Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Seite 50. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUN G. 
Nr. 7. 
Maurermeister in Steyr unterschrieb, und wird der Verein 
der Baumeister um Intervention zur Abhilfe gegen derlei 
Ungesetzlichkeiten ersucht. 
Anlässlich der sich anschliessenden Debatte wurde 
constatiert, dass sich derartige Fälle auch in Linz oft 
ereignen, und wird zum Beispiel ein Baugewerbe ange¬ 
führt, welches von einem Kürschnermeister (!!!) betrieben 
wird, wobei ein Baumeister es nicht unter seiner Würde 
findet, derlei Bauten durch seine Unterschrift zu decken. 
Es wurde der Beschluss gefasst, gegen solche vor¬ 
kommende Ungesetzlichkeiten mit allen dem Vereine 
zustehenden Mitteln Stellung zu nehmen, damit derlei 
Ungerechtigkeiten und Schädigungen der ihr Gewerbe in 
ordnungsmässiger Weise ausübenden Baumeister für die 
Zukunft hintangehalten werden. 
Ueber die Beantwortung der vom Nieder öster¬ 
reichischen Baumeistervereine eingesandten For¬ 
mularien für die Preistarife, sowie Bedingnisse und 
Arbeitsausweise wird beschlossen, einstweilen solche noch 
nicht einzuführen, sondern die Ausarbeitung derselben 
für Oberösterreich einem späteren Zeitpunkte vorzu¬ 
behalten. 
Weiters wird beschlossen, auf Grund des Referates 
des Baumeisters Urbanitzky die Petition an das Abge¬ 
ordnetenhaus wegen Verminderung der neuen Ueber- 
tragungsgebüren zu verfassen, und behufs Ueberreichung 
dieser Petition sich mit den Reichsraths-Abgeordneten 
Ritter v. Pessler und Böheirn ins Einvernehmen zu 
setzen. 
Ferners wurde beantragt, die Mitgliederversamm¬ 
lungen nach § 24 der Statuten nunmehr am ersten Diens¬ 
tage jeden Monats abzuhalten, und findet die nächste 
Versammlung am Dienstag den 3. April 1900, 8 Uhr 
abends, im Gasthofe „zur Austria“ statt, und wurde 
dieser Antrag einstimmig angenommen. 
Nachdem die Tagesordnung erschöpft war, schloss 
der Vorsitzende nach erfolgter Einladung zur nächsten 
Mitgliederversammlung mit Dankes Worten an Herrn 
Urbanitzky für sein vorzüglich ausgearbeitetes Referat 
die Versammlung um 10 Uhr abends. 
Wie man ehedem „Licht“ machte. 
Technologische Skizze von k. u. k. Hauptmann Franz Walter. 
Nicht immer war man in der angenehmen Lage, sich 
so rasch Licht und Feuer zu verschaffen, wie heutzutage, 
wo das Reiben eines Zündhölzchens an einer besandeten 
‘oder sonst wie präparierten Fläche den gewünschten 
Erfolg sofort erreichen lässt. 
Wir wollen gar nicht so weit zurückgreifen bis in 
eine Zeit, in welcher die zum gedachten Zwecke zur Ver¬ 
fügung gestandenen Mittel gar zu primitiv gewesen; es 
genügt vollkommen, uns um etwas mehr als ein halbes 
Jahrhundert zurückzuversetzen und die Bequemlichkeit 
des Feuermachens schrumpft auf ein Minimum zusammen, 
ja es gehört gewissermassen schon einige Fertigkeit 
dazu. Das gewöhnlichste Mittel bestand darin, durch 
Schlagen eines Feuersteines mittelst Stahl Funken zu 
erzeugen, die man auf Kohle fallen liess, um diese zu 
entzünden. Die Kohle bereitete man sich durch Ver¬ 
brennen leinener oder baumwollener Lappen. Brachte 
man sie auf die angegebene Art zum Glimmen, so konnte 
man daran einen Schwefelfaden — der erzeugt wurde, 
indem man einen Faden durch geschmolzenen Schwefel 
hindurchzog — entzünden, und man hatte Licht oder 
ein Mittel, um damit eine Kerze oder Lampe zur Function 
zu bringen. 
