Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Seite 200. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 23. 
keiten der Bauindustrie Nahrung zu geben, so erhalten 
wir von einem Leser unseres Blattes folgende Liste von 
öffentlichen Bauwerken, die in Linz noch hergestellt 
werden müssen, um die Landeshauptstadt Oberösterreichs 
in die Reihe der modernen Städte anderer Länder stellen 
zu können. Der Schreiber dieser Liste hat auch eine 
aproximative Berechnung aufgestellt, was diese Bauaus¬ 
führungen kosten könnten, nur verschweigt er, wo die 
Geldmittel dafür herzunehmen wären. Errichtet sollte 
weruen . in Kronen 
Ein Theatergebäude . 1,000.000 
Zwei Markthallen 800.000 
Ein Palais für die Statthalt er ei 1,000.000 
Ein neues Rathaus 2,000.000 
Eine Badeanstalt 400.000 
Drei moderne Hotels, zusammen .... 1,500.000 
Ein neuer Staatsbahnhof 8,000.000 
Ein Realschulgebäude 500.000 
Ein neuer Friedhof 200.000 
Volksgartenvergrößerung 100.000 
Postamtsgebäude 1,600.000 
Botanischer Garten 200.000 
Pflasterungen 1,700.000 
Zusammen . . . 19,000.000 
Pfuscherei. In keiner Branche der Bauindustrie wird 
so viel herumgepfuscht wie im Anstreichergewerbe Es 
wurde uns der Anstrich von Lambris in einem Kaffee¬ 
hauslokale gezeigt, der nach einer halbjährigen Her¬ 
stellung niclu nur die Farbe verlor, sondern sich gänz¬ 
lich abblätterte. Freilich hat der hausierende Geselle, 
der diese Arbeit ausführte, um 25 Prozent weniger er¬ 
halten als andere forderten und so kann der Besitzer 
des Lokales nicht klagbar gegen den Gesellen auftreten, 
weil man für den Betrag, den die Arbeit kostete, über¬ 
haupt keinen haltbaren Anstrich hersteilen kann. 
Kanalisierung. Die Stadtgemeinde Wels hat die 
Kanalisierung der Bahnhofstraße beschlossen. Die Her¬ 
stellung dieser Arbeit wurde der Firma J. Stadlbauer 
übertragen. 
Errichtung eines Elektrizitätswerkes. Wie uns aus 
Steyr mitgeteilt wird, erbaut die dortige Waffen fab riks- 
gesellschaft für ihre Fabrik in der Blumauergasse nächst 
der sogenannten Kalkofenbrücke eine neue elektrische 
Anlage mit Dampfturbinen, die schon mit Schluß des 
heurigen Jahres fertiggestellt sein muß. Die Beton¬ 
arbeiten erhielt die Firma G. A. Wayß, die Zimmer¬ 
mannsarbeiten der Zimmermeister in Steyr Herr Julius 
Huber. Da die Waffenfabrik durch zehn Jahre ihr 
elektrisches Licht und die Kraftübertragung von der 
Aktiengesellschaft der Elektrizitätswerke in Steyr be¬ 
zog, so erleidet diese Unternehmung durch die neue 
Anlage der Waffenfabrik erheblichen Schaden. 
Bau einer Brigadewerkstätte. Für die neue Korps¬ 
artilleriekaserne in Stadt Steyr soll nun eine Brigade¬ 
werkstätte, bestehend aus einem Mannschaftsgebäude, 
einem Werkstättengebäude, einem Magazin und einem 
Flugdachraum erbaut werden. Der Kostenvoranschlag 
beläuft sich auf K 130.000. 
Wasserleitungsbau. Der dem Ministerium vor einem 
halben Jahre unterbreitete Plan zum Baue einer Hoch¬ 
druckwasserleitung in St. Anton (Vorarlberg) wurde 
nunmehr genehmigt. Die reichliche Quelle am Jung¬ 
brunnen mit einem Gefälle von 300 Meter bis St. Anton 
wird durch ein drei Kilometer langes Gemeindegebiet 
unentgeltlich geleitet, wofür dortselbst fünf Hydranten 
und ein großer Brunnen unentgeltlich errichtet werden. 
Mit dem Bau soll noch in diesem Monate begonnen werden. 
