen Hand an denselben klopft, so klingt 
der [gutgebrannte Stein hell, während ein schlecht ge¬ 
brannter Stein dumpf klingt. Auf einen Haufen anderer 
Ziegeln geworfen, zerbricht der gut gebrannte Ziegel 
nicht, sondern verliert höchstens seine scharfen Kanten. 
2. Die Masse muß gleichmäßig sein; je feiner und 
gleichmäßiger dieselbe im Bruche erscheint und je größer 
die Kraft ist, welche man zum Zerbrechen des Steines 
verwenden muß, umso besser ist der Stein. Ein muscheliger 
Bruch mit scharfen und spitzen Kanten ist ein Zeichen 
großer Festigkeit; Kalkteile und Kalkteilchen sowie über 
linsengroße Steine dürfen im Innern ebensowenig als im 
Äußeren enthalten sein. 
3. Lassen eingetauchte Ziegeln das Wasser auf ihrer 
Oberfläche schnell verdunsten, so ist das ein Zeichen für 
die Güte der Steine und sichert die gute Verbindung 
mit dem Mörtel. Eine sichere Probe ist, die Steine den 
Einwirkungen der abwechselnden Feuchtigkeit und Kälte 
einen Winter hindurch auszusetzen; zeigen sie hiebei 
keine Veränderung, zerbröckeln oder blättern sie nicht 
ab, machen sich weder Aufblähen ihrer Flächen noch 
Löcher in den letzteren bemerkbar, so ist ihre Güte mit 
Sicherheit anzunehmen. Ebenso sicher prüft man Steine, 
welche zu Feuerungsanlagen verwendet werden sollen, 
auf ihre Feuerbeständigkeit, wenn man dieselben bis 
zum Rotglühen erhitzt und dann plötzlich mit Wasser 
begießt und dieselben weder springen noch sich werfen. 
Aus jedem Ziegelbrand erhält man am schärfsten 
gebrannte, scharf gebrannte und schwächer oder schwach 
gebrannte Steine, welche je nach der durch den ver¬ 
schiedenen Grad der Hitze erzeugten Festigkeit im Ge¬ 
bäude verwendet werden müßen, und zwar: 
a) Die am schärfsten gebrannten Mauersteine (Klinker) 
für Mauerwerk, welches von der Nässe viel zu leiden hat, 
wie Kellermauern, Plynten der Gebäude, Pflasterungen 
an feuchten Orten, Abdeckung von Terrassen, Haupt¬ 
gesimsen, Attiken etc. 
b) Scharf gebrannte Steine sind die besten und nutz¬ 
barsten aller Sorten für Rohbau, Wölbungen, Pflasterungen 
welche von der Nässe nicht viel zu leiden haben und zu 
allen Feuerungsanlagen. 
c) Schwächer und schwach gebrannte Steine kann 
man zu inneren Mauern verwenden und auch nur da, 
wo sie weder Nässe, wie bei Kellerwohnungen und Erd¬ 
geschossen, noch starken Druck, wie bei Wölbungen aus- 
zuhalten haben. 
Hohlziegeln, welche heute schon starke Verwendung 
bei Hausbauten finden, haben ebenfalls um gut zu sein, 
den angeführten Bedingungen von 1 bis 3 zu entsprechen. 
Was die Druckfestigkeit anbetrifft, so ist durch Ver¬ 
suche dargetan, daß gute Mauerziegeln eine Belastung 
von 700 Kilo Druck auf drei Quadratzentimeter ertragen 
können. 
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Dies in kurzem einige Anhaltspunkte, die es auch 
den Nichtfachkundigen ermöglichen, sich über die Qualität 
der Ziegelsteine einige Aufklärungen zu verschaffen. 
J. Krause. 
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. 
