VI. Jahrgang, Nr. 18.
Linz, 15. September 1901.
Öberösterreichische Bauzeitung
Zeitschrift für Bauwesen
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“.
Redaction und Administration: LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER.
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG:
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für die I halbjährig .
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Erscheint am 1 und 15.
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Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬
österreichischen Banzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner hei
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten.
Inhalt. Die Nachtlieile des Eisenbahnbaues im Pausclialwege. —
Asbestverwendung im Bauwesen. — Bäder und Heilstättenbauten. —
Aus den Gremeinderatlis-Sitzungen in Linz-Urfalir. — Local-Baunotizen. —
Technische Berichte. — Anmeldungen für Wasserbezug aus dem städtischen
Wasserwerke. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — Offene Stellen. —
Briefkasten. — Inserate.
Die Nachtheile des Eisenbahnbaues im
Pauschalwege.
(Von einem hiesigen Eisenbahntechniker.)
Da man höheren Orts bei den in Aussicht stehenden
Eisenbahnbauten wieder dem System zu huldigen
scheint, diese Ausführungen im Pauschalwege zu ver¬
geben, so dürften folgende Zeilen eines Fachmannes
zeitgemäss erscheinen.
Eine Bahn im Pauschalwege gebaut, ist mit
anderen Worten ausgedrückt, die Uebergabe der Her¬
stellung einer Bahnanlage an eine Unternehmung, welche,
dem Zeitgeiste folgend, in erster Richtung gewöhnlich
mit dem vielsagenden pompösen Namen: „General-Bau¬
unternehmung der priv. Eisenbahn“ vor die Oeffentlich-
keit tritt. Die Verpflichtungen, die nun diese „General-
Bauunternehmung“ übernimmt, wären nach den in
Abtheilungen, Absätzen und Paragraphen zusammen¬
gesetzten näheren Bestimmungen, Protokollen und viel¬
seitig unterfertigten Hebereinkommen gewissermassen
beruhigend für den Bauherrn, wenn die Wirklichkeit der
Ausführung in allem und jedem seiner Theile den ver¬
schiedenen Vorschriften genau angepasst werden könnte.
Doch wie schön sind die Pläne — aber wie ist die
Bahnl Wir wollen mit diesem Stosseufzer nicht der
„General-Bauunternehmung“ allein, sondern auch dem
ganzen Pauschal System unsere Abneigung kundgeben.
Theilen wir daher die von der Bauunternehmung zu
bewirkenden Leistungen in zwei Theile, u. zw. erstens
in den Bau und zweitens in die Ausrüstung der Bahn.
Bezüglich des Baues, wie schon vorerwähnt, sind oft
die Vorschriften divergierend mit der Ausführung; die
Bauunternehmung stösst auf Hindernisse, für welche in
den Bestimmungen nicht vorgesehen ist, oder es zeigt sich
die klare Nothwendigkeit von Sicherungsarbeiten, welche
aber ebenfalls im Programm nicht enthalten sind. Nun
da heisst es einfach: „Ist nicht inbegriffen in dem
Pauschale, wird wohl gemacht, ist aber als Mehrarbeit
separat zu vergüten“. Anderseits aber treten beim
Baue selbst Hindernisse ein, welche es unmöglich
machen, nach dem genehmigten Projecte weiter zu
arbeiten. — Der Ausfall an Zeit zur Schlichtung solcher
Vorkommnisse durch das Ministerium — und der Unter¬
nehmung wird von letzterer bereitwilligst als Mittel zum
Vertragsbruch benützt, wenn erstere sich nicht zu er¬
neuten, in der Regel sehr schmerzhaften Ooncessionen
versteht, um nicht durch Arbeitseinstellungen und Processe
sowohl an Zeit, Geld und Materialien noch empfindlichere
Verluste zu erleiden.
Greifen wir noch etwas tiefer in den eigentlichen
Bau, so erhalten wir noch ein trüberes Bild. Obwohl die
Bestimmungen klar sprechen, so zeigen sich doch nach¬
träglich Mängel, so dass man sich fragen muss: „Wo
blieb denn das wachsam gewesen sein sollende
Auge der Aufsicht? — Ferner darf nicht unerwähnt
bleiben, dass diese Mängel eigentlich Garantiemängel
der Bauunternehmung sind, deren Behebung auf höchst
zweifelhafte Weise geschehen kann, — sowie es über¬
haupt im Interesse der Bauunternehmung liegt, mit
möglichster Beschleunigung zu bauen, um die Strecken
recht bald dem Verkehr übergeben zu können. Dass
hiedurch die Solidität des Ober- und Unterbaues und
der Objecte bedeutend leidet, — z. B. Rutschstellen
nur oberflächlich gesichert werden; Setzungen der
Dämme etc. bei eintretenden Regengüssen Vorkommen,
und daher Nachherstellungs- und Reconstructions-Arbeiten
unerlässlich sind, weiss jeder Eisenbahntechniker, dem
nur einmal die Aufgabe zutheil wurde, die Aufsicht bei
einem im Pauschalwege ausgeführten Eisenbahn¬
bau zu leiten. — Dass bei einer in Regie gebauten
Bahn, wo in der Regel die bauführenden Ingenieure
ihre Strecken auch weiter unter ihrer Aufsicht behalten,
nie oder sehr selten so grosse Fehler Vorkommen, wie
bei der Ausführung durch Generalunternehmer, deren
Endzweck nur Gewinn ist, ist eine in Fachkreisen zu
bekannte Thatsache, die leider geeigneten Orts noch
immer nicht vollends gewürdigt wird.
Ein entsprechender Erfolg grosser Bauanlagen, wie
Eisenbahnen etc. kann somit nur dann erreicht werden,
wenn eine richtige Wahl des Bausystems getroffen
wird, und dieses heisst: „Der Regiebau mit oder ohne
Kleinaccord“
Ueber die Ausrüstung der Bahn wollen wir uns
in einem späteren Artikel aussprechen und bemerken
nur, dass dies in einer keineswegs glimpflichen
Weise der Fall sein wird. C. T.
Asbest-Verwendung im Bauwesen.
Der hohe Wert der Asbestplatten für Dichtungs- und
Isolierungszwecke ist bekannt. In Wohn- und Lager¬
räumen gebraucht, ist diese Asbestplatte als Zwisehenlage
unter die hölzernen Fussböden oder als Zwischenlage bei