Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Seite 140. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 18. 
gesenkt, oder waren bei grösseren Anlagen, wie in den 
Kaiserbädern Kaltwasserbasins, sowohl im Freien als in 
Kuppelhallen angeordnet. Diese für eine grössere Menge 
bestimmten Kaltwasserbäder nannte man Frigidarium, 
und wurde das Kaltbad oft nur allein benützt. Eine 
Art Ruhepause im Badeprocesse war das Tepidarium, 
der Vorbereitungsraum für das eigentliche Schwitz- oder 
Dampfbad. Der Raum war mit feuchtwarmer, sich stets 
erneuernder Luft erfüllt und stand in einem Bassin auch 
lauwarmes Wasser zu Abwaschungen bereit. In diesem 
Raume wurden auch die landesüblichen Körper¬ 
salbungen durch Sclaven vorgenommen. Von hier 
gelangte man in das warme Bad Caldarium und von da 
in das Schwitzbad. Unsere heutigen Dampf-, irischem 
russischen Bäder zeigen dieselbe Einrichtung wie das 
antike Bad, mit dem Unterschiede, dass uns durch die 
Dampfmaschine eine grössere und wohlfeile Herstellung 
des Dampfes ermöglicht ist. Meist war dieses trockene 
Schwitzbad Sudatorium eine Halle, deren Boden auf 
kleinen Pfeilern ruhte, unter denen das Hypocaustum, 
die Feuerstellen, lagen, so dass sich die Heissluft in den 
hohlen Fussboden und Wänden nach jeder Richtung 
vertheilen konnte. An der Hinterwand waren treppen¬ 
artig Sitze aufgebaut, so dass es den Badenden ermöglicht 
war, von einer beliebigen Treppe aus, dem Körper eine 
niedere oder höhere Temperatur zuzuführen. 
Nebenan oder in derselben Halle war ein Bassin mit 
kaltem Wasser angebracht, in dem man nach dem Schwitz¬ 
bade Abkühlung fand. Wie bereits bemerkt, schlossen 
sich an diese eigentlichen Baderäume Gärten, Säle für 
Spiele aller Art. Die Bäder waren entweder ganz frei 
oder erlegte man einige Oboli, die zur Bezahlung des 
Vorstandes und Erhaltung der diensthabenden Sclaven 
verwendet wurden.*) 
Römische Geschichtsschreiber bieten einige Angaben 
über Bäderbauten in Rom. Der erste Bau grossangelegter 
Bäder, von Thermen, wird Agrippa zugeschrieben, die 
25 Jahre v. Ohr. G. auf dem Marsfelde erbaut wurden. Nero 
liess nach dem Brande Roms gleichfalls grosse Thermen 
erbauen, die von Alexander Severus erneuert wurden. 
Mit grossem Aufwande Hessen dann die Kaiser Titus 
und Trajan auf einem der sieben Hügel, dem Esquil- 
linus, grosse Thermen anlegen. Mit grösster Pracht¬ 
entfaltung liess Caracalla Thermen unter eigener Auf¬ 
sicht in der Vorstadt Piscina publica, im Fischerviertel, 
erbauen, Anlagen, die noch durch die Thermen des 
Baumäcenas Diocletian am westlichen Theile des Quirinais 
überboten wurden und die Thermenbauten Roms ihre 
höchste Vollendung, doch auch ihren Abschluss mit den 
Thermen Constantins fanden. 
Jedem, der die Baudenkmale Roms eingehend studiert 
hat, sind die Reste der Thermen der Kaiser Titus, 
Caracalla, Diocletian bekannt. Weniger die Zeit als die 
Baulust der Päpste war es, die zu einer immer grösseren 
Verwüstung dieser Monumente führte. Vieles wurde ab¬ 
gebrochen und das Material zu Neubauten verwendet. 
Bis auf die nackten Ziegel mauern und Gewölbe ist von 
der einstigen Herrlichkeit nichts mehr zu entdecken. 
