Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Seite 124. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEIT UN G. 
Mr. 16. 
Julius Stäuber in Linz, Franz Josefplatz, den Allein¬ 
verkauf für Linz und Oberösterreich besorgt, und hat 
derselbe stets eine grössere Quantität am Lager, um 
den Interessenten sofort promptest dienen zu können. 
Mittheilungen 
vom Bantechnischen Bureau Cnrt Lemke in Berlin-Wilmersdorf. 
Um das Hinauskommen aus brennenden Raumen 
zu bewerkstelligen, hat Josef Wenglein in München 
einen Apparat construiert, der sich auf der Internatio¬ 
nalen Feuerwehr-Ausstellung in Berlin ausgestellt findet. 
Der Apparat besteht der Hauptsache nach aus einer 
beweglichen Diele, welche in der Breite der Thür¬ 
schwelle, aus einzelnen biegsamen Flächen nach Art der 
Rolläden bestehend, über diese fortgeführt ist und 
gleichzeitig über Rollen, welche unter der Diele an¬ 
gebracht sind, läuft, so dass sie ein endloses Band bildet. 
Bei plötzlich eintretender Panik, wo sich alles an dem 
Eingang staut, wird nun die Rollbahn in der Richtung 
nach aussen in Bewegung gesetzt und so die Personen 
ohne ihr Zuthun ins Freie befördert, wobei hauptsächlich 
in Betracht kommt, dass Personen,- welche gefallen, 
niedergetreten oder sonstwie behindert sind, durch eigene 
Kraft ins Freie zu gelangen, ebenso wie die stehenden 
hinausgerettet werden. Der so frei werdende Raum wird 
von den Nachdrängenden eingenommen, welche ihrer¬ 
seits wieder ohne Drängen und Stossen auf der Falir- 
diele prompt nach aussen gelangen u. s. w. bis der ge¬ 
fährdete Raum vollständig geleert ist. Der Antrieb der 
Rollen und somit das Inbewegungsetzen der Rolldiele 
erfolgt von aussen und ist ohne Schwierigkeit durch 
Auslösung eines Sperrzapfens z. B., welcher im ruhenden 
Zustande die Fahrdiele festzuhälten bestimmt ist, ver¬ 
mittelst Elektricität, Pferdekraft oder dergleichen leicht 
zu bewerkstelligen. Eine Ergänzung zu dieser Fahrbahn 
besteht darin, dass die Innenpfosten der Thür durch 
drehbare Oylinder ersetzt ist, so dass die auf der Diele 
befindlichen Personen nicht an der scharfen Kante sich 
stossen, sondern in sanfter Reibung an den sich drehen¬ 
den Rollen ohne irgendwelche Verletzungen hinausgleiten. 
Die Anlage, deren eminenter Wert für die Zeit einer 
Feuersbrunst sofort einleuchtet, insoferne sie eine sichere, 
schnelle Hinausbeförderung der sich anstauenden Per¬ 
sonen, ohne sie irgendwie zu verletzen, gewährleistet, 
ist auch im Zustande der Nichtbenutzung durch nichts 
von der gewöhnlichen Diele unterschieden, nur dass sie 
mehr Fugen als diese aufweist. Was den Kostenpunkt 
anbelangt, so ist die Anlage, wenn man bedenkt, wieviel 
unbezahlbare Verluste an kostbaren Menschenleben schon 
bei Feuersbrunsten in Räumen ohne eine derartige Re¬ 
gulierung zu beklagen gewesen sind, gering, da die 
ganze Anlage nur aus einer Jalousie, wenn dieser Ver¬ 
gleich gestattet ist, besteht, welche über zwei bewegliche 
Rollen läuft. Es können ausserdem zur Erhöhung der 
Stabilität noch kleinere Tragrollen, ebenfalls beweglich, 
zwischen den beiden Endtrommeln angebracht werden, 
doch bedeutet dies kaum eine Vertheuerung, ebenso¬ 
wenig wie die Ersetzung der viereckigen Innenthür¬ 
pfosten durch drehbare Säulen. Was die Inbetriebsetzung 
bei auskommendem Feuer anbelangt, so können ja ein¬ 
fach die Pferde der Feuerwehr die Umdrehung der Rollen 
und somit das Gleiten der Dielen bewerkstelligen, da sie 
ja ohnehin müssig bleiben müssten. Die Anlage hat bei 
Versuchen sich glänzend bewährt und dürfte in Zukunft 
in grösseren Versammlungsräumen z. B. Theatern, Ball- 
und Ooncertsälen, Vergnügung-Etablissements u. s. w. ein 
unbedingt nothwendiger Ausstattungs-Gegenstand sein. 
