Volltext: V. Jahrgang, 1900 (V. JG., 1900)

Nr. 23. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 179. 
Brand der Borsig-Mühle in Berlin zeigte) seine ganzen 
Verbände in Mitleidenschaft zu ziehen. Walzeisen wird 
in erhitztem Zustande weich und verliert schon dadurch 
seine Festigkeit. Aus allen diesen Thatsachen geht un¬ 
zweifelhaft hervor, dass Holzconstructionen, was Feuer¬ 
sicherheit anbetrifft, gegenüber den Eisenconstructionen 
bei weitem der Vorzug zu geben ist. 
Gotthold Hildebrandt. 
Heizung durch Wasserfälle. 
Das Gesetz von der Erhaltung der Kraft ist bereits 
so sehr in die Allgemeinheit eingedrungen, dass ein jeder 
weiss, dass zur Erzielung eines gewissen Quantums Arbeit 
ein gewisses Quantum Wärme erforderlich ist, dass ferner 
ein gewisses Mass elektrischer Kraft, oder besser aus- 
gedrückt, Arbeit ebenfalls einem gewissen Mass Wärme 
entspricht. Aufgespeicherte Arbeit in Form von Stein¬ 
kohle kann man in Wärme verwandeln, Wärme in Be¬ 
wegung (durch Dampfmaschine oder andere Motore) — 
Bewegung in elektrischem Strome — den elektrischen 
Strom kann man leicht wieder in Wärme umwandeln, 
denn das geschieht bekanntlich in jedem Widerstands¬ 
draht, der durch den Strom glühend wird, in jeder 
elektrischen Lampe, im elektrischen Ofen. — Wenn ein¬ 
mal der Vorrath der Erde an Kohle erschöpft sein 
wird, wenn Alles im Rauch aufgegangen sein wird, 
wenn weder Petroleum noch Benzin vorhanden sein 
wird, wird das neu wachsende Holz kostbar wie Gold 
werden, die Heizung wird ein sehr kostspieliges Ver¬ 
gnügen werden und alle Mittel, die die Natur bietet, 
künstlich Wärme zu erzeugen, werden ausgenutzt werden. 
Während man jetzt aus Wärme Kraft macht, wird man 
dann umgekehrt aus Kraft Wärme machen müssen, und 
zwar, wenn die Wissenschaft nicht ganz neue Verfahren 
findet, auf dem Umwege über den elektrischen Strom. 
Kraft ist genug in der Natur vorhanden, die deshalb 
noch nicht ausgenützt wird, weil, so lange wie unser 
Kohlenvorrath reicht, durch Verbrennung desselben Kraft 
einfacher und billiger zu erzeugen ist, als wenn man Ein¬ 
richtungen treffen wollte, die kosmische Kräfte, wie die¬ 
jenigen der Ebbe- und Flutherscheinungen, in den Be¬ 
reich der menschlichen Ausnützung zu ziehen. Aber es 
wird einmal dazu kommen, wenn das Menschengeschlecht 
den Kohlenvorrath der Erde überdauern sollte, und dann 
wird, wenn es auch paradox klingen mag, die Erde 
einen Theil ihrer lebendigen Kraft hergeben müssen, die 
Umdrehungs-Geschwindigkeit, infolge der Einrichtungen 
zur Ausnützung der Ebbe- und Fluthkräfte, verringern 
müssen, um den Menschen Wärme zu liefern. Vorher 
oder gleichzeitig werden alle natürlichen Wasserkräfte, 
die nur zu erreichen sind, ausgenutzt werden, viel mehr 
als jetzt verwendet werden, um Bewegung zu erzeugen. 
Die letzten, die am schwierigsten zu fassenden Wasser¬ 
kräfte, werden eben erst dann ausgenutzt werden, wenn 
Heizungsmaterial genügend theuer geworden sein wird, 
um elektrische Heizung rentabel zu machen, und das 
wird nicht geschehen, so lange noch eine Dampfmaschine 
mit Kohle geheizt wird. 
