Nr. 24.
ÖBEUÖSTERREIGHISCHE HAUZELTUNU.
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dieselben für verschiedene allgemeine und Special¬
krankheiten empfehlen.
Oesterreich hat bekanntlich die rechte Seite der
Seeküste der Adria im Besitz mit Ausnahme von Fiume,
des ungarischen Seehafens. Es sind daher die natürlichen
Bedingungen für Seebäderbauten vorhanden. Gegen die
Küsten der Nord- und Ostsee mit ihren Dünen und
flachen sandigen Ufern, die einen starken Wellenschlag
bieten, sind die österreichischen Küsten meist felsig,
sowohl in Istrien und Dalmatien und häufig ist das Ufer¬
land vor den Bergen so schmal, dass kaum die Er¬
richtung grösserer Bauanlagen möglich ist. In der Haupt¬
sache ist dies der Karst, der südöstliche Ausläufer der
südlichen Kalkalpen. Hier kommt nur der südliche
niedrigere Zug mit seiner vegetationsarmen Fläche in
Betracht, auf welcher Bora und Regen im Wettbewerb
stehen, im Monte maggiore (1394 Meter) den höchsten
Punkt erreicht und sich in Cherso insularisch fortsetzt.
Das Karstland bietet einen stufenförmigen Anblick. Kalk¬
stöcke, Kesselthäler, die von 300 bis 500 Meter hohen
Kalksteinfelsen eingerahmte Einsenkungen bilden und
von kleinen Bächen bewässert werden, dienen zu land¬
wirtschaftlichen Zwecken. Bemerkenswert ist an den
Ufern das häufige Vorkommen einer aus Eisensilicaten
zusammengesetzten rothen Erde, die eben eine land¬
wirtschaftliche Cultur ermöglicht. Der Karst ist wasser¬
arm. Hart am Meere oder auch unter dem Meeresspiegel
springen wohl zahlreiche kleine Quellen hervor, die je¬
doch für die Bodencultur oder als Trinkwasser kaum in
Betracht kommen. Dasselbe gilt von den Giessbächen,
die in unaufhaltsamer Eile von Zeit zu Zeit von den
Felsen zum Meere herabstürzen, zumeist veranlasst durch
längere Herbstregen oder sommerliche Wolkenbrüche.
Jetzt werden mit Fleiss und Ausdauer Versuche
gemacht, um dem Karst die einstige Vegetation wieder¬
zugeben und sind diese Bemühungen ersichtlich von
Erfolg gekrönt.
Vielfach hat hier Menschenfleiss und intensive Boden¬
cultur diesen Meeresküsten eine Vegetation abzuringen
vermocht. Vetreten finden wir den nützlichen Oelbaum
in verschiedenen Arten, Feigenbäume, Edelkastanien und
gedeihen auch die schönen Oypressen sehr gut, also
eine Vegetation, welche der des mittelländischen Meeres
entspricht. An manchen Stellen gedeiht vorzüglich der
Lorbeer, Kampherbaum, Kirschlorbeer, Oleander, die
japanische Mispel, Orangenbaum, Gummibaum, die immer¬
grüne Eiche und werden andere exotische Gewächse in
Parkanlagen gepflegt. Vorzügliche Ergebnisse liefert auch
der Weinbau, der zumeist an den Küsten und Höhen
mit grösster Sorgfalt gepflegt wird.
Das erste, meistbekannte und meistbesuchte Seebad
Oesterreichs ist Abbazia. Der Ort führt diesen Namen
seit sechs Jahrhunderten von einer Abtei, die von dem
Geschlechte der „Wallse“ 1399 gegründet wurde und
beinahe zwei Jahrhunderte im Besitze von Benedictiner-
mönchen war. Dann wurde das Kloster von Augustinern
besetzt, die wieder von Jesuiten abgelöst wurden. Diesen
folgten Bettelmönche, die asketischen Eremiten des heil.
