Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Nr. 16. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 123. 
theuerer Arbeitsmaschinen, die durch frühere Unter¬ 
nehmungen bereits schuldenfrei geworden und kann so 
die Concurrenz wesentlich unterbieren, dass sie die 
Arbeit billiger liefern kann. Dagegen Firmen von weniger 
soliden Grundsätzen unterbieten die Concurrenz in der 
Hoffnung auf Nebenarbeit am gleichen Orte oder ausser- 
contractliche Arbeit und Nachlieferungen bei derselben 
Arbeitsgelegenheit. Diese übernehmen sie dann um so 
höher, da sie einmal die Hand an der Lieferung haben; 
auch wird wohl versucht, so einen Verdienst heraus zu 
schlagen oder mit Hinterthüren sonstiger Art gerechnet. 
Durch gute Freunde oder scrupulöse Unverschämtheit 
lässt sich in der Welt manches erreichen. 
Das Schlimmste aber ist jenes Unternehmerthum, 
das es von vornherein darauf anlegt, Lieferanten und 
Handwerker um ihr wohlverdientes Geld zu betrügen. 
Ihr charakteristisches Merkmal ist, dass dieselben sich 
nicht nur bei allen möglichen Submissionen, ohne Inne¬ 
haltung besonderer Specialitäten, betheiligen, heute Hoch¬ 
bauten, morgen Tief-., oder Bahnbauten etc. übernehmen, 
also ohne die nöthige Specialkenntnis an die Submis¬ 
sionen herangehen. Durch stetes Unterbieten wird zu 
so niedrigen Preisen übernommen, dass von einem Ver¬ 
dienst dabei nicht die Rede sein kann. Es ist für die 
ausschreibende Behörde natürlich schwer, diese Sachlage 
zu erkennen, da ein solcher Unternehmer heute hier, 
morgen dort Ausführungen übernimmt. Auch kann wohl 
kaum verlangt werden, dass die Behörde sich eingehende 
Recherchen über die früheren Submissions-Ergebnisse, an 
denen die betreffende Firma sich betheiligt hat, verschafft. 
Es müsste denn schon eine Statistik der Submissions- 
Ergebnisse geführt werden, um solchen unreellen Firmen 
auf die Spur zu kommen. Das würde trotzdem schwer 
werden, da die Momente, die den niedrigen Preis des 
Submissions-Angebotes erklären könnten, um die reelle 
Firma von der unreellen zu unterscheiden, sich nicht nur 
der Bekanntgabe, sondern auch überhaupt der Beur- 
theilung entziehen. Zum Beispiel der vorher angezogene 
Fall, dass eine Firma einen sehr niedrigen Preis stellen 
kann, wenn sie bei Annahme von Tiefbau oder Erd¬ 
arbeiten im Besitze von den nöthigen Arbeitsmaschinen 
ist, die bereits durch frühere Unternehmungen amortisiert 
sind. Tritt aber der Fall ein, dass das Angebot solcher 
Firma von einer andern unterboten wird, welche nicht 
in dieser glücklichen Lage ist, so liegt unbedingt der 
Verdacht der Unreellität vor. Die ausschreibende Be¬ 
hörde ist aber nicht befugt, sich über solche Unterlagen 
Auskünfte zu verschaffen. Man sollte zum Selbstschutze 
einschreiten; das scheint überhaupt das Richtigste und 
Natürlichste. Dem Warenlieferanten wird es gegenüber 
der renommistischen Swade eines Schwindelunternehmers 
en gros schwer sein, dessen prahlerische Angaben auf 
ihre Wahrheit hin zu prüfen; daher sollten sich die 
Lieferanten an solche Grossunternehmer-Firmen selbst 
vorsehen und haben dazu alle Mittel in Händen oder 
können sich dieselben verschaffen, nämlich die Sub¬ 
missionslisten, in denen die Ausschreiben und die Re¬ 
sultate enthalten sind. Zeigt es sich, dass eine Firma 
häufig und besonders auf allen möglichen Gebieten der 
Unternehmung mit den niedrigsten Preisen figuriert, so 
liegt der Argwohn der Unreellität nahe. 
