Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Nr. 24. 
ÖBEUÖSTERREIGHISCHE HAUZELTUNU. 
Seite 187. 
dieselben für verschiedene allgemeine und Special¬ 
krankheiten empfehlen. 
Oesterreich hat bekanntlich die rechte Seite der 
Seeküste der Adria im Besitz mit Ausnahme von Fiume, 
des ungarischen Seehafens. Es sind daher die natürlichen 
Bedingungen für Seebäderbauten vorhanden. Gegen die 
Küsten der Nord- und Ostsee mit ihren Dünen und 
flachen sandigen Ufern, die einen starken Wellenschlag 
bieten, sind die österreichischen Küsten meist felsig, 
sowohl in Istrien und Dalmatien und häufig ist das Ufer¬ 
land vor den Bergen so schmal, dass kaum die Er¬ 
richtung grösserer Bauanlagen möglich ist. In der Haupt¬ 
sache ist dies der Karst, der südöstliche Ausläufer der 
südlichen Kalkalpen. Hier kommt nur der südliche 
niedrigere Zug mit seiner vegetationsarmen Fläche in 
Betracht, auf welcher Bora und Regen im Wettbewerb 
stehen, im Monte maggiore (1394 Meter) den höchsten 
Punkt erreicht und sich in Cherso insularisch fortsetzt. 
Das Karstland bietet einen stufenförmigen Anblick. Kalk¬ 
stöcke, Kesselthäler, die von 300 bis 500 Meter hohen 
Kalksteinfelsen eingerahmte Einsenkungen bilden und 
von kleinen Bächen bewässert werden, dienen zu land¬ 
wirtschaftlichen Zwecken. Bemerkenswert ist an den 
Ufern das häufige Vorkommen einer aus Eisensilicaten 
zusammengesetzten rothen Erde, die eben eine land¬ 
wirtschaftliche Cultur ermöglicht. Der Karst ist wasser¬ 
arm. Hart am Meere oder auch unter dem Meeresspiegel 
springen wohl zahlreiche kleine Quellen hervor, die je¬ 
doch für die Bodencultur oder als Trinkwasser kaum in 
Betracht kommen. Dasselbe gilt von den Giessbächen, 
die in unaufhaltsamer Eile von Zeit zu Zeit von den 
Felsen zum Meere herabstürzen, zumeist veranlasst durch 
längere Herbstregen oder sommerliche Wolkenbrüche. 
Jetzt werden mit Fleiss und Ausdauer Versuche 
gemacht, um dem Karst die einstige Vegetation wieder¬ 
zugeben und sind diese Bemühungen ersichtlich von 
Erfolg gekrönt. 
Vielfach hat hier Menschenfleiss und intensive Boden¬ 
cultur diesen Meeresküsten eine Vegetation abzuringen 
vermocht. Vetreten finden wir den nützlichen Oelbaum 
in verschiedenen Arten, Feigenbäume, Edelkastanien und 
gedeihen auch die schönen Oypressen sehr gut, also 
eine Vegetation, welche der des mittelländischen Meeres 
entspricht. An manchen Stellen gedeiht vorzüglich der 
Lorbeer, Kampherbaum, Kirschlorbeer, Oleander, die 
japanische Mispel, Orangenbaum, Gummibaum, die immer¬ 
grüne Eiche und werden andere exotische Gewächse in 
Parkanlagen gepflegt. Vorzügliche Ergebnisse liefert auch 
der Weinbau, der zumeist an den Küsten und Höhen 
mit grösster Sorgfalt gepflegt wird. 
Das erste, meistbekannte und meistbesuchte Seebad 
Oesterreichs ist Abbazia. Der Ort führt diesen Namen 
seit sechs Jahrhunderten von einer Abtei, die von dem 
Geschlechte der „Wallse“ 1399 gegründet wurde und 
beinahe zwei Jahrhunderte im Besitze von Benedictiner- 
mönchen war. Dann wurde das Kloster von Augustinern 
besetzt, die wieder von Jesuiten abgelöst wurden. Diesen 
folgten Bettelmönche, die asketischen Eremiten des heil. 
