Volltext: VIII. Jahrgang, 1903 (VIII. JG., 1903)

Seite 106 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 14. 
Aus Vorstehendem ersieht man, dass dia-Herstellung 
eines guten Holzzementdaches nicht gar so leicht ist, als 
man sich es vorstellt und von Laien ausgeführt, unmög¬ 
lich seiner Aufgabe in Bezug auf Wetterbeständigkeit 
und Abgang von Reparaturen entsprechen kann. 
Ingenieur G. Sch aller. 
Grundsätze 
für das Verfahren bei Wettbewerben im Gebiete 
der Architektur und des gesamten ingenieurwesens. 
Es ist eine erwiesene Tatsache, dass viele Wettbewerbe 
im Gebiete der Architektur und des Ingenieurwesens 
bald den Wettbewerbausschreiber, bald die Wettbewerber 
nicht befriedigen und beiderseitig zu mehr oder minder 
berechtigten Klagen Veranlassung geben. Die Erklärung 
für die Erscheinung liegt in der Regel darin, dass bei 
Ausschreibung von Wettbewerben häufig nicht mit jener 
Voraussicht und Gründlichkeit vorgegangen wird, welche 
unerlässlich ist, um die Interessen beider Teile mit Sicher¬ 
heit zu wahren. Der Ausschreibende übersieht oft, dass 
die Ausschreibung, und ganz besonders das Programm, 
eine klare Umschreibung aller Bedingungen, welohe beider¬ 
seitig zu erfüllen sind, beziehungsweise der zu lösenden 
Aufgabe enthalten muss, welche nur in das Wesen der 
letzteren eingeweihte Fachmänner zu geben vermögen, 
und dass auch zur Beurteilung des W'ertes künstlerischer 
und technischer Arbeiten in erster Reihe j e n e Künstler 
und Techniker berufen erscheinen, welche bei der Stellung 
der Aufgabe mitgewirkt haben, also in den bei derselben 
leitenden Gedankengang vollkommen eingedrungen sind. 
Ein unklares, unvollständiges Programm entzieht einem 
Wettbewerbe von vornherein die Grundlage für sein 
Gelingen und wird meistens auch erfahrene Fachmänner 
von der Beteiligung am Wettbewerbe abhalten, da die 
Unklarheit der Aufgabe auch die Sicherheit für eine 
sachliche Beurteilung ihrer Lösung in Frage stellt. Dazu 
kommt noch, dass die für Wettbewerbe gewidmeten Preise 
nicht selten so ausserordentlich nieder bemessen sind, 
dass selbst der mit dem ersten Preise bedachte Preis¬ 
werber dadurch kaum die Selbstkosten gedeckt sieht, 
welche ihm die in der Ausschreibung verlangten, oft weit 
über den Zweck einer Preisbewerbung hinausgehenden 
Arbeiten verursachen, der hauptsächlich darin liegen soll, 
brauchbare Ideen zu gewinnen, welche dem für die Aus¬ 
führung erst nachher auszuarbeitenden Entwürfe zugrunde 
gelegt werden können. 
Alle diese Umstände und viele andere, unter welchen 
der Wettbewerbausschreibende, aber in der Regel in 
weit grösserem Masse die Preisbewerber zu leiden haben 
und deren nähere Erörterung hier zu weit führen würde, 
veranlassten den Oesterreichischen Ingenieur- und 
Architekten-Verein in Wien Grundsätze für 
das Verfahren bei Wettbewerben im Gebiete der Architektur 
und des gesamten Ingenieurwesens aufzustellen und einen 
„ständigen Ausschuss für Wettbewerbungs-Angelegen- 
heiten“ einzusetzen, welcher berufen ist, die auf dem 
Gebiete des Wettbewerbewesens vorkommenden Er¬ 
scheinungen zu verfolgen und eben so sehr durch den 
Hinweis auf beachtenswerte Beispiele und Fortschritte, 
wie durch die rücksichtslose Aufdeckung bemerkbarer 
Irrtümer oder Mängel zur Förderung des für die Weiter¬ 
entwicklung der Architektur und der Technik nicht zu 
unterschätzenden Wettbewerbewesens beizutragen. Auf¬ 
gabe des genannten Ausschusses ist es auch, sowohl den 
Wettbewerbausschreibenden als auch den Preiswerbern, 
mögen sie dem Vereine angehören oder nicht, bei Er¬ 
ledigung von Fragen, welche das Wettbewerbewesen be¬ 
treffen, mit fachmännischem Rate stn die Hand zu gehen 
und zwar unentgeltlich, insoweit es sich dabei nur um 
Arbeiten handelt, welche zeitraubende, eingehende Studien 
nicht bedingen. 