Säulen, Sculpturen, die Marmorwände, die Cassetten- 
decken der Kuppeln und Tonnengewölbe fanden in der 
Renaissancezeit für Kirchen und Palastbauten leider eine 
allzu eifrige Verwendung, so dass man kaum mehr weiss, 
*) Eine charakteristische Schilderung des römischen Bade¬ 
wesens findet sich in dem nach Quellenstudien bearbeiteten Roman 
E. L. Bulwers: „Die letzten Tage von Pompeji“. 
welcher Therme dieser oder jener Bautheil entnommen 
wurde. In einige wurden Kirchen hineingebaut und selbst¬ 
redend gänzlich umgestaltet und aus dem Zusammenhang 
gebracht. So wird wohl niemand vermuthen, dass das 
einstige Kaltwasserbad der Thermen des Diocletian, jetzt 
die Kirche St. Maria degli angeli ist. Auch das viel¬ 
genannte Pantheon, das früher für einen Tempelbau aller 
Götter gehalten wurde, bildete als Kuppelbau die imposante 
Vorhalle der Thermen des Agrippa. Die meisten, jedoch 
unbenutzten Baureste sind von den Thermen des Caracalla 
erhalten, die heute noch mehr als 800 Quadratmeter be¬ 
decken. Zu »nennen sind als sehr gut erhaltene Ruinen 
die Reste der ausgegrabenen Bäder in Herculanum und 
Pompeji*) und in anderen Orten Italiens, wie in Bajä 
bei Neapel, dessen Schilderung als antiker Curort hier 
folgen soll. Andere Ruinen finden sich in Frankreich, 
Deutschland (Trier, Badenweiler), in England, in Oester¬ 
reich-Ungarn belanglose Grundmauern in D.-Altenburg 
(Carnuntum), Pola und Alt-Ofen (Aquincum). Bück. 
*) C. Elorillo, J. Overbeck u. a. Monographien der Bauten 
in Pompeji-Herculanum. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz 
und Urfahr. 
In den am 4. d. M. abgehaltenen Gemeinderaths- 
Sitzungen der Städte Linz und Urfahr wurden folgende 
Angelegenheiten erledigt: 
a) Linz. 
Ueber Antrag des Gemeinderathes Hassack wird 
dem Genossenschaftsverbande für Linz und Urfahr be¬ 
hufs Th eil nah me am P^achcurse für Bau¬ 
tischlerei ein Betrag von 400 K bewilligt; der Landes¬ 
ausschuss hat zu diesem Zwecke 600 K gewidmet. 
Die vom Maurermeister Herrn M. Narbeshuber 
aus Kremsmünster angesuchte Aenderung der Parcellierung 
seiner Gründe Nr. 97—1 und 101—1 in Lustenau wird 
unter näher bezeichneten Bedingungen genehmigt. 
Gemeinderath Sedlacek berichtet über das An¬ 
suchen der Freiwilligen Feuerwehr Linz um Entsendung 
eines städtischen Ingenieurs zum Studium der Feuer¬ 
automaten und beantragt diesem Ansuchen Folge zu 
geben und den städtischen Ingenieur Redl zu diesem 
Zwecke auf Kosten der Gemeinde nach Wien und Prag 
zu entsenden. (Wird angenommen.) 
Ueber Antrag des Gemeinderathes Gm einer 
werden zur Vornahme der Supercollaudierung des Baues 
der Landwehrkaserne die Gemeinderäthe Sedlacek 
und Gm ein er delegiert, und dem Parcellierungsgesuche 
der Herren Ferdinand R ei sing er und Franz Rezak 
unter näher bezeichneten Bedingungen Folge gegeben, 
b) Urfalir. 
Gemeinderath Mitschdörfer macht die Mittheilung 
dass anfangs dieses Monats mit den Wasserleitungs¬ 
arbeiten begonnen wurde. 
Gemeinderath Keplinger beantragt 1. die Neu¬ 
pflasterung der Trottoire in der inneren Hauptstrasse 
noch im September d. J. vorzunehmen; 2. die Vergebung 
dieser Arbeit an den billigsten Offerenten der V. Section 
zu überlassen; 3. die Lieferung des Pflastermateriales 
solle der Offerent besorgen, das Pflastermateriale könne 
aber auch zum Theile von der Gemeinde selbst, wenn 
dies vortheilhaft erscheine, beigestellt werden; 4. zu den 
Kosten der Pflasterung per 3668 K habe die Gemeinde
	        
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