Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Nr. 1. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 5. 
harzartiger Körper gewesen sein), zur Seeschiffsdichtung 
(Phönicier) etc. Die ältesten griechischen Geschichts¬ 
schreiber, wie Herodot (484 zu Halikarnassus geboren), 
Plutarch (40 n. Ohr. zu Ohoronaea geboren), ferner auch 
Cajus Plinius Secundus (23 n. Ohr. zu Oomo geboren), 
erzählen, letzterer speciell im 51. Capitel des 35. Buches 
der „Historia naturalis“, bereits von dem Vorkommen 
und der Verwendung von Erdpech, bituminösen Massen, 
Steinöl etc. Auch in Amerika wurden die öl- und asphalt¬ 
artigen Naturproducte von jenen uns unbekannten, prä¬ 
historischen Völkern benutzt, welche auf einer weit höher 
entwickelten Oulturstufe standen und bessere technische 
Fertigkeiten entwickelten, als die nachfolgenden Indianer. 
Nachdem in den Jahrhunderten des Mittelalters die 
Kenntnis von dem Asphalt fast gänzlich verloren ge¬ 
gangen, war es der 1735 in der Schweiz lebende griechische 
Arzt Eryn von Erynnis, welcher die gewerbliche Aus¬ 
nutzung der Asphaltschätze des Val de Travers und von 
Lobsann für allerlei bauliche Zwecke — wenn auch ver¬ 
geblich — in die Hand nahm, und als eigentlicher Be¬ 
gründer unserer Asphaltindustrie genannt zu werden 
verdient. Hierauf folgte in den 30er Jahren unseres Jahr¬ 
hunderts der Marquis de Sassenay, der mit der Erwerbung 
der Asphaltgruben zu Seyssel den Grundstein für die 
weitere bauliche Verwertung des Asphaltes legte. 
Heute nun sind die schätzbaren Eigenschaften des 
Asphaltes und seiner verwandten Producte durch die 
mannigfachen Versuche der modernen Industrie bereits 
zu einer höchst gedeihlichen Entwicklung gefördert 
worden, wozu namentlich die Bautechniker und die 
Hygieniker das Ihrige dazu beigetragen haben. Da jetzt 
aber auch minderwertiges Asphaltmaterial, welches, als 
billigst geltend, sehr häufig zur Verwendung gelangt, so 
erlauben wir uns die Behörden, sowie die Baumeister 
und das bauende Publicum aufmerksam zu machen, dass 
nur der aus bituminösem Kalkstein erzeugte, unübertroffen 
anerkannte Val de Travers Natur-Asphalt der The Neuchatel 
Asphalt-Compagnie, welche in allen grösseren Städten 
des In- und Auslandes Filialen besitzt, nach 20 Jahren 
noch im guten Zustande verblieb und nach abermaligen 
20 Jahren erst geringe Reparaturkosten aufwies, als das 
vorzüglichste Material für Fahrstrassen, Trottoirs, Höfe, 
Einfahrten, Souterrains, Fabriksräume, Brauereilocalitäten 
etc., ferner für Abdeckung von Terrassen, sowie für 
Trockenlegungen und Isolierungen anzuempfehlen ist und 
wegen seiner unverwüstlichen Dauerhaftigkeit als das 
billigste Material gelten muss. 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbureau K. Fr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Römische Ziegel, welche in der Nähe von Bath in 
England ausgegraben wurden, zeichnen sich durch ihre 
eigentümliche Form aus. Dieselben stammen aus den 
altrömischen Bädern von Aquae solis (Bath). Augen¬ 
scheinlich haben sie das Dach der Ankleideräume gebil¬ 
det, welches aus flachen Mauerbogen bestand. Da diese 
bei der Zusammensetzung aus gewöhnlichen, meist von 
Ziegeln unter ihrem Eigengewicht zusammengestürzt sein 
würden, baute man sie aus Holzziegeln, eine Längsseite 
derselben trug eine halbcylindrische Erhöhung, die auf 
der gegenüberstehenden Fläche einer entsprechenden 
Vertiefung entsprach. TJm einen genauen Gewölbeschluss 
zu erreichen, waren die Ziegel ausserdem leicht keilförmig 
geformt. Sie waren sehr sauber und exact ausgeführt und 
bestanden offenbar aus gewöhnlichem, gebrannten Lehm. 
