Volltext: IX. Jahrgang, 1904 (IX. JG., 1904)

Seite 110. 
Oberösterreichische Bauzeitung. 
Nr. 14. 
und macht neue kostspielige Aufbesserungen notwendig. 
Durch die Behandlung der Schotterstrassen mit Westrumit 
wird letztere also widerstandsfähiger und länger in gutem 
Zustande erhalten, was die Strassenerneuerung sehr be¬ 
trächtlich hinausschiebt. 
Auch in nassem oder feuchtem Zustande ist eine mit 
Westrumit behandelte Schotterstrasse nicht schlüpfrig, 
übertrifft in dieser Beziehung sogar asphaltierte oder mit 
Holz gepflasterte Strassen. 
Im Winter ferner leidet die Westrumitstrasse weniger 
durch Frost wie andere Strassen, da ein hartes Gefrieren 
infolge der öligen Eigenschaft ganz ausgeschlossen ist; 
eine Westrumitbesprengung bei trockenem und windigem 
Wetter ist demnach auch im Winter anwendbar. 
Bei mit Steinen gepflasterten Strassen erzeugt West¬ 
rumit dieselben Vorteile ui\d Verbesserungen wie auf 
Schotterstrassen. 
Die Besprengung der Strassen u. s. w. mit Westrumit 
erfordert keine oder nur geringe Vorarbeiten, keine be¬ 
sonderen Utensilien und nicht mehr Arbeitskräfte als die 
Wasserbesprengung. An allen diesen wird vielmehr be¬ 
deutend gespart, da die Besprengung mit Westrumit auf 
einer verkehrsreichen Strasse nur ungefähr acht- bis 
neunmal im Jahre notwendig ist. 
Bei alledem betragen die Kosten nur ein geringes 
mehr als bei der bisher üblichen Wasserbesprengung und 
belaufen sich bei neunmaliger Sprengung jährlich nur 
auf ungefähr acht Pfennig für den Quadratmeter ver¬ 
kehrsreichster Strassen; werden noch niedriger bei 
weniger belebten Strassen und stellen sich im Verhältnis 
noch bedeutend geringer, wenn in Betracht gezogen wird, 
dass die Strassen länger haltbar bleiben. 
Zu erwähnen ist noch, dass ein Geruch sich nur 
während der ersten Stunden in durchaus nicht lästiger 
Weise bemerkbar macht, dann aber ganz verschwindet. 
Im übrigen hofft man in kurzem geruchloses Westrumit 
verwenden zu können. 
Bei der bisherigen Art des Baues von Schotter¬ 
strassen wird der Steinklarschlag durch Wasser mit Sand, 
Kies u. s. w. verbunden und sodann festgewalzt. Dass 
dieses Bindemittel keine nachhaltige Wirkung ausüben 
kann, liegt auf der Hand. Durch das naturgemässe Ver¬ 
dampfen des Wassers werden die Steine, der Sand und 
Staub gelockert, an die Oberfläche gebracht und dies 
trägt hauptsächlich zu der grossen Staubentwicklung bei, 
die die Schotterstrassen so unvorteilhaft von anderen 
Strassenarten unterscheiden. Dieser Sand und Staub bilden 
aber gerade einen wesentlichen Bestandteil des Strassen- 
kÖrpers, der naturgemäss geschwächt und reparaturbe¬ 
dürftig gemacht wird, wenn Sand und Staub weggekehrt 
oder vom Winde fortgeblasen werden. Die Löcher, die 
jede Chaussee nach einiger Zeit aufweist, entstehen in 
der Hauptsache nur dadurch, dass die Steine nicht ge¬ 
bunden genug sind, um dem Verkehr Widerstand zu 
leisten. Benützt man Westrumit als Bindemittel in der 
Weise, dass man beim Strassenbau anstatt Wasser eine 
fünfprozentige Westrumitlösung anwendet, so wird man 
eine Bindung der einzelnen Materialien untereinander 
erzielen, die den Strassenkörper so widerstandsfähig 
machen, dass er mindestens noch einmal so lange aus- 
halten wird wie bisher. 
