Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Seite 6. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 1. 
Schreibung genügt es wohl, hinzuzusetzen, dass der Be¬ 
sitzer dieser fürstlichen Residenz über 40 Millionen Mark 
hineingesteckt hat. Noch zahlreiche andere Schlösser 
wären hier zu nennen, die an Pracht und Ausdehnung 
dem geschilderten wenig nachstehen. Sie sind sämrntlich 
im Besitze der berühmtesten Namen der britischen 
Aristokratie. 
Von allen den Goldminen, die im Laufe der Jahr¬ 
zehnte in allen Theilen der Welt entdeckt werden, pflegen 
weitaus die meisten nach kurzer Zeit schon wieder auf¬ 
gegeben zu werden. Zumeist ist das goldführende Gestein 
zu arm an dem edlen Metalle, um die schwierige und in 
wenig bevölkerten Ländern besonders kostspielige Auf¬ 
arbeitung zu lohnen. Diesen Eintagsfunden stehen die 
berühmten Goldbergwerke gegenüber, die schon seit 
Jahren ausgebeutet, noch immer einen Strom von Gold 
zur Erde emporsenden. Unter diesen nimmt den ersten 
Platz die Band Barton and Albion Mine ein, die 
sich unter der Gold-Stadt Ballarat in Australien hin¬ 
zieht und seit ihrer Auffindung in den sechziger Jahren 
schon über eine Milliarde Mark Gold geliefert hat. Ihr 
Reichthum an Golderz scheint unerschöpflich zu sein 
und dürfte noch auf lange hinaus andauern. — Die Gold¬ 
bergwerke in Transval wurden im Jahre 1886 entdeckt. 
Der Cubikinhalt ihrer goldführenden Schichten ist auf 
100,000.000 Tonnen Erz geschätzt worden, denen ein 
Goldgehalt von etwa 900,000.000 Mark Wert entsprechen 
würde. Auch bei ihnen dürfte für die nächsten Jahr¬ 
zehnte eine Abnahme noch nicht bemerkbar werden. 
Miniatur kr iegs schiffe. Auf der Weltausstellung in 
Paris werden die Besucher auch ein Schauspiel, gemessen 
können, dessen sich wohl alle, die das Marinepanorama 
der Berliner Gewerbeausstellung von 1896 gesehen haben, 
noch mit besonderem Vergnügen erinnern werden, wo 
nämlich zwei Flotten von Miniatur kr iegsschiffen 
ein deutliches Bild einer Seeschlacht gaben. Dieselbe 
Schaustellung ist im vorigen Jahre auch den Londonern 
geboten worden, die sich besonders davon entzückt zeigten, 
aber, neugieriger als unsere Landsleute, auch wissen 
wollten, wie die Evolutionen mit diesen Zwerkpanzern 
ausgeführt werden. Ein in einer englischen Fachzeit¬ 
schrift enthaltener Bericht schilderte dieses so geschickt 
inscenierte Schauspiel des gar nicht so einfachen 
Mechanismus der kleinen Modellflotten. Man wird sich 
erinnern, dass die beiden Geschwader aus grossen (Linien¬ 
schiffen) und kleineren Fahrzeugen (Torpedobooten) be¬ 
standen, die, plötzlich aus einer Felsenbucht auftauchend, 
in Schlachtordnung aneinander vorbeifuhren und sich in 
getreuer Nachbildung der Wirklichkeit mit schweren und 
leichten Schnellfeuergeschützen bombardierten, ja dass 
sogar ein Panzerkreuzer durch einen von einem Torpedo¬ 
boot abgeschossenen Torpedo in die Luft gesprengt 
wurde. — In jedem der Schiffe, die genau der Wirklichkeit 
nachgebildet waren, und von denen die grössten bei einer 
Länge von sieben Meter 12.000 Mark jedes gekostet 
hatten, war ein Mann verborgen, Kapitän und Mann¬ 
schaft in einer Person, der ganz unabhängig von dem 
Rest der Flotte sein Schiff durch Steuern selbst lenkte 
Die Triebkraft für die Schrauben lieferten elektrische 
Motoren von 2 PS., die durch den Strom einer unter dem 
Sitze des Kapitäns angebrachten Accumulatorenbatterie 
gespeist wurden. Während dieser Motor durch einen 
einfachen Schalthebel dirigiert wurde, war das Steuer¬ 
ruder durch eine Lenkstange wie beim Fahrrad regierbar. 
