Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Seite 158. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 20. 
der auf zirka 3 Millionen Kronen veranschlagt ist und 
mehrere Jahre andauern wird, hätte verdient, dass die 
Ausschreibung für seine Herstellung auch in der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“ erfolgt wäre, um die Zahl 
der Bewerber nicht einzuschränken, sondern zu ver¬ 
mehren. Wir haben uns die Ausschreibung, die folgender- 
inassen lautet, aus einem Steyrer Lokalblatte verschafft: 
(Kasernenbau.) Die Gemeinde Steyr schreibt eine 
Offertverhandlung zur Sicherstellung der Arbeiten und 
Lieferungen für den Bau einer neuen Artilleriekaserne 
aus. Herzustellen sind: Ein Unteroffiziers-Wohngebäude, 
ein Marketenderei-Gebäude, ein Mannschaftswohngebäude, 
eine gedeckte Reitschule, ein Stabsstall, 6 Batteriestal¬ 
lungen, eine Hufbeschlagschmiede, ein Remontenstall, 
ein Krankenstall, ein Stall für verdächtige Pferde. Ver¬ 
geben werden die Baumeisterarbeiten exklusive der Tra¬ 
versen und Schliessen, die Steinmetz-, Zimmermanns-, 
Spengler-, Tischler-, Schlosser-, Anstreicher- und Maler-, 
Glaser- und Schmiedearbeiten. Die Angebote können 
auf alle oder einzelne Objekte oder Arbeitsgattungen 
lauten und sind Offerte bis 28. Oktober d. J., 3 Uhr nach¬ 
mittags, samt einliegendem Vadium im städtischen Kassen¬ 
amte zu überreichen. Alle Behelfe können im Stadt¬ 
bauamte eingesehen oder gegen Erlag von 40 Heller per 
Bogen bezogen werden. 
Zur Hebung des monumentalen Backsteinbaues, 
In England finden wir seit langer Zeit die Technik aus¬ 
gebildet, Backsteinbauten nach der Fertigstellung mit 
dem Meissei zu bearbeiten und aus der Fläche Ornamente, 
wie Säulen, Kapitäle und Simse, herauszuhauen. Der¬ 
artige Arbeiten sind zwar kostspielig, verleihen aber dem 
Ganzen ein äusserst wirkungsvolles Ansehen, das sich in 
gleicher Schönheit durch die Verwendung fertig ge¬ 
formter Ziegelkörper nicht erzielen lässt. Selbst wenn 
von der Darstellung architektonischer Gliederungen ab¬ 
gesehen wird, verleiht schon das Anrauhen der Back¬ 
steine durch Meissei oder Hammer den Ziegelflächen einen 
ähnlichen Reiz, wie ihn die behauenen Werksteine be¬ 
sitzen. Für Bauten in unserem Vaterlande eignet sich 
eine derartige Behandlung von Backsteinbauten wegen 
unserer weniger günstigen klimatischen Verhältnisse nicht. 
Die Ziegelkörper werden durch die Bearbeitung an der 
Hauseite rissig und bieten dann dem zerstörenden Frost 
bequeme Angriffspunkte. Dagegen wird von fachkundiger 
Seite der Einführung eines anderen Verfahrens das Wort 
geredet, wonach die Ansichtsflächen der Backsteine 
gleich nach dem Formen, aber noch vor dem Trocknen 
und Brennen der Steine feine Riefen erhalten, die sie 
den Werksteinen ähnlich machen. Es ist festgestellt 
worden, dass derartige Backsteine in Italien bereits in 
früher Zeit zur Anwendung gelangten. Ferner hat man 
beobachtet, dass auch an der Petrikirche in Lübeck an 
den Kanten Backsteine mit Riefen eingebaut worden 
sind, offenbar zu dem Zweck, eine lebendigere Wirkung 
hervorzubringen. Die Riefen sind vermutlich durch Holz¬ 
stäbe eingeritzt worden. Feine Linien, die neben den 
Riefen laufen, lassen darauf schliessen, dass neben der 
Holzspitze Fasern hervorragten, die entsprechende Ein¬ 
drücke hinterliessen. Entsprechend der Absicht der Er¬ 
bauer hat man bei der Erneuerung der Kirche vor 
mehreren Jahren überall dort, wo derartige Steine aus¬ 
zuwechseln waren, neue Backsteine eingesetzt, die eben¬ 
falls vor dem Brennen durch Holzstäbe aufgerauht worden 
waren. Für die heutigen Verhältnisse wäre eine Nach¬ 
bearbeitung der Steine durch Handbetrieb wie die be¬ 
schriebene zu kostspielig. Die Fabrikation der besseren 
Backsteine erfolgt im wesentlichen auf maschinellem 
Wege. Das angenetzte Tonmaterial wird durch einen 
Tonschneider zerschnitten und durchgeknetet und dann 
durch ein Mundstück als zusammenhängender Strang 
ausgepresst, den man durch Drähte in einzelne Steine 
zerteilt. Die Riefen in den einzelnen Steinflächen kann 
man nun in sehr einfacher Weise dadurch erzeugen, dass 
man vor dem Mundstück der Presse an den vier Seiten 
des austretenden Stranges geriffelte Walzen vorlegt, die 
sich durch Schrauben so genau verstellen lassen, dass 
ihre Schneiden in das weiche Tonmaterial eingreifen. 
