Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Seite 122. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 16. 
schon vor einigen Jahren im Schosse der Landwirtschafts¬ 
gesellschaft in Oesterreich ob der Enns durch Samm¬ 
lungen eingeleitet, aber, wie es scheint, wegen Uneinig¬ 
keit über das System der Leitungen wieder fallen gelassen 
wurde. Die zweite Anordnung wäre, dass alte Dachungen 
und selbst die der Wirtschaftsgebäude nur mit hartem 
Material eingedeckt werden dürfen, was selbstverständlich 
das Umsichgreifen des Feuers bedeutend verzögern 
würde. 
Also Aufstellung von Blitzableitern, hartes Material 
bei allen Dachungen der Gebäude und genügende Ver¬ 
sicherung der ganzen Habe und die Brände auf dem 
Lande werden nicht jene Dimensionen mehr annehmen 
können wie jetzt, wo zum Schutze der Baulichkeiten so 
viel wie gar nichts getan ist und das Elend somit bei 
nicht genügender Versicherung schon viele Familien in 
den Tod getrieben oder im günstigeren Falle an den 
Bettelstab gebracht hat. 
Die Stadterweiterung in Rom. 
Von Julius v. Biik-Venedig. 
(Schluss.) (Nachdruck verboten.) 
Eine mit so reichen Mitteln begüterte Gesellschaft 
kann sicher mit Erfolg das Baugeschäft einer mächtig 
aufstrebenden Hauptstadt reorganisieren und für alle 
Teile lohnend gestalten. 
Sie soll alte Gebäude verbessern, modernisieren, 
unvollendete ergänzen, sie soll Gründe verwerten durch 
zeitgemässe Neubauten, sie wird Rom durch neue ge¬ 
sunde Stadtteile erweitern mit Häusern, die allen An¬ 
forderungen des Wohnungsbedürfnisses entsprechen sollen, 
doch nicht als Luxusbauten zu bezeichnen sind. Für 
ihre erste grosse Bautätigkeit hat die Gesellschaft Gründe 
erwählt, die kaum günstiger gewählt werden konnten. 
Sie hat hiezu einen glänzend gelegenen hohen. Stadtteil 
bestimmt, der infolge der letzten Baukrisen unvollendet 
geblieben war. Es sind die Gründe an der Porta Pia 
und Salaria mit den angrenzenden Flächen an den 
Strassen Nomentana und Parioli, wo so manche der dort 
bestehenden unfertigen Bauten noch der Vollendung 
harren. An diese wichtigste Gruppen sollen andere Bau¬ 
gruppen am Esquilin und auf den Gründen der Villa 
Walkonski in der Nähe des Platzes St. Giovanni erstehen. 
Es handelt sich daher um Gegenden, für welche die 
Bevölkerung eine besondere Vorliebe besitzt, wie be¬ 
sonders für das Quartier Salario als bevorzugtes, als 
höchstgelegenes zwischen den unvergleichlichen Villen 
Torlonia, Albani, Adda (jetzt königliche Villa), der all¬ 
bekannten Villa Borghese (Umberto), alle in schönster 
südlicher Lage. 
Auch die breite Strasse Nomentana, an der reizende 
Villini der Fremdenkolonie erbaut wurden, soll weiter 
* ■ . 
ausgebaut werden. Doch nicht nur verbaut, sondern 
auch dem modernen Verkehre sollen diese zu verbauenden 
Flächen eröffnet werden. Noch im laufenden Jahre soll 
die Via Nomentana durch eine doppelgeleisige elektrische 
Strassenbahn mit der Viale della Regina, den Strassen 
Salaria, Buoncompagni anschliessend an den Viale dei 
Parioli und Via Flaminia, verbunden werden, eine Linie, 
die zum Mittelpunkte des alten Rom führt. Man sieht 
daher aus dem Arbeitspläne der Gesellschaft, dass sie 
sich von all den Fehlern freihält, welche früher Baukrisen 
verursacht haben. 
In den letzten Jahren hat die Zunahme der Be¬ 
völkerung durchschnittlich 10.000 Zuzügler betragen. 
