Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Seite 66. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 9. 
etwas mehr Kalk zu nehmen, so dass die Rechnung 
etwa so zu stehen kommen würde: 
grober Sand 100 Teile 
Mittel- „ 20 „ 
feiner „ 5 „ 
Kalk 10 „ 
sind 135 Teile 
Ich führe diese Berechnung nur beispielsweise an, 
denn der Sand hat nicht überall gleiche Zwischenräume 
und man kann nur den verarbeiten, welcher zu Gebote 
steht. 
Bei meinen Bauten hatte ich nur groben und feinen 
und verfuhr damit wie folgt: 
Zum Messen diente ein viereckiger, mit zwei Trage- 
Stangen versehener Kasten, der ungefähr zwei Kubikfuss 
fasste; dieser wurde drei Viertel voll Kalk genommen, 
der Kalk in eine sogenannte Kalkbank geschüttet und 
zu einem gleichförmigen Brei zerrührt; dann wurde ein 
solcher Kasten gehäuft voll feinen Sand aufs innigste 
mit ihm vermengt; dann nach und nach noch drei 
Kasten ebenfalls gehäuft voll groben Sand und zuletzt 
noch einen Kasten voll groben ausgesichteten Kies zu¬ 
gemischt und jeder einzelne zweimal mit dem schon 
vorher gemengten Kalk und Sand durchgearbeitet und 
vermengt. 
Auf die innige Vermengung kommt alles an. Denn 
Sand, der mit dem Kalk nicht in der vollkommensten 
Verbindung ist, kann zu einem festen Steinblock nicht 
umgeschaffen werden. Man muss daher hierzu zuverlässige 
und fleissige Leute anstellen, wenn man ihnen auch etwas 
mehr bezahlt. 
So vorbereitet, hat die Masse das Aussehen eines 
durchaus nicht zusammenhängenden feuchten Sandes, der 
erst aus der Erde gegraben ist: nur die Finger, mit welchen 
man ihn berührt, verraten nach dem Trocknen durch ihre 
Weisse, dass er Kalk enthält; am wenigsten traut man 
ihm zu, dass er nach dem Trocknen solche Festigkeit an¬ 
nehmen kann. 
Auf diese Art gebaute Häuser haben alle Vorteile der’ 
steinernen und kommen sehr billig, da fünf Mann täglich 
80 bis 100 Kubikfuss Mauer fertig bringen und dabei nur 
12 bis 15 Kubikfuss steifgelöschten Kalk (oder eine 
Tonne ungelöschten) verbrauchen. Diese ist zu vier 
preussischen Scheffeln gerechnet und gibt gleich aus dem 
Ofen gelöscht 15 bis 16, später gelöscht 12 bis 14 Kubik¬ 
fuss gelöschten Kalk. 
Wir wollen dem noch hinzufügen, dass es billiger 
und für das ganze Gebäude besser ist, wenn die Grund¬ 
mauern nicht nach hergebrachter Weise aufgemauert 
werden, sondern man hebt die Grundgräben nach der 
Schnur J/2 Meter weit und nach der erforderlichen Tiefe 
von höchstens 1 Meter aus und packt diesen Graben 
mit einer Lage in der Weise voll, dass der steif ge¬ 
haltene, aus ein Teil Zement, 4 bis 5 Teilen groben Sand 
und etwas Kalkzusatz gemischte Mörtel eingeschaufelt 
und darin die Steine eingebettet werden, so dass sie sich 
möglichst einander schichten. 
Nachdem der Graben auf diese Weise gefüllt ist, 
werden zu beiden Seiten Bretter gestellt, die mit Pfählen 
befestigt werden, in diesen gebildeten Kasten wird nun 
in gleicher Weise fortgefahren bis zu 25 bis 30 Zenti¬ 
meter Höhe. Nun kann Kalk mit Sand verwendet werden; 
es ist aber besser, wenn dem Luftmörtel etwas Zement 
zugesetzt wird. Wenn das Material auch etwas teurer 
wird, dieses gleicht sich dadurch wieder reichlich aus, 
dass wegen der grösseren Festigkeit und schnelleren 
Abbindung alle vorhandenen Feldsteine und Steinbruch 
in die Wände eingepackt und eingestampft werden können. 
