Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Seite 44. 
Nr: 6. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Korksteine-und Korkisoliermasse der Firma Kleiner & 
Bokmayr in Mödling bei Wien durch ihren hiesigen 
Vertreter Herrn KaiU Pogatsehnig, Spittelwiese 8. 
Bau einer Ufer schutzmauer gegen Hochwasser. 
Die Baum Wollspinner ei-Actiengesellschaft .„Theresien- 
thal“ bei Gmunden Hess "'durch die Betonbau-Unter¬ 
nehmung Ackermann & M a d i 1 e eine Uferschutzmauer 
gegen Hochwasser aufführen, die eine Bauzeit von nur 
drei Woche n erforderte. Die Mauer ist 100 Meter lang 
und 51/2 Meter breit, und wurde die Pilotierung zum 
Fundamente mittelst Dampframme bewerkstelligt. 
Steinbrüche-Verkauf. Die Steinbrüche in Neufelden 
sind vor Kurzem in den Besitz des . Ingenieurs Herrn 
Franz Tscholl übergegangen, und werden die Aufträge 
von nun ab flotter als bisher bewerkstelligt werden können. 
Xylolith-Ptlasterung. Da die Erwartungen, die man 
an die neuere Art Fussbodenlegung, genannt „Xylolith- 
Pflaster“, gestellt hat, sich nicht erfüllt haben, so wurde 
von mehreren Baufirmen beschlossen, diese Pflasterungs¬ 
art in keinem Hausbaue mehr zur Anwendung kommen 
zu lassen. 
Thurmhau. Das Kirchengebäude im Markte Eggerding 
erhält einen neuen Thurm, welcher vom Baumeister Herrn 
Heinrich Schlager in Ried projektiert und zur Aus¬ 
führung gebracht wird. 
Bau einer Dampfsäge. Herr Gr ein er jun. lässt in 
Heilham bei Urfahr eine Dampfsäge erbauen, zu welcher 
bereits die behördliche Licenz ertheilt wurde. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentburean K. Pr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Kohlenyorrath. Nicht allein für die Besitzer von Eisen¬ 
bahn- und Industriepapieren bietet die Frage Interesse, 
wie lange der Kohlenvorrath der Erde noch reichen wird. 
Es werden in dieser Beziehung von Zeit zu Zeit, besonders 
in der englischen und amerikanischen Presse, sehr düstere 
Prophezeihungen verbreitet, die aber ausnahmslos als 
stark übertrieben erscheinen. Im Jahre 1890 wurden ins- 
gesammt 513 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Hievon 
entfallen 355 Millionen auf Europa, von diesen wieder 
die Hälfte auf englische Gruben. An zweiter Stelle steht 
Deutschland, ihm folgt Frankreich. Nach etwa 500 Jahren 
dürften mehrere der Kohle produgier enden Länder, darunter 
Belgien, Frankreich und Oesterreich, ihre Kohlenlager er¬ 
schöpft -haben, in 800 Jahren dürfte das übrige Europa 
ihr Schicksal theilen. In den Vereinigten Staaten ist noch 
auf lange Zeit hinaus eine sehr bedeutende Kohlenpro- 
duction .zu erwarten. Vor allem aber sind Japan und 
China zu berücksichtigen, deren Kohlenreichthum aller 
Wahrscheinlichkeit nach den der anderen Länder über¬ 
trifft. Hiezu kommen die zahllosen, ihrer Entdeckung 
noch harrenden Minen in wenig bekannten Ländern, 
deren Ergiebigkeit natürlich nicht abzuschätzen ist. Die 
Aussichten sind also nicht gerade beunruhigend und der 
Kohlenconsument kann ruhig schlafen, auch ohne die 
Beruhigung, dass längst vor Förderung der letzten Tonne 
mit Hilfe der Elektricität oder anderer Naturkräfte eine 
andere Form der Energieerzeugung aufgefunden sein wird. 
Besonders reich an alten Bänmen ist die Normandie 
und die Pyrenäen, der äusserste Norden und der tiefste 
Süden Frankreichs. Unter diesen ehrwürdigen Baumriesen 
ist am häufigsten die Eiche vertreten, doch auch die 
Kastanie, die Ceder und einige Nadelhölzer erreichen ein 
hohes Alter. Diese alten Bäume sind nun ausnahmslos 
von aussergewöhnlichen Dimensionen, weniger in der 
Höhe, als oft in der enormen Dicke des Stammes und der 
unteren Aeste. Doch wäre es durchaus falsch, aus der 
Stärke des Baumes auf sein Alter schliessen zu wollen. 
