Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Seite 38. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEIT CH G. 
Nr. 5. 
Uebernehmen diese beiden Maschinen die unmittelbare 
Umwandlung von Wärme in Kraft, so liegt die ausser¬ 
ordentliche Bedeutung des elektrischen Mehrphasen¬ 
stromes in der Möglichkeit, Energiequellen auf weite 
Entfernungen hin nutzbar zu machen, also bereits vor¬ 
handene Kraft in die Fe^ne zu übertragen. Dem Gebiete 
der Elektricität gehört ferner die Telegraphie ohne 
Draht an, die noch vor zwanzig Jahren für unmöglich 
gehalten, heute bereits die Kinderschuhe abgestreift hat. 
— Die Umwandlung elektrischer Wellen in solche anderer, 
mehr oder weniger sichtbarer Art stellen die Röntgen¬ 
strahlen dar, deren praktische Bedeutung für die Heil¬ 
kunde täglich mehr hervortritt. Ihnen schliesst sich die 
dem letzten Jahre angehörende Entdeckung einer ganz 
neuen Strahlenart an, die nach ihrem ersten Beobachter 
Becquerelstrahlen genannt werden, ihrer Natur nach 
noch nicht definiert sind, aber nicht durch Elektricität 
erregt zu werden, vielmehr eine ganz neue Energieform 
darzustellen scheinen. Sind diese Entdeckungen bislang 
noch geringer praktischer Anwendung fähig gewesen, 
so sehen wir in der Darstellung des lichtspendenden 
Calciumcarbids mit Hilfe des elektrischen Stromes, 
sowie des Kinematographen als der letzten Vervoll¬ 
kommnung photographisch-mechanischer Reproductions- 
technik höchst populäre, jedem Laien verständliche 
Triumphe der angewandten Wissenschaft. Nicht minder 
ist die Phantasie der grossen Massen durch die Dar¬ 
stellung flüssiger Luft in grösseren Mengen lebhaft 
angeregt worden. Dürfte dieser Process auch nicht alle 
Versprechungen einlösen, die von seinen Aposteln ge¬ 
geben worden sind, so haben wir doch fraglos eine grosse 
Reihe von Verbesserungen aller Art mit seiner Hilfe zu 
erwarten. — Wenn wir so die Reihe der hervorragendsten 
Entdeckungen der letzten 10 Jahre durchmustert haben, 
so fühlen wir uns durchaus berechtigt, mit grossen Er¬ 
wartungen in das neue Jahrhundert einzutreten. Unter 
den Problemen, deren Lösung wohl nicht mehr lange auf 
sich warten lassen wird, steht die farbige Photo¬ 
graphie und das Unter seebot obenan. Beider Ver¬ 
wirklichung ist schon oft als gelungen betrachtet worden; 
stets aber hat sich noch die Unhaltbarkeit der betreffenden 
Ansprüche herausgestellt. Die grösste Erfindung aber 
und zugleich diejenige, die, nach unseren jetzigen An¬ 
schauungen zu urtheilen, die tiefgehendsten Umwälzungen 
in dem Leben der Völker und des einzelnen verursachen 
wird, ist die freie Fortbewegung der Menschen 
in der Luft, ob sie nun mit Hilfe des gasgefüllten 
Ballons oder, was wahrscheinlicher ist, nach dem Vorbild 
der Vögel mittelst bewegter Flugapparate erreicht wird. 
Ob die jetzige Generation das Fliegen noch lernen wird, 
das ist allerdings recht fraglich. 
Verkehrsmittel. Die deutsche Hauptstadt ist der 
französischen Metropole schon längst in Bezug auf ihre 
Verkehrsmittel weit überlegen gewesen. Von der Stadt¬ 
bahn ganz abgesehen, zu der sich Paris erst neuerdings 
aufgeschwungen hat, lässt auch der Transport in den 
Pariser Strassen noch sehr viel zu wünschen übrig. Wenn¬ 
gleich bei uns die Einführung des elektrischen Betriebes 
nur um fünf Jahre zurückliegt und auch heute noch ein 
grosser Theil der Pferdebahnwagen von keuchenden 
Gäulen im Zotteltrab durch die Strassen geschleppt wird, 
so war doch die Berliner Pferdebahn den französischen Omni¬ 
bussen stets überlegen. Recht deutlich treten diese Uebel- 
stände in Paris in diesem Jahr in Erscheinung, wo Mil¬ 
lionen von Besuchern der Ausstellung die Pariser Strassen 
überschwemmen werden. Noch immer ist das Hauptver¬ 
kehrsmittel der Omnibus, der 44 regelmässige Linien be¬ 
herrscht, während 26 Linien auf Pferdebahnen und nur 
8 auf elektrische und pneumatische Wagen sich vertheilen. 
Alle diese Linien gehören einer einzigen Gesellschaft, 
deren Wagenpark 1200 Gefährte umfasst, die von 17.000 
Pferden gezogen werden, während das Personal 9000 
Mann beträgt. 
Briefkasten. 
Herrn J. L., liier. Ob Sie an der bezeichneten Stelle eine 
Veranda aufführen lassen dürfen, darüber wird Ihnen am 
besten das Stadt-Bauamt Auskunft geben. 
Herrn W. Z. in Steyr. Von einer Ausschreibung zur 
Besetzung einer städtischen Ingenieurstelle in der Stadt 
Urfahr ist uns bis dato nichts bekannt. 
Herrn Scli. in Enns. Was in den Tagesblättern über die 
Angelegenheit berichtet wird, können wir nicht gebrauchen;, 
wir benöthigen authentische Daten. 
Offene Stellen. 
-°®o- 
Stadt-Ingenieurstelle. 
Die Gemeinde St. Pölten besetzt die Stelle eines Stadt- 
Ingenieurs mit den Bezügen der VIII. Rangsclasse der Staats¬ 
beamten, das ist 3600 K Gehalt, beziehungsweise nach je fünf 
Jahren 4000 K und 4400 K, Activitätszulage 600 K. Nach 
fünfzehnjähriger Dienstzeit Vorrückung in die VII. Rangs¬ 
classe. Die Anstellung erfolgt vorläufig auf ein Jahr pro¬ 
visorisch, welches bei definitiver Anstellung in Anrechnung 
gebracht wird. Bewerber deutscher Nationalität haben ihre 
Gesuche bis 15. März 1900 bei der Gemeinde-Vorstehung ein¬ 
zureichen. 
Angesuchte Baulicenzen in Linz. 
In der Zeit vom 15. Februar bis 1. März 1900 wurde um folgende Baulicenzen angesucht: 
Bauwerber 
Oertlichkeit 
Art des Baues 
Baumeister 
K. Wöhrle 
Mariahilfstrasse 
Einstöckiges Wohnhaus 
B. Grossmann 
Johann Dornberger 
Hirschgasse 27 
Adaptierungen 
J. Weiss 
Orden der Barmherzigen 
Schwestern 
Herrenstrasse 
Spitalgebäude 
O. ö. Baugesellschaft 
Karl Kreutzer 
Wiener Reichsstrasse 
Zweistöckiges Wohnhaus 
Franz Maier, Maurer¬ 
meister
	        
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