Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Seite 124. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 16. 
Mit dem Baue des Iroquois-Theaters, das von der 
George A. Füller Company, der bedeutendsten Bauunter¬ 
nehmer-Firma Amerikas nach den Plänen eines sehr 
jungen Architekten, Benjamin H. Marshall, ausgeführt 
wurde, war am 1. Mai 1903 begonnen worden und schon 
am 23. November desselben Jahres konnte die Ein¬ 
weihung dieses „most perfect theatre in Amerika“, das 
nur ungefähr P5 Millionen Mark gekostet haben soll, 
erfolgen. Das Theater-Grundstück liegt im Hauptgeschäfts¬ 
teil Chicagos und grenzt an zwei öffentliche Strassen 
und eine schmale Gasse. Der Haupteingang liegt an der 
belebteren Randolph-Strasse und seine Achse steht senk¬ 
recht auf der von Ost nach West laufenden Hauptachse 
des Theaters. Von der Strasse gelangt man durch fünf 
Türöffnungen von je P52 Meter Breite in eine 5*5 Meter 
breite Vorhalle, in welcher sich links die Billetschalter 
und rechts eine etwa 1T5 Meter breite Podesttreppe be¬ 
finden, welch letztere zu den über der Vorhalle gelegenen 
Theaterbureaus führt und gleichzeitig als Notausgang 
für die Galerie dient. Diese Treppe ist in ihrem obersten 
Lauf 0*91 Meter breit und verengt sich an einer Stelle 
sogar bis auf rund 0*70 Meter. Aus der Vorhalle gelangt 
man durch drei Türöffnungen von je 2* 13 Meter Breite 
in die Treppenhalle, in welcher unmittelbar rechter und 
linker Hand etwa 2-44 Meter breite Freitreppen zum 
Balkon und weiter solche von rund P70 Meter Breite zur 
Galerie aufsteigen; unter dem linken Lauf der Haupt¬ 
treppe ist die Damengarderobe mit Toilette untergebracht, 
während man unter dem rechten (östlichen) Lauf die 
Herrengarderobe sieht, von der aus eine Treppe in das 
Kellergeschoss zum Rauchzimmer und zur Herrentoilette 
führt. Von der Treppenhalle aus betritt man in gerader 
Richtung durch abermals drei Türöffnungen von 2*13 Meter 
Breite das Parkett des 25 Meter auf 20 Meter messenden 
und rund 1700 Sitzplätze enthaltenden Zuschauerraumes, 
dessen längere Abmessung sich in der Richtung der 
Achse des Haupteinganges erstreckt. 
Im Parkett liegen rechts und links vor der Bühnen¬ 
öffnung je zwei Logen und über diesen in Höhe des 
Balkons je eine Loge, zu welch letzteren eine 1*06 Meter 
breite gerade und eine 1*22 Meter breite gewundene 
Treppe emporführen, die gleichzeitig eine unmittelbare 
Verbindung zwischen Parkett und Balkon herstellen. 
Zwischen der vordersten Parkettreihe und der Bühne 
liegt der um etwa 1*52 Meter vertiefte und zum Teil 
unter die Bühne reichende Orchesterraum, von dem 
Bühnenraum durch eine feuerfeste Mauer getrennt. Der 
Gang hinter den Sitzreihen im Parkett ist an seiner 
schmälsten Stelle 1*75 Meter breit, während die Breite 
der die Reihen radial durchschneidenden Gänge 0*91 Meter 
beträgt. Der Gang an der Nordseite der Parkettreihen 
vor den drei nach der schmalen, zur Randolph-Strasse 
parallelen Gasse leitenden Notausgängen ist ebenfalls 
nur 0*91 Meter breit. Die Sitzreihen haben eine Breite 
von 0*85 Meter und steigen um je rund 13 Zentimeter 
terrassenförmig an, was in den Gängen durch Schräg¬ 
legen des Fussbodens ausgeglichen ist. 
