Volltext: VI. Jahrgang, 1901 (VI. JG., 1901)

Seile 138. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr, 18. 
Zimmerdecken ein eminent guter Schutz beim Ausbruche 
eines Feuers, um zu verhindern, dass sich der Brand so¬ 
fort von einem Stockwerk auf das folgende überträgt. 
Um nun den Platten mehr Halt zu geben, werden diese 
Asbestplatten mit Eisendrahtgewebe-Einlage angefertigt. 
Diese Platte eignet sich besonders zum Bekleiden hölzerner 
Treppenhäuser, hölzerner Wände u. dgl. Die Montage 
der Asbest-Feuerschutzplatten ist die denkbar einfachste 
und kann von jedem Laien ausgeführt werden; das Auf¬ 
nageln der Plattep geht schnell vonstatten, die Isolierung 
ist haltbar und viel sauberer als ein Mörtelverputz. 
Wenn man in Wohnräumen noch ein besonders gutes 
Aussehen dieser Isolierung erzielen will, so empfiehlt es 
sich, die Stellen, wo die Platten zusammenstossen, falls 
ein Uebereinanderlegen deren Enden nicht angängig, mit 
Gips gleichmässig auszufüllen und das Ganze dann mit 
einer Mischung aus Leimwasser und Kalkmilch zu über¬ 
streichen. Isolationen, die in dieser Weise ausgeführt 
worden sind, haben ein wirklich tadelloses Aussehen. 
Die Asbest-Feuerschutzplatte wurde auch seitens der 
Direction der Frankfurter Feuerwehr unter Hinzuziehung 
der städtischen Behörden und Sachverständigen einer 
eingehenden Prüfung unterzogen. Zwei Holztreppen, die 
mit dieser Platte isoliert waren, wurden schräg über 
einen mit Oel etc. getränkten Holzstoss gestellt, dieser 
angezündet und die Treppen ca. 20 Minuten lang dem 
Holzfeuer ausgesetzt. Die Treppen blieben fast kalt und 
unverletzt sowie vollständig passierbar. Infolge dieser 
Resultate liess die Frankfurter Stadtverwaltung in 
mehreren ihrer Häuser die Rückwände der hölzernen 
Treppenhäuser mit der Feuerschutzplatte bekleiden resp. 
isolieren. 
So verdienen die Asbestfabrikate in der Bauindustrie 
yielfachste Verwendung, zur Gewährleistung der Sicher¬ 
heit gegen Feuersgefahr in den Wohnungen und wie 
schon oben ausgeführt, in Theatern, Fabriken, grossen 
Verkaufsbazaren, Lagerräumen etc. wird ihnen eine viel 
allgemeinere Verwendung bevorstehen. — In Nordamerika 
z. B. besteht in verschiedenen Bauordnungen die Vor¬ 
schrift, dass in allen Gebäuden zwischen jedem Stock¬ 
werk eine Lage Asbestpappe angebracht sein muss. Diese 
Anordnung hat, wie bereits eingangs erwähnt, den Zweck, 
bei einem Brande das rasche Ueberspringen des Feuers 
von einem Stockwerk zum andern zu verhindern und 
soll sich in der Praxis ganz hervorragend bewährt haben. 
Die Kosten für die Anschaffung dieser Asbestpappe 
stehen in gar keinem Verhältnis zu der eminent ver- 
grösserten Sicherheit, die diese Anordnung bei Ausbruch 
eines Feuers dem Hause oder Magazin bietet. 
Schliesslich möchten wir noch erwähnen, dass als 
Dachbedeckung die wasserdichten Asbestplatten ein neues 
Erzeugnis sind. Dieselben sind viel leichter als eine Ziegel¬ 
bedachung, die Montage ist einfach und das Asbestdach 
sieht auch vortheilhaft aus. 
Es lassen sich also die Asbestfabrikate zur Sicherheit 
der menschlichen Wohnst.ätten im weitestgehenden Masse 
verwenden. Wenn dies bisher noch nicht in der genügen¬ 
den Weise geschah, so lag es zum Theil daran, dass sich 
die Asbest-Industrie erst im letzten Jahrzehnt zu der 
jetzigen Höhe emporgeschwungen hat, andererseits wohl 
auch daran, dass den breiten Volksmassen die Asb,est- 
fabrikate noch nicht in der nöthigen Weise bekannt sind, 
um dieselben ganz allgemein zu verwenden. Es erscheint 
deshalb von eminenter Wichtigkeit, dass Behörden und 
überhaupt alle Interessenten den verschiedenen Asbest- 
fabriken ihre vollste Beachtung schenken und dieselben, 
besonders bei den jetzigen billigen Preisen, verwenden ; 
der Bauleiter wird sich dadurch um die Sicherung der 
menschlichen Wohnungen gegen Feuersgefahr überaus 
verdient machen. C. Mayer. 
