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OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
Nr. 6.
Bei der ökonomischen Verwendung von Material ist
man nur wenig in der Lage, die Form zu beeinflussen,
da diese durch andere Momente bestimmt wird; anders
bei der Farbe. In der Farbe insofern, als sich durch die
Wahl anders gefärbter Materialien beabsichtigte Wirk¬
ungen erzielen lassen, ohne zu unechten Farbenanstrichen
Zuflucht nehmen zu müssen. — Die Echtheit des
Materials ist, so will mir scheinen, die höchste Stufe des
guten Geschmackes.
Was nun die Vertheilung von Licht und Schatten
anbetrifft (Licht, Schatten und Halbschatten), so wirkt
jedes für sich monoton, nur im Wechselspiele desselben
liegt der Reiz, den uns jede plastische Darstellung ge¬
währt. Das Betonen eines dieser drei Momente gibt uns
die Grundstimmung: weiss, grau oder schwarz. Jede
senkrecht von den Sonnenstrahlen getroffene Fläche ist
Licht, jeder scharfwinkelige Rücksprung ist Schatten
(auch * Schlagschatten); alle geneigten Flächen, oder
solche, die Reflexlicht erhalten, bilden den Halbschatten.
Die Combination dieser drei Elemente bietet die Mittel
zur Wirkung, die ja, wie auf der Hand liegt, eine un¬
endliche Mannigfaltigkeit gestatten; man braucht nur
dafür zu sorgen, den Wechsel derselben untereinander
ökonomisch zu verwerten. Der Wechsel von Licht und
Schatten allein wirkt hart, ohne Hinzufügung des Halb¬
schattens als Uebergang, sei es durch die geneigte, ab¬
gerundete oder geschweifte Fläche. Zu häufiges Auf¬
treten von Halbschatten wirkt weichlich oder gar ver¬
schwommen; ein feines Masshalten mit diesen Mitteln
erfordert das ganze Können des Künstlers; ist er doch
in der Lage, mit den einfachsten Mitteln den Eindruck
auf den Empfindenden (leicht, zierlich, mässig, schwer
oder plump) allein durch Gruppierung seiner Gliederungen
im Verhältnis zum Ausbau zum Ausdruck zu bringen.
Weite Ausladung mit kräftigem Schlagschatten wirkt
schwer, reine Silhouette mit wenigem Halbschatten leicht
und zierlich.
Wendet man die eben besprochenen Verhältnisse
auf unsere Tischlerarbeiten an, so ist zunächst zu be¬
denken, dass eine Arbeit je billiger, ausgeführt werden
kann, je weniger Abfall an Material und je geringer der
Aufwand von Arbeit ist. Das ist der Fall bei allen voll¬
kantigen Hölzern, bei denen es sich nur um den Hobel-
stoss handelt. Setzt man unsere Profile aus gängigen
Holzabmessungen, wie jeder Arbeitsmarkt sie liefert,
zusammen, d. h. legt man dem Entwurf gängige Ab¬
messungen zuzüglich des Hobelstosses zugrunde, um so
weniger Abfall an Material und Arbeit tritt ein. Natürlich
kann ein Aufbau von Profilen nicht nur aus vollkantigen
Hölzern bestehen, es müssen auch gebrochene und runde
Ecken oder geschweifte zwischengeschaltet werden. Die
gebrochenen Ecken und die runden erfordern ein Minimum
von Arbeit gegenüber den geschweiften, die auch mehr
Holzaufwand erfordern. Man muss also in der Lage sein,
geschweifte, besonders bei weiter Ausladung, durch ab¬
gerundete und halbrund ausgekehlte, vielleicht mit
Zwischensetzung einer geraden Platte zu ersetzen, um
die gleiche oder ähnliche Wirkung wie geschweifte zu
erzielen.
Ich will nun in kurzem andeuten, wie man bei
Tischlerarbeiten, die verhältnismässig, das Theuerste am
ganzen Bau sind, erheblich sparen kann.