Die elektrische Heizung ist eben sehr theuer, sie 
kostet wenigstens zehnmal so viel, als die Heizung mit 
Kohlen, so lange eine Heizung der Dampfmaschinen, die 
nicht günstiger arbeiten als unsere heutigen, mit Kohle 
noch lohnen wird. — Warum? Das ist sehr einfach zu 
beantworten: Nur ein Zehntel der Wärme, die unter dem 
Dampfkessel erzeugt wird, wird in Bewegung und elek¬ 
trischen Strom umgewandelt, neun Zehntel bleiben Wärme 
und gehen durch Ausstrahlung verloren; es ist also un¬ 
möglich, mehr als ein Zehntel der aufgewendeten Wärme 
durch elektrische Heizungseinrichtungen wieder in Wärme 
zu verwandeln. — Durch Verbrennung von Kohle bekommt 
man also wenig Kraft. Die Wärme ist billig, die Kraft 
ist theuer. Wenn der Kohlenvorrath zu Ende geht, wird 
das Verhältnis umgekehrt werden. Die Wärme wird im 
Verhältnis zur Kraft theuer werden, so theuer, dass es 
sich lohnen wird, sie aus Kraft herzustellen. 
Es ist noch weit bis dahin. Unsere Kohlenvorräthe 
währen aller Wahrscheinlichkeit nach noch einige tausend 
Jahre. Aber die Gesetze von Angebot und Nachfrage 
bewirken doch, dass man schon anfängt, mehr und mehr 
auch die Ersatzmittel für Kohlen, vorläufig nicht zur Er¬ 
zeugung von Wärme, sondern nur zur Erzeugung von 
Kraft und Licht, heranzuziehen, die natürlichen Wasser¬ 
kräfte. Zuerst die am leichtesten zu verwendenden, die 
mit grosser Wassermenge und verhältnismässig geringem 
Gefälle. Aber man beginnt auch schon, an die schwieriger 
zu fassenden, an diejenigen mit geringer Wassermenge 
und grossem Gefälle heranzugehen, die in den Gebirgen 
in übergrosser Zahl ungenutzt vorhanden sind. 
Die erste derartige Anlage wird Amerika haben. Um 
Pikes Peak in Colorado wird eine Wassermenge von nur 
82 Cubikmeter per Minute zur Erzeugung und elektrischer 
Weiterbeförderung von 5000 Pferdestärken verwandt 
werden. Das ist nur möglich, weil die gewaltige Höhe 
von 700 Metern zur Verfügung steht. Wollte man diese 
Kraft mittels einer einzigen Wasserleitung ausnutzen, so 
würde man unten einen Wasserdruck von 70 Atmo¬ 
sphären haben, mit welchem man die Maschinen treiben 
müsste. Ein so hoher Druck erforderte überaus kräftige 
Oonstructionen aller Behältnisse, man zieht deshalb vor, 
das Gefälle zu theilen und auf halber Höhe ein Werk zu 
errichten, das die Hälfte der Kraft erzeugt, und das hier 
frei werdende Wasser zur Speisung der unteren Hälfte 
der Anlage zu verwenden; auch so wird der hohe Wasser¬ 
druck von 35 Atmosphären ganz neuartige Oonstructionen 
von Wassermotoren fordern. 
Glash in der „Baukeramik1*. 
Berichte über neue Erfindungen. 
Aufgestellt durch das Patent- und technische Bureau 
von A. Rohrbach & Co. in Berlin NW. 6, Marienstrasse 28, 
Erfurt und Cassel. 
Einen mit Falzen versehenen wellenförmigen Dach- 
falzziegel hat Herr Jakob Spartz in Weidingen als 
Gebrauchsmuster geschützt erhalten. Der wellenförmige 
Dachziegel ist auf der oberen Seite an der Oberkante 
und auf der unteren Seite an der Unterkante mit je 
einem Falz versehen. Zum Auf hängen auf die Dach¬ 
sparren dienen Aufhängenasen. Durch die Falze wird 
einestheils die Festigkeit der Platten eine grössere, andern- 
theils wird beim Verlegen eine feste Verbindung der 
Dachziegel untereinander hergestellt. Ausserdem ver¬ 
hindern die Falze ein Eindringen von Schnee, Regen 
und Wind unter das Dach. 
Einen in der Höhe verstellbaren Bock zum Ver¬ 
kuppeln und Abstützen der Lauf dielen zur Herstellung 
von Zimmergerüsten hat Herr Otto Schmerenbeck 
in Barmen geschützt erhalten. Zur Herstellung und 
Abstützung von Zimmergerüsten ist der Bock an einem
	        
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