Nr. 7.
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG.
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Korkstöpsel, so entzündet er sich mehr oder weniger
schnell und theilt das Feuer dem Hölzchen mit.
Ein und ein Viertel Gramm Phosphor genügen, um
100 Zündhölzchen nacheinander anzubrennen.
Manche vermischen den Phosphor vor dem Einfüllen
in die Röhre mit dem halben Gewichte Kalk. Besser soll
das Beimischen einer kleinen Menge Wachs sein.
Einen weiteren Fortschritt bedeutete die Erfindung
der Vitriol-Feuerzeuge oder der sogenannten Tunk¬
zündhölzchen. Sie basieren auf der Erscheinung, dass
ein aus chlorsaurem Kalium und Zucker oder Schwefel
bestehendes Gemisch durch einen Tropfen Schwefelsäure
sofort zur Entzündung gelangt. Die Zündhölzchen er¬
zeugte man sich aus leicht brennbarem Holze, z. B. aus
Kiefernholz, und tauchte sie, damit sie rasch Feuer
fangen, entweder in Terpentinöl oder in eine Lösüng von
Kampfer in Spiritus, worauf man sie trocknen lässt.
Man macht nun eine Mischung aus gleichen Theilen
fein gepulvertem chlorsauren Kali und Schwefelblumen.
Derselben setzt man kleine Mengen Zinnober zu, um die
Mischung zu färben, damit man leichter unterscheiden
könne, welches Ende des Hölzchens mit der Zündsubstanz
versehen sei. Das Pulver wird mit Terpentinöl in einen
Teig verwandelt, in welchem die Enden der vorbereiteten
Zündhölzchen eingetaucht werden, worauf man sie gut
trocknet. Berührt man mit einem solchen Zündhölzchen
Schwefelsäure, so fängt die Masse sofort Feuer und das
Hölzchen beginnt zu brennen.
Um das Feuerzeug portativ zu gestalten, so umgieng
man das Mittragen der Schwefelsäure dadurch, dass man
ein Fläschchen mit Asbest anfüllte und dieses mit einigen
Tropfen Schwefelsäure befeuchtete. Ein Verschütten
dieser ätzenden Flüssigkeit und ein Beschädigen der
Kleidungsstücke war dadurch ausgeschlossen.
Für den Gebrauch in Wohnräumen bediente man
sich später mit Vortheil des nach dem Erfinder als
Döberreiner’sche Zündmaschine benannten Apparates, der
bekanntlich auf dem Principe basiert war, dass ein Strom
von Wasserstoffgas, auf Platinmoor geblasen, diesen zum
Glühen brachte, so dass sich daran das Wasserstoffgas
selbst entzündete. An diesem Flämmchen entzündete sich
dann automatisch ein kleines Kerzchen.
Wer der Erfinder unserer gegenwärtigen Phosphor-
Reibzündhölzchen ist, war lange Zeit eine strittige Frage.
Bald wurde ein Deutscher namens Kämmerer, bald ein
Wiener Fabrikant Stephan Römer genannt. Sicher soll
es jedoch sein, dass die Erfindung einem gewissen Irinyi
zugeschrieben werden müsse, 4er etwa 1835 am Wiener
polytechnischen Institute Hörer gewesen und der seine
Erfindung um 7000 Gulden an Römer verkauft haben soll.
1837 gelang es den Wiener Fabrikanten Preschel
und Trevani, das chlorsaure Kalium aus der Zündmasse
zu entfernen und durch Bleihyperoxyd zu ersetzen. (Was
auch Irinyi bereits that.)
1848 hatte Böttger die phosphorfreien, sogenannten
„schwedischen“ Zündhölzchen erfanden, nachdem Pro¬
fessor Schrötter die Entdeckung des rothen Phosphors
gemacht.
Heute ist der Oonsum an Zündhölzchen enorm.