Dass die bisherige Bautätigkeit nicht genügt, beweist 
das fortwährende Steigen der Mietzinse und der Mangel 
an unvermieteten Häusern. Die Stadtregulierung und 
-Erweiterung hat daher den Bedürfnissen der steigenden 
Bevölkerung bisher nicht entsprochen. In vier Jahren 
hofft die Gesellschaft 32.000 Quadratmeter Baugrund mit 
fünfgeschossigen Häusern zu verbauen, welche für 8000 
Menschen Platz bieten, so dass für eine Person vier 
Quadratmeter verbaute Fläche entfallen. Die Einrich¬ 
tungen dieser Häuser sollen derartige sein, dass Käufer 
und Mieter zufrieden sind. Die Gesellschaft wird eine 
lohnende Tätigkeit sowie den Beifall des Publikums finden, 
so dass sie wohl ohne Unterbrechung die Verbauung 
ihrer am Viale Parioli gelegenen 250.000 Quadratmeter 
Gründe beendigen wird. Es wird auch zu erwägen sein, 
ob diese gesicherte Tätigkeit nicht eine Konkurrenz er¬ 
wecken, zur Gründung neuer Aktienunternehmungen 
führen wird. Es ist dies kaum zu befürchten. All die 
Baugründe in Gegenden, die beliebt und gesucht sind, 
hat diese Gesellschaft erworben, um neue Stadtteile zu 
erheben. Auch vor den Toren wird sich die Notwendig¬ 
keit von neuen Stadtteilen ergeben, die den kommenden 
Baugesellschaften überlassen und durch die Privatbau¬ 
tätigkeit einzelner beendigt wird. Diese voraussichtliche 
Konkurrenz wird die Durchführung des Gesellschafts¬ 
programmes in keiner Weise behindern. 
Die Lebensfähigkeit der Gesellschaft beweisen wohl 
die Preise, zu welchen dieselbe ihre Immobilien erworben 
hat. So wurden 20.000 Quadratmeter vollendeter Bauten 
für 2,577.000 Lire, 51.000 Quadratmeter zu ergänzende 
Bauten für 1,789.000 Lire, 379.000 Quadratmeter Bau¬ 
gründe für 1,396.000 Lire angekauft, im ganzen daher 
für 5,762.000 Lire Grundstücke in den Besitz der Gesell¬ 
schaft übernommen. Diese Preise entsprechen im Durch¬ 
schnitt 167 Lire für den Quadratmeter verbaute und be¬ 
wohnte Baufläche für die vollendeten Bauten, 55 Lire 
für den Quadratmeter der unfertigen Bauten; für den 
Quadratmeter der verfügbaren Baugründe entfällt 3'70 
Lire. Gegen die Preise der früheren Perioden der Stadt¬ 
erweiterung sind diese Erwerbungen der Gesellschaft als 
sehr billig zu bezeichnen und gewährleisten ein sicheres 
Gedeihen. Denn die Gründespekulation mit ihrer Preis¬ 
treiberei war in der Hauptsache die Ursache der Krisen. 
Die 32.500 Quadratmeter mit den fertig zu bauenden 
Häusern werden einen Baukonto von mehr als drei 
Millionen Lire erfordern, somit einen Kostenbetrag von 
107 Lire für den Quadratmeter. Die unterbrochenen 
und nicht vollendeten Gebäude werden für ihre Fertig¬ 
stellung 167 Lire für den Quadratmeter benötigen. Es 
ist Tatsache, dass bis jetzt fünfgeschossige bescheiden 
ausgestattete Häuser für den Quadratmeter 300 Lire und 
mehr gekostet haben, selbstredend ohne Baugrund. Es 
ist auch das Bestreben der Gesellschaft, den Bau von 
Strassenbahnen nach Möglichkeit zu fördern, um die 
noch unbebauten grossen Gründe einer baldigen Ver¬ 
bauung zuzuführen. Dies ist das Programm der neuen 
Gesellschaft, das eine reiche Geschäftstätigkeit in Gegen¬ 
wart und Zukunft verspricht und der Stadterweiterung 
Roms eine auf solider Basis begründete neue Epoche 
eröffnen soll, da das bisherige Spekulationssystem gänzlich 
ausgeschlossen erscheint. Noch eine andere für die bau¬ 
liche Zukunft Roms hochwichtige Anstalt wurde kürzlich 
gegründet, welche berufen erscheint, die Tätigkeit der 
obigen Gesellschaft zu ergänzen. Es ist das „Institut o 
romano di beni stabili“, eine Bautenbank, welche von
	        
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