In der am 22. Februar 1905 abgehaltenen Sitzung 
des Gemeinderates in Linz kamen folgende Bauangelegen¬ 
heiten zur Verhandlung: 
Nach einer Mitteilung der k. k. Statthalterei, bezüg¬ 
lich der beim Ministerium für Kultus und Unterricht ein¬ 
gelangten Entwürfe zur Errichtung eines Stelzhamer- 
Denkmales seitens der für diesen Zweck verstärkten 
Kunstkommission wurde die Anschauung ausgesprochen, 
daß keiner derselben den künstlerischen und gegenständ¬ 
lichen Ansprüchen für dieses Monument vollkommen ent¬ 
spricht, daher auch auf die Ausführung dieses Denkmals 
nach einem dieser Modelle nicht eingeraten werden könne. 
Gleichzeitig wurden von diesen Denkmalskizzen jenen 
von Prof. Metzner, des Bildhauers Theodor Charlemont 
und R. Lutsch die Preise zuerkannt. Das k. k. Ministerium 
hat Veranlassung getroffen, daß den genannten Künstlern 
die ihnen zuerkanntep Preise von je 600 K flüssig ge¬ 
macht werden und hat zwischen denselben und dem 
Bildhauer Hejda, welcher der Schaffer eines weiters noch 
allfällig in Frage kommenden Entwurfes ist, eine neuer¬ 
liche engere Konkurrenz mit dem Beifügen ausgeschrieben, 
daß die Denkmalausführung jedenfalls nach einer der 
nunmehr in Vorlage zu bringenden Modellskizzen in Aus¬ 
sicht genommen wird. Als Frist für diese Vorlage der 
weiteren Entwürfe wurde der 1. Mai 1905 festgesetzt. 
An der Hand aufliegender Pläne berichtet Gemeinde¬ 
rat Ec kl über die geplante Regulierung des Schüller-, 
Bauern- und Freinberges durch Förderung des offenen 
Bausystems und besonders Anlage von Villenvierteln, wo¬ 
durch einer zuweitgehenden Dezentralisation vorgebeugt 
würde. Derselbe erörtert die Vor- und Nachteile des 
offenen Bausystems und stellt schließlich den Antrag: 
Der Gemeinderat genehmige den vom Bauamte ausge¬ 
arbeiteten Regulierungsplan über das Gebiet des Schüller-, 
Bauern- und Freinberges; der Herr Bürgermeister wird 
ersucht, diesen Plan im Sinne des § 3 der Bauorduung 
auf die Dauer von sechs Wochen zur allgemeinen Ein¬ 
sicht aufzulegen. Gemeinderat Weingärtner fragt, warum 
der Regulierungsplan nicht auf den südlichen Teil aus¬ 
gedehnt wurde, nachdem die Baugesellschaft bereits um 
Parzellierung der dortigen Gründe angesucht habe. Der 
Referent erwiedert, der Regulierungsplan für den an¬ 
schließenden Teil sei bereits fertiggestellt und berück¬ 
sichtige auch diese Gründe. 
Die baldige Herstellung einer Hängebahn zwischen 
der Kleinviehschlachthalle und der Kühlhalle wird nach 
einem Anträge des Gemeinderates Feilerer beschlossen. 
Die Ausführung wird der Prager Maschinenbau-Aktien¬ 
gesellschaft für den Betrag von 3880 K übertragen. 
Über die Umänderung der Garteneinfriedung beim 
Allgemeinen Krankenhause nach den Vorschlägen des 
Bauamtes referiert Gemeinderat Dimmel, welcher bean¬ 
tragt, dieselbe der Firma Bukowansky für den Kosten¬ 
betrag von 3095 K 38 h zu übertragen. Gemeinderat 
Feilerer bedauert, daß nach diesem Vorschläge der vor 
dem Krankenhause errichtete und das ästhetische Emp¬ 
finden jedes Passanten verletzende Drahtzaun verbleiben 
solle. Auch Gemeinderat Dr. Jäger meint, man möge dort 
Oberösterreichische Bauzeitung.
	        
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