Weit ältere Bäume werden oft an Umfang von jüngeren 
übertroffen, wie folgende Aufzählung einiger bekannter 
Waldriesen Frankreichs zeigt, deren Alter und Umfang 
1 Meter über dem Boden angegeben ist. 
1. 
Eiche 
Alter 800—900 
Jahre; 
Umfang 
ICH) Meter 
2. 
ü 
11 
400—600 
ii 
ii 
7-8 
H 
3. 
11 
11 . 
200—350 
11 
ii 
7-2 
11 
4. 
n 
;; 
150—250 
ii 
ii 
6-2 
11 
5. 
11 
11 
200—300 
n 
ii 
5-7 
H 
6. 
, 11 
ii 
200—300 
ii 
ii 
5-7 
11 
7. 
11 
ii 
200—400 
i’ 
ii 
4-9 
11 
8. 
11 
n 
150—250 
n 
ii 
3-8 
11 
9. 
11 
ii 
200—250 
11 
ii 
6-6 
11 
10. 
v 
;; 
400—450 
11 
-ii 
13-0 
’l 
11. 
11 
ii 
750-800 
n 
ii 
7-0 
H 
12. 
11 
ii 
350—400 
ii 
n 
5-1 
n 
13. 
Eibe 
ii 
1100-1500 
ii 
11 
9-6 
11 
14. 
ii 
ii 
800—1000 
ii 
11 
7‘1 
n. 
15. 
Ceder 
ii 
150—160 
ii 
11 
4-5 
11 . 
16. 
Kiefer 
ii 
100—120 
ii 
11 
3-8 
11 
Die kleinste Locomotive. Wir brachten kürzlich eine 
Beschreibung der grössten zur Zeit existierenden Loco¬ 
motive, eine der Riesenmaschinen, wie sie der enorme 
Frachtverkehr der Vereinigten Staaten hervorbringt. Heute 
können wir von dem Gegenstück davon berichten. Auch 
die kleinste wirklich praktisch zu verwendende Loco¬ 
motive ist amerikanischen Ursprungs, und nicht nur sie 
allein, sondern auch der dazu gehörige Tender und ein 
aus sechs Wagen bestehender Zug. Die Maschine ist mit 
dem Tender knapp zwei Meter lang und wiegt nur 204 
Kilogramm. Ihre Räder messen 203 Millimeter im Durch¬ 
messer, ihr Wasserreservoir (im Tender) fasst 27 Liter, 
der Kessel selbst 23 Liter, die für eine Fahrt von zwei 
Stunden ausreichen. Die Waggons sind 1 Meter lang und 
35 Centimeter breit; für erwachsene Passagiere sind sie 
ja freilich etwas klein. Dagegen wird dieser Zug, der 
natürlich in Privatbesitz sich befindet, von Kindern eitrigst 
zu Spazierfahrten im Park des Besitzers benützt. 
Die modernen Biesenhotels, die wir so gern als Non 
plus ultra in jeder Beziehung betrachten, werden an 
Grösse von einer alten orientalischen Karavanserai weit 
übertroffen. Ihr Erbauer war kein Geringerer als der 
Sultan selbst, und ihr Standort ist Mekka, das Jerusalem 
der Mohamedaner, das jeder Muselmann einmal in seinem 
Leben besuchen soll. Diese Stadt, der Geburtsort Mo- 
hameds, besitzt in der Kaaba, dem Tempel mit“ dem 
heiligen schwärzen Stein des Erzengels Gabriel, ein An¬ 
ziehungsmittel, das auf die gläubigen Muselmannen stärker 
wirkt, als die Pariser Weltausstellung auf den Europäer. 
Da ist es denn nicht wunderbar, dass ein Gasthaus mit 
Raum für 6000 Menschen leicht gute Geschäfte machen 
kann. Aeusserlioh freilich ist die Grösse dieser Riesen¬ 
herberge nicht zu erkennen, wie ja überhaupt die Bauten 
des Orients von aussen zumeist keinerlei Schlüsse auf 
die Grösse und Ausstattung des Inneren zulassen. —- 
Mehr den Charakter des Wohnhauses trägt das Freihaus 
in dem Wiener Bezirk Wieden mit seinen 1500 Zimmern, 
13 Höfen und 31 Treppen. Kaum ein Gewerbe oder Hand¬ 
werk ist in diesem Riesenhaus unvertreten, das von 
I 2112 Personen bewohnt wird.
	        
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