Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Nr. 7. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 51. 
Korkstöpsel, so entzündet er sich mehr oder weniger 
schnell und theilt das Feuer dem Hölzchen mit. 
Ein und ein Viertel Gramm Phosphor genügen, um 
100 Zündhölzchen nacheinander anzubrennen. 
Manche vermischen den Phosphor vor dem Einfüllen 
in die Röhre mit dem halben Gewichte Kalk. Besser soll 
das Beimischen einer kleinen Menge Wachs sein. 
Einen weiteren Fortschritt bedeutete die Erfindung 
der Vitriol-Feuerzeuge oder der sogenannten Tunk¬ 
zündhölzchen. Sie basieren auf der Erscheinung, dass 
ein aus chlorsaurem Kalium und Zucker oder Schwefel 
bestehendes Gemisch durch einen Tropfen Schwefelsäure 
sofort zur Entzündung gelangt. Die Zündhölzchen er¬ 
zeugte man sich aus leicht brennbarem Holze, z. B. aus 
Kiefernholz, und tauchte sie, damit sie rasch Feuer 
fangen, entweder in Terpentinöl oder in eine Lösüng von 
Kampfer in Spiritus, worauf man sie trocknen lässt. 
Man macht nun eine Mischung aus gleichen Theilen 
fein gepulvertem chlorsauren Kali und Schwefelblumen. 
Derselben setzt man kleine Mengen Zinnober zu, um die 
Mischung zu färben, damit man leichter unterscheiden 
könne, welches Ende des Hölzchens mit der Zündsubstanz 
versehen sei. Das Pulver wird mit Terpentinöl in einen 
Teig verwandelt, in welchem die Enden der vorbereiteten 
Zündhölzchen eingetaucht werden, worauf man sie gut 
trocknet. Berührt man mit einem solchen Zündhölzchen 
Schwefelsäure, so fängt die Masse sofort Feuer und das 
Hölzchen beginnt zu brennen. 
Um das Feuerzeug portativ zu gestalten, so umgieng 
man das Mittragen der Schwefelsäure dadurch, dass man 
ein Fläschchen mit Asbest anfüllte und dieses mit einigen 
Tropfen Schwefelsäure befeuchtete. Ein Verschütten 
dieser ätzenden Flüssigkeit und ein Beschädigen der 
Kleidungsstücke war dadurch ausgeschlossen. 
Für den Gebrauch in Wohnräumen bediente man 
sich später mit Vortheil des nach dem Erfinder als 
Döberreiner’sche Zündmaschine benannten Apparates, der 
bekanntlich auf dem Principe basiert war, dass ein Strom 
von Wasserstoffgas, auf Platinmoor geblasen, diesen zum 
Glühen brachte, so dass sich daran das Wasserstoffgas 
selbst entzündete. An diesem Flämmchen entzündete sich 
dann automatisch ein kleines Kerzchen. 
Wer der Erfinder unserer gegenwärtigen Phosphor- 
Reibzündhölzchen ist, war lange Zeit eine strittige Frage. 
Bald wurde ein Deutscher namens Kämmerer, bald ein 
Wiener Fabrikant Stephan Römer genannt. Sicher soll 
es jedoch sein, dass die Erfindung einem gewissen Irinyi 
zugeschrieben werden müsse, 4er etwa 1835 am Wiener 
polytechnischen Institute Hörer gewesen und der seine 
Erfindung um 7000 Gulden an Römer verkauft haben soll. 
1837 gelang es den Wiener Fabrikanten Preschel 
und Trevani, das chlorsaure Kalium aus der Zündmasse 
zu entfernen und durch Bleihyperoxyd zu ersetzen. (Was 
auch Irinyi bereits that.) 
1848 hatte Böttger die phosphorfreien, sogenannten 
„schwedischen“ Zündhölzchen erfanden, nachdem Pro¬ 
fessor Schrötter die Entdeckung des rothen Phosphors 
gemacht. 
Heute ist der Oonsum an Zündhölzchen enorm. 
