Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

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V. Jahrgang, Nr. 5. 
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Linz. 1. März 1900. 
Öberösterreichische Banzeitnng 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“. 
Redaction und Administration: LINZ, Mozarztstrasse 28. — Herausgeber und Verleger: EDUARD KORNHOFFER, 
Man pränumeriert auf die ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
I ganzjährig mit K 20. - „ < ganzjährig mit . K 16 
für die 
Provinz 
halbjährig . 
vierteljährig 
10 — 
5.— 
Loco 
halbjährig . 
I vierteljährig 
Erscheint am 1 und 15. 
jedes Monat, 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des Ifi- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Zur permanenten Möbelausstellüng des Herrn J. M. Müller 
in Linz. — Warum wird der Name des Architekten an seinem Bauwerke 
nicht genannt?. — Aus Transvaal. — Aus den Gemeinderaths-Sitzungen 
in Linz. — Local-Baunotizen. — Baunachrichten aus den Provinzorten. — 
Technische Neuigkeiten. — Briefkasten. — Offene Stellen. — Angesuchte 
Baulicenzen in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug. — Ausweis über 
die Umschreibung von Immobilien in Linz. — Inserate. 
Oberösterreichischer Baumeisterverein. 
Mittwoch den l März l. J., abends 8 Uhr 
findet 
im Gasthofe „zur Austria“ in Linz, Harrachstrasse 
eine 
ÜHglieder-Versammlung 
des Vereines 
statt, wozu alle geehrten Herren Vereinsmitglieder freundlichst 
eingeladen werden. 
Der Ausschuss. 
Zur permanenten Möbelausstellung des 
Herrn J. M. Müller in Linz. 
Wie Wohnräume eingerichtet und ausgestattet sein 
müssen, sollen sie von dem Gesehmaoksinn ihres Be¬ 
sitzers ein günstiges Zeugnis ablegen, und dabei ein 
trauliches Heim bilden, das zeigt uns der hiesige Kunst¬ 
tischler Herr J. M. Müller, der in seinem Hause Marien¬ 
strasse 10 eine permanente Möbelausstellung arrangierte, 
die sich täglich eines zahlreichen Besuches erfreut und 
allgemeine Bewunderung findet. 
Ueber die 22 Interieurs, die Herr Müller zur Schau¬ 
stellung brachte, wurde von Fachkennern in der Tages¬ 
presse schon so eingehend und wohlwollend berichtet, dass 
wir glauben, davon Umgang nehmen zu können, nur 
wollen wir diesen Berichten einige Bemerkungen über 
Wohnungseinrichtungen im Allgemeinen anschliessen, in 
der Meinung, zur Verurtheilung der jetzigen Geschmacks¬ 
verwirrung bei Mobilar-Anschaffungen' etwas, beigetragen 
zu haben. 
Wir wollen zuerst vom leidlich wohlhabenden Mittel¬ 
stand sprechen -und dem was ihm geboten werden kann, 
wenn er das richtige Verständnis besitzt. Eine schöne 
Wohnung setzt voraus, dass die Wohnung zweckmässig 
sei, bequem und gesund, denn sonst wäre alle ihre Ge¬ 
fälligkeit nur ein Bestechen. Angenehme Ausgestaltung 
des Zweckmässigen, erfreuliche Kennzeichnen des Wirk¬ 
lichen soll Schönheit sein, dann erst trägt sie di^ Vor¬ 
bedingung der Dauer in sich, und wird nicht früher oder 
später mit Ermüdung als blendende Lüge empfunden. — 
Dass blendende Lüge in den Wohnräumen des Bürger¬ 
standes heute mehr herrscht als je, das wird niemand in 
Abrede stellen können. Man fühlt nur selten das Be¬ 
dürfnis, die Dinge so zu gestalten, als das, was sie sind; 
sie sollen aussehen, als wären sie etwas kostbares 
„Feineres“. Es ist mitunter zum Lächeln, just als 
athme die Wohnung jede Steuerclasse die der um fünf 
Stufen höheren nach, und als wollte sich das Protzende, 
das Aeusserliche schon räumlich ankündigen. Das Ding 
kostet aber viel Geld und kennzeichnet eine besondere 
Geschmacklosigkeit. 
Auch in feineren Privatwohnungen findet man oft¬ 
mals keine stilgerechte Zusammenstellung des Mobilars, 
keine decorative Ausstattung der Räume, wie' sie sein 
sollte, um das Heim einer Standesfamilie zu schmücken, 
sondern ein Kunterbunt aller erdenklichen Geräthe, die 
nur zur Staubansammlung dienen, und eine eigene Person 
zur Reinhaltung und Instandhaltung erfordern. 
Herr Müller hat in allen seinen 22 Interieurs keinen 
einzigen Gegenstand, der nicht in Harmonie zur ganzen 
Einrichtung passt und daher stimmungsvoll wirkt. Kein 
Ornamentenschwulst, keine schreienden Malereien be¬ 
decken die traulichen Räume, alles athmet Eleganz und 
ruhige Schönheit. 
Wer daher Geld im Kasten hat und Geschmack dazu, 
der gehe im Bedarfsfälle zur Müller’sehen Ausstellung, 
er wird sich gewiss etwas herausfinden, woran er eine 
Freude hat. — W er zu seinem Geschmack kein Zutrauen 
hat, der lasse sieh von dem Aussteller belehren, er wird 
ihm gewiss das Richtige zuweisen. 
Dass die Ausstellung schon seit ihrer kurzen Zeit 
von Erfolg begleitet ist, beweist, dass bereits mehrere 
Interieurs verkauft wurden und die Räume neu ersetzt 
werden müssen. 
Ein Nebenzweck der Exposition ist auch unserem 
Publicum zu zeigen, was in unserer Landeshauptstadt an 
Wohnungseinrichtungen geleistet werden kann und wie 
man daher Unrecht thut, sich bei solchen Anschaffungen 
an die Residenzstadt Wien oder gar an das Ausland zu 
wenden. Ein bisschen Localpatriotismus wäre hier am 
Platze, umsomehr, als man hier die Garantie erhält, durch- 
gehens solide und im Preise gleiche Ausführungen 
wie Von anderswo zu erhalten. Kornlioffer.
	        
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