Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Seite 124. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZELTUNG. 
Nr. 16. 
Wir schliessen hiemit die allgemeine Uebersicht dieser 
hochinteressanten Ausstellung, um eine eingehendere 
Besprechung der bemerkenswerten Gruppen und Objekte 
folgen zu lassen. 
Ueber Fassadefarben. 
Ueber diesen Gegenstand erhalten wir von einer 
bedeutenden Bauunternehmung in Oberösterreich, die 
zumeist Hochbauten ausführt, folgende Mitteilung: 
Jedem in der Branche Eingeweihten ist es bekannt, 
dass das Bedürfnis nach Fassadefarben, welche gegen den 
Einfluss der Witterung unempfindlich sind, ein immer 
dringenderes wurde. Es handelt sich dabei nicht so 
sehr um die Farben selbst — denn Fassadefarben werden 
derzeit in den besten Qualitäten auf den Markt gebracht 
— als vielmehr um ein geeignetes Bindemittel, welches, 
ohne die Farben selbst irgendwie zu beeinflussen, dennoch 
eine feste und dauernde Verbindung desselben mit dem 
Untergrund herzustellen vermag, eine Verbindung, 
welche durch den Einfluss von Luft und Wasser in 
keiner Weise gelockert werden kann. Die verschiedenen 
Kompositionen, welche mittels Leim oder Silikaten her¬ 
gestellt wurden, erfüllten ihren Zweck nur unvollkommen, 
da sie die nötige Dauerhaftigkeit nicht besassen. 
Nach langen Versuchen ist es nun der Firma 
Kaspar&Dr. Vogl, Wien III/l, Hauptstrasse 109, 
gelungen, ein Bindemittel herzustellen, welches eine 
dauernde Verbindung der Fassadefarben mit dem Unter¬ 
grund herbeiführt. Dieses Bindemittel wird von der 
genannten Firma unter dem Namen „Lavofirmin“ in 
den Handel gebracht und seine rasche Einführung ist 
ein Beweis für seine vorzüglichen Eigenschaften. Das 
„Lavofirmin“, welches auch für sich ohne Zusatz 
einer Fassadefarbe zum Grundieren und bei zweimaligem 
Anstrich auch zur Herstellung eines reinen weissen An¬ 
striches olmeweiters brauchbar ist, bildet ein weiches 
weisses Pulver, welches, solange es trocken gehalten 
wird, absolut unveränderlich ist. Sein Gebrauch ist 
ein höchst einfacher. Das Pulver wird mit ungefähr der¬ 
gleichen Menge kalten Wassers zu einem dicken Brei 
angerührt und in diesem Zustande etwa eine halbe 
Stunde belassen, wonach man solange mit Wasser ver¬ 
dünnt, bis die Masse bequem aufzutragen ist. Um das 
lästige Schäumen zu vermeiden, tut man gut, einige 
Tropfen Oel zuzusetzen; der Untergrund soll vor dem 
Anstrich möglichst feucht gehalten werden und es soll, 
um ein zu rasches Auftrocknen zu verhindern, nicht 
bei direkter Sonnenbestrahlung gestrichen 
werden. Es hat sich gezeigt, dass bei Beobachtung 
dieser einfachen Vorsichtsmassregeln „La vo fir min“ 
einen mit der Zeit immer härter werdenden, durchaus 
wasch- und wetterfesten Anstrich gibt, der 
durch seinen eigentümlichen samtartigen Glanz aus¬ 
gezeichnet ist. Der letztere geht auch dann nicht ver- 
4oren, wenn man dem „La vo firmin“ Erdfarben zusetzt, 
um eine beliebige Nuance zu erhalten. Es kann jede 
Erdfarbe verwendet werden, doch ist es, um die 
Bindekraft des „Lavofirmin“ nicht zu vermindern, 
ratsam, nicht mehr Farbe einzurühren, als ungefähr 20% 
des verwendeten trockenen „La vo firmin“. d. r. 
Inhalt. Deutsche Städteausstellung in Dresden (mit Illustration). — 
Ueber Fassadefarben. — Künstliches Trocknen von Nutzholz nach ameri¬ 
kanischem Verfahren. — Neue Art der Entwässerung von Baugruben. — 
Lokale Baunotizen. — Patentliste. — Offene Stellen. — Anmeldungen für 
Wasserbezug aus dem städtischen Wasserwerke. — Briefkasten. — Inserate. 