Steigt man von der Treppenhalle aus die beiden 
Haupttreppenarme hinauf, so gelangt man geradenwegs 
in ungefährer Balkonhöhe zu zwei Podesten; von dem 
rechten führen in nördlicher Richtung drei Stufen zu 
dem hinteren Teile des Balkons, während von dem linken 
(westlichen) aus ein gleichfalls nach Norden gerichteter 
Treppenlauf uns zu den vorderen Reihen der Galerie 
leitet. Von beiden Podesten gelangt man abwärts über 
je vier Stufen zu einem Promenadenbalkon, auf den die 
mittlere Eingangstür zum Balkon mündet, während auf¬ 
wärts zwei Treppenläufe zu den Eingängen der Galerie 
führen. Im Balkon steigen die 0*79—0*81 Meter breiten 
Sitzreihen um durchschnittlich 36 Zentimeter, in der 
Galerie um 69 Zentimeter terrassenförmig an mit ent¬ 
sprechenden Stufenanordnungen in den dieselben radial 
durchschneidenden und an den Enden begrenzenden 
Gängen, welche annähernd die nämliche Breite besitzen 
wie diejenigen im Parkett. Vom Balkon sowohl als von 
der Galerie führen je drei in der Nordwand liegende 
Notausgänge nach 0*91 Meter breiten, aus 12 Millimeter 
starkem Stabeisen gefertigten Treppen (den sogenannten 
„Fire escapes“), welche an der äusseren Seite der Mauer 
befestigt sind und in die schon wiederholt erwähnte 
schmale Gasse hinableiten. Sämtliche Notausgänge an 
diesem Ende des Zuschauerraumes sind 1*37 Meter breit, 
innen mit zweiflügeligen Glastüren, aussen mit zwei¬ 
flügeligen Eisentüren versehen. In der Decke des Zu¬ 
schauerraumes befinden sich in der Theaterhauptachse 
zwei Ventilatoren, von denen der eine, mit einem Durch¬ 
messer von rund 2*13 Meter, unmittelbar vor dem nach 
dem Zuschauerraum sich erweiternden Proszeniumsbogen 
liegt, während der zweite, ungefähr 0*91 Meter zu 
3*11 Meter messende etwa 0*91 Meter vor der Ostwand 
des Zuschauerraumes angeordnet ist. Zwei weitere Ven¬ 
tilationsöffnungen befinden sich unmittelbar in dieser 
Wand in der Nordost-, beziehungsweise Südostecke des 
Raumes nahe der Decke. Alle diese Ventilatoren dienen 
zur Ableitung der verbrauchten Luft. 
Im obersten Teile der Treppenhalle, dort, wo die zur 
Galerie führenden Treppenläufe ausmünden, läuft an drei 
Seiten eine Promenade für die Besucher der Galerie 
herum. Dieselbe ist in der Nordostecke durch eine 
Treppenanlage unterbrochen: ein 1*67 Meter breiter 
Treppenarm führt nämlich hier zu einem vor dem oberen 
Eingänge zur Galerie liegenden Podeste, unter welchem 
sich eine massive Mauer befindet. Von diesem Podest 
läuft dann eine 2*30 Meter breite Treppe in südlicher 
Richtung abwärts nach dem östlichen Teile der Promenade 
und leitet über diese weiter zu der schon erwähnten 
0*91 Meter breiten Nottreppe, welche in der Vorhalle 
endet, im obersten Geschoss aber durch eine Tür gesperrt 
werden kann. Sowohl dieser östliche als auch der west¬ 
liche Teil der Promenade sind an ihren südlichen Enden 
durch Toilettenräume mit Oberlichten um mehr als die 
Hälfte ihrer Breite eingeengt. Ueber dem mittleren Teile 
der Treppenhalle befindet sich ein Oberlicht, welches 
fast die ganze Decke ausfüllt. 
Der in südöstlicher Richtung 25 Meter lange und 
16 Meter breite Bühnenraum steht mit dem Zuschauer¬ 
raume durch eine nahe der Südostecke des ersteren ge¬ 
legene, mit doppelten zweiflügeligen Eisentüren versehene 
Oeffnung in Verbindung, neben welcher sich das Schalt¬ 
brett für die gesamte elektrische Beleuchtungsanlage des 
Theaters befindet! Eine etwa 6*10 Meter hohe Tür führt 
nahe der Nordwestecke der Bühne von dieser nach der 
mehrerwähnten schmalen Gasse,, eine zweite nahe der 
Südwestecke über einen rund 12 Meter breiten, nicht 
bebauten Teil des Grundstückes zu der quer zur Gasse 
liegenden Dearbornstrasse. In der Decke des Bühnen¬ 
raumes sind in der Mitte zwei gewaltige Oberlichte an¬ 
gebracht, welche als Ventilatoren zu dienen bestimmt 
waren. An der Bühnenseite in der Proszeniumswand 
liegen zu beiden Seiten und nahe der Bogenöffnung zwei
	        
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