Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Nr. 6. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 45. 
ihre Berechtigung und sogar an tiefer gelegenen Ge- 
bäudetheilen durch die Betonung des Horizontalen ihre 
grosse Bedeutung; es gibt Mittel genug, einen guten 
Wasserablanf zu sichern. Eine sehr einfache Weise ist 
bei Nuth- und Federbrettern, das vordere Glied an der 
Nuthseite abzuhobeln und die Bretter so aufeinander zu 
setzen, sodass eine gute Schattenwirkung entsteht und 
auch für den Ablauf des Wassers genügend Sorge ge¬ 
tragen ist. Noch sparsamer und wirkungsvoller in der 
Schattengebung ist das Uebereinandersetzen von diagonal 
aufgeschnittenen vollkantigen Brettern, hierbei entsteht 
ein trapezförmiger Querschnitt und greift die schmale 
Kante des einen in die angestossene Nuthe der breiten 
untern Kante des andern ein. 
Wenn auch die Anwendung horizontaler Brett¬ 
führung im Aeusseren von Gebäuden nicht nur an ge¬ 
schützten Stellen zulässig, so wäre deren Einführung im 
Inneren der Gebäude häufiger wünschenswert; bildet 
sie doch, zumal — wenn im Wechsel von schmäleren 
und breiteren Brettern und mit kräftigen Schattenfugen 
versehen, auch mit Zuhilfenahme von aufschablonierten 
wiederkehrenden Ornamenten auf der gleichen Breite, 
oder statt dessen mit Quer- oder Diagonal-Durchstossungen 
— im Zusammenhang mit der verticalen und diagonalen 
Brettführung der übrigen Wandfläche, die einfachste und 
billigste Holzverkleidungsform, die sich ausführen lässt. 
Selbst für einfache Lambris wird sie glücklich arrangiert 
und kann mit theueren Rahmen und Füllung in Con- 
currenz treten. — Bei Wandvertäfelungen wird bei 
uns viel zu sehr der Verticalismus bei verhältnismässig 
grossen Füllungen betont und das einfache Mittel kleiner 
Füllungen mit häufiger Quertheilung durch Horizontal¬ 
rahmenstücke nur selten angewandt, obgleich dasselbe 
solider und nicht theurer, als grosse abgeplattete 
Füllungen und constructiv richtiger ist, besonders auch 
bei schweren Aussenthüren. 
Auch Brüstungs- und Treppengeländer etc. weisen 
bei uns nur wenig Abwechslung im Motiv auf, meist 
sind es gedrehte Säulchen, die in langweiliger Wieder¬ 
holung fortlaufen und meist weichlich und schwülstig 
in der Profilierung sind. Obendrein sind diese noch 
theurer als die straffen Walzenformen mit einigen quer¬ 
gelegten Ringen die ihrerseits durch rhytmische höhere 
oder tiefere Anordnung viel wirkungsvoller in ihrem 
Wechsel sind. Noch niedlicher und reicher gestaltet sich 
meines Erachtens die Wirkung, wenn durch die ver¬ 
schiedene Höhenlage der Ringe oder übergeschobener 
Kugeln eine fortlaufende Figur zum Ausdruck kommt, 
ein guirlandenartiger Bogen oder zwei durcheinander¬ 
geschlungene Bögen oder Aehnliches. Diese Anordnung 
macht sich auch sehr gut bei Balusterstellungen, die über 
einer Oeffnung zwischen zwei Riegeln angebracht werden 
und für einen Spottpreis herzustellen sind. 
Möge diese Anregung, auch ohne Zeichnungen an¬ 
zudeuten, in was für einer Richtung unsere Tischler¬ 
arbeiten verbesserungsfähig sein können, alle Fach¬ 
genossen daran erinnern, welche dankbare Aufgabe es 
ist, hier selbständig weiter zu bauen. 
„Deutsche Bauhütte“ Nr. 2, 1901. 
Inhalt. Generalversammlung des „Vereines der Baumeister in Ober- 
österreicli“. — Der Bauschwindel und seine gesetzliche Hintanhaltung. — 
Mehr künstlerische Oekonomie in Bautischlerarbeiten. Local-Baunotizen. 
— Briefkasten. — Anmeldungen über Wasserzug — Angesuchte Baulicenzen 
in Linz. — Inserate. 
Local-Baunotizen. 
