Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Nr. 16. 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Seite 125. 
senkrechte, schlitzartige Vertiefungen, in deren jeder ein 
annähernd 6-10 Meter hoher, halbrunder Reflektor mit 
einer Reihe übereinander angeordneter Glühlampen sich 
befindet, der, in Scharnieren hängend, um eine senkrechte 
Achse sich herausdrehen und auf die Bühne einstellen 
lässt, ln einem an die Bühne grenzenden Anbau sind 
in mehreren Stockwerken Ankleidezimmer mit davor¬ 
liegenden Korridoren angeordnet, welche bis zur ersten 
Bühnengalerie nach der Bühne zu offen, darüber aber 
von dieser durch Holzriegelmauern vollständig abge¬ 
schlossen sind. Diese Korridore stehen durch kleine, 
mit Eisentüren versehene Oeffnungen mit den südlichen 
Bühnengalerien in Verbindung. In dem Anbau befindet 
sich ein Aufzug und eine eiserne Treppe, die auch nach 
den unter der Bühne gelegenen Räumen leitet. Die 
Bühnengalerien der nördlichen Seite sind von den südlich 
gelegenen über die an der Westwand sich hinziehende 
Malerbrücke, von der Bühne selbst durch eine hinter 
den nördlichen Logen ansteigende Wendeltreppe er¬ 
reichbar. 
Das Kellergeschoss enthält ausser dem Rauchzimmer, 
der Herrentoilette und dem Maschinenraume noch eine 
Reihe unter dem Zuschauerraume liegende Ankleide¬ 
zimmer. 
Das Gebäude ist in allen seinen konstruktiven Teilen 
aus feuerfestem Material hergestellt. Die Umfassungs¬ 
und Hauptscheidemauern bestehen aus Ziegelmauerwerk, 
die Fassade aus Granit und Sandstein. Die Bühnen- 
Öffnung der Proszeniumswand ist mit hohen Stahlträgern 
überdeckt. Die übrigen Scheidewände sind aus Hohl¬ 
ziegeln oder aus Zementputz auf Drahtgeweben mit 
Eisenversteifungen gefertigt. Der ganze Proszeniums¬ 
bogen mit den darin liegenden Logen und Aufbewahrungs¬ 
räumen, die Decken des Zuschauerraumes und der 
Treppenhallen, der Balkon und die Galerien bestehen 
aus Stahlkonstruktionen mit darüber gespanntem und 
verputztem Streckmetall. Im Kellergeschoss ist mit 
Ausnahme der hölzernen Türen und ihrer Bekleidungen 
kein brennbares Material verwendet worden. Im Bühnen¬ 
raume bestand der Fussboden aus 10 Zentimeter starken 
Holzbohlen, die Szenerie aus nicht imprägnierten, zum 
Teile äusserst leichten Stoffen und der sogenannte feuer¬ 
sichere Vorhang aus einem einfachen Asbestgewebe, 
welches oben und unten zwischen angeblich imprägnierte, 
sonst aber nicht weiter geschützte Holzleisten gespannt 
und an Drahtseilen aufgehängt war. Der Bühnenfuss- 
boden brannte an keiner Stelle durch; vom Asbestvor- 
hange sind nur noch einige Fetzen im Zuschauerraume 
zerstreut aufgefunden worden. Die Fussböden im Parkett, 
im Balkon und in der Galerie waren ebenfalls aus Holz 
und zwar aus doppelten, 2*5 Zentimeter starken Brettern 
hergestellt und in den Gängen mit Teppichen belegt. 
(Schluss folgt). 
Technische Notizen. 
Farbiger Sandstein. Es gibt zahllose Varietäten 
amerikanischen Sandsteins aller Farben und Gefüge. 
Einige derselben erfreuen sich schon seit Generationen 
dauernder Gunst, während neue Abarten beständig zu 
Tage gefördert werden. Man kennt in Amerika graue, 
blaue, braune, gelbe und rote Sandsteine, nebst allen 
dazwischen liegenden Nuancen, bis zum zartesten Lachs¬ 
rosa. Es gibt auch sogenannte bunte Sandsteine, welche 
verschiedene Nuancen derselben Farbe aufweisen. Eine 
der sonderbarsten Sandsteinformationen, welche im Lande 
gefunden wird und welche sich kaum irgendwo sonst 
finden dürfte, ist aber die in Mansfield (Ohio). Dieser 
Sandstein zeigt eine vielfarbige Schichtung, etwa nach 
Art vielfarbigen Marmors. Er zeigt Färbung in sattem 
Rot, Braun, Weiss und Gelb, und zwar bilden die Farben 
Wellenlinien. In der Tat brachte die Einwirkung des 
Wassers in dunklen Zeitaltern der geologischen Ver¬ 
gangenheit wellenartige Variationen in der Farbe hervor. 