Um eine absolute Bindung zu erzielen, ist ungefähr 
ein halber Liter Westrumit pro Quadratmeter notwendig, 
es muss aber in fünfprozentige Lösungen eingearbeitet 
werden. Alle diejenigen Strassenbauingenieure, die sich 
mit dieser Frage beschäftigt haben, fällen einstimmig 
das Urteil, dass die Kosten dieses Verfahrens beim 
Strassenbau sehr gering sind, da durch die grosse Ein¬ 
schränkung der Reparaturen von Schotterstrassen nach 
Anwendung unseres Verfahrens ein ganz erheblicher 
Betrag auf die Dauer gespart wird. Dasselbe gilt in ähn¬ 
licher Weise von gepflasterten Strassen. 
Bei den Versuchen in Hundekehle zeigte es sich, 
dass auf der imprägnierten Strecke keine Staubentwick¬ 
lung stattfand, selbst wenn die Automobilwagen noch so 
schnell dahinfuhren; sobald aber die nicht behandelte 
Strasse erreicht wurde, war natürlich die bekannte Staub¬ 
entwicklung vorhanden. 
* * 
❖ 
Im Stadtrate lag ein Bericht über die Behandlung 
der Strassen mit zwei neuen staubbindenden Mitteln 
(„Westrumit“, Erfinder van Westrum in Dresden- 
Blasewitz und „Hydrolin“) und beschloss derselbe, gemäss 
dem Anbote zweier Wiener Firmen, welche mit je einem 
dieser Mittel Versuche auf eigene Kosten unternehmen 
wollen, Strassen zu diesem Zweck zur Verfügung zu 
stellen. Ferner wurde der Magistrat beauftragt, d(3n 
weiteren Versuchen bezüglich der Asphaltierung der 
Strassen nach dem System des Dr. Büttner (Asphaltin), 
die im Vorjahre während der Städteausstellung in Dresden 
vorgeführt wurden, sein Augenmerk zuzuwenden. 
Lokale Baunotizen. 
Zur Beilage. Von der Firma Camera Grossvertrieb 
Union Hugo Stockig & Ko. in Bodenbach ist der Gesamt¬ 
auflage unseres heutigen Blattes ein Prospekt beigelegt, 
den wir der Durchsicht unserer Leser bestens empfehlen. 
In dem Prospekt ist unter vielem anderen auch die Neu¬ 
heit, benannt die ,,Camera der Zukunft“ bildlich dar¬ 
gestellt und fachlich erläutert, was allen Jenen, die sich 
für den Fortschritt photographischer Apparate inter¬ 
essieren, nur erwünscht sein kann. Da in Baukreisen die 
Anschaffung von derartigen Apparaten immer mehr zu¬ 
nimmt, so dürfte der erwähnte Prospekt hiezu besonders 
dienlich sein können. 
Vom neuen Volksgartensalon. Ueber die schlechte 
Akustik im neuen Volksgartensalon mehren sich die 
Klagen mit jedem Tage, so dass anlässlich der vorzu¬ 
nehmenden Kollaudierung über diesen Saalbau in der 
letzten Gemeinderatssitzung der Gemeinderat Bahn¬ 
inspektor Ec kl über Aufforderung mehrerer hiesiger 
Bürger sich veranlasst sah, den Antrag zu stellen, das 
Stadtbauamt wäre anzuweisen, schnellstens Mittel zur 
Beseitigung der schlechten Akustik anzuwenden, soll der 
Saalbau nicht ganz in Misskredit geraten. — Es hat sich 
somit unser Urteil bei Besprechung des Gebäudes in der 
Nummer 11 unserer vorjährigen Blätter als richtig er¬ 
wiesen, dass die Akustik im Saale sich unmöglich be¬ 
währen könne, da man bei der Anlage des Baues keinen 
Sachverständigen berufen hatte, der auf dem Gebiete der 
Schallehre den Projektanten Unterweisungen gegeben 
hätte, wodurch obiger Uebelstand nie hätte eintreten 
können. — Heute ist es, ohne eine grosse Veränderung 
vorzunehmen, unmöglich, eine entsprechende Akustik im 
Saale herzustellen, was sehr zu bedauern ist. 
Yillenbau. Nach dem Projekte des Dombauleiters 
Matthäus Schlager lässt sich der hiesige Herren¬
	        
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