Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Nr. 20. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 155. 
Firma. Viel würdiger und entsprechender ist hier die 
Leistungsfähigkeit der Stettiner Schamottefabrik A.-G. 
dargestellt, als es im Vorjahre in Olmüt.z der Fall war. 
Bei der Installation der Anlagen war auch die Anhalt’sche 
Maschinenbau-A.-G. in Berlin beteiligt. Wenig bekannt 
sind noch die rostartigen Koksförderketten nach Bamag, 
die Retortenlagerung nach Burgmann, der Stöpsel-Ver¬ 
schluss zur Verhütung der Explosionsgefahr. 
An dem Haupteingange liegt eine geräumige Halle, 
die eine sehenswerte Sonderausstellung aufgenommen 
hat. Es ist die Vorführung der meisten Neuheiten und 
Erfahrungen, vieles Bewährte, das Rauch und Russ bei 
Feuerungsanlagen vermeiden soll, Studien, die seit Jahr¬ 
zehnten die Feuerungstechniker und Städteverwaltungen 
beschäftigen. Leider haben all die Versuche, die Luft 
der Städte, Rauch und Russ der häuslichen und indu¬ 
striellen Feuerungsanlagen zu reinigen oder richtiger, 
gleich beim Entstehen zu vermeiden und zu unterdrücken, 
keinen durchschlagenden, sondern nur teilweisen Erfolg 
gehabt. Doch bietet all das, was hier zum Wöhle der 
Städte ersonnen, geplant und aufgebaut wurde, viel 
dankenswertes Studienmaterial nicht nur den Technikern 
der Stadtverwaltungen, sondern auch allen Industriellen, 
deren Betriebe mit Feuerungsanlagen verbunden sind 
oder die den Brennofen für Fertigstellung ihrer Erzeug¬ 
nisse bedürfen. Wir wollen daher hier das nennens¬ 
werteste anführen. So finden wir hier einen keramischen 
Ofen in Planzeichnung, der der Porzellanindustrie dienen 
soll. Es ist der Rundofen mit überschlagender Flamme 
und einer Patent-Rauchverhütüngs-Einrichtung vonUnger 
und Abicht in Koburg. Auch die meisten neuen Mittel 
bei grossindustriellen Feuerungsanlagen, den Heizer mehr 
oder weniger von der ermüdenden Arbeit des Einwurfes 
zu entlasten, sind hier vorgeführt. Die Firma J. A. Topf 
& Sühne-Erfurt hat sieh auf diesem Gebiete durch 
mehrere Neuerungen namhafte Verdienste erworben. So 
ist der mechanische Beschickungsapparat (nach dem be¬ 
kannten Schleudersystem) für stückige Kohle wesentlich 
verbessert worden. 
Ein anderer mechanischer TopPscher Beschickungs¬ 
apparat „Phaeton“ dient zur absolut gleichmässigen Be¬ 
schickung in kürzeren Zwischenräumen von klar und 
gemischten Kohlen und kann dieser Apparat mit dem 
„Luftautomat“ einer rauchverhütenden Planrostfeuerung 
verbunden werden. Breslauer stellt die Planzeichnung 
einer Wassermisch-Gasfeuerung für Industriefeuerung 
aus, welche Rauch und Russ beseitigen soll, G. W. Kraft 
in Dresden-Löbtau, Abbildungen von Anlagen einer 
patentierten variablen rauchverzehrenden Schrägfeuerung 
mit veränderlicher Rostgrösse, R. Lehmann in Dresden 
eine rauchvermindernde Feuerung an Wasserheizungs- 
Backöfen durch regulierbare Zuführung vorgewärmter 
Luft über der Verbrennungsschicht. Viel Interesse er¬ 
regte der rauchlose Feuerungsapparat System Lutz- 
Schäfer für jedes Kesselsystem ausführbar mit Schamotte¬ 
düsen, Gewölbe und geschlossener Rutschplatte für Siede¬ 
rohrkessel, Steinmüllerkessel u. a. 