Lautsprecliendes Telephon. Die lautsprechenden 
Telephone, welche letzthin das lebhafteste Interesse der 
Fachkreise erregt haben, werden auf der „Internationalen 
Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungswesen 
Berlin 1901 “ vorgeführt. Die Anlage unterscheidet sich 
wesentlich von früheren Ausführungen, insofern sie 
weder besonders kräftiger Batterien noch einer beson¬ 
deren Schaltungsanordnung bedarf. Es findet Normal¬ 
schaltung statt; die hervorragende Wirkung wird in 
erster Linie hervorgerufen durch das ausgezeichnete 
Nah- und Fern-Mikrophon der Firma Mix & Genest, 
welches gegenwärtig bei den meisten Theilnehmer-An- 
schlüssen der Reichspost Verwendung findet. Eine 
Schleifenleitung von 7 km Länge, welche keine Ab¬ 
weichungen einer gewöhnlichen Posttheilnehmer-Leitung 
aufweist, verbindet die Ausstellungskoje der Actien- 
gesellschaft Mix & Genest mit deren Centrale in der 
Bülowstrasse 63-67. Von hier aus werden alltäglich De¬ 
monstrationen der lautsprechenden Telephone ausgeführt 
durch Mittheilung von Berliner Tagesneuigkeiten, Gesang-, 
Musikstücken u. s. w. Man hat also hier die beste Ge¬ 
legenheit, sich von der Wirkungsweise und Leistungs¬ 
fähigkeit der Fernsprechapparate zu überzeugen und zu 
beurtheilen, welche Vortheile die Einrichtung eines laut¬ 
sprechenden Telephons bietet. 
Merkwürdige Brandursachen. 
Als Cleveland zum Präsidenten der Vereinigten 
Staaten gewählt wurde, freute sich einer seiner Anhänger 
in Biddeford so sehr, dass er des Abends vor seinem 
Gasthause ein glänzendes Feuerwerk abbrennen liess. 
Eine der Raketen flog in hohem Bogen in den Schorn¬ 
stein einer benachbarten Baumwollspinnerei, fiel durch 
denselben hinab, explodierte am Boden und setzte die 
Spinnerei in Brand. — In Verona fuhr ein Eisenbahnzug 
über eine Weiche; an einem Wagen war eine Achse 
heiss geworden, so dass das Schmieröl brannte. Gerade 
dieser Wagen entgleiste auf der Weiche und sprang mit 
seinem brennenden Achsenlager in einen grossen da¬ 
nebenstehenden Petroleumbehälter. Es entstand ein ge¬ 
waltiger Brand, dem eine benachbarte Fabrik zum Opfer 
fiel. — Oelreste, die mit Watte oder Lumpen aufgewischt 
worden sind, gehören zu den feuergefährlichsten Stoffen, 
die es gibt und dies wird in Fabriken gebürend berück¬ 
sichtigt. Nun aber denke man sich eine Baumwoll¬ 
spinnerei, in welcher alles in der besten Ordnung ist. 
Die Putzlappen werden vorsichtig bei Seite gelegt. Da 
kommt eines Abends ein Käfer, verwickelt sich in der 
Oelwatte, arbeitet sich mit Anstrengung los, nimmt da¬ 
bei ein Endchen Watte mit, fliegt mit dieser Ladung in 
die Gasflamme, fällt verbrannt zu Boden und setzt die 
ganze F’abrik in Flammen. — Als die Photographie an- 
fieng, sich zu verbreiten, kam es von Zeit zu Zeit vor, 
dass ein Photograph eine seiner grossen Linsen unacht¬ 
sam im Bereiche der Sonnenstrahlen stehen liess, die, 
ähnlich 'wie dies manchmal bei Wasserflaschen vor¬ 
gekommen ist, als Brennglas wirkten und die Werkstätte 
in Flammen setzten. Jetzt deckt jeder Photograph seine 
Linsen sorgfältig zu oder legt sie fort. — Aber ein recht 
blanker zinnerner Teller kann unter Umständen dasselbe 
leisten, wie eine grosse Linse: die Sonnenstrahlen, die
	        
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