Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Seite 12. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 2. 
geringer als für alle anderen bisher genannten Arien der 
Befestigung. Wenngleich die Asphaltdecke in rund 
20 Jahren erneuert werden muss, unter einem Kosten¬ 
aufwand von etwa 8 Mark per Quadratmeter, so ergibt 
doch die Berechnung, dass für Hannover Stampfasphalt 
billiger ist als Granit beziehungsweise Schlackenpflaster. 
Stampfasphalt muss daher als eine für Hannover höchst 
geeignete Art der Strassenbefestigung bezeichnet werden. 
Was sich aber für die eine Stadt zweckmässig er¬ 
weist, ist darum noch nicht zweckmässig für jede andere 
Stadt, besonders nicht für kleinere Städte. 
Hat man sich aber in einer Stadtverwaltung, in der 
bislang Asphalt nicht verwendet wurde, für eine Be¬ 
festigung mit Asphalt entschlossen, so würde ich doch 
empfehlen, von Stampfasphalt abzusehen und dafür ge¬ 
presste Asphaltplatten zu verwenden. Nachdem sich be¬ 
sonders hier in Hannover herausgestellt hatte, dass an 
den Schienen und in den Rinnsteinen Asphaltplatten 
besser halten als Slampfasphalt, haben sehr viele Städte 
sich diesem Verfahren angeschlossen. Deshalb haben 
sich verschiedene härmen dahinter hergemacht, Asphalt¬ 
platten zu fabrizieren. Für kleinere Städte hat die Ver¬ 
wendung von Asphalt platten den grossen Vorzug, dass 
Reparaturen ohne besondere Geräte durch Maurer be¬ 
ziehungsweise gewöhnliche Arbeiter hergestellt werden 
können. Auch wird sich bei der Verdingung heraus- 
stellen, dass in kleineren Städten Platten häufig billiger 
sind als Stampfasphaltbelag. 
Auch Platten, die zur Hälfte aus Zementmörtel, zur 
Hälfte aus Asphalt fabriziert, die sogenannten Löhrschen 
Platten, werden gelobt. 
Liegt in der betreffenden Strasse, die man asphal¬ 
tieren will, ein Strassenbahngeleise, so überlege man 
nochmals, ob überhaupt Asphalt nötig ist. In vielen 
Fällen begnügt man sich vielleicht zweckmässiger mit 
Schlackensteinen. 
In Frage könnte auch noch Holzpflaster kommen. 
Holzpflaster hat gegenüber dem Asphaltpflaster den Vor¬ 
teil, dass es noch geräuschloser ist und dass man es bei 
etwas grösseren Steigungen verwenden kann als Stampf¬ 
asphalt. Von Nachteil ist aber, dass es nicht ganz ein¬ 
wandfrei ist; das Schmutzwasser dringt in das Holz 
hinein und ein sauberes Reinigen durch Abwaschen ist 
nicht so gründlich möglich wie beim Asphalt; es ist 
auch von kürzerer Lebensdauer als Asphalt und dabei 
ist es viel teurer. Unter 17 Mark pro Quadratmeter ist 
Pflaster aus gutem schwedischen Kiefernholz nicht zu 
haben. Zur Verwendung kommen oft australische Hölzer. 
Der Preis solcher Belage beträgt bis gegen 27 Mark pro 
Quadratmeter. 
In Paris hatte sich das Holzpflaster besonderer Be¬ 
liebtheit erfreut. Ich lese aber, dass man nach dem Vor¬ 
bilde von Berlin und Hannover jetzt die grossen Ver¬ 
kehrsstrassen nicht mehr, wie bisher, mit Holz belegt, 
sondern sich dem Asphalt mehr zuwendet. 
Für uns kann bei der ganzen Sachlage eine umfang¬ 
reiche Verwendung von Holz nicht in Frage kommen. 
Hat man aber an lebhaften Verkehrs Strassen Anstalten, 
z. B. Krankenhäuser, die unbedingt allergrösste Geräusch¬ 
losigkeit erfordere, so würde sich Holzpflaster doch emp¬ 
fehlen. Desgleichen kommt es für Brücken in Betracht 
und für solche Strassenstrecken, die wegen zu starkem 
Gefäll, also mehr als 1 : 70, nicht mehr asphaltiert wer¬ 
den können; doch darf man auch "bei Holzpflaster nicht 
über 1 : 35 gehen, selbst wenn man sehr welches Holz 
wählt. Die harten australischen Hölzer lassen solche 
starke Neigung nicht zu. 