Vor allen Dingen muss der dazu verwendete Wasserkalk 
von bester Beschaffenheit sein. Es müssen in demselben 
wenigstens 25 bis 30 Prozent in Salzsäure unlösliche 
Stoffe sich vorfinden. Dass auch nur scharfer Lehm und 
humusfreier Sand zugesetzt werden muss, ist oben schon 
angeführt. C. U. 
Die Ausgrabung der römischen Lager¬ 
stadt „Aquincum“ bei Budapest. 
(Schluss.) 
Die ursprüngliche Höhe der inneren Ringmauer des 
Zuschauerraumes wurde berechnet auf 2*80 Meter, die 
äussere Mauerhöhe des Bauwerks auf 10*80 Meter. Ein 
noch auf drei Schichten Höhe erhaltener Teil der inneren 
Ringwehr zeigt regelrecht geschichtete 30 Zentimeter 
hohe und 30 Zentimeter einbindende Sandsteinquader 
von verschiedener Länge. Beim Freilegen dieser Mauer 
sollen sich noch Färbungen der Steine gezeigt haben, 
und zwar in weisser und roter Farbe. Letztere Tönung 
mag für die blutigen Kampfszenen wohl die zweck- 
mässigste gewesen sein. Die Grundmauern der beiden in 
der Längenachse befindlichen Tore lassen noch erkennen, 
dass das östliche, der jetzigen Ohausse zugewandte 
wesentlich breitere Oeffnung und reichere Ausbildung 
besass, ein Beleg dafür, dass von dieser Seite her der 
Hauptzugang zum Theater stattgefunden haben wird. 
Bezüglich der Unterkonstruktionen des Zuschauerraumes 
ist bemerkenswert, dass derselbe unmöglich unterwölbt 
gewesen sein kann, vielmehr muss wohl der Hohlraum 
zwischen der inneren und äusseren Ringmauer mit Erde 
ansteigend vollgestampft gewesen sein. Interessant ist 
die versuchte Wiederherstellung des Gebäudes, wonach 
der ungarische Gelehrte Kuzsinsky, aus der grossen 
Menge gefundener römischer Dachziegelreste halber auf 
eine holzüberdachte Cavea schliesst und diese Ueber- 
dachung entsprechend den Zuschauersitzen nach der 
Arena hin sich abwässern lässt. Ungelöst in technischer 
Beziehung bleibt dann nur das Bedenken der leichten 
Abhebung der Ziegel bei Sturm und der bedeutenden 
Zufuhr von Niederschlagwasser zur Arena. Auch wird 
die starke Beschränkung des freien Blicks auf die Arena 
durch das niedrige und dunkle Dach kaum zweckmässig 
gewesen sein. 
Wie schon erwähnt, wurden bis heute drei Badean¬ 
lagen von verschiedener Grösse aufgedeckt. Die Er¬ 
wärmung der warmen Abteilungen geschah durch die 
bekannte Fussbodenheizung, das sogenannte liypokau- 
tische Mauerwerk. Diese Hohlräume reichen im Caldarium 
an den Wänden noch bis auf 1*50 Meter Höhe hinauf, 
sodass auch hier die dem Heissbadenden unliebsame 
Kälteeinwirkung des Mauerwerks auf die Haut aufge¬ 
hoben wird. Die Bauart des Fussbodens ist folgende: 
Ziegelplatten von 55 Zentimetern im Geviert grossen 
und 8 Zentimetern dicken Tafeln ruhen teils auf Ziegel¬ 
pfeilerchen, teils (caldarium) auf aufrechtstehenden un¬ 
gefähr 1 Meter hohen Trachytständern. Darüber befindet 
sich grobkörniger Marmorbeton in der auffallenden Stärke 
von 30 Zentimetern, dessen Oberfläche wiederum mit 
Mosaik oder Steinbelag bekleidet wurde. Das Ziegel¬ 
pflaster der ungeheizten Böden besteht meist aus bisquit-
	        
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