Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Seite 66. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUJNIG. 
Nr. 9. 
Stadtbaumeister Herr Rudolf Seidel aus Warnsdorf 
berufen, der seit 1. Jänner d. J. von Herrn Director 
Scheck eingeführt und durch Verwaltungsraths-Beschluss 
vom 2. April 1. J. zum technischen Director der „Ober¬ 
österreichischen Baugesellschaft“ berufen wurde, d. r. 
Zum Rücktritte des Baudirectors Ignaz Scheck. 
Aus industriellen Kreisen erhalten wir über den 
Rücktritt des Directors der „Oberösterreichischen Bau¬ 
gesellschaft“ Herrn Ignaz Scheck folgende Zeilen zur 
Aufnahme in unser Blatt: 
Am 1. April d. J. ist der langjährige Director der 
„Oberösterreichischen Baugesellschaft“ Herr Ignaz 
Scheck aus Gesundheitsrücksichten von seiner Stelle 
zurückgetreten, um sich ins Privatleben zurückzuziehen. 
Mit welchem praktischen Sinne der genannte das für die 
hiesigen Verhältnisse gross angelegte Unternehmen durch 
25 Jahre zu leiten verstand, wie er bestrebt war, ohne 
das Interesse der Gesellschaft aus dem Auge zu ver¬ 
lieren, mit jedem bei den Bauten wirkenden Industriellen 
ein gutes Auskommen zu finden und denselben anzu¬ 
regen, das bestmögliche für die „Oberösterreichische 
Baugesellschaft“ zu leisten, ist allen bekannt, die jemals 
mit Herrn Director Scheck in geschäftlicher Ver— 
bindung standen. Doch nicht als technischer Leiter des 
genannten Unternehmens allein erwies sich Herr Director 
Scheck als tüchtige Kraft, auch als geistiger Urheber 
vieler bedeutender Bauwerke in unserer Stadt, wie z. B. 
des Palais für die Allgemeine Sparcasse in Linz, zeigte 
derselbe seinen wohlausgebildeten Geschmack und sein 
reiches Wissen auf dem Gebiete der Architektur, was 
in fachkundigen Kreisen zur Genüge bekannt ist. Der 
letzte grosse Bau, den Herr Ignaz Scheck als Director 
der „Oberösterreichischen Baugesellschaft“ zu leiten 
hatte, war bekanntlich das Administrationsgebäude für 
die k. k. Staatsbahn in Linz, ein Bau, der mit ausser¬ 
ordentlicher Raschheit und besonderer Solidität durch¬ 
geführt wurde und für welche Leistung das k. k. Eisen¬ 
bahn-Ministerium in Wien mit Erlass vom 12. September 
1900 anordnete, dass Herrn Director Scheck, sowie 
allen unter seiner bewährten Führung gestandenen Werk¬ 
leuten die vollste Anerkennung ausgesprochen wurde. 
Als Ersatz für Herrn Scheck hat der Verwaltungs¬ 
rath der „Oberösterreichischen Baugesellschaft“ den 
Architekten und Stadtbaumeister Herrn RudolfSeidel 
aus Warnsdorf ernannt, welcher von Herrn Director 
Scheck in die geschäftlichen Verhältnisse der Gesell¬ 
schaft bestens eingeführt wurde. 
Nun, da Herr Director Ignaz Scheck von seinem 
Posten zurückgetreten ist, begleitet sein Scheiden vom 
Amte der Wunsch aller seiner Freunde in bautechnischen 
Kreisen, dass er in seinem Privatleben Ruhe und Stärkung 
finden möge, um sich noch lange in bester Gesundheit 
des Lebens erfreuen zu können. 
Mehrere Bauindustrielle in Linz 
und den Provinzorten. 
Die elektrische Traction mit hoher Spannung 
auf Vollbahnen. 
(Von Colo man v. Rand6.) 
IV. 
