Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Seite 186. 
OBERÖSTERRELCH1SOHE BAUZE1TUNÜ. 
Nr. 24. 
Bauwesen zu begrüssen, wenn Schritte getan wurden, 
die gewaltig vorwärts strebende Beleuchtungstechnik 
auch für unsere Zwecke und Ziele zu gewinnen. Um 
ein möglichst intensives und weitstrahlendes Licht, 
dessen Herstellung zugleich äusserst einfach und mit 
wenig Unkosten verknüpft sein musste, für die ver¬ 
schiedenen Verwendungszwecke zu erhalten, wandte 
man sich dem jetzt ja allgemein bekannt gewordenen 
„Acetylen“ zu, welches seine Aufgabe nach jeder 
Richtung hin und zur vollsten Zufriedenheit gelöst hat. 
Wir bringen unter Nr. 1 im Bild eine Acetylen- 
Sturmlaterne, welche für Strassen- und Schleusen¬ 
bauten von unschätzbarem Werte ist. Nr. 2 und 3 stellen 
Acetylen-Handlaternen dar, welche im Gebrauche 
ausserordentlich praktisch sind und für die verschiedensten 
Zwecke vielseitige Verwendung finden, Nr. 4 bringt im 
Bilde eine solide und elegant gebaute Deichsellaterne. 
Sämtliche Beleuchtungsapparate werden von dem 
Technischen Versandgeschäft Karl S t r e mp e 1, Bunzlau, 
in Handel gebracht und erteilt genanntes Geschäft gern 
kostenlos Auskunft und Gutachten in allen diesbezüg¬ 
lichen Fragen. 
Die reichhaltige Preisliste über Acetylen-Lampen 
und -Laternen (auch Hof- und Wagenlaternen) steht 
Interessenten von Seiten des obgenannten Geschäftes 
gratis zur Verfügung. B. W. 
Der Strassenbau in kleineren Städten 
Oberösterreichs. 
Von Eciliarcl Kornhoffer. 
Während in der Landeshauptstadt Linz alljährlich 
einige Strassenzüge neugepflastert oder wenigstens in¬ 
stand gesetzt werden, geschieht nach dieser Richtung 
hin in den meisten kleineren Städten Oberösterreichs so 
viel wie gar nichts, was umso sonderbarer erscheint, als 
die dortigen Gemeindeverwaltungen schon mehrfach die 
Wasserversorgungs- und öffentliche Beleuchtungs-Ange¬ 
legenheit einer günstigen Lösung zuzuführen verstanden 
und nur dem Strassenbau scheu aus dem Wege gehen, 
um den angeblichen Moloch des Gemeindesäckels nicht 
aus seinem Schlafe aufzurütteln. Und doch nützt diese 
Vorsicht nichts, in manchen Städten lässt sich die 
Sache nicht mehr länger aufschieben, es muss etwas 
getan werden, um die Strassen zu verbessern, sollen die 
Passanten nicht noch länger Gefahr laufen, bei jedem 
Schritt und Tritt sich Arme und Beine brechen zu können. 
Ein weiterer Grund, weshalb man der Pflasterungs¬ 
frage in den kleineren Städten stets auszuweichen ver¬ 
sucht, ist die Uneinigkeit in der Wahl der Pflasterungs¬ 
methoden und in der Unsicherheit der technischen Hand¬ 
habung dieser Ausführung, die nicht so leicht ist als 
man sie sich vorstellt, und soll es die Aufgabe dieser 
Zeilen sein, den betreffenden Organen für die Bewerk- 
stellung dieser technischen Angelegenheit einige praktische 
Winke zu geben. 