Paulus, die wieder vom Oollegiatcapitel von Fiume ver¬
drängt wurden, bis sich wieder Jesuiten der Abtei be¬
mächtigten und daselbst bis zur Aufhebung des Ordens
1773 verblieben. Heute weisen nur spärliche Reste von
Bauwerken, Wein- und Baumpflanzungen auf die einstige
Herrschaft der Kirche hin. Bekanntlich wählten die
Benedictiner sich stets die herrlichsten Punkte zur Er¬
bauung ihrer Abteien aus. Auch unser Abbazia war
einer der schönsten Punkte Istriens, des inselreichen
Quarnero. Es konnte daher nicht Wunder nehmen, dass
dieses schöne Küstenland nach einem jahrzehntelangen
Schlummer wieder Freunde und Liebhaber fand und
heute zu einem vornehmen Winteraufenthalt und Seebad
geworden ist.
Die erste Bebauung um- das Terrain der einstigen
Abtei erfolgte durch einen Fiumaner, J. R. von Scarpa,
der im Jahre 1844 die Villa Angiolina erbaute, die heute,
noch den baulichen Mittelpunkt des Ortes bildet. Die
Villa ist als Familienhaus erbaut, stockhoch und in ein¬
facher Renaissanceform gehalten. Von grösster Schönheit
ist hingegen der prachtvolle Park mit seinen sehens¬
werten Anpflanzungen.
Ende der Siebzigerjahre wurde Abbazia von dem
Wiener Professor Dr. von Schrötter als Wintercurort
empfohlen. Derartige Empfehlungen von Aerzten führen
jedoch nicht zur Erbauung eines Curortes. Ohne Capitalien
ist aus einem Orte, wenn er auch vorzügliche Heilmittel
besitzt, nichts zu machen. Die kann auch kein Einzelner,
sondern nur eine capitalkräftige Gesellschaft, der sich
Erbauer von Hotels, Miethäusern und Gewerbetreibende
anschliessen. Die Südbahngesellschaft wurde daher die
Gründerin des Curortes Abbazia, denn deren General¬
direktor fasste auf die farbenprächtigen Schilderungen
des Schriftstellers Dr. Noe hin den Plan, daselbst, um
auch die eigene Eisenbahnlinie St. Peter-Fiume rentabler
zu machen, eine Winterstation zu erbauen.
Im Jahre 1882 begann die Thätigkeit der Bau¬
commission der Südbahn mit dem Ankauf des nennens¬
wertesten Baues, der Villa Angiolina, die seitdem all¬
jährlich vom rumänischen Königspaare bewohnt wird.
Im Jahre 1883 wurde die Bau thätigkeit mit dem Baue
des Hotel Quarnero und des Pavillons für warme See¬
bäder, mit der Errichtung der Badeanstalt am Strande
und der hydropathischen Station begonnen. Es folgte
die Erbauung der Dependance I, die eigentlich als Be¬
amtenhaus bestimmt war. Das Hotel Quarnero unter der
Leitung der die gesummten Bauarbeiten leitenden Archi¬
tekten Wilhelm und Oberinspector Meese der Südbahn
ist ein weitläufiges Gebäude im italienischen Villenstil
mit mehreren Risaliten, welche die Fagaden des in einer
Parkanlage befindlichen Gebäudes beleben. Aehnliche
Formen weist die Depedance I auf und wurden alle
Bauten am 8. September 1884 eröffnet. Schon im Jahre
1885 wurde das Hotel „Erzherzogin Stephanie“ am neuen
Brunnenplatz eröffnet, ein stattlicher dreistöckiger Bau
mit schön gegliederten Renaissance-Fagaden. Bilk.
Inhalt. Pränumerations-Einladung. — Der Thurm zum Linzer Mariä
Empfängnisdom. — Thurmwachen, Thurmbrände und Schutz der Thurm¬
wächter. — Bäder und Heilstättenbauten. — Local-Baunotizen. — Aus der
Fachliteratur. — Briefkasten. — Offene Stelle. — Eingesendet. — Inserate.
Local-Baunotizen.
Kreisturnfest in Linz. Wie durch die Tagesblätter
bereits bekannt gegeben wurde, beschloss der Linzer
Turnverein, das Kreisturnfest des XV. Turnkreises
(Deutschösterreich) im nächsten Sommer in Linz abzu¬
halten. In einer am 29. November 1. J. im Kaufmännischen
Vereinshause abgehaltenen Vorbesprechung, wozu aus
Linz und Urfahr Persönlichkeiten aus verschiedenen
Körperschaften geladen waren, wurde betreffs der Er¬
bauung einer Turnhalle ein Bauausschuss zusammen¬