Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

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IX. Jahrgang, Nr. 17. 
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Linz, 1. September 1904. 
Öberösterreichische Bauzeitung 
Zeitschrift für Bauwesen 
Organ des „Vereines der Baumeister in Oberösterreich“ 
Redaktion und Administration: Buchdruckerei C. KOLNDORFFER, LINZ. Domgasse Nr. 5. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
| ganzjährig mit K 20.— < ganzjährig mit . K 16 
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' vierteljährig 5.— \ vierteljährig . 
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Erscheint am 1. und 15. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Domgasse Nr. 5, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des ln- u. Auslandes. Eventuelle 
Reklamationen und Beschwerden direkt an uns erbeten. 
Inhalt. Ueber städtisches Wohnungswesen I. — Die neuen städtischen. 
Strombäder im Wiener Donaukanal. — Das Iroquois-Theater in Chicago 
und die Brandkatastrophe vom 30. Dezember 1903. — Lokale Baunotizen. 
— Patentliste. — Briefkasten. — Ausweis über die Umschreibung von 
Immobilien in Linz. — Anmeldungen für Wasserbezug. — Angesuchte 
Baulizenzen. — Inserate. 
Ueber städtisches Wohnungswesen 
mit besonderer Beziehung auf das Familien- 
Wohnhaus. 
(Vortrag des Herrn Architekten Rudolf Seidel, Direktor der 
Oberösterreichischen Bangesell sch aft, gehalten in der Sitzung 
des Öberösterreichischen Baumeister-Vereines am 16. April 1904.) 
I. 
Geehrte Herren! Die Wohnstätte des Menschen 
macht in dem Gange unseres Lebens einen der wichtigsten 
Punkte aus; sie bildet die Grundlage des Familienlebens 
und es ist deshalb begreiflich, dass die Wohnungsfrage, 
das heisst, wo sollen wir wohnen und wie sollen wir 
wohnen von ihrer Aktualität auch in Zukunft nicht nur 
nichts einbüssen wird, sondern im Gegenteile: diese 
Frage wird bei fortschreitender Kultur gerade den 
modernen Techniker, der aber heutzutage als Schöpfer 
unserer. Wohnstätten, auch Volkswirt und Hygieniker 
sein soll, immer intensiver beschäftigen müssen. 
Ich will deshalb heute ihre Aufmerksamkeit kurze 
Zeit für die Untersuchung eines Teiles dieser Frage in 
Anspruch nehmen und bitte Sie daher mir zu gestatten, 
etwas weiter auszuholen. 
Es handelt sich, wie Sie geehrte Herren ja gleich 
an meinen mitgebrachten Behelfen gesehen haben werden, 
hier um die städtische Wohnungsfrage und deshalb will 
ich mir erlauben, vorerst in kurzem auf die Entstehung 
und Entwicklung unserer deutschen Städte und dadurch 
auch auf die Entwicklung unserer städtischen Wohnungs¬ 
verhältnisse zu kommen. 
Schon während der ersten Jahrhunderte unserer 
Zeitrechnung, als Rhein und Donau die Grenze des 
römischen Weltreiches gegen Germanien hin bildeten, 
stand im Westen dieser Ströme auf einem Boden, der 
heute zum deutschen Reiche und zu Oesterreich gehört, 
eine Anzahl blühender Städte. Sie hatten sich zum 
grössten Teile allmählich im Anschlüsse an römische 
Kastelle entwickelt und bargen in ihren Mauern eine 
Bevölkerung mannigfaltiger Herkunft: Römer, Kelten, 
Germanen und andere. Alle die Bewohner dieser römischen 
Städte umschlang als einiges Band der gemeinsame Ge¬ 
brauch der vulgär lateinischen Sprache und der gemein¬ 
same Genuss vieler nach römischem Muster geschaffenen 
Einrichtungen. 
Die Orte, an deren Stelle heute Wien, Enns, Salz¬ 
burg, Passau, Regensburg, Augsburg, Speier, Worms, 
Mainz, Koblenz, Köln, Trier und viele andere stehen, 
waren solche römische Niederlassungen; manche davon 
von grosser Bedeutung. 
Nun sollte man meinen und man hat es früher all¬ 
gemein angenommen, dass diese Städte in fortlaufender 
Entwicklung von ihren römischen Vorgängerinnen ab¬ 
stammen. Aber dies ist keineswegs der Fall, vielmehr 
sind dieselben in den Zeiten der Völkerwanderung vor 
dem Anstürme der Germanen in Trümmer gesunken. 
Die spärlichen Ueberbleibsel dieser städtischen Be¬ 
völkerung vermischten sich mit den Germanen, die sich 
in diesen Gegenden ansiedelten, gingen in deren Volks¬ 
tum auf und führten mit ihnen durch die nächsten Jahr¬ 
hunderte ein vollkommen ländliches Dasein. Ackerbau, 
Viehzucht, Wein- und Gartenbau war in der ganzen Zeit 
der Merowinger und Carolinger ihre Beschäftigung. Ge¬ 
werbe und Handel, die eigentlichen städtischen Be¬ 
schäftigungen waren in diesen Jahrhunderten von sehr 
geringer Bedeutung. So blieb es zum grossen Teile auch 
unter den sächsischen Kaisern. Erst gegen Ende des 
zehnten Jahrhunderts ging eine Wandlung vor sich. 
Da auf einmal sehen wir in Deutschland wieder eigentliche 
Städte erstehen. Wie ein dichtmaschiges Netz legen sie 
sich in relativ kurzer Zeit (vom 11. zum 14. Jahrhundert) 
über alle deutschen Landschaften und im Jahre 1400 
war die Zahl der deutschen Städte ungefähr so gross 
wie heute. (Die Menge der neu hinzu gekommenen 
wird durch die wieder verschwundenen nahezu ausge¬ 
glichen.) Etwa 2500 Städte sind so binnen 400 Jahren 
ins Leben getreten. 
Diese Städtegründungen wurden eingeleitet durch 
die Errichtung von Märkten, welche erst temporär, 
später ständig an bestimmten Orten, wo sich der Ver¬ 
kehr besonders konzentrierte, abgehalten wurden, an 
Führten, Strassenkreuzungen, Wallfahrtsplätzen, Bischof¬ 
sitzen, Burgen, Schlössern, die für diese Gründung dann 
den Mittelpunkt gaben und um die sieh dann die Ort¬ 
schaften (Marktflecken) als Vorstufe zur Stadt bildeten. 
Bewohner des offenen Landes suchten dort Schutz, Kauf¬ 
leute und Handwerker siedelten sich dort an. Jeder 
dieser Orte wurde natürlich befestigt. Wieder ist es der 
Westen, das heutige Holland, Belgien und die Rhein¬ 
länder, deren Städte am frühesten zu Bedeutung.gelangen. 
Die Häuser dieser Städte hatten meist eine schmale aber 
ziemlich hohe Front und eine ziemlich tiefe Ausdehnung 
gegen den Hof. Das Baumaterial war anfangs aus¬ 
schliesslich Holz, in späterer Zeit, wo der Fach werkbau
	        
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