Bäder und Heilstättenbauten. 
ii. 
Die Erfindung des Badens ist so alt wie die Mensch¬ 
heit. Alle Lebewesen haben das Bedürfnis nach Wasser, 
sei es nun natürlich kalt, warm oder erwärmt, zur Er¬ 
frischung und Reinigung. Selbst der Thau, der des 
Nachts wohlthätig niederfällt, ist für die Pflanzenwelt 
als Erfrischung, als Mittel zur Reinigung von Schmutz 
und Staub, als ein vom Himmel gespendetes Bad zu be¬ 
trachten. 
Mensch und Thier begnügten sich zuerst mit natür¬ 
lichen Bädern in Flüssen und Seen in ganz erspriessliclier 
Weise. Erst die allgemeine culturelle Entwicklung der 
Menschheit, der fortschreitende Städtebau, auch der 
Mangel an ausreichenden natürlichen Wasserläufen ergab 
die Nothwendigkeit dem allgemeinen Reinigungs- und 
Badebedürfnisse durch den Bau eigener Bäderanlagen 
gerecht zu werden. Man sammelte die Wasser, so'rgte 
für deren Zu- und Abfluss, fahndete nach Mitteln um 
grosse Wassermengen zu erwärmen. Man versuchte es 
mit offenen uud gedeckten Gebäuden, strebte nach 
zweckdienlichen Formen und Ausführungen, um das 
unerlässliche Badebedürfnis grosser Bevölkerungen zu 
erfüllen. Die Bäder wurden auf diese Art eine öffentliche 
Angelegenheit, eine gemeinnützige Einrichtung. Man 
erblickte mit Recht in den Bädern schon im Alterthum 
eine gesundheitliche Einrichtung, die für die ganze Be¬ 
völkerung zur freien Benützung bestimmt war. . .. 
Es ist kaum festzustellen, welcher Nation das Vor¬ 
recht gebürt, die ersten Bäderbauten errichtet zu haben. 
Die ältesten Cuiturvölker, Inder und Aegypter, führende 
Völker im Baustile und in der Bautechnik, die Erfinder 
des Städtebaues, haben uns wohl viele kaum erreichbare 
Baudenkmale hinterlassen, doch nirgends finden sich 
Anhaltspunkte, dass diese oder jene Mauer und Grund¬ 
reste Theile eines Badhauses gewesen seien. Wir wissen 
aus der Geschichte der Juden, dass ihnen anlässlich 
ihrer Feste nach der mosaischen Glaubenslehre gewisse 
Waschungen und Bäder vorgeschrieben waren. Nähere 
Beschreibungen über diese Bäder und deren Einrich¬ 
tungen fehlen. Auch die Bauarchäologie gibt hierüber 
keine Auskünfte. In Jerusalem finden sich nur spärliche 
Reste des sogenannten Salomonischen Tempelbaues, der 
durch Kaiser Titus zerstört wurde. Von der vielgerühmten 
grossen Tempelanlage, ihren Hallen, Vorhöfen, Priester¬ 
wohnungen, Nebengebäuden ist bis auf einige Umfassungs¬ 
mauern nur wenig übrig geblieben und gilt dies auch 
selbstredend von den rituellen Bädern. Wahrscheinlich 
bestanden diese sogenannten Bäder aus mit Mauern um¬ 
gebenen ungedeckten Wasserbasins, in denen die vor¬ 
geschriebenen Abwaschungen vor dem Besuche des 
Gottesdienstes im Tempel ausgeführt wurden. Dasselbe 
gilt von den Culten anderer historischer semitischer 
Völker des Alterthums, in denen gewisse Abwaschungen 
Vorschrift waren. Unter da all den zahlreichen Ruinen¬ 
städten des Alterthums in, Asien und Afrika, die dank 
dem Fleisse und der Studien unserer Bauarchäologen 
nunmehr vollkommen durchforscht und aufgenommen
	        
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