Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Nr. 10. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZ EIT UNO. 
Seite 75. 
höher als die Trolleydrähte liegen und gut geerdigt sein, 
Eine ausreichende Erdung lässt sich durch Verbindung 
der Schutzdrähte mit den Masten und letzterer mit den 
Schienen erzielen. Die Schutzdrähte sind bei jeder Stütze 
abgespannt. Bei einem solchen Sicherungssysteme wird 
ein auf die Schutzdrähte auffallender Telephondraht in 
der Regel vom Trolleydraht entfernt bleiben. Sollte er 
aber ausnahmsweise gleichzeitig die Schutz- und Contact- 
drähtß berühren, so wird entweder der zwischen dem¬ 
selben liegende Theil.. des Schwachstromdrahtes zer¬ 
stäuben, der andere Theil desselben aber frei herabfallen, 
oder die Sicherung des betreffenden Abschnittes der 
Starkstromleitung abschmelzen; eventuell können auch 
beide: Wirkungen gleichzeitig erfolgen. Wenn, wie in 
Liverpool, die Zahl der gerissenen Telephondrähte eine 
sehr grosse ist, würde bei dem eben beschriebenen 
Systeme ein vollständiger Erdschluss auftreten und so¬ 
wohl die Sectionssicherung als auch die Hauptsicherung 
in der Centrale der Tramway „durchgehen“, was äussersten 
Falles eine temporäre Unterbrechung des Tramway¬ 
betriebes zur Folge hätte. 
Bisher haben wir nur von Schutzdrähten gesprochen. 
Aber die Telegraphen- und Telephon-Ingenieure müssen 
ausserdem für die genügende Sicherung ihrer Anlagen 
und Gebäude gegen Beschädigungen, sowie für die Sicher¬ 
heit des gesannnten Personales Sorge tragen. Die 
Schutzdrähte dienen in erster Linie dazu, das Publicum 
zu schützen und so weit als möglich jede Berührung 
zwischen den Schwachstrom- und Starkstromdrähten 
hintanzuhalten. Sie entsprechen in vollkommener Weise 
dem erstgenannten Zwecke, aber es wird ihnen nicht 
immer möglich sein, auch die zweite Forderung zu er¬ 
füllen, aus welchem Grunde es unerlässlich erscheint, 
ausserdem Vorkehrungen zu treffen, dass bei dem trotz 
der Schutzdrähte immerhin möglichen Eintritte eines 
höher gespannten Stromes in eine Schwachstromleitung, 
diese sofort unterbrochen werde, zu welchem Behufe im 
allgemeinen beiderseits jeder Kreuzungsstelle feine Platin¬ 
sicherungen eingeschaltet werden müssen. Erst kürzlich 
entstand ein Brand in der Telephoncentrale Bradford der 
National Telephone Company, weil die Schutzleiste die 
Berührung des Telephondrahtes mit der Trolleyleitung 
nicht zu hindern vermochte und keine Schmelzsicherungen 
vorhanden waren, ebenso wie in Zürich, wo aus den¬ 
selben Ursachen eine grosse Telephoncentrale gänzlich 
zerstört wurde. Andernfalls kann jeder Arbeiter, welcher 
in dem Momente, wenn ein Starkstrom in die Schwach¬ 
stromleitung gelangt, mit irgend einem Theile dieser 
Leitung beschäftigt ist, lebensgefährlich verletzt werden. 
Der Wert wirksamer Schutzdrähte und Schmelz¬ 
sicherungen ist deshalb über jeden Zweifel erhaben; es 
wäre den Tramway-Ingenieuren dringend zu empfehlen, 
diesem Gegenstände ihre vollste Aufmerksamkeit zu 
widmen und bis zu dem glücklichen Tage, an welchem 
sich alle Telegraphen- und Telephondrähte unter der 
Erde befinden werden, die Einführung von möglichst 
vollkommenen Sicherungssystemen mit allen ihren Kräften 
zu unterstützen. 
(The Electrical Revieiv, February 8 and 15, 1901.) 
Der deutsche Kunstthon. 
Eingesendet. 