Noch eine Frage kann in Bezug auf die Betriebs¬ 
sicherheit in Betracht kommen, nämlich das Reissen eines 
Leitungsdraht es der Linie * Fällt das abgerissene Draht¬ 
ende auf den Wagen selbst, so wird, wie wir schon im 
Vorhergehenden gesehen haben, durch Vermittelung der 
Erdleitung des Wagendeckels ein Kurzschluss entstehen 
und durch Ausschmelzen der nächsten Bleisicherung 
der betreffende Streckentheil einfach ausgeschaltet werden. 
Dasselbe geschieht auch, falls das abgerissene Drahtende 
die Schienen berühren sollte. Die einzige Gefahr, welche 
sich hiebei ergeben könnte, wäre für den Fall zu be¬ 
fürchten, dass ein solches abgerissenes Drahtende von 
Personen, die den Bahnkörper passieren, berührt wird, 
bevor noch der Draht mit den Schienen in Berührung 
gekommen ist. Wenn man jedoch bedenkt, dass Tausende 
Kilometer von hochgespannten stromführenden Leitungen 
entlang frequentierter Land Strassen montiert sind und 
dass das Publicum bereits gewöhnt ist, sich solchen 
Leitungen gegenüber misstrauisch zu verhalten, schliesslich, 
dass auf dem Bahnkörper ausser den Angestellten der 
Bahn ohnehin niemand verkehren darf, die Bahn¬ 
angestellten aber für solche unvorhergesehene Fälle mit 
den ensprechenden Instructionen versehen sein können, 
so ist es vollkommen gerechtfertigt, zu sagen, dass die 
sehr geringe Möglichkeit einer solchen Gefahr keinen 
Grund zur Nichtanwendung von hochgespannten Strömen 
bilden kann. 
Das Reissen der Drähte könnte höchstens bei Weg¬ 
kreuzungen gefährlich werden; an solchen Stellen aber 
kann man ja die schon seit langer Zeit bestbewährten 
Special-Sicherheitsaufhängungen verwenden, welche im 
Falle des Reissens eines Drahtes automatisch einen 
Kurzschluss verursachen, die nächsten Bleisicherungen 
ausschinelzen und hiedurch die ganze Streckensection 
aus dem Stromkreise der Leitungslinie ausschalten. Des¬ 
gleichen ist auf den Stationen für die Sicherheit des 
Publicuins in ausreichender Weise vorgesorgt, indem das 
ganze Leitungsnetz der Station sich beständig im strom¬ 
losen Zustande befindet. 
Erst unmittelbar vor Ankunft des Zuges wird jene 
Linie, auf welcher der kommende Zug einfahren muss, 
eingeschaltet, um sofort nach Ankunft und Stillstand des 
Zuges wieder ausgeschaltet zu werden. Bei Abfahrt des 
Zuges wird dasselbe Vorgehen befolgt, indem die Leitung 
der Station solange stromlos bleibt, bis der Zug die 
Erlaubnis zur Abfahrt erhalten hat, und auch dann nur 
so lange eingeschaltet wird, bis der Zug die Station 
verlassen hat. Hiedurch wird eine so vollkommene 
Sicherheit des Betriebes erzielt, dass wenn auch trotz 
der entsprechenden Aufsicht und Instandhaltung der 
Leitungen ausnahmsweise an einer Stelle das Reissen 
des Leitungsdrahtes Vorkommen sollte, dies unter Strom 
nur zu einer Zeit geschehen kann, wenn der Verkehr 
im Bereiche der betreffenden Leitung ohnehin — auch 
schon wegen des in Bewegung befindlichen Zuges — 
verboten und demnach ausgeschlossen ist. 
Nachdem wir die Vortheile der Steigerung der 
Spannung über die heutigen niedrigen Grenzen beleuchtet 
und gesehen haben, in welcher Weise der Nachtheil 
einer solchen Steigerung, nämlich die Gefährlichkeit des 
Stromes vermieden werden kann, wird es interessant 
sein, zu sehen, bis zu welcher Grenze die Steigerung 
der Spannung motiviert ist und was als eine solche 
Grenze betrachtet werden kann. Die Rechnung zeigt, 
dass für die heutigen Betriebsverhältnisse der Bahnen 
eine Steigerung der Spannung über 3000—5000 Volt in 
Bezug auf die Contactvorrichtung und auf die Oekonomie
	        
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