Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Seite 114. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEIT UNO. 
Nr. 15. 
Erlen, welche an die unterhalb liegenden Spreitlagen/ 
wie Fig. 1 zeigt, mit starkem Draht (altem Telegraphen¬ 
draht) angeschnürt werden. Die Enden des so con- 
struierten Sinkstückes werden bis zur ersten Quer¬ 
verbindung, welche auf 30—40 cm von dem Ende an¬ 
geordnet wird, ähnlich wie dies bei gewöhnlichen 
Faschinen üblich ist, verkeilt, um ein Abrutschen der 
Querverbindung zu verhindern. 
Dieses so abgebundene Sinkstück wird nun bei ge¬ 
nügender Wassertiefe gut verankert vom Stapel gelassen 
und durch Beschweren mit Schotter zum Sinken gebracht. 
Auf dieses Sinkstück kommt ein zweites, drittes, .eventuell 
viertes Sinkstück, bis Niederwasser-Niveau1 erreicht ist. 
Die oberste Lage wird mit gröberem Schotter und Stein 
beschwert, letzterer w.ird aus später zu erörternden 
Gründen näher der Wasserseite gelegt. Bei starkem 
Gefälle empfiehlt es sich, diese oberste Lage mit schief 
eingeschlagenen Heftpflöcken an die unteren Lagen zu 
befestigen (um ein Abtreiben zu verhindern), bei Ge¬ 
fällen bis 1:40 genügt die Beschwerung mit Schotter 
und Stein vollständig. An diese Vorlage kann die eigent¬ 
liche Böschungssicherung, Steinpflaster, Faschinen- oder 
Spreitlagen, direct gestützt werden. 
In Fig. 2 ist eine Combmation von Verkleidungs- 
faschinen mit Spreitlagen, welche aus keimfähigen Reisern 
bestehen müssen, zur Anschauung gebracht. Zur Er¬ 
läuterung diene, dass die Verkleidungsfa^chinen nur eine 
vorläufige Sicherung bis zum Festwurzeln der Spreit¬ 
lagen Bezwecken. Bei trockenem Vorlande wird eine 
Fundamentgrube von 2öm Breite bis 0;5m unter Nieder¬ 
wasser ausgehoben und in diese .die Faschinenvorlage 
eingebaut. In diesem Falle genügen zwei Lagen. 
Die Wirkungsweise der beschriebenen Construction 
ist nun folgende: In dem Masse, als bei Hochwässern 
eine Unterwaschung ein tritt,. wird sich die ganze Vorlage 
theils infolge ihrer Elasticität, theils infolge der Beschwe¬ 
rung mit Steinen im letzten Drittel gleichmässig senken. 
Es wird eine Drehung um den Punkt A (siehe Fig. 3) 
und gleichzeitig eine elastische Deformation eintreten. 
Hat die “Vorlage die in Fig. 3 dargestellte Lage oder 
äussersten Falles eine Neigung von 1 : 1 angenommen, 
so hört die Kolkung, vorausgesetzt, dass die Breite der 
Vorlage richtig bemessen worden war, vollständig auf, 
welches Resultat einerseits der Vergrösserung des Durch¬ 
flussprofiles, anderseits' der durch die geneigte Lage der 
Vorlage veranlasste Abdrängpng der Wasserfäden gegen 
die Strommitte zuzuschreiben ist. Gleichzeitig wird dann 
der Rest des entstandenen Kolkes durch nachschiebendes 
Geschiebe ausgefüllt. Der obbeschriebene Vorgang ist 
keine Annahme, sondern eine Thatsache, welche, an 
mehreren Uferstellen des Saveflusses wirklich beobachtet 
wurde. Wie aus dem Angeführten hervorgeht, ist die zu 
wählende Breite der Vorlage eine Function der zu er¬ 
wartenden Kolktiefe. Ist a die wahrscheinliche Kolk¬ 
tiefe, von Niederwasserhöhe : gerechnet, so soll b, die 
Breite der Vorlage unter, Annahme einer äussersten 
Neigung von 45° gleich sein a\J'2. Aus nachfolgend an¬ 
geführten Gründen empfiehlt es sich aber nicht, die so 
gefundene Breite für die Construction der Vorlage’ un- 
getheilt anzuwerden. Bei einer grossen Breite der Vor¬ 
lage müssten nämlich mit Rücksicht auf den beschriebenen 
Vorgang beim Sinken nicht nur die Querverbindungen 
sehr stark sein, was die -Biegsamkeit der ganzen Con¬ 
struction beeinträchtigen würde; sondern die Senkungs¬ 
bewegung der Vorlage selbst würde auch in einem 
späteren Momente des Kolkens eintreten, was entschieden 
zu vermeiden ist. Es empfiehlt sich demnach, die rech- 
nungsmässig gefundene Gesammtbreite in mehrere Theile 
von 2*0 m zu Zerfällen. Die einzelnen 24) w breiten Theil- 
vorlagen sinken dann nacheinander. 
Inwieweit entspricht nun die beschriebene Construction 
den eingangs aufgestellten Bedingungen? Sie ist, wie’die 
bisherigen Erfahrungen an den ausgeführten Partien am 
Savefluss gezeigt Jiaben, stark genug, - um den Angriffen 
wenigstens eines Hochwassers zu widerstehen, sie wird 
sogar-bei längerem Bestände immer stärker und wider¬ 
standsfähiger, indem das unter Wasser verlegte Holz der 
Faschinen mit der Zeit zäher und fester wird und die 
Spreitlagen so viele - Sinkstoffe aufnehmen, dass die Vor¬ 
lage dichter, compacter und schwerer wird. Sie ist bei¬ 
nahe absolut schmiegsam und biegsam und schliesslich 
auch sehr billig. Vorlagen, bestehend aus vier Sinkstücken, 
complet fertiggestellt und versenkt, kamen auf 1 fl. pro 
Quadratmeter zu stehen. 
Eine weitere Verwendung kann die beschriebene 
Construction auch bei der Herstellung von Grund¬ 
schwellen und den Fallböden bei Thalsperren finden, welch 
letztere Constructionen bekanntlich zu den heiklichsten 
Ausführungen des praktischen Wasserbauers 'gehören. 
Bei der bekannten Thülsperre im Vogelbachgraben bei 
Pontafel, 9Öm Fallhöhe, hat sich das Einlegen von 
Faschinen im Fallboden sehr gut bewährt. 
„Zeitschrift des österr. Ingenieur- und Architektenvereines“. 
Architektur und Keramik in der Pariser 
Weltausstellung 1900. 
- Julius Y. Btik. 
I. ' ~ 
Eine Feier des beginnenden 20. Jahrhunderts. Paris, 
die in Politik und Industrie unermüdliche, unergründliche 
Stadt hat für all die weniger kühnen Städte der Welt 
die Sendung erhalten oder selbst übernommen, für die 
festlichen Veranstaltungen aufzukommen. Da war das 
Nächstliegende; zur Festesfeier eine .Weltausstellung zu 
veranstalten. Man kennt ja das Geschäft, die ganze 
Mache. Es hätte nach der Gewohnheit in diesem Jahre, 
nach den traditionellen 11 Jahren eine Weltausstellung 
stattfinden müssen. Und so waren gleich zwei Aus¬ 
stellungen mit einar abgethan. Sind doch die Franzosen 
Meister im Ausstellungswesen. Besitzt gewiss Paris'
	        
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