Die Schwefelfäden ersetzte man später durch Schwefel¬ 
hölzchen, die man sich natürlich selbst fabrieierte. Ein 
Ungeübter brauchte wohl längere Zeit, bis er Feuer zu¬ 
stande brachte, und der Geruch, den das Schwefel¬ 
hölzchen bereitete, war auch damals schon nicht sehr 
beliebt. Die Raucher benützten daher mit Vorliebe Feuer¬ 
schwamm oder Lunte. Letztere erzeugte man in der 
Weise, dass man einen Strick in eine Salpeterlösung 
tauchte und trocknete. In den Wohnräumen hängte man 
die brennende Lunte in den Kamin, um die Geruchs¬ 
nerven auf die Dauer nicht zu sehr zu belästigen. 
Brauchte man nachts nur so viel Licht, um an der 
Uhr den Zeiger zu erkennen, so bediente man sich 
Bernoullis Phosphor, welcher weiter nichts war, als ein 
kleines Quantum in einer luftleeren Glasröhre einge¬ 
schlossenes Quecksilber. Sobald man dasselbe schüttelte, 
entstand (wie Friedrich Gray angibt) ein elektrisches 
Leuchten, welches hinreichte, die Stellung der Uhrzeiger 
zu erkennen. 
Einen erheblichen Fortschritt verzeichnete man durch 
die Erfindung von Substanzen, die an der Luft Feuer 
fangen, ohne dass Wärme angewendet zu werden braucht. 
Unter diesen spielte Hombergs Pyrophor eine grosse 
Rolle. Man bereitete ihn auf folgende Weise: Man ver¬ 
mischt drei Theile Alaun mit zwei bis drei Theilen Honig, 
Mehl oder Zucker und trocknet das Gemenge über einem 
Feuer unter beständigem Umrühren. Die hiedurch er¬ 
haltenen kleinen Klumpen reibt man zu Pulver und röstet 
dieses nochmals über Feuer. 
Von diesem gemahlener Holzkohle ähnlichen Producte 
bringt man in eine Phiole oder in einen kleinen Kolben 
ein solches Quantum, dass die bezeichneten Gefässe nur 
zu drei Viertel gefüllt sind. Diese wurden hierauf in 
einen Schmelztiegel eingesetzt und der Inhalt bei Roth- 
glut so lange calciniert, bis aus der Mündung der Phiole 
kein schwärzlicher Rauch, sondern ein Schwefeldampf (?) 
sich erhebt, der gewöhnlich Feuer fängt. Nach dem Er¬ 
kalten schüttet man die Masse in ein starkes Glas, 
welches man rasch verstöpselt. Das zweckmässigste Ge- 
fäss für die Aufbewahrung des Pyrophors ist jedoch ein 
kleines Pulverhorn. Schüttet man eine kleine Menge 
dieses Körpers auf eine leicht brennbare Substanz, z. B. 
auf trockene Baumwolle, so wird sie augenblicklich ent¬ 
flammen. 
Dieses Mittel, Feuer zu erzeugen, wurde in der Folge 
durch das bekannte pneumatische Feuerzeug und hierauf 
durch die Phosphor-Feuerzeuge verdrängt. 
Die einfachste Zubereitung eines solchen Phosphor- 
Feuerzeuges wird folgendermassen beschrieben: 18 bis 
20 Gramm Phosphor werden in einer Röhre aus irgend 
einem Materiale von einen halben Zoll Durchmesser und 
solcher Länge gethan, dass man sie bequem in der Hand 
halten kann. Der untere Theil der Röhre wird mit irgend 
einer Substanz gefüllt, die man unter einem Korkstöpsel 
comprimiert. Ein halber Zoll Raum wird für den Phosphor 
und Stöpsel reserviert. Erwärmt man den Theil, welcher 
den Phosphor erhält, über einer Lampe, so schmilzt er 
schnell und nimmt beim Erstarren die Form der Büchse 
oder Rohre an und damit ist das Feuerzeug fertig. Der 
Gebrauch desselben ist sehr einfach. Man kratzt mittelst 
eines Hölzchens den Phosphor, so dass eine kleine 
Quantität daran hängen bleibt, und reibt man ihn an den
	        
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