Nennen muss ich ferner noch Zementmakadam als 
eine der neueren Befestigungsarten. Es wird zunächst 
eine Schicht aus magerem Beton hergestellt, ähnlich wie 
bei Asphaltstrassen. Auf diese Betondecke kommt die 
eigentliche Angriffsdecke in einer Stärke von 6 cm, 
bestehend aus reinem Zement und Granitschotter. Gerade 
bei den heutigen billigen Zementpreisen neigt man dazu, 
den Zement im Strassenbau zu verwenden. 
In Deutschland ist Zcmentmakadam zuerst in Leipzig 
ausgeführt, dann haben auch andere Städte solche Aus¬ 
führungen vorgenommen. Auch ich habe in Stettin einige 
Strassen dieser Art gebaut. Die Haltbarkeit hat dort 
ziemlich befriedigt. Die Probestrecken in Berlin fielen 
nicht zur Zufriedenheit aus. 
Aehnliches liesse sich sagen über das Kieserlingsche 
Zementbetonpflaster. 
Viel grössere Beachtung als diese Zementbefestigung 
hat jedoch in den letzten Jahren das Kleinpflaster gefun¬ 
den, meines Erachtens mit vollem Recht. 
Das Kleinpflaster ist zuerst hier in unserer Provinz 
für Chausseen, und zwar durch den Landes-Bauinspektor 
Gravenhorst ausgeführt. Bei dem Bestreben der Stadt¬ 
verwaltungen, die Strassenkosten möglichst niedrig zu 
halten, hat es jedoch auch in die Städte Eingang gefun¬ 
den, besonders für Wohnstrassen, also für solche Strassen, 
die keinen durchgehenden Fuhrverkehr haben. 
Kleinpflaster ist keinesfalls geräuschlos, auch hygie¬ 
nisch insofern nicht einwandsfrei, als das Schmutz- und 
Regenwasser hineindringt und den Untergrund ver¬ 
seuchen könnte. Aber es ist billig, es ist stets sauber? 
weil das Wasser schnell hineinsickert, sieht gefällig aus 
und ist bei kleinem und mittlerem Verkehr genügend 
haltbar. In Hannover haben wir es im Vorjahre in der 
Rud. v. Bennigsenstrasse vor dem Provinzialmuseum her¬ 
gestellt. Ausserdem soll es noch Verwendung finden in 
mehreren Wohnstrassen, bis jetzt allerdings nur in neu 
anzulegenden Strassen. 
Die Kosten betragen für Kleinpflaster rund 9‘0 Mk. 
pro Quadratmeter einschliesslich der Chaussierung. Für 
städtische Wohnstrassen ist Kleinpflaster zweifellos eine 
ausgezeichnete, höchst zweckmässige Strassenbefestigung. 
Bü rgerst e ige. 
Schon im Beginn meiner Ausführungen hatte ich 
gesagt, dass eine Verbesserung der Bürgersteige in vielen 
Städten dringlicher erscheint als die Verbesserung der 
Fahrdämme. 
In Hannover ist die Ausführung der Bürgersteige 
eine durchaus empfehlenswerte. Sie besteht allgemein 
aus einer 2x/2 cm starken Schicht Gussasphalt auf einer 
10 cm starken Betonunterlage. Gerade die Unterbettung 
mit Beton ist sehr wesentlich, die Güte des Gussasphalt 
allerdings nicht minder. Der Preis beträgt rund 5 Mk. 
pro Quadratmeter für Beton und Gussasphalt zusammen. 
Eine Neuerung in der Herstellung des Gussasplialt- 
belags, die wir in neuester Zeit haben eintreten lassen, 
sei hier noch erwähnt. Bisher wurde der Asphalt auf der 
Strasse gekocht. Hierdurch kam es oft vor, dass die 
betreffenden Strassen den ganzen Tag voller Rauch 
waren. Jetzt wird dagegen, soweit die Arbeiten in Haupt¬ 
strassen ausgeführt werden, der Gussasphalt in der Fa¬ 
brik gekocht und zur Verwendungsstelle auf besonders 
konstruierten Wagen gefahren.
	        
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