Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Nr. 2. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Seite 13. 
Vielen Uebelständen haben wir abzuhelfen versucht 
durch die Verwendung von Asphaltplatten an Stelle des 
Gussasphalts. Diese Asphaltplatten, die nur 2,/2 Gm stark 
sind, also halb so stark als die Platten des Pahrdarains, 
kann man bei Strassenaufbrüchen vielleicht aufnehmen 
und wieder verwenden, doch ist es mir noch sehr frag¬ 
lich, ob es zweckmässig ist, sie allgemein an Stelle des 
Gussasphalts zu verlegen, zumal sich der Preis meistens 
ein wenig höher stellt, als der für Gussasphalt und die 
Haltbarkeit wohl nicht so gross ist, als die des Guss" 
asphalts. 
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich in vielen Städten 
die Zementplatten, insbesondere solche, die unter hydrau¬ 
lischem Druck hergestellt sind. Man verwendet in an¬ 
deren Städten mit Vorliebe die 25kuppigen. Mir scheinen 
die 4kuppigen die geeignetsten zu sein. 
An anderen, teils neueren, teils schon älteren Mate¬ 
rialien für die Befestigung der Bürgersteige nenne ich 
noch Granitplatten und Mosaikplatten. Letztere Sternchen 
bestehen entweder aus natürlichem Stein oder aus Ton, 
bezw. aus Zementmörtel. 
Sandsteinplatten haben wir bis jetzt nicht zur Ver¬ 
wendung gebracht, doch haben auch diese allerhand 
Vorzüge. 
Bezüglich der Preise will ich noch bemerken, dass 
Granitplattenbelag weitaus die teuerste Befestigung ist; 
er kostet pro Quadratmeter 13 Mark und mehr. 
Der Gussasphaltbürgersteig dagegen kostet pro 
Quadratmeter nur 5 Mark. 
Für provisorische Zwecke haben hier häufig Klinker 
Verwendung gefunden, zur Zeit sind aber Zementplatten 
billiger und empfehlenswerter. 
Die Promenaden 
Hannovers werden allgemein mit Kies auf Ziegelschotter 
befestigt. Im Innern der Stadt erhalten diese Promenaden 
in der Regel einen Streifen Zementbefestigung, bezw. 
Zementplatten oder Mosaik. 
Die Befestigung der 
Reitwege 
erfolgt in Hannover nur mit Kies und Sand. Empfohlen 
wird neuerdings für Reitwege ein Steinmergel aus Eichen¬ 
berg in der Nähe von Göttingen. Das Material ist ein 
weicher Bruchstein, der sehr bald an der Luft in kleine 
Stücke zerfällt und den Vorteil haben soll, dass die mit 
diesem Material versehenen Reitwege keinen Staub bilden 
und gut entwässern. 
Hannover zeichnet sich noch ganz besonders aus durch 
Radfahrerwege. 
In gepflasterten Strassen werden an jeder Seite, an 
den Saumquadern entlang je 4 Reihen Schlackenplatten 
in Zementmörtel verlegt im Interesse der Radfahrer. In 
anderen Städten, z. B. in Bremen legt man diesen Rad¬ 
fahrerstreifen in die Mitte der Strasse. Es ist nicht zu 
bezweifeln, dass der Radfahrer dort weniger gestört wird 
durch die Gossenbrücken und durch haltende Wagen- 
Der S t r a s s e n b a h n k Ö r p e r 
liegt meistens in der gepflasterten Strasse. 
Ein Idealpflaster, das allen Bedürfnissen entspricht 
und doch dabei billig ist, ist leider noch nicht erfunden. 
Die alte Redensart: „es ist ein teures Pflaster“, hat 
immer noch ihre Begründung durch die Praxis. Durch 
jeden Austausch von Erfahrungen aber kommen wir dem 
Endziel „Idealpflaster für billiges Geld“ näher, d . r. 
Die Druckfestigkeit von Backsteinmauer- 
werk. 