Dass die Bestrebungen des hochgeschätzten Vereines 
von grossem Erfolge begleitet sein werden, steht ausser 
allem Zweifel und ist es daher geboten, dass alle Persönlich¬ 
keiten, die einen Wettbewerb veranlassen oder sich an 
einem solchen beteiligen, genaue Kenntnisse von den 
Grundsätzen besitzen, die der Verein, respektive dessen 
Ausschuss mit grossem Sachverständnisse ausgearbeitet 
hat und die von dessen Verlag in Wien zu beziehen sind. 
d. r. 
Die Fabrikation von Sandziegeln. 
II. 
Es wird diese Fabrikations-Methode mit Lufterhärtung 
jedoch auch vielfach im Grossbetriebe angewandt, und 
gibt es Unternehmungen, welche im grossen Masstabe 
und mit Dampfpressen auf dieser Basis arbeiten und auch 
meist vorzügliche Geschäfte machen. Sobald es sich aber 
um Darstellung eines Produktes handelt, das gleichförmig 
in grossen Quantitäten verbraucht wird, z. B. Ziegelsteine 
in bestimmten Grössen, Dachfalzziegel u. dgl., so ist 
zweifellos mit der in neuerer Zeit aufgekommenen Fabri¬ 
kationsmethode unter Anwendung von heissen Wasser¬ 
dämpfen für den Erhärtungsprozess ein bedeutend gün¬ 
stigeres pekuniäres Resultat zu erzielen, auch wird das 
Produkt schöner und deshalb besser verwendbar für vor¬ 
nehme Fassaden und Dächer. 
Die Wirkungsweise des Bindemittels ist hierbei eine 
andere, als die vorher beschriebene; das Bindemittel um- 
schliesst die Sandteile nicht mechanisch durch ein Netz, 
sondern es findet hier eine chemische Einwirkung des¬ 
selben auf den Sand selbst statt, was auf den Einfluss 
der heissen Wasserdämpfe in Gegenwart des Bindemittels 
Kalk zurückzuführen ist. Eigentlich ist in diesem Falle 
das von vorneherein dem Sand beigemischte Bindemittel 
noch nicht in Wirklichkeit dasjenige, welches die ein¬ 
zelnen Sandkörner zu einem steinharten Konglomerat 
vereinigt; dieses Bindemittel entsteht durch eine chemisch¬ 
physikalische Reaktion in ausreichender Menge erst dann, 
wenn der Dampf genügend lange auf die geformte Kalk¬ 
sandmasse eingewirkt hat. Die Einwirkung des Dampfes 
kommt umso günstiger zur Geltung, je geeigneter die 
Rohmaterialien für diese Dampfbehandlung sind. So muss 
der Sand reich an Quarz oder Feldspat, d. h. möglichst 
kieselsäurehaltig sein, und kann in der Regel überhaupt 
nicht mehr bei dieser Fabrikations-Methode verwendet 
werden, wenn er weniger als 50 Perzent Kieselsäure ent¬ 
hält. Der grösste Teil aller vorkommenden Sande genügt 
übrigens diesen Ansprüchen. Notwendig ist auch ein 
kleineres und ziemlich gleichmässiges Korn, da grosse 
Flächen gegen die Einwirkung der heissen Wasserdämpfe 
viel widerstandsfähiger sind, als kleine. Am besten ver¬ 
arbeitet sich ein kleines Korn mit scharfen Kanten und 
demgemäss spitzen Ecken, welche die innigste Verbin¬ 
dung resp. Verkittung der Sandkörner untereinander er¬ 
möglichen. 
Was die Beschaffenheit des Kalkes anbetrifft, so soll 
derselbe ein Fettkalk (Weisskalk) und möglichst hoch¬ 
prozentig sein. Am geeignetsten ist ein solcher Kalk,
	        
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