Beilage. Der Gesammtauflage unseres heutigen Blattes 
ist ein Prospect der hiesigen Firma Julius Stäuber (Hans 
Guth), Franz Josefplatz I, beigelegt. Aus diesem Prospect ist 
zu entnehmen, dass die genannte Firma den Alleinverkauf der 
patentierten „Echten“ Asphalt-Dachpappen von Hans Biehn über¬ 
nommen hat und von diesem allerorts als vorzüglich bekannten 
Baumaterial auch Lager erhält. Wir empfehlen diese hübsch 
ausgestattete Beilage der Durchsicht unserer geehrten Leser. 
Technischer Club in Salzburg. Der „Technische 
Club“ in Salzburg hat zu Functionären für das Jahr 1901 
folgende Herren gewählt: Städtischer Baurath und Leiter 
des Stadtbauamtes Hans Müller zum Vorstand; Inspector 
der k. k. Staatsbahnen und Bahnerhaltungsvorstand, kais. 
Rath Karl Harrer zum Vorstandstellvertreter; k. k. In¬ 
genieur Josef Rambausek zum Schriftführer; k. u. k. 
Artilleriemajor i. P. Franz Ressel zum Cassier; Bau- 
obercommissär der k. k. Staatsbahnen 'C. W. Granzner 
zum Archivar; Director der Staats-Gewerbeschule, k. k. Re¬ 
gierungsrath VitusBerger und k. k. Forst,- u. Do.mänen- 
verwalter FerdinandFischer zu ständigen Referenten. 
Yestibule - Ausschmückung. Laut vorliegenden Zeich¬ 
nungen soll das Vestibüle im neuen Handels- und Eisen¬ 
bahn-Akademiegebäude in der Rudigierstrasse eine 
elegante und stilvolle Ausschmückung erhalten. Ausser 
einer geschmackvollen ornamentalen Belebung der Wand¬ 
flächen beabsichtigt man an der linken Längsseite eine 
Gedenktafel aus gelbem Marmor anzubringen, deren 
Umrahmung von Emblemen, den Handel und Verkehr 
versinnlichend, bekrönt wird. Sämmtliche Bildhauer¬ 
arbeiten werden im Atelier des Herrn Franz Stark ge¬ 
fertigt. 
Blitzableiteranlage. Die evangelische Gemeinde in 
Linz liess auf ihrem Kirchengebäude und Thurm einen 
Blitzableiter anbringen. Diese Installation besorgte der 
hiesige Spenglermeister Herr Ignaz Weichselbaumer. 
Planconcurrenz. Die Sparcasseverwaltung in Bozen 
schreibt eine Concurrenz behufs Erlangung von Ent¬ 
würfen für den Bau eines neuen Sparcassegebäudes aus. 
1. Preis 1800 K, 2. Preis 800 K, 3. Preis 600 K. Das 
Bauprogramm, die Situations- und Niveaupläne sowie 
ein Exemplar der Bauordnung sind durch die Sparcassen- 
verwaltung gegen Einsendung von K. 5.— erhältlich. 
Einreichungstermin 15. April 1. J. 12 Uhr mittags. 
Plafondsenkung. In der Buchdruckerei des Herrn 
Carl Kolndorffer, Domgasse 5, senkte sich in einem 
Theile der Arbeitsräume der Plafonff, welche Gefahr, 
rechtzeitig bemerkt, sogleich durch eine Stützung der 
Decke beseitigt wurde. Die Herstellung des Gewölbes 
durch Einziehung von Traversen besorgte der Baumeister 
Herr Gustav Steinberger. 
Holzrouleaux- Und Jalousien - Fabrikation. Der 
hiesige Tischlermeister Herr Rupert Berger, Kaiser 
Josefstrasse 12, hat auch die Herstellung von Holzrouleaux 
und Jalousien in das Bereich seiner Wirksamkeit ein¬ 
bezogen und erzeugt diese Schutzwände in so voll¬ 
kommener Weise, dass sie den besten ausländischen 
Fabrikaten in nichts nachstehen und bei der Montierung 
derselben jede Umständlichkeit ausschliessen. 
Schlossadaptierungen. Wie uns aus Aschach a. D. 
mitgetheilt wird, beabsichtigt der dortige Gutsbesitzer 
Graf Harrach, dieses Jahr in seinem Schlossgebäude 
wesentliche Adaptierungen vornehmen zu lassen. Auch 
soll in der dortigen Ortschaft die Erbauung einer stock-
	        
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