Hölzerne, nicht zu glatt abgedrehte Walzen werden den 
Steinen ein milderes, weicheres Ansehen verleihen als 
metallene. Die Walzen kann man auch durch Kämme 
ersetzen, die vor dem Mundstück der Strangpresse fest 
angebracht sind. Auf diese Weise gelingt es also, die 
vier Seitenflächen des Tonstranges zu mustern. Wünscht 
man auch noch die beiden letzten, die Schneid flächen 
des Steines mit Riefen auszustatten, dann versieht man 
einem neueren Vorschläge gemäss, die Abschneidedrähte 
mit Knoten und führt sie parallel zu sich durch den 
Tonstrang hindurch. Es entstehen dadurch ebenfalls 
Riefen. Allerdings gewinnen diese beiden Flächen nicht 
dasselbe Aussehen wie die vier andern. In architek¬ 
tonischer Hinsicht ergibt sich aber hieraus kein Mangel, 
weil der Baukünstler durch passende Verwendung der 
verschiedenen Flächen Abwechslung zu schaffen versteht. 
Die in den Verband eintretenden, nicht sichtbaren Flächen 
der Backsteine bringen infolge ihrer Rauhigkeit den 
Mörtel zum besseren Anhaften und versehen also auch 
dort ihren Dienst. 
Patentliste 
über in Oesterreich und in Deutschland angemeldete und 
erteilte Patente, zusammengestellt von Viktor Tischler. 
Ingenieur und Patentanwalt, Wien, VII/2, Siebensterngasse 39, 
Mit Ausnahme von Recherchen erhalten die P. T. Abonnenten 
und Inserenten jede Auskunft kostenlos. 
In Oesterreich ausgelegte Patente: Ebene 
Decke aus rechts und links verwendbaren gleichartigen 
Hohlsteinen. Firma Terranova Industrie C. A. Kapferer & 
Schleuning, München (A 4469—02). — Betoneisenplatte 
für Decken u. dgl. Hilarius Schmitz und Richard Weyland, 
Düsseldorf (A 5430—02). — Plattenpresse mit rotierendem 
Tisch. Kurt von Pelchrzim, Ehrang (A 157—03). — Ver¬ 
fahren zur Herstellung von Kunststeinplatten aus mit¬ 
einander abwechselnden Schichten von hydraulischen 
Bindemitteln und Faserstoffeinlagen. Karl Pohl, Budapest 
(A 1038—02). — Verfahren zur Herstellung von Hohl¬ 
balken aus Kunststein. Hans Siegwart, Luzern (A1401—02). 
In Oesterreich erteilt: Vorrichtung zur Her¬ 
stellung von plattenförmigen Körpern aus Zement. Josef 
Sebek, Nimburg (Nr. 13.588).—Vorrichtung zum Schliessen 
und Oeffnen von Formen, insbesondere Zementrohrformen. 
(Firma Endlers Technisches Bureau, Wien (Nr. 13.649). 
In Deutschland angemeldet: Kehleindeckung 
für Klosterdächer. Reinhold Sturm, Freiwaldau (St. 7181). 
— Antrieb für Aufbereitungs-Maschinen zur Kalksand¬ 
steinherstellung. Aktiengesellschaft für industrielle Sand¬ 
verwertung, Zürich (A. 9972). — Verfahren und Vor¬ 
richtung zum Abschneiden und Absetzen von Ziegeln, 
die durch eine Strangpresse erzeugt sind. Friedrich Beyr, 
Siegmar (B. 34491). — Verfahren zur Herstellung von 
Belagplatten. Hugo Sauer, Wesel (L. 17.203). — Ab-
	        
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