Eine erfreuliche Tätigkeit hat auf diesem hoch¬ 
wichtigen Untersuchungsgebiete der sächsische Ingenieur- 
und Architektenverein Dresden entwickelt: Derselbe hat 
zur Einsicht all die im Laufe der Jahre von seinen Mit¬ 
gliedern in der Vereinszeitung veröffentlichten Abhand¬ 
lungen und Kriterien über Rauchverhütungs-Vorrich¬ 
tungen und die damit angestellten Untersuchungen, und 
andere [einschlägige Arbeiten über Dampfkesselbetrieb, 
Feuerungs- und Schornsteinanlagen aufgelegt. Sehr 
interessante Apparate hat der Mechaniker G. A. Schultze 
in Berlin ausgestellt, die noch wenig bekannt sind und 
eine eingehende vielseitige Erprobung und Verwendung 
beanspruchen können. Es sind dies ein registrierender 
Pyrometer für die Temperatur der Rauchgase; 0. Winter- 
Hannover stellt einen Rauchverbrennungsofen mit den 
Bausteinen aus und einen Fliesenofen mit Ausmauerung 
zur rauchlosen Feuerung. Unter den Ausstellern, die 
eine rauch- und russlose Zimmerheizung anstreben, finden 
sich bekannte Firmen, wie G. Wurm in Frankfurt a. M. 
mit Dauerbrandöfen, rauchloser Feuerung, auch sind 
dessen Patent-Schamotteluftzillen, Ofen-Ausmauerungs¬ 
steine für eiserne Füllregulier - Dauerbrandöfen und 
Schamotte-Doppelluftzillensteine (!) mit Erhitzungs-Luft¬ 
zuführungskanal für Kachelöfen mit rauchloser Feuerung 
vorgelegt. H. Stier in Dresden beschäftigt sich gleich¬ 
falls mit der Herstellung von Küchenherden, Koch¬ 
maschinen mit russfreier Feuerung für alle Brennstoffe 
mit sichtbarem Glut- und Flammenraum und stellt der¬ 
artige Apparate aus. Die Meissener Tonofenindustrie ist 
durch einen Kachelofen mit Oertels Regenerativheizung 
und eiserne Einsatzofen vertreten, die sich eines guten 
Absatzes namentlich in Dresden erfreuen. 
Im eigenen Pavillon hat die bekannte Firma für 
Heizanlagen Gebr. Körting in Hannover ein Modell der 
Haby’schen Rauchverhütungs-Vorrichtungen ausgestellt, 
die voraussichtlich in der Industrie vielfach Verbreitung 
finden wird. Dass es in einer Fachausstellung der Feue- 
ruugstechnik, Rauch- und Russverhütung nicht an best¬ 
empfohlenen Brennstoffen fehlt, ist leicht erklärlich. So 
hat die Brikett-Vereinigung für das sächsisch-thüringische 
Gebiet mit ihren 28 Mitgliedern ein mächtiges, recht ge¬ 
schmackvoll angeordnetes Demonstrationsobjekt errichtet, 
dem sich die Grude- und Kokswerke angeschlossen haben, 
wie die Wesselner Koks- und Kammazitwerke von C. 
Mehlhardt in Dresden mit rauchlosen Brennmaterialien 
für Kessel, Hausbrand, chemische, metallurgische und 
keramische Betriebe. 
Einiges bietet auch die eigentliche Städteausstellung 
jedoch nicht im monumentalen Ausstellungsbau. Es ist 
leider nicht allzuviel und nichts Bahnbrechendes. Umso 
grösser muss daher die Anerkennung sein, die jenen 
wenigen Städten gewidmet werden muss, welche sich 
auf diesem Gebiet betätigt haben. Es sind die Landes¬ 
hauptstätte Dresden und München, die eigene Amts¬ 
stellen für dieses gesundheitstechnische Fach errichtet 
haben. Man hat diese Ausstellungs-Gegenstände ganz 
sachgemäss in einem Raume der Sonderausstellung zur 
Aufstellung gebracht. So hat der Rat zu Dresden schon 
1887 ein Ortsgesetz, die Verhütung von Rauch und Russ 
betreffend, erlassen. Auch wurde ein „Ausschuss zur 
Einschränkung der Rauch- und Russbelästigungen und 
Ueberwachung des Kehrwesens“ gebildet, der aus fünf 
Mitgliedern des Rates und fünf Mitgliedern der Stadt¬ 
verordneten besteht. Als technisches Organ wurde ein 
Fachingenieur als Inspektor für Feuerungsanlagen er¬ 
nannt und demselben ein geübter Heizer als Heizaufseher 
beigegeben. Mit der Ueberwachung der Schornsteinanlagen 
sind sämtliche Angestellte der Wohlfahrtspolizei beauf¬ 
tragt. Die Dresdener amtliche Geschäftsstelle benützt 
zur Kontrolle eine sechsteilige Farbenskala, welche 
zwischen 6 (weiss) und 5 (schwarz) liegt. Der zur Her¬ 
stellung der Farbenskala verwendete Apparat sowie eine 
hiemit angefertigte Rauchstärkeskala sind ausgestellt
	        
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