Tischlerarbeiten sind um so solider, je mehr jeder
einzelne Theil aus einem Stück gefertigt ist; je mehr
das Aufeinandersetzen von Leisten vermieden wird; denn
das Holz ist mehr oder weniger dem Eintrocknen aus¬
gesetzt und macht sich solches, mit je breiteren Ab¬
messungen wir es zu thun haben, um so mehr geltend;
das Gleiche gilt von dem Werfen desselben, das um so
leichter eintritt, je dünner die Hölzer sind. Um diese
Uebelstände zu vermeiden, ist es, wenn man solide
Arbeiten ausführen will, also nicht nöthig, unter be¬
stimmte Stärken herunterzugehen. Man wird also gut
thun, um bei ökonomischem Holzverbrauch doch die
nöthige Wirkung zu erzielen, von einer Aneinanderreihung
von Profilen abzusehen und dafür besser Schattenwirkung
durch vertiefte Linienführung zu erreichen suchen, und
hierbei werden sich wiederum die Linienführungen am
billigsten stellen, die durch die ganze Brettlänge durch-
gestossen werden. Als Beispiel will ich reichere Thür-
und Fensterbekleidungen anführen. Werden dieselben
z. B. in mehrfacher Abplattung (architravartig) mit auf¬
gesetzter äusserer Kehlleiste und innerem Rundstab an¬
geordnet, so wird entweder die letzte innere Abplattung
so schwach, dass das Holz sich leicht wirft, oder das
ganze Holz muss so stark genommen werden, dass dieses
verhindert wird. Alle derartigen Abplattungen schliessen
einen erheblichen Material- und Arbeitsverlust in sich
ein. Viel billiger und ebenso wirkungsvoll, wenn nicht
noch reicher in der Wirkung würde z. B. eine Umrahmung
sein, bei der man mehrere Geisfuss- oder Hohlkehllinien,
deren Wechsel erhebliche Verschiedenheiten in der Aus¬
führung zulässt, anwendet und das Verkleidungsbrett an
beiden Seiten nur fasst; statt der Längsornamentierung
kann man in bestimmten Abständen hindurchgestossene
Quer- oder Diagonallinien mit zwischengesetzten vertieften
Punkten oder aufgesetzten Knöpfchen anwenden, die so
Bänder bilden; die Fassung bricht dann natürlich jedes¬
mal vor dem so entstehenden Querband ab. Auch Kerb¬
oder Sägeschnittumrahmungen mit eingebohrten Löchern
im erhabenen Dreieck sind wirkungsvoll (besonders als
oberer Abschluss mit darüber hingelegten Längsstössen).
Bei solchen Umrahmungen kann die Linienführung sich
in den Ecken auf Gehrung zusammenschneiden oder
gegen einen Spiegelquader anlaufen.
Der Vortheil, der bei solcher Ornamentierung ent¬
steht, ist, dass die Holzstärke schwächer gewählt werden
kann, die Ausführung solider und doch wirkungsvoll und
eine erheblich grössere Mannigfaltigkeit der Verzierung
möglich ist, als die langweilige Aneinanderreihung von
Profilen, wie man sie in jedem Hause immer und immer
wieder antrifft.
Ich möchte hier der vermehrten Anwendung ver¬
tiefter Ornamente durch Hobelstoss gegenüber aufge¬
setzten Kehlleisten, als solider, das Wort reden. Für
Anwendung dieser bieten uns manche Bauten aus der
guten gothischen Periode und die Moderne sehr lobens¬
werte Vorbilder, die hervorgegangen sind aus dem
Grundsätze der Solidität, nicht aus Sparsamkeitsgründen.
Diese Andeutungen mögen genügen und für jeden
denkenden Architekten sowie Handwerker den Fingerzeig
geben, wie im einzelnen Falle fortschrittlich zu ver¬
fahren ist.
Bei Flächenbehandlung für einfachere Verhältnisse
(Holzverkleidungen) am Aeusseren von Gebäuden werden
meist bei uns nur verticale Brettverkleidungen verwandt,
entweder auf Nuth und Feder mit angestossener Fase
oder Rundstab oder aufgesetzter Deckleiste, aus dem
Grunde, um ein besseres Ablaufen des Wassers zu
sichern. Aber auch horizontale Brettführungen haben