Der Oommandant ragte mit seinem Kopf in den Commando- 
thum hinein, durch dessen Fenster er das Schlachtfeld 
beobachten, den Signalen des Flaggschiffes folgen und 
seine Geschütze zur rechten Zeit abfeuern konnte. — 
Diese natürlich blindgeladenen Mordwerkzeuge dirigierte 
er mit Hilfe einer vor ihm angebrachten Olaviatur, auf der 
jedes Geschütz seine Taste hatte. Da manche derselben 
mehrmals hintereinander Feuer zu speien hatten, waren 
sie nach Art eines Revolvers mit je 20 Patronen fassenden 
drehbaren Munitionskammern versehen, die sich nach 
jedem Schuss wieder selbstthätig einstellten. Auch das 
Signale geben, Flaggen aufziehen, die Illumination nach 
der Schlacht mit Glühlämpchen besorgte der Schiffsführer 
mittelst Hebeln und Elektricität. Besonderen Effect 
machte das in die Luft Sprengen eines feindlichen Schiffes 
mit einem Torpedo, den das betreffende Torpedoboot auch 
in Form eines leeren Blechcylinders wirklich abschoss, 
während die eigentliche Explosion jedoch durch eine unter 
dem betreffenden Opfer mitgeführte Sprengmine erzielt 
wurde, so dass dem Torpedo ein wirkliches Zielen erspart 
blieb. Es sei noch erwähnt, dass die kleinen Kriegsschiffe 
über die ganz beträchtliche Geschwindigkeit von 10 Knoten 
verfügten, sowie dass die ganze Geschichte ausnahmsweise 
einmal nicht von Ausländern, sondern von deutscher 
Seite in Scene gesetzt und von 14 Deutschen bedient 
wurde, was den seebeherrschendeu Engländern das einzig 
Schmerzliche an der ganzen Veranstaltung war. 
Aus der Fachliteratur. 
Feuerpolizei. Unter dieser Aufschrift erscheint im Verlage 
von Ph. L. Jung in München, Post VII, ein Monatsblatt, 
das auf einem für den Nationalwohlstand sehr wichtigen Ge¬ 
biete nützlich sein will. Der vorliegende Jahrgang 1899 enthält 
eine Fülle von feuerpolizeilichen Verordnungen, Anregungen 
und Belehrungen, die in den betreffenden Kreisen alle Be¬ 
achtung verdienen. Um den Behörden, Versicherungsanstalten, 
Feuerwehren, sowie allen Stellen, Vereinen und einzelnen 
Personen, welchen die Feuerpolizei obliegt oder welche an 
deren sachgemässer und richtiger Ausübung die grösste Theil- 
nahme hegen müssen, in ihren Bemühungen ein gutes Hilfs¬ 
mittel und eine geeignete Handhabe zu bieten, zu diesem 
Behufe ist die „Feuerpolizei“ gegründet worden. Bezug 
eines ganzen Jahrganges (12 Hefte) mit Mark 3*60. 
Briefkasten. 
Herrn M. K., hier. Die Katastrophe bei dem Manne dürfte 
nicht lange mehr auf sich warten lassen. 
Herrn Baumeister Fischer in Graz. Blatt an Sie abgegangen. 
Herrn L. A., Innsbruck. Danken Ihnen für die wichtige 
Nachricht. 
Offene Stellen. 
Ingenieure. 
Zum Baue der bosnisch-herzegowinischen Eisenbahnlinie 
Gabela Landesgrenze—Trebinje werden Ingenieure mit längerer 
Praxis in einer Brückenbauanstalt für Construction und Bau 
eiserner Brücken, welche mit allen einschlägigen Berechnungen 
und der Ausführung von Detailzeichnungen vollkommen ver¬ 
traut sind, zum sofortigen Dienstantritte gesucht. Offerte mit 
Lebenslaufbeschreibung und Zeugnisabschriften, sowie mit 
Angabe des beanspruchten Monatsgehaltes und des Zeitpunktes 
des Dienstantrittes sind bis 15. Jänner 1900 bei der Baudirection 
der Landesregierung für Bosnien und Herzegowina in Sarajevo 
einzubringen. 
Gesuche um Baubewilligungen, sowie Anmeldungen für 
Wasserbezug sind wie alle Jahre in den Wintermonaten 
auch diesmal nicht zu verzeichnen.
	        
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