Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
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l vierteljährig 
Erscheint am 1 und 15. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Anforderungen an unsere Gartenanlagen. — Die Hauszins¬ 
steuer. — Local-Baunotizen. — Aus der Fachliteratur. — Briefkasten. — 
Ausweis über die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Anmeldungen 
für Wasserbezug. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — Inserate. 
Anforderungen an unsere Gartenanlagen. 
(Originalartikel für unsere Zeitschrift verfasst von Chr. Ilsemann, 
Obergärtner der Haupt- und Residenzstadt Budapest.) 
Auf dem Gebiete der Landschaftsgärtnerei ist es 
keine Kunst Anlagen herzustellen, welche erst kommenden 
Geschlechtern Freude* an landschaftlichen Schönheiten 
bieten, da das Jeder bewirken kann, welcher nur wald¬ 
artige Bäume pflanzt, und das Weitere der Natur und 
dem Zufall überlässt; sondern die Kunst ist hier: der 
Natur ihre ideal schönen Momente abzulauschen, um 
diese in den Anlagen derart wiederzugeben, dass sie 
schon anfangs Freude und Genuss gewähren und den 
Grundgedanken erkennen lassen. 
Die eigentliche Aufgabe der Landschaftsgärtner 
unserer Zeit ist, die Oomponierung der einzelnen Gruppen 
zu Gesammtbildern oder mit anderen Worten: die Her¬ 
stellung einer Wechselwirkung der Gehölze nach ihrer 
Form und Farbe unter Berücksichtigung von Schatten 
und Licht. Kein Landschaftsgärtner darf, wenn er nicht 
langweilig werden will, in seinen Bildern Wiederholung 
bringen, sondern jedes Bild muss seinen eigenen be¬ 
stimmten Charakter haben. Wie dem Maler die Technik 
im Mischen seiner Farben die Hilfsmittel dazu bietet, so 
steht dem Gärtner das lebende Pflanzenmaterial zu Ge¬ 
bote; es muss ein jeder nur seine Hilfsmittel wirklich 
kennen und zu verwenden wissen. Die Baum¬ 
schulen versorgen uns mit so ausserordentlich vielen, 
schönen, durch ihren Habitus sich auszeichnenden und 
von einander abweichenden Pflanzenarfen, dass man 
wahrlich nicht aus Mangel daran zu Wiederholungen seine 
Zuflucht zu nehmen braucht, wie es leider so oft ge¬ 
schieht. Die meisten Gärten der Hauptstädte, ob private 
oder öffentliche, leiden an diesem Fehler. Damit jedes 
Bild seinen eigenen, bestimmten Charakter habe, sollten 
Gehölzarten mit besonderem auffallend charakteristischen 
Habitus möglichst nur einmal yerwendet werden, dann 
aber auch so, dass dieselben in bester Wechselwirkung 
mit anderen Pflanzenarten voll und schon zur Geltung 
kommen. ' ^ ; ' 
Die landschaftliche Anlage muss eine Reihe von 
Landschaftsbildern sein, welche Mannigfaltigkeit 
aber doch inneren Zusammenhang erkennen lassen. 
Dieselbe wird nur dann den Anforderungen unserer Zeit 
genügen, wenn es gelungen ist, die einzelnen Gruppen 
und Bilder zu eineiü imponierenden Gesammtbilde so zu 
vereinigen, dass dieselben den Regeln der Perspective 
entsprechen und der glücklichen Vertheilung von Licht 
und Schatten durchaus Rechnung tragen. Unter diesen 
Umständen wird die Anlage ein harmonisches Ganzes 
bilden und diejenige Befriedigung hervorrufen, welche 
der Landschaftsgärtner mit dem Worte: „Ruhe“ be¬ 
zeichnet. 
Dass dieses Ziel auf einem grösseren Terrain leichter 
zu erreichen ist, als auf einem kleinen, ist, erklärlich; 
können doch Bilder mit einer besonders wirksamen Per¬ 
spective überhaupt nur bei einer gewissen Grösse des 
Terrains erreicht werden; es ist deshalb für den Land¬ 
schaftsgärtner sehr anregend, wenn auch schwieriger, auf 
kleinem Terrain die möglichst wirksamen Partien zu 
schaffen, wozu er für einzelne Bilder das. Terrain Jn 
seiner grössten Ausdehnung benützen muss. Als eine 
durchaus falsche Auffassung müssen wir es deshalb 
bezeichnen, wenn von fachmännischer Seite behauptet 
wird, dass eine grössere Fläche in ihrer grössten Längs¬ 
ausdehnung unterbrochen werd en muss, damit die 
perspectivischen Verjüngungen der Gruppen nicht in der 
ganzen Tiefe stattfinden. Gerechtfertigt würden wir eine 
symetrische Partie nur dort halten, wo die Verhältnisse 
eine landschaftliche Anlage in der Nähe des Hauses van 
unbedeutender Wirkung erscheinen lassen,- wie z. B. in 
von Gebäuden begrenzten Höfen, oder etwa dort, wo die 
nahe Grenze des Grundstückes auf einer Seite des Hauses 
so kleine .landschaftliche Bilder bedingen würde, dass sie 
im Verhältnis zu den sonst allseitig vorhandenen nur 
unbedeutend und wirkungslos wären. 
Niemals aber verwenden wir die symetrische Partie 
als vermittelndes Glied, da diese zwischen Haus und 
landschaftliche Anlage gedrängt, nur störend wirkt; denn 
erstens,, beschränkt sie eine bessere Wirkung der land¬ 
schaftlichen Bilder dadurch, dass sie einen Raum ein¬ 
nimmt, welcher für die Ausdehnung derselben von grossem 
Vortheile gewesen wäre, zweitens hindert sie unsere 
Hauptaufgaben -— schon von den Wohnräumen 
aus, die wenn möglich schönsten landschaftlichen 
Perspectiven zu zeigen, damit man auch dann, 
wenn die Verhältnisse es .nicht gestatten, im Garten 
selbst zu sein, sich daran erfreuen könne; — und 
drittens erschwert dieselbe die Anbringung schöner hoher 
Gruppen in unmittelbarer Nähe des Hauses, welche Schutz 
gegen Winde bieten und es ermöglichen, dasselbe derart 
schön zu umrahmen, dass es mit der Anlage ein har¬ 
monisches Ganzes bildet. Manche Hochbau-Archi¬ 
tekt e n haften früher 1 e ide-r .die' vorgefasst e
	        
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