Rechnet man den Verbrauch im Durchschnitte mit sieben 
Stück pro Kopf, so ergibt dies einen Verbrauch von zwei 
Milliarden pro Tag oder 730 Milliarden im Jahre. Diese 
Zahl Zündhölzchen aneinandergereiht, würde eine Länge 
von 36*5 Milliarden Metern besitzen und 829 mal um den 
Aequator reichen. 6000 Zündhölzchen wiegen rund ein 
Kilogramm, das Gewicht des zur Deckung des täglichen 
Bedarfes nöthigen Holzes würde also 300.000 Kilogramm 
betragen. Ein Oubikmeter Pappelholz wiegt rund 300 
Kilogramm; es wären also 400.000 Oubikmeter Holz im 
Gewichte von 109'5 Millionen Kilogramm erforderlich, um 
den Bedarf an Zündhölzchen in Europa nur während 
eines einzigen Jahres zu decken. 
„Schiveickharts Zeitschrift für das Gas- und Wasserfach“ y 
Nr. 5y VI. Jahrgang 1900. 
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz. 
In der am 21. März abgehaltenen Sitzung des Ge- 
meinderathes in Linz wurden folgende Bauangelegenheiten 
verhandelt: 
Gemeinderath Bauer berichtet über die Collaudierung 
des neuen Pionnierübungsplatzes und beantragt: Der Be¬ 
trag von 27.326 fl. 42 kr. als Kosten für die Ausführung 
des neuen Pionnierübungsplatzes sei an die Finanzlandes- 
casse unter Bezugnahme auf den Erlass der Statthalterei 
einzuzahlen. Einen Beitrag zu den infolge des Hochwassers 
am Pionnierübungsplatze der Wasserbauverwaltung er¬ 
wachsenen Auslagen könne die Gemeinde um so weniger 
leisten, als diese durch das Hochwasser selbst grosse 
Auslagen hatte und von keiner Seite irgend welchen 
Beitrag erhielt. — Dieser Antrag wird angenommen. 
Gemeinderath Berger berichtet ferner über das An¬ 
suchen von Haus- und Fuhrwerksbesitzern an der Unteren 
Donaulände (Schiffswerfte, Fassziehergesellschaft, mehrerer 
Oekonomen, Dampfsäge, Holzhändler Wieser) um Instand¬ 
setzung der Strasse bei der Bahngeleise-Uebersetzung. 
Nach dem Berichte des Bauamtes sind die Beschwerden 
über den Zustand der Strasse nur zum Theile begründet. 
Der Referent beantragt: Das Bauamt werde beauftragt, 
auf diese Strasse ein besonderes Augenmerk zu richten 
und die Aufstellung einer Laterne unmittelbar bei der 
Geleiseübersetzung zu veranlassen. 
Gemeinderath Feilerer macht auf den Widerspruch 
zwischen dem Inhalte der Beschwerde und der Aeusserung 
des Bauamtes aufmerksam. Bürgermeister Poche er¬ 
wähnt, dass die Beschwerdeführer bei ihm persönlich 
ihre Klagen vorbrachten. Das Bauamt habe sonach be¬ 
merkt, dass das Nothwendige veranlasst worden sei. 
Gemeinderath Berger verweist derauf, dass diese Strasse 
im vorigen Herbste angelegt worden und jetzt natürlich 
bei Herausgehen des Frostes schlechter werde. Solche 
Uebelstände kämen bei neuen Strassen immer vor und 
es müsse nachgebessert werden. Gemeinderath Doptor 
Obermüllner bezeichnet den Zustand der Strasse als 
unglaublich schlecht. Gemeinderath Feilerer betont, es 
sei mit allem Nachdrucke dahin zu wirken, dass die 
Uebelstände sofort behoben werden. — Der obige Antrag 
wird sonach angenommen. 
Gemeinderath Berger berichtet über die com- 
missionelle Verhandlung betreffs der Durchlassöffnung 
bei der Rampe der neuen Donaubrücke. Er erwähnt, 
dass diese Commission am 8. März stattfand und dass er, 
sowie Baurath Kempf als Vertreter der Gemeinde dabei 
intervenierten. Der Antrag des Referenten lautet: Der 
Gemeinderath nehme die Aeusserung der beiden Vertreter 
der Gemeinde anlässlich der commissioneilen Verhandlung 
über die projectierte provisorische Durchlassöffnung bei 
der Rampe der neuen Donaubrücke zur genehmigenden 
Kenntnis. (Angenommen.)
	        
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