Künstliches Trocknen von Nutzholz nach 
amerikanischem Verfahren. 
In dem abgeschlossenen Trockenraum wird die er¬ 
wärmte Luft mittels eines Ventilators durch das Holz 
hindurchgetrieben, wobei sie sich mit dessen Feuchtigkeit 
verbindet, um alsdann durch einen kühlenden Kondensator 
zu ziehen, wo sie das aufgenommene Wasser wieder ab¬ 
gibt, um nach Wiedererwärmung das Spiel zu erneuern. 
Mit dieser Art des Trocknens sind folgende Vorteile ver¬ 
bunden: Vor allem wird sich der Betrieb gleichförmig 
gestalten. Die Gleichförmigkeit des Trocknens hängt 
von der gleichmässigen Ventilation ab, die aber bei An¬ 
wendung eines Schornsteines für den Zug im Sommer 
und Winter sehr verschieden ist. Der Temperatur-Unter¬ 
schied zwischen der äusseren Luft und der durch den 
Schornstein abziehenden warmen und feuchten Luft be¬ 
dingt die Stärke der Luftzufuhr; im Winter ist dieser 
Unterschied gross, im Sommer klein. Wenn man sich 
die abziehende Luft zum Beispiel 30° 0. denkt, so könnte 
im Sommer möglicherweise gar kein Unterschied vor¬ 
handen sein; man müsste dann den Schornstein besonders 
heizen. Mittels des Ventilators lässt sich auch eine sehr 
lebhafte Luftbewegung herstellen und somit die Wärme 
der im Kondensator vom grössten Teil ihres Wassers 
befreiten und wieder erhitzten Luft rasch an die Holz¬ 
flächen hinführen, so dass das Erwärmen des Holzes 
und die Verdampfung des Wassers schneller von statten 
geht. Durch die grosse Geschwindigkeit der Luftbewe¬ 
gung lässt sich wohl auch die Temperatur in verschiedenen 
Höhen des Trockenraumes sehr gleichförmig gestalten, 
so dass die Austrocknung der einzelnen Holzstücke in 
gleichem Grade erfolgt. Man würde sich den Betrieb 
etwa in der folgenden Weise zu denken haben: Die durch 
den Heizapparat auf 60° C. erwärmte Luft kühlt sich 
beim Durchziehen durch das Holz auf 40° O. ab und ist 
dabei nahezu gesättigt. Dann wird sie im Kondensator 
auf 20° 0. gekühlt und gibt dabei pro Kubikmeter 50—17 
gleich 33 Gramm Wasser ab. Die Lufttemperatur und 
die Mengen ablaufenden Wassers wären durch Mess¬ 
werkzeuge zu kontrollieren und zu regulieren. Es ist an¬ 
zunehmen, dass bei gleich starker Luftbewegung durch 
den Ventilator die . Luft im Anfang feuchter wird und 
mehr Wasser im Kondensator abgibt als später, wenn 
das Holz schon ziemlich trocken geworden ist; ebenso 
wird später die Temperatur der Luft etine höhere sein, 
nachdem das Holz durch seine ganze Masse warm ge¬ 
worden ist und weniger Wärme zur Verdampfung ge¬ 
braucht wird. Es könnte sich vielleicht sparsamer weise 
empfehlen, die Luft später eine Zeit lang im Trocken¬ 
raum selbst herumzuführen, ehe man sie nach dem 
Kondensator ziehen lässt. Die Zeit, bis eine Füllung des 
Trockenraumes mit Holz getrocknet ist, wird natürlich 
wie immer ganz von der Stärke des Holzes abhängen; 
dicke Stücke trocknen langsamer als dünne. Am ge¬ 
eignetsten zum Trocken soll sich ein Raum von 100 Kubik¬ 
meter erwiesen haben. Wird die Luft innerhalb desselben 
binnen 5 Minuten einmal gewechselt, so kommen dann 
bei etwa einem Drittel Füllung Holz 0*20 Kubikmeter 
Luft auf die Stunde. 
Der zum Betrieb dienende Ventilator braucht somit 
nicht gross zu sein find erheischt nur geringe Betriebs¬ 
kraft. Da die Beschaffung der erforderlichen grossen 
Wassermenge unter Umständen Schwierigkeiten oder 
grosse Kosten verursachen könnte, so fragt es sich, ob
	        
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