Rechnet man den Verbrauch im Durchschnitte mit sieben
Stück pro Kopf, so ergibt dies einen Verbrauch von zwei
Milliarden pro Tag oder 730 Milliarden im Jahre. Diese
Zahl Zündhölzchen aneinandergereiht, würde eine Länge
von 36*5 Milliarden Metern besitzen und 829 mal um den
Aequator reichen. 6000 Zündhölzchen wiegen rund ein
Kilogramm, das Gewicht des zur Deckung des täglichen
Bedarfes nöthigen Holzes würde also 300.000 Kilogramm
betragen. Ein Oubikmeter Pappelholz wiegt rund 300
Kilogramm; es wären also 400.000 Oubikmeter Holz im
Gewichte von 109'5 Millionen Kilogramm erforderlich, um
den Bedarf an Zündhölzchen in Europa nur während
eines einzigen Jahres zu decken.
„Schiveickharts Zeitschrift für das Gas- und Wasserfach“ y
Nr. 5y VI. Jahrgang 1900.
Aus den Gemeinderaths-Sitzungen in Linz.
In der am 21. März abgehaltenen Sitzung des Ge-
meinderathes in Linz wurden folgende Bauangelegenheiten
verhandelt:
Gemeinderath Bauer berichtet über die Collaudierung
des neuen Pionnierübungsplatzes und beantragt: Der Be¬
trag von 27.326 fl. 42 kr. als Kosten für die Ausführung
des neuen Pionnierübungsplatzes sei an die Finanzlandes-
casse unter Bezugnahme auf den Erlass der Statthalterei
einzuzahlen. Einen Beitrag zu den infolge des Hochwassers
am Pionnierübungsplatze der Wasserbauverwaltung er¬
wachsenen Auslagen könne die Gemeinde um so weniger
leisten, als diese durch das Hochwasser selbst grosse
Auslagen hatte und von keiner Seite irgend welchen
Beitrag erhielt. — Dieser Antrag wird angenommen.
Gemeinderath Berger berichtet ferner über das An¬
suchen von Haus- und Fuhrwerksbesitzern an der Unteren
Donaulände (Schiffswerfte, Fassziehergesellschaft, mehrerer
Oekonomen, Dampfsäge, Holzhändler Wieser) um Instand¬
setzung der Strasse bei der Bahngeleise-Uebersetzung.
Nach dem Berichte des Bauamtes sind die Beschwerden
über den Zustand der Strasse nur zum Theile begründet.
Der Referent beantragt: Das Bauamt werde beauftragt,
auf diese Strasse ein besonderes Augenmerk zu richten
und die Aufstellung einer Laterne unmittelbar bei der
Geleiseübersetzung zu veranlassen.
Gemeinderath Feilerer macht auf den Widerspruch
zwischen dem Inhalte der Beschwerde und der Aeusserung
des Bauamtes aufmerksam. Bürgermeister Poche er¬
wähnt, dass die Beschwerdeführer bei ihm persönlich
ihre Klagen vorbrachten. Das Bauamt habe sonach be¬
merkt, dass das Nothwendige veranlasst worden sei.
Gemeinderath Berger verweist derauf, dass diese Strasse
im vorigen Herbste angelegt worden und jetzt natürlich
bei Herausgehen des Frostes schlechter werde. Solche
Uebelstände kämen bei neuen Strassen immer vor und
es müsse nachgebessert werden. Gemeinderath Doptor
Obermüllner bezeichnet den Zustand der Strasse als
unglaublich schlecht. Gemeinderath Feilerer betont, es
sei mit allem Nachdrucke dahin zu wirken, dass die
Uebelstände sofort behoben werden. — Der obige Antrag
wird sonach angenommen.
Gemeinderath Berger berichtet über die com-
missionelle Verhandlung betreffs der Durchlassöffnung
bei der Rampe der neuen Donaubrücke. Er erwähnt,
dass diese Commission am 8. März stattfand und dass er,
sowie Baurath Kempf als Vertreter der Gemeinde dabei
intervenierten. Der Antrag des Referenten lautet: Der
Gemeinderath nehme die Aeusserung der beiden Vertreter
der Gemeinde anlässlich der commissioneilen Verhandlung
über die projectierte provisorische Durchlassöffnung bei
der Rampe der neuen Donaubrücke zur genehmigenden
Kenntnis. (Angenommen.)