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OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
Nr. 21.
Vertrauen zum Bauamte, dass mit diesem Betrage das
Auslangen gefunden werde. Der zur Verfügung stehende
Fond für den Neubau des Volksgarten-Salons habe eine
Höhe von 260.000 K; es ergibt sich daher ein Abgang
von 140.000 K. Für die Verzinsung und Amortisierung
dieses Betrages ist alljährlich Sorge zu tragen und ist
zu diesem Zwecke auch das Pachterträgnis zu verwen¬
den. Der Referent stellt schliesslich folgende Anträge:
1. Es sei an Stelle des bestehenden Volksgarten-Salons
ein neuer Saalbau nach den vom Stadtbauamte ausge¬
arbeiteten Plänen herzustellen und wird der hiezu rioth-
wendige Betrag von 400.000 K bewilligt. 2. Das Stadt¬
bauamt wird beauftragt, die für die Ausschreibung
nöthigen Vorarbeiten unverzüglich vorzunehmen und
mit thunlichster Beschleunigung die Ausschreibung zu
veranlassen, um die Vergebung der Arbeiten und Liefe¬
rungen ehebaldigst zu ermöglichen.
Gemeinderath Wolf erstattet hierauf Bericht über
die finanzielle Seite der Angelegenheit. Anschliessend an
die diesbezüglichen Bemerkungen des Gemeinderathes
Beyer erwähnt er, dass der Abgang gegen 146.290 K
betragen werde. Gemeinderath Wolf beantragt nun,
diesen Betrag aus dem '21j2 Millionen-Anlelien leihweise
zu entnehmen und die Rückzahlung desselben auf circa
10 Jahre zu vertheilen; der jährlich zurückzuzahlende
Betrag bleibe einer späteren Beschlussfassung Vorbehalten.
Gemeinderath Dr. Jäger bemerkt, er habe im
Principe gegen die vom Gemeinderath Wolf vorgeschla¬
gene Finanzierung nichts einzuwenden, halte es aber
für zweckmässig, schon jetzt einen bestimmten Betrag
festzusetzen, welcher alljährlich in das Präliminare ein¬
zustellen ist, um die Refundierung des entlehnten Be¬
trages auf diese Art durchzuführen. Der Redner stellt
den Antrag, es seien zu diesem Zwecke alljährlich
16.000 K in das Prälimare einzustellen.
Gemeinderath Hassack glaubt, es solle der bis¬
herige Modus, alljährlich 20.000 K für den Volksgarten-
Salonbau einzustellen, beibehalten werden.
Gemeinderath Dr. Jäger schliesst sich diesem Vor¬
schläge an, während Gemeinderath Wolf es bei den
finanziellen Verhältnissen der Gemeinde als schwer be¬
zeichnet, alljährlich 20.000 K zu bestimmen.
In die Debatte greifen noch ein die Gemeinderäthe
Dr. Peyrer, Weingärtner, Dimmel und Dr. Maur-
hard, dann die Vicebürgermeister Dr. Lampl und
Poche, sowie der Herr Bürgermeister Eder, worauf
Gemeinderath Dr. Jäger seinen Antrag in folgender
Form vorlegt: „Es sei die durch den Volksgartenfond
nicht gedeckte Bausumme aus dem 21/2 Millionen-Anlehen
zu entnehmen und durch Einstellung von jährlich
20.000 Kronen in das ordentliche Budget bis zur gänz¬
lichen Tilgung von Capital und Zinsen zu refundieren“.
Gemeinderath Wolf erklärt, dass er seinen Antrag
aufrecht erhalte.
Vor der Abstimmung constatiert der Herr Bürger¬
meister die Anwesenheit von 26 Gemeinderathsmitgliedern.
Der Antrag des Referenten Beyer wird hierauf einhellig
angenommen. Der Abänderungsantrag des Gemeinde-
rathes Dr. Jäger bleibt in der Minorität, worauf der
Antrag des Gemeinderathes Wolf zur Annahme gelangt.
Nach dem Anträge des Gemeinderathes Wolf wird
weiters die Entnahme eines Beitrages von 300.000 K aus
dem 2x/2 Millionen-Anlehen bei der Allgemeinen Sparcasse
zur Deckung verschiedener Erfordernisse beschlossen.