Der Mansfield-Sandstein ist in ausgedehntem Masse und 
stets mit gutem Erfolge für Bauzwecke verwandt worden, 
unter anderem beim Bau der ersten presbyterianischen 
Kirche in Upper Sandusky (Ohio), für ein Hospital und 
zahlreiche vornehme Privathäuser in Ohio. Der Stein 
soll sehr wetterbeständig sein und seine eigenartige 
Färbung auch unter den beständigen Einflüssen der 
Witterung bewahren. 
Herstellung von Fusswegen längs des Bahnkörpers 
in Russland. Zur Verminderung der Unglücksfälle, die 
durch Ueberfahren von Personen herbeigeführt werden, 
weil sie den Bahndamm als Fussweg benutzen, hat das 
russische Ministerium der Verkehrsanstalten, wie die 
„Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen“ 
mitteilt, angeordnet, dass die Verwaltungen überall da, 
wo die Bahn dicht bebaute Ortschaften, namentlich auch 
Gegenden, die viel zum Sommeraufenthalt von den Be¬ 
wohnern der nahe gelegenen Städte aufgesucht werden, 
Fusswege erbauen sollen, damit die Anwohner auf solche 
Weise vom Bahnkörper abgeleitet werden. Es wird sogar 
vorgesehen, dass über Kanäle und kleine Flussläufe 
eigene Fusstege erbaut werden sollen, während über 
grosse Brücken ein sicherer Uebergang ermöglicht werden 
muss. Zunächst hat das Ministerium eine Anzahl Bahnen 
ausgewählt, die stark bevölkerte Ortschaften berühren, 
bei denen zunächst der Versuch gemacht werden soll. 
Atlas-Isolit. Unter diesem Namen bringen die Atlas- 
Blei-Zement-Werke einen Isolatoren-Kitt auf den Markt, 
welche;* demnächst bei allen Elektrizitäts- und Tele¬ 
graphenwerken eine Rolle spielen wird. Jeder Sach¬ 
verständige weiss, wie umständlich das Befestigen der 
Isolatoren auf eiserne Stützen durch Hanf und Mennige 
ist, ebensogut wird er wissen, dass die meisten Versuche 
mit den verschiedensten Vergussmaterialien als gescheitert 
betrachtet werden müssen, weil sowohl die schwefel- 
wie wasserhaltigen Vergussmittel nach einiger Zeit treiben 
und die Isolatoren zum Zerspringen bringen. Atlas-Isolit 
enthält weder Schwefel noch andere Bestandteile, welche 
das Volumen verändern, und kann als ein vollkommenes? 
einfaches und billiges Mittel zum Befestigen der Isola¬ 
toren auf eisernen Stützen auch für Hochspannung an¬ 
gesehen werden. Die Reichstelegraphen-Verwaltung so¬ 
wie bedeutende Firmen der elektrotechnischen Branche 
bedienen sich bereits des neuen Isolatoren-Kittes. Den 
Alleinverkauf für Oesterreich-Ungarn und den Orient 
hat die Firma B. H. Hellmann (Inhaber Leopold 
Schmied), Prag, Mariengasse Nr. 57. 
Neue Goldfunde in Mexiko. In Mexiko, im Distrikte 
Oaxaca, sind grosse Goldfunde gemacht worden und ein 
gewaltiger Ansturm von Goldsuchern findet statt. Es 
heisst, dass Erzklumpen auf der Oberfläche 40 pOt. reines 
Gold aufweisen. Die Entdeckung wurde von einem alten 
Indianer gemacht, der mit seinem Holzpfluge ein wenig 
ergiebiges Feld bearbeitete. Hierbei stiess er mit dem 
Pfluge gegen einen Stein, wobei eine Spitze des Pfluges 
abbrach, ln seinem Aerger hob er den Stein hoch, um 
ihn fortzuwerfen, aber das grosse Gewicht desselben
	        
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