Paulus, die wieder vom Oollegiatcapitel von Fiume ver¬ 
drängt wurden, bis sich wieder Jesuiten der Abtei be¬ 
mächtigten und daselbst bis zur Aufhebung des Ordens 
1773 verblieben. Heute weisen nur spärliche Reste von 
Bauwerken, Wein- und Baumpflanzungen auf die einstige 
Herrschaft der Kirche hin. Bekanntlich wählten die 
Benedictiner sich stets die herrlichsten Punkte zur Er¬ 
bauung ihrer Abteien aus. Auch unser Abbazia war 
einer der schönsten Punkte Istriens, des inselreichen 
Quarnero. Es konnte daher nicht Wunder nehmen, dass 
dieses schöne Küstenland nach einem jahrzehntelangen 
Schlummer wieder Freunde und Liebhaber fand und 
heute zu einem vornehmen Winteraufenthalt und Seebad 
geworden ist. 
Die erste Bebauung um- das Terrain der einstigen 
Abtei erfolgte durch einen Fiumaner, J. R. von Scarpa, 
der im Jahre 1844 die Villa Angiolina erbaute, die heute, 
noch den baulichen Mittelpunkt des Ortes bildet. Die 
Villa ist als Familienhaus erbaut, stockhoch und in ein¬ 
facher Renaissanceform gehalten. Von grösster Schönheit 
ist hingegen der prachtvolle Park mit seinen sehens¬ 
werten Anpflanzungen. 
Ende der Siebzigerjahre wurde Abbazia von dem 
Wiener Professor Dr. von Schrötter als Wintercurort 
empfohlen. Derartige Empfehlungen von Aerzten führen 
jedoch nicht zur Erbauung eines Curortes. Ohne Capitalien 
ist aus einem Orte, wenn er auch vorzügliche Heilmittel 
besitzt, nichts zu machen. Die kann auch kein Einzelner, 
sondern nur eine capitalkräftige Gesellschaft, der sich 
Erbauer von Hotels, Miethäusern und Gewerbetreibende 
anschliessen. Die Südbahngesellschaft wurde daher die 
Gründerin des Curortes Abbazia, denn deren General¬ 
direktor fasste auf die farbenprächtigen Schilderungen 
des Schriftstellers Dr. Noe hin den Plan, daselbst, um 
auch die eigene Eisenbahnlinie St. Peter-Fiume rentabler 
zu machen, eine Winterstation zu erbauen. 
Im Jahre 1882 begann die Thätigkeit der Bau¬ 
commission der Südbahn mit dem Ankauf des nennens¬ 
wertesten Baues, der Villa Angiolina, die seitdem all¬ 
jährlich vom rumänischen Königspaare bewohnt wird. 
Im Jahre 1883 wurde die Bau thätigkeit mit dem Baue 
des Hotel Quarnero und des Pavillons für warme See¬ 
bäder, mit der Errichtung der Badeanstalt am Strande 
und der hydropathischen Station begonnen. Es folgte 
die Erbauung der Dependance I, die eigentlich als Be¬ 
amtenhaus bestimmt war. Das Hotel Quarnero unter der 
Leitung der die gesummten Bauarbeiten leitenden Archi¬ 
tekten Wilhelm und Oberinspector Meese der Südbahn 
ist ein weitläufiges Gebäude im italienischen Villenstil 
mit mehreren Risaliten, welche die Fagaden des in einer 
Parkanlage befindlichen Gebäudes beleben. Aehnliche 
Formen weist die Depedance I auf und wurden alle 
Bauten am 8. September 1884 eröffnet. Schon im Jahre 
1885 wurde das Hotel „Erzherzogin Stephanie“ am neuen 
Brunnenplatz eröffnet, ein stattlicher dreistöckiger Bau 
mit schön gegliederten Renaissance-Fagaden. Bilk. 
Inhalt. Pränumerations-Einladung. — Der Thurm zum Linzer Mariä 
Empfängnisdom. — Thurmwachen, Thurmbrände und Schutz der Thurm¬ 
wächter. — Bäder und Heilstättenbauten. — Local-Baunotizen. — Aus der 
Fachliteratur. — Briefkasten. — Offene Stelle. — Eingesendet. — Inserate. 
Local-Baunotizen. 
Kreisturnfest in Linz. Wie durch die Tagesblätter 
bereits bekannt gegeben wurde, beschloss der Linzer 
Turnverein, das Kreisturnfest des XV. Turnkreises 
(Deutschösterreich) im nächsten Sommer in Linz abzu¬ 
halten. In einer am 29. November 1. J. im Kaufmännischen 
Vereinshause abgehaltenen Vorbesprechung, wozu aus 
Linz und Urfahr Persönlichkeiten aus verschiedenen 
Körperschaften geladen waren, wurde betreffs der Er¬ 
bauung einer Turnhalle ein Bauausschuss zusammen¬
	        
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