Solche Zustände können so schlimm werden, dass 
eine solche Schwindelfirma in einer Stadt einen grossen 
Theil der Arbeitsgelegenheit an sich reissen und damit 
einen blühenden Handwerkerstand ruinieren oder wenig¬ 
stens für lange brach legen kann, ohne dass der Einzelne 
etwas dagegen thun könnte. 
Am besten wäre es, wenn sich die Baulieferanten zu 
einem Syndikat zusammenschlössen, um ein Bureau zu 
errichten, das Buch führt über solche Verhältnisse und 
möglichst unter Zuziehung von Sachverständigen, bei in 
der Lage sind, die einschlägigen Verhältnisse richtig zu 
beurtheilen, prüft und dann die schwarze Liste den Mit¬ 
gliedern des Syndikats mittheilt und vor allen schädlichen 
Firmen warnt. 
Das würde nach meinem Dafürhalten das geeignetste 
Mittel sein, um unser Baugewerbe baldigst von solchen 
schlimmen Elementen zu reinigen, die nicht nur den 
Lieferanten und Handwerker beim schliesslichen'Riesen- 
zusammenbruch aufs ärgste schädigen, sondern gesunden 
und reellön Firmen die ehrliche Arbeit herabdrücken und 
vorwegnehmen.. 
Die Verwendung von Theercement Dachpix. 
Von Professor Victor Loos, Wien. 
Anlässlich der im Zuge befindlichen Bausaison 
piöchten wir auf die Anwendung des Theercement es, 
des sogenannten Dachpix, aufmerksam machen, der 
sich namentlich in Deutschland einer ganz ungewöhn¬ 
lichen Verbreitung erfreut. Dachpix dient bekanntlich 
in erster Reihe zur Herstellung eines guten, dauerhaften 
und wetterbeständigen Pappdaches. Das Dachpix unter¬ 
scheidet sich jedoch sehr wesentlich vom gewöhnlichen 
Theerpappdache und bietet Vorzüge gegenüber diesem, 
welche die immer weiter greifende Verwendung von 
Pix gerechtfertigt erscheinen lässt. Die Eindeckungs¬ 
methode ist zwar in beiden Fällen gleich, das gewöhn¬ 
liche, mit Sand bestreute Theerdach hat jedoch den 
grossen Nachtheil, dass in der Sommerhitze der Theer 
weich wird und abläuft, der Sand mitgeht, die Dach¬ 
rinnen verstopft und im heisseren Klima, an Steilflächen 
und namentlich an den Dachflächen der Südseite fast 
unverwendbar genannt werden muss. 
Diese Mängel zeigt ein Pixdach nicht. Theercement 
wird nicht weich, ist im Winter nicht spröde und auch 
sonst absolut wetterbeständig. Das Aufstreuen von Sand 
unterbleibt. Die früheren Mängel besandeter, getheerter 
Pappdächer, das häufige Durchregnen und daher Re¬ 
paratur-Bedürftigkeit sind durch Dachpix definitiv über¬ 
wunden. 
Ein Theerpappdach muss erfahrungsgemäss längstens 
in zwei Jahren nachgebessert werden, das Pixdach erst 
in vier bis sechs Jahren. 
Die antiseptische Wirkung auf die Holzbestandtheile 
der Dacheindeckung ist bekannt, die Feuergefährlichkeit 
beim Pixdach wesentlich durch die gleichmässige Ver- 
theilung und durch das Vorhandensein von cementie- 
renden Mineralstoffen vermindert. 
Pix eignet sich für die Isolierung von Fundamenten 
als Schutzmittel gegen die Grundfeuchtigkeit, als An¬ 
strich für Wände in Räumen, wo Dämpfe und Säure¬ 
dämpfe, namentlich nitrose Dämpfe entwickelt werden, 
als Anstrich für Metalldächer, als Rostsöhutz und Holz- 
conservierungs-Mittel. Eine weitere Verbreitung haben 
die Pix .bei Eisenbahn- und Garnisonsbauten in Deutsch¬ 
land erlangt. 
In Oesterreich liefert Pix die Wien-Floridfcdorfer 
chemische Fabrik Heilpern &' Haas, für welche Herr
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.