Versuche zwecks Feststellung der Druckfestigkeit, 
welche das Royal Institut oft British Architects in Lon¬ 
don durchgeführt hat, dürften durch ihre Ergebnisse 
sehr wesentlich dazu beitragen, dass die Vorteile der 
Kalksandsteine in den Kreisen der Architekten bald mehr 
und mehr zur Anerkennung kommen, die diese nament¬ 
lich durch ihre gleichmässige Form und Grösse bezüglich 
Erhöhung der Druckfestigkeit bei Mauerwerk ausüben 
müssen, welches aus solchen Steinen unter Verwendung 
von Kalkmörtel aufgeführt wird. Bei den erwähnten Ver¬ 
suchen wurden dem Fachblatt „Kalksandsteinfabrikation“ 
zufolge, dem wir diesen Aufsatz entnehmen, Pfeiler auf¬ 
gemauert, welche einen Querschnitt von 3174 Quadrat¬ 
zentimeter hatten (46:69 Zentimeter) und 1*83 Meter hoch 
waren. Nach fünf Monaten liess man auf diese Pfeiler in 
geeigneter Art den Druck einer hydraulischen Presse 
einwirken, der bis zu 5000 Tonnen anwachsen konnte. 
Zunächst ist durch diesen Versuch festgestellt wor¬ 
den, dass die Arbeit des Maurers selbst sehr wesent¬ 
lichen Einfluss auf die Tragfähigkeit des Mauerwerkes 
hatte. Bei solchen Pfeilern, welche die Maurer ohne 
schärfere Aufsicht derart aufgeführt hatten, dass die 
Fugen weniger genau eingehalten waren, und dass da, 
wo Stücke gehauen werden mussten, dies nicht mit der 
nötigen Sorgfalt geschah, so dass an solchen Stellen, 
statt tunlichster Ausfüllung von derartigen Lücken durch 
ein bestens passendes Ziegelstück weit mehr Mörtel an¬ 
gewendet wurde, waren die Festigkeiten geringer. Als 
diese Fehler später durch scharfe Aufsicht der Maurer 
tunlichst ausgeschlossen wurden, zeigte es sich, dass 
Pfeiler, die in sorgfältigster Weise aufgeführt worden 
waren, bis zu etwa 150 v. H. höhere Druckfestigkeiten 
ergaben, als solche, die weniger sorgfältig aufgeführt 
waren. 
Als mittlere Bruchlasten bei solchen Pfeilern, die mit 
Sorgfalt aufgeführt waren, ergaben sich die Ergebnisse 
nachstehender Tabelle: 
Ziegel Nr. I II III IV V 
von einer mittleren Druckfestigkeit von 90 205 2B7 391 841 
ergab eine Mauerfestigkeit in kg auf das cm2 
bei Kalkmörtel 1:2 20 34 33 39 129 
bei Zementmörtel 43 56 61 90 146 
Hervorzuheben ist, dass lange vor dem Zusammen¬ 
bruch der Pfeiler ein Mörtelregen festgestellt wurde, 
woraus zu schliessen ist, dass schon lange, ehe der Zu¬ 
sammenbruch des Mauerwerkes erfolgte, der Mörtel in 
sich zerquetscht und teilweise aus den Fugen heraus¬ 
gedrückt worden war. Bei allen in Kalkmörtel herge¬ 
richteten Pfeilern zeigte sich ein Zusammendrücken von 
22 Milimeter (bei 1830 Zentimeter Höhe also 1*2 v. H. 
der Höhe), und zwar war hierbei die Güte der verwen¬ 
deten Mauersteine ganz nebensächlich, so dass mit Sicher¬ 
heit gefolgert werden kann, dass selbst bei fünf Monate 
altem Mauerwerk, wenn es überhaupt zu einem Zusammen¬ 
drücken kommt, dieses sich zunächst nur auf die Mörtel¬ 
fugen erstreckt. Die gesamten Fugen, deren Einzelhöhe 
mit 5—7 Millimeter bemessen war, haben bei den 1*83 
Meter hohen Pfeilern zusammen eine Höhe von etwa 
160 Millimeter gehabt. Diese Mörtelschicht ist bei Kalk¬ 
mörtel (1 : 2) von 160 auf 138 Millimeter zusammen¬ 
gedrückt worden, d. li. die Zusammendrückung des Kalk¬ 
mörtels hat etwa ein Sechstel beim Bruch des Mauer-
	        
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