Ueber diese neue Erfindung des Kunstsandstein- 
Fabrikanten 0. Hecht in Guben hielt Baumeister Swen- 
sitzky aus Bromberg am 2. März im Architektenhause 
in Berlin einen Vortrag, aus welchem wir Folgendes ent¬ 
nehmen. 
Der „Deutsche Kunstthon“, welcher durch Reichs¬ 
patent geschützt ist, ist ein Product aus Sand, Schlemm¬ 
kreide, Cement, Leimwasser und Petroleum. Diese Be- 
standtheile werden gehörig durcheinander gearbeitet und 
ergeben eine fettige, knet- und formbare Masse, welche 
ohne Brennprocess von selbst eine ausserordentliche 
Härte erlangt. Hieraus ergibt sich, dass der „Deutsche 
Kunstthon“ für das Baugewerbe eine unbegrenzte Ver¬ 
wendbarkeit besitzt. 
In erster Linie werden aus demselben Dachsteine 
in jeder Form und Grösse hergestellt, die den Vorzug 
absoluter Liniengeradheit, Rissefreiheit, hervorragendster 
Wetterbeständigkeit und Feuersicherheit haben. Die 
Härte des Materials nimmt unter den ungünstigsten 
Witterungs-Verhältnissen immer mehr zu, was an Dächern, 
die bereits mehrere Jahre dem Wind und Wetter aus¬ 
gesetzt waren, nachweisbar ist. 
Die aus „Deutschem Kunstthon“ gefertigten Dach¬ 
steine ziehen keine Feuchtigkeit an und schwitzen 
daher nicht. 
Weiter wird der „Deutsche Kunstthon“ zur Herstellung 
von Kunstsandstein - Baustücken mit allen Ornamenten 
und Profilen in jeder gewünschten Farbe verwendet, 
ferner zu rissefreiem, nicht schwitzendem Estrich für 
Linoleumbelag und für directe Beanspruchung, zu An¬ 
trag und Putzmörtel u. s. w. 
Die Masse ist nach allen Richtungen hin von dei' 
königl. Versuchsanstalt in Charlottenburg geprüft worden 
und haben die daraus hergestellten Fabrikate in Bezug 
auf Festigkeit, Wetter- und Feuerbeständigkeit die her¬ 
vorragendsten Resultate gezeitigt, wie sie auch durch 
Verwendung in der Praxis bestätigt worden sind. 
Da das Material sich ohne grosse Mühe und ohne 
nennenswerte Fabrications - Einrichtung an allen Orten 
her stellen lässt, so dass der kleine Unternehmer in der 
Lage ist, die Fabricate, welche denjenigen aus gebranntem 
Thon nichts nachgeben, sich selbst herzustellen, so wird 
zweifellos der „Deutsche Kunstthon“ bald ein unentbehr¬ 
liches Material in dem Baugewerbe werden, wozu auch 
seine verhältnismässige Billigkeit beitragen wird. 
Die elektrische Traction mit hoher Spannung 
auf Vollbahnen. 
(Von Colo man v. Rand6.) 
V. 
Es gibt wohl eine Anordnung, wo die Contactdraht- 
spannung in Wechselstrom-Transformatoren, welche auf 
dem Zuge selbst untergebracht sind, auf eine niedrigere 
reduciert wird, das ist aber keine Lösung, sondern nur 
eine Umgehung der Aufgabe und hat den Nachtheil, 
dass ein Hauptvortheil der elektrischen Traction, nämlich 
die Leichtigkeit der motorischen Einrichtung der Züge 
preisgegeben wird. Je grösser die Geschwindigkeit der 
Züge, umsomehr macht das Gewicht der mitgeschleppten 
Transformatoren aus und bei Geschwindigkeiten, welche 
die heutige Schnellzugsgeschwindigkeit überflügeln sollten, 
könnte die Mitschleppung der Transformatoren im End¬ 
resultate das Gewücht der Züge selbst um 10—20 Percent 
erhöhen, was naturgemäss eine Erhöhung der erforderlichen 
Zugkraft und hiemit der Installations- und Betriebskosten 
involviert. 
Wenn auch nicht in unmittelbarem Zusammenhänge 
mit der Frage der Verwendbarkeit hochgespannter
	        
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