Das Wort: „Eines schickt sich nicht für Alle“, ist 
auf dem Gebiete des Strassenbaues ganz besonders zu¬ 
treffend. Jeder muss sich nach seiner Decke strecken, 
es wäre wenig praktisch, den kleinen Städten die teuren 
Pflasterungsmethoden in Vorschlag zu bringen, deren die 
verkehrsreichen Grosstädte sich bedienen. Gleicherweise 
wie es fehlerhaft ist, einen Brückenpfeiler einige Meter 
tiefer in den Boden zu senken oder stärker zu machen 
als dies, notwendig ist, oder ein bewegliches Wehr in 
einem Flusse länger zu machen, als die Ableitung des 
Hochwassers es fordert, ebenso fehlerhaft ist es, eine 
verkehrslose Strasse in einer kleinen Stadt mit teurem 
Pflaster zu pflastern oder für eine Chaussierung derselben 
Basaltsteine mit unverhältnismässig hohen Kosten auf 
weite Entfernung herbei zu schaffen. Bei den Pflaste¬ 
rungen sprechen mehr als bei den anderen Bauausführungen 
neben den Neubaukosten auch die Kosten für die laufende 
Erhaltung, für die Reinigung, für die zeitweisen Haupt¬ 
reparaturen, Umpflasterungen oder Neupflasterungen auf 
der alten Unterlage, so dass für jeden speziellen Fall 
diejenige Konstruktion zu wählen sein wird, für welche 
sich der Gesamtaufwand für diese Einzelbeträge als ein 
Minimum ermitteln lässt. 
Die Herabminderung der Neubaukosten ist durch die 
Wahl einer möglichst einfachen, leichten Konstruktion 
und Annahme geringwertiger Materialien zu erreichen, 
während man anderseits die Unterhaltungs- und Reini¬ 
gungskosten durch einen sorgsamen, etwas teueren Neu¬ 
bau am ehesten vermindert. Letztere werden umsomehr 
mitsprechen, je mehr der Verkehr der Strassen sich 
hebt, so dass man naturgemäss zu einer Klassifizierung 
der Strassen einer Stadt je nach der Grösse des Verkehrs 
in Haupt- und Nebenstrassen kommt und diese Klassi¬ 
fizierung in der Art der Pflasterung auszudrücken be¬ 
strebt ist. Dabei wird nicht die Zahl der Fuhrwerke 
allein massgebend sein, sondern auch deren Belastung 
und es wird wichtig sein, auch die Breite des Fahr¬ 
dammes in Rechnung zu ziehen. Dies alles wird am 
besten berücksichtigt, dass man den Jahresverkehr pro 
1 Meter Fahrdammbreite, in Kilogramm oder Tonnen 
ausgedrückt, den Beobachtungen zugrunde legt. Man 
könnte sich hierbei nun füglich auf Erfahrungen stützen, 
welche auch an anderen Orten mit gleichen Pflaster¬ 
gattungen und Materialarten bei gleicher Grösse des 
Verkehres gemacht worden sind. Leider aber fehlt das 
betreffende statistische Material bei uns in Oberösterreich 
fast ganz, denn es wurde bisher von unseren Bezirks¬ 
vorstehungen und Gemeindeverwaltungen beinahe ganz 
unterlassen, nach dem Vorbild ausländischer technischer 
Behörden exakte Untersuchungen über die Abhängigkeit 
des Materialverbrauches und der Erhaltungskosten von 
der Grösse und Art des Verkehres anzustellen. So bleibt 
vorderhand kein anderer Weg, als auf Versuchsstrecken 
statistisches Material zu sammeln. Natürlich wird es nicht 
möglich sein, die an einer Stelle gesammelten Erfahrungen 
ohne weiteres anderwärtig zu verwenden und mit mathe¬ 
matischer Sicherheit auf gleiche Resultate an anderer 
Stelle zu rechnen. 
Manche Nebenumstände, beispielsweise die Lage der 
Strasse als sonnig oder beschattet, die Gefällsverhältnisse 
u. a. m. werden mitsprechen; vor allem täuscht man sich 
leicht über die Grösse des Verkehres, da die Verbesse¬ 
rung einzelner Strassenstrecken zumeist eine Vermehrung 
des Verkehres auf den betreffenden Strassen unter gleich¬ 
zeitiger Entlastung anderer Strassen herbeiführt. Von 
der auf vorbeschriebener Art zu findenden Klassifizierung 
der Strassen nach Massgabe des Verkehrs und des Mini¬ 
mums des Gesamtkostenaufwandes sollten sparsame Ge¬ 
meindeverwaltungen nur in Ausnahmsfällen ausweichen; 
fordert jedoch beispielsweise die Lage einer Schule, eines 
Krankenhauses o. dgl. an einer frequenten Strasse die 
Verwendung eines geräuschlosen Pflasters, so werden, 
wenn man die richtige Pflasterungsart, wie beispielsweise 
Asphalt, wählt, die Kosten nicht höher als von Stein¬
	        
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