Gemäss Antrag des Gemeinderathes Dimmel be-
schliesst der Gemeinderath, die Kosten der Fundierungs¬
arbeiten für das Stifter-Denkmal auf der Promenade,
sowie die Kosten einer Gartenanlage um das Denkmal
aus Gemeindemitteln zu bestreiten. Der Referent fügt
bei, dass die Arbeiten bereits in diesem Herbste be¬
gonnen und die Aufstellung des Denkmals im Frühjahr
1902 erfolgen werde.
Schliesslich berichtet Gemeinderath Feilerer be¬
treffend das Project des Stadtbauamtes über die Neu-
construction des Canalnetzes der inneren Stadt, wonach
in den Kellerlocalitäten auf der Landstrasse zur Abwen¬
dung von Ueberschwemmungen bei grossen Regengüssen
ein Parallelcanal für 15.000 K noch heuer erbaut werden
müsse. Nach längerer Debatte und gründlicher Aus¬
einandersetzung von Seite des städtischen Baurathes
Kempf wurde der Antrag angenommen.
Local-Baunotizen.
Der Gesammtaufläge unseres heutigen Blattes ist
ein Circular der Armature n- und Maschinenfabrik-
Acti eng es eil schaft (vormals J. A. Hilpert), Wien, X.,
Erlachgasse Nr. 117, beigelegt, das wir unseren geehrten
Lesern zur Durchsicht bestens empfehlen.
Bau einer Gendarmerie-Kaserne in Linz. Aus Wien
wird uns berichtet, dass infolge erhaltener Kündigung
der jetzigen Kasernlocalitäten für die k. k. Gendarmerie
in Linz, Gesellenhausstrasse Nr. 13, das Justizministerium
die Ausarbeitung von Plänen und Kostenüberschlägen für
einen neuen Kasernenbau in Linz angeordnet hat.
Zum neuen Volksgarten-Salonbau in Linz. Wie
wir an anderer Stelle berichten, hat der Gemeinderath
in seiner Sitzung vom 23. October d. J. den Bau des
neuen Saalgebäudes im. städtischen Volksgarten nach
den letzt ausgearbeiteten Plänen des Stadtbauamtes be¬
schlossen und sogleich die Ausschreibung für die Ueber-
nahme einiger Bauarbeiten angeordnet. Aus den im
Sitzungssaale des Gemeinderathes aufgelegten Plänen
ersahen wir, dass das Gebäude folgende Räumlichkeiten
enthalten wird, u. zw.: Ebenerdig ein entsprechend grosses
Vestibüle und zweierlei getrennte Eingänge, einer dieser
Eingänge ist für Wagen mit einer gedeckten Unterfahrt
zu versehen. Mit diesen Eingängen in Verbindung steht
eine Garderobe mit einem Fassungsraum bis 1000 Per¬
sonen. Ein Saal von 600 Quadratmeter Fläche . mit
mehreren Ausgängen und Gartenausblick an der östlichen
Längsseite; in einer Nische befindet sich das Podium
für Musik, Sänger u. s. w. und hieran anstossend ein
Musikerzimmer. Mit dem grossen Saale stehen zwei Re¬
staurationslocale in Verbindung, welche bei grösseren
Veranstaltungen als Nebenräume des Saales, sonst aber
als Gastzimmer dienen sollen. Die dieselben von dem
grossen Saale trennenden Wände können beseitigt wer¬
den und es entsteht dann ein Local. Ebenerdig befinden
sich weiter die sogenannte Schwemme, Schanklocale,
Küche nebst Anrichteraum, drei Aborte für Herren und
vier für Damen, letztere mit einem Toilettezimmer in
Verbindung und ein Inspectionszimmer für die Polizei
oder Feuerwehr. Im ersten Stocke befindet sich ein
Saal wie ebenerdig, Wohnräume für den Restaurateur
und das Gesinde, Gallerien, welche sowohl vom Saale
als auch von der Garderobe aus zugänglich sind. Die
Beleuchtung erfolgt vermittels Gas; für Saal, Garderobe,
Vestibüle u. s. w. besteht eine Centralheizung. Der Bau
kommt an die Bahnhof-Zufahrtstrasse zu stehen und