Krankenliausbau. Der Landesausschuß bewilligte 
den Bau eines einstöckigen Krankenhauses in Mondsee. 
Im Unterbau werden Keller, Waschküche und Holzlager 
etc. enthalten sein. Im Hochparterre gelangt die Küche, 
das Isolierzimmer und Räume für den Arzt und Wärter, 
im ersten Stock aber vier Krankenzimmer für je einen 
bis vier Kranke (zehn Betten) zur Anlage. Die Baukosten 
belaufen sich auf K 32.000. 
Kanalisierung. In der Marktgemeinde Untermais in 
Tirol soll durch eine Rohrleitung von 20—45 Zentimeter 
Lichtweite das Schmutzwasser einerseits in den städtischen 
Abzugskanal, anderseits in die durch die Au der Etsch 
zufließenden Gießen abgeleitet werden. 
Brückenbau. Der Bau der neuen Brücke über die 
Passer bei Untermais (Tirol) wurde der Firma Rella & 
Neffe, Wien, um einen Betrag von K 94.327 übertragen. 
Wettbewerb. Die Stadtgemeinde in Brixen vergibt 
den Entwurf für das umzugestaltende Sonnentor. Die 
junge Künstlerschaft Tirols kann sich darum bewerben 
und müssen die Entwürfe bis 1. März 1906 eingebracht 
sein. Die Bedingnisse, Maßzeichnungen, Preise etc. können 
vom Stadtbauamte um K P— bezogen werden. 
Wasserkraftanlage. Bei der Bezirkshauptmannschaft 
Landeck bei Innsbruck wurde seitens der k. k. Staatsbahn¬ 
direktion Innsbruck um die Bewilligung zur Errichtung 
einer Wasserkraftanlage am Innflusse angesucht. Das 
freie Gefälle zwischen „Unterer Zoll“ der Gemeinde 
Fließ und der Station Landeck sowie das vorhandene 
Minimal-Wasserquantum von 13'8 Kubikmeter (13.800 
Sekundenliter) beziehungSAveise die beanspruchte maxi¬ 
male Betriebswassermenge von 15 Kubikmetern (15.000 
Sekundenliter) soll zur Erzeugung elektrischer Kraft 
v e r w e n d e t av erd eff. 
Zur Nachahmung empfohlen! Aus Budapest erhalten 
wir die Nachricht, daß die Direktion der dortigen Straßen¬ 
bahngesellschaft auf Initiative ihres Generaldirektors be¬ 
schlossen hat, die Wohnungsfrage in praktischer Weise 
derart durchzuführen, daß sie in der Nähe der Haupt¬ 
stationen entsprechende Wohnhäuser erbauen läßt, in 
welchen zweckmäßig eingeteilte und den rigorosesten 
hygienischen Anforderungen entsprechende Wohnräume 
dem Personal und zwar in erster Reihe den Verheirateten 
zu außerordentlich mäßigem Mietzinse zur Verfügung ge¬ 
stellt werden. Der Zins Avird in zweiwöchentlichen Raten 
pro zwei und drei Kronen abgestattet. Welche Wohltat 
dies für die armen Motorführer, Kondukteure etc. ist, 
die oftmals bis 10—11 Uhr nachts im Dienste stehen und 
nicht selten noch eine weite Strecke zurückzulegen haben, 
um in ihre Wohnung zu gelangen, wird jedermann ein- 
sehen und wünschen, daß auch bei uns die Wohnungs¬ 
angelegenheit der Straßenbahnbediensteten so gelöst 
werden möge wie in Budapest. 
Yillegiatur am Mittelländischen Meere. Eine neue 
große Künstlerkolonie, an welcher sich auch mehrere 
Deutsche beteiligt haben, wird nächstens am Mittel¬ 
ländischen Meere entstehen. An der Baie de Oavalaire 
haben Schriftsteller und Künstler wie: Victorien Sardou, 
Armand Dayot, Abel Faivre, Nenot etc. etc. Grundstücke 
mit Aussicht auf das Meer angekauft, welche mit Villen 
bebaut werden sollen. Man hofft daselbst eine Kolonie 
zustande zu bringen, in welcher eine ausgewählte Gesell¬ 
schaft unter Ausschluß von Spielhöhlen und geräusch¬ 
vollen Festen die Ruhe des Landlebens genießen kann.
	        
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