Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Nr. 4. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNÜ. 
Seite 29. 
müssen wir, besonders was Eisenbahn betrifft, unbedingt 
beipflichten. 
Das Offenbacher Eisenbahnunglück wurde herbei¬ 
geführt durch einen Züsammenstoss zweier Züge. Es ist 
dies ein Unfall, welcher weder durch elektrische noch 
durch sonst eine Beleuchtungseinrichtung in den Wagen 
verhütet werden kann, sondern nur durch grösstmögliche 
Aufmerksamkeit, richtigen Signaldienst u. dgl. m. Wäre 
der Züsammenstoss nicht erfolgt, würden auch die Wagen 
nicht in Brand gerathen sein, denn von selbst wären 
die Gasbehälter sicher nicht explodiert und dies scheint 
auch aus den Ausführungen des Baurathes Wiehert her¬ 
vorzugehen. 
Ein Anderes aber ist es wohl bei der elektrischen 
Einrichtung. Es bedarf durchaus keines Zusammenstosses 
zwreier Züge, keiner Entgleisung oder sonst eines der¬ 
artigen grossen Unglückes, um einen Eisenbahnwagen¬ 
brand bei elektrischer Beleuchtungseinrichtung herbei¬ 
zuführen, letztere genügt an und für sich schon zur 
Herbeiführung eines solchen und zwar während voller, 
ungestörter Fahrt. Wie oft sind nicht schon durch Kurz¬ 
schluss Personenwägen von elektrischen Strassenbahnen 
in Brand gerathen? Von München sind mir allein während 
der doch verhältnismässig kurzen Zeit des elektrischen 
Betriebes der Münchener Strassenbahn fünf solcher Fälle 
bekannt, der letzte am 4. November 1900. Eine starke 
Flamme schlug plötzlich am Hinterperron empor und 
entzündete augenblicklich die hölzerne Decke des Wagens. 
Accumulatorenwagen geriethen auch schon in Brand. 
Wenn nun während voller Fahrt eines Bahnzuges 
durch Kurzschluss — und ein solcher kann nachweislich 
auch bei sorgfältigster Ausführung der Leitung eintreten 
— ein Wagenbrand ausbricht und die erschrockenen 
Passagiere die Abstellungsvorrichtungen nicht sofort 
finden, solche vielleicht gar nicht zugänglich sind, durch 
den starken Luftzug während der Fahrt das Feuer 
raschest zunimmt und sich ausbreitet — welch entsetz¬ 
liches Unheil kann dann entstehen, ohne dass ein Zu- 
sammenstoss oder eine Entgleisung vorgekommen ist. 
Oberingenieur Otto Feige in Berlin erörtert eingehend 
in einem vorzüglichen Aufsatz „Ueber Feuergefährlichkeit 
elektrischer Anlagen“*), dass sich solche wohl vermeiden, 
niemals aber ganz werden beseitigen lassen, wenigstens 
nicht bei dem gegenwärtigen Stande der Elektrotechnik. 
Das dürfte auch nach den hunderten von Beispielen der 
Brandentstehung durch elektrische Anlagen seine vollste 
Berechtigung besitzen. 
Es entstehen ohnehin Eisenbahnwagenbrände aus 
anderen Ursachen in immerhin unangenehmer Zahl! Man 
vermehre also dieselben nicht durch Einführung einer 
Beleuchtungsart, welche längst nicht mehr als feuersicher 
angesehen wird, sondern in dieser Richtung von ver¬ 
schiedenen wissenschaftlichen Autoritäten sogar als 
hinter dem so gefürchteten Petroleum zurückstehend 
erklärt wird. 
Berichte Uber neue Erfindungen. 
Aiifgestellt durch das Patent- und technische Bureau 
von A, Bohrbach & Co. in Berlin NW. 6, Marienstrasse 28, 
Erfurt und Cassel. 
