Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

INr. 10. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNO. 
Seite 77 
sich vielmehr aus dem Rahmen der nachbarlichen Privat¬ 
häuser kaum heraus. Sie sind zumeist eng eingebaut, 
völlig stillos und unansehnlich. 
Freilich beginnt die neuere Zeit darin gründlich 
Wandel zu schaffen. Da sind Stadthäuser entstanden, 
die sich mit den unsrigen getrost messen können, reich 
und vornehm. Wir erwähnen nur die vor etwa 15 Jahren 
mit einem Kostenaufwande von 150.000 Pfund (3 Millionen 
Mark) in klassischem Stile erbaute Tows hall in Ports¬ 
mouth, die im Tudorstil gehaltene Guild hall zu Bristol, 
ferner die von Birmingham im Stile eines korinthischen 
Tempels mit umlaufenden Säulen und plattem Dach, der 
Madeleine-Kirche in Paris nicht unähnlich, und die Town 
hall Chesters — ein gross angelegter Renaissancebau. 
Leider können aber auch diese Bauwerke nicht recht in 
volle Erscheinung treten, weil sie ebenfalls fast aus¬ 
nahmslos in der Häuserflucht liegen. Und wo sie wirklich 
einmal frei auf einem Platz stehen, werden sie von gar 
zu nahe herangerückten grösseren Bauten erdrückt. So 
z. B. die erwähnte Town hall in Birmingham von dem 
in hochragendem griechischen Stil errichteten Council 
(Grafschafts-)house. 
Uebrigens hat das heutige England keinen eigenen 
Baustil. Man begnügt sich vielmehr mit Nachahmungen 
älterer Stilarten und mit Kompositionen. 
Jedenfalls findet das, was ein vielgereister Chronist 
kürzlich über England sägte — es sei namentlich für 
uns Deutsche eine ganz andere Welt, voll des Interes¬ 
santen und Lehrreichen — auch in der Anlage und dem 
Bau der englischen Städte lebhaften Ausdruck. 
D. Gem.-Z. 
Berichte von der Landesausstellung 
in Linz 1903. 
ii. 
Seit unserem letzten Berichte über die Anmeldungen 
zur Landesausstellung hat sich die Zahl der Aussteller 
bedeutend vermehrt, so dass man in kurzer Zeit, alle 
schriftlichen Eingaben und mündlichen Zusagen zusammen¬ 
gerechnet, auf mindestens 200 Firmen wird rechnen 
können. 
* * 
* 
Die hiesige Wurstwarenfabrik Anton Glöckler 
(Heinrich Luthringshausen) beabsichtigt auf dem Aus¬ 
stellungsraum ein Objekt aufstellen zu lassen, in welchem 
mittelst maschineller Einrichtung die Erzeugung ihrer 
Fabrikate demonstriert wird. 
* * 
* 
Der Gewerbeverein der Stadt Steyr hat sich erbötig 
gemacht, in seinem Rayon die Ausstellungs-Angelegen¬ 
heit- in die Hand zu nehmen und dafür kräftig zu pro¬ 
pagieren. Die k. k. Versuchsanstalt daselbst ist geneigt, 
dem Ausschuss der Landesausstellung einige Schaukästen 
für Aussteller leihweise zur Verfügung zu stellen. 
* * 
* 
Das k. k. Finanz-Ministerium in Wien hat die Pro¬ 
position der hiesigen Tabakfabriks-Direktion, sich 
an der heurigen Landesausstellung in Linz beteiligen zu 
wollen, angeblich aus Sparsamkeits-Rücksichten nicht 
akzeptiert. 
$ $ 
* 
In letzterer Zeit wurden mehrere bedeutsame Aus¬ 
steller aus Gmunden gewonnen. Namentlich wird die 
Kunsttischlerei von dort auf der Ausstellung reichlich 
vertreten sein. 
Aus den Gemeinderats-Sitzungen in Linz. 
In der am 6. Mai stattgehabten Sitzung des Gemeinde¬ 
rates in Linz wurden folgende Bau-Angelegenheiten er¬ 
ledigt: Ueber Antrag des Gemeinderates WÖtzl beschloss 
der Gemeinderat die Herstellung des Kanales in der 
Piliweinstrasse zwischen der Union- und Brucknerstrasse 
und genehmigte die vom Stahlradklub angesuchte 
Zahlung der Kanaltaxe von 3200 K in drei Jahresraten. 
Die Ausführung der Arbeit ist auszuschreiben und sind 
die bezüglichen Offerte bis 16. Mai d. J., 12 Uhr mittags, 
beim Gemeindeamte zu überreichen. Gemeinderat Doktor 
Jäger berichtet über die Zuschrift der Staatsbahn¬ 
direktion Linz in Angelegenheit der Kreuzung öffent¬ 
licher Strassen durch Bahngeleise und beantragt, der 
Gemeinderat nehme diese Zuschrift als selbstverständlich 
zur Kennlnis und findet in dieser Sache nichts weiter 
vorzukehren. (Angenommen.) Gemeinderat Dr. Jäger 
berichtet weiters über das Ansuchen des Matthias Ober- 
leitner um Beschleunigung der Umlegung der Wiener 
Reichsstiasse nächst der Parzelle Nr. 786 und stellt den 
Antrag: Den Gesuchsteller zu verständigen, dass die 
Verbauung der Parzelle 472—72 dermalen nicht statt¬ 
finden dürfe, weil der Baublock, in dem die betreffende 
Parzelle gelegen ist, nach dem Regulierungsplane erst 
verbaut werden kann, wenn die Verlegung der Wiener 
Reichsstrasse stattgefunden hat und die Regulierung des 
Füchselbaches vorgenommen ist. Die bezüglichen Vor¬ 
arbeiten sind bereits im Zuge und werden voraussichtlich 
im Laufe dieses Sommers beendet. (Angenommen.) 
Lokale Baunotizen. 
Todesfall. Am Mittwoch den 13. d. M. verschied 
in Urfahr der Architekt, Stadtbaumeister und lang¬ 
jährige Direktor der „Oberösterreichischen Baugesell¬ 
schaft“ Herr Ignaz Scheck im 60. Lebensjahre. 
Der Dahingeschiedene, der schon vor zwei Jahren aus 
Gesundheits-Rücksichten seine Stelle bei letztgenannter 
Gesellschaft niederlegte und sich ins Privatleben zurück¬ 
zog, war eine allgemein beliebte Persönlicheit und hatte 
sich namentlich als Fachmann bei allen grösseren Bau¬ 
ausführungen durch seine Geschmacksrichtung, sowie 
praktische Anordnung und durch seine leutselige Um¬ 
gangsweise mit allen durch ihn beschäftigten Gewerbe¬ 
treibenden die Liebe und Achtung derselben in hohem 
Grade erworben. Viele Bauten in Linz und in den 
Provinzorten, die nach seinen Projekten zur Ausführung 
gelangten, sind heute noch wahre Musterwerke reiner 
Stilistik und solider Gestaltung. Die Beerdigung des 
Dahingeschiedenen findet Freitag den 15. d. M. um 
i/24 Uhr nachmittags vom Trauerhause, Urfahr, Rudolf¬ 
strasse Nr. 33, aus statt. Friede seiner Asche 1 
Zinn Bau der Urfahr er Pfarrkirche. Am 30. v. M. 
wurde von der Realitätenbesitzerin Frau Magdalena 
Greiner der zum Neubau einer Pfarrkirche in Urfahr
	        
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