Eine Vorrichtung zum Trocknen von Wänden wurde 
von der Firma Büsscher & Hoffmann m. b. H. in 
Bahnhof Eberswalde für Oesterreich zum Patent an¬ 
gemeldet. Auf einem in seiner Länge und Höhe ver¬ 
änderlichen Gerüste läuft eine Laufkatze mit einem 
Coakskasten, so dass letzterer an jeder Stelle der zu 
trocknenden Wand gebracht werden kann. Der Coaks¬ 
kasten ist an der Vorderseite mit einem Rost versehen 
während die Rückwand durch Löcher mit einer Luft¬ 
kammer ' in Verbindung steht, in welche Druckluft ge¬ 
blasen wird. 
Auf ein hohles, unten offenes Einlegetrageisen mit 
seitlichen Wülsten für Gehäudedecken wurde Herrn 
Adolf Ackermann in Döhren-Hannover der 
Gebrauchsmusterschutz verliehen. Dieses Trageisen kenn¬ 
zeichnet sich hinsichtlich seiner Querschnittform dadurch, 
dass dasselbe hohl, unten offen und mit seitlichen 
Wülsten versehen ist, welch letztere sich in dem Hohl¬ 
raum des Eisens als Ausbuchtungen ausprägen. Wird 
auf ein derartiges Trageisen ein mit hinreichend weiter, 
entsprechend gestalteter Nuthe versehener Deckenstein 
aufgesetzt, so drückt sich der in der Nuthe befindliche 
Mörtel unter dem Einflüsse der vorspringenden Wulste 
des Eisens fest in den zwischen Nuthe und Eisen be¬ 
findlichen Zwischenraum hinein, wodurch das Eisen voll¬ 
ständig fest und innig mit dem Stein verbunden wird. 
Andererseits beugt der unterhalb der seitlichen Wulste 
befindliche Mörtel einem Emporheben des Steines erfolg¬ 
reich vor. Das Trageisen kann man auch, anstatt es 
mit den einzelnen Deckensteinen zu combinieren, in 
Beton einbetten. Weil der Hohlraum des Eisens nach 
der Verbindung mit den Deckensteinen frei bleibt, so 
kann die so erhaltene Fuge zur Befestigung der Mörtel¬ 
verkleidung der Decke benutzt werden. Infolge der vor¬ 
handenen Ausbuchtungen, welche die Innenseiten der 
Wulste bilden, wird der eingeworfene Mörtel für den 
Deckenputz vorzüglich festgehalten, man kann aber auch 
die Ausbuchtung des Trageisens zum Befestigen eines 
besonderen Putzträgers (Drahtgeflecht oder dergleichen) 
ausnutzen. Das geschilderte Einlagetrageisen stützt sich 
beiderends entweder unmittelbar auf die Gebäudemauern 
oder auf die Hauptgeschossträger auf. Als Material kann 
Eisen, Stahl oder ein anderes geeignetes Metall angewandt 
werden. Die Herstellung geschieht durch Ziehen, Biegen 
oder Stanzen eines Blechstreifens. 
Ein Doppelfalzziegel mit fest eingearbeiteter Sturm- 
siclierung wurde den Herren Richard Hopfner in 
Meerane und Robert Saaro in Höckendorf bei 
Glauchau geschützt. Ein Draht ist mit einem Ende fest 
mit dem Ziegel verbunden, und zwar so, dass ein mit 
dem Draht verbundenes Stäbchen aus Holz oder Metall 
mit in den Ziegel eingearbeitet ist, so dass also ein 
Lösen der Drahtsicherung unmöglich ist. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. 
In der am 6. d. M. abgehaltenen Sitzung des Ge¬ 
rne inderathes in Linz wurden folgende Bauangelegenheiten 
verhandelt: 
Nach Uebergang zur Tagesordnung wird der vom 
Gemeinderathe Heinisch erstattete Schotterausweis 
pro 1900 über die Bahnhofzufahrtstrasse, für die Vororte 
und die Burgfrieclstrassen in Linz genehmigend zur 
Kenntnis genommen. 
Vicebürgermeister Poche stellt die Anfrage, wie 
die Angelegenheit der Pflasterung der Bahnhofstrasse 
*) „Zeitschrift für die gesammte Versicherungs-Wissenschaft“.
	        
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