Eine grosse Ziegelei in London soll beabsichtigen, sich 
die Herstellung dieser Art Ziegel neuerdings patentieren 
zu lassen. 
Ein Patent auf ein Verfahren, um auf emailliertem 
Eisenblech Fayence-und Majolika-Imitationen herzustellen, 
wurde Oh. Schweizer & Söhne in Schramberg ertheilt. 
Nach diesem Verfahren werden auf Eisenblech entweder 
in fetter ITnterglasur oder Scharffeuerfarbe Umrisse von 
zu erhaltenden Bildern gezeichnet, die alsdann mittelst 
mit Glyceringelatine versetzter Emailpasten reliefartig 
bemalt werden. Die zuerst verwendeten Pasten müssen, 
bevor die folgenden zur Verwendung kommen sollenden 
Pasten angewandt werden behufs Erzielung verschieden¬ 
farbiger Schattierungen des Bildes, bis zu einem be¬ 
stimmten Feuchtigkeitsgrade trocknen. Alsdann werden 
die derart bemalten Gegenstände langsam getrocknet und 
darauf einem scharfen Feuer ausgesetzt. Damit das er¬ 
zeugte Bild immer grösseren Spiegelglanz erhält, wird es 
nach dem Brande mit einem weichen, durchsichtigen 
Metallgasfluss überzogen, wodurch jenes nicht nur den 
Charakter von Fayencen und Majoliken bekommt, sondern 
es wird hiedurch noch der Vortheil grösserer Haltbarkeit 
und Wetterbeständigkeit erzielt. 
Theaterbrände haben seit 1797 nach einer Zusammen¬ 
stellung von Sachs 1100 stattgefunden, wobei 10.000 Per¬ 
sonen verunglückten. Von der Gesammtzahl entfielen 
462 auf die Vereinigten Staaten, 139 auf Grossbritannien, 
je 101 auf Deutschland und Frankreich. London hatte 
35, Paris 28 Theaterbrände zu verzeichnen. Von 343 
Theatern, die gänzlich zerstört wurden, brannte die Hälfte 
nieder, bevor sie noch zehn Jahre eröffnet waren, darunter 
40 im Laufe des ersten Jahres. 
Um poröse, feuerfeste Ziegel, Retorten, Tiegel her¬ 
zustellen, bedient sich ein vor kurzem patentiertes Ver¬ 
fahren des pulverförmigen Torfes, der der feuerfesten 
Erde beigemischt wird. Um ein leichteres Brennen und 
eine leichtere Zersetzung des beigemischten Torfes beim 
Brennen zu erzielen, fügt man noch Ookestaub bei. Die 
erhaltenen Ziegel etc. zeichnen sich durch ihre gleich- 
mässige Porosität besonders günstig aus. 
Der grösste Dynamo der Welt, in Bezug auf seine 
Abmessungen, wird nächstens in der Lichtcentrale der 
Edison Compagnie zu Brooklyn zur Aufstellung gelangen. 
Man theilt uns darüber Folgendes mit: Er wird nicht 
weniger als 60 Fuss von seiner Basis bis zur Oberkante 
messen und wird einen Strom von einer Spannung er¬ 
zeugen, die keiner der bisher construierten Generatoren 
erreichen konnte. — Die Edison Compagnie zu Brooklyn 
hat augenblicklich einen District von 75 englischen 
Quadratmeilen mit elektrischem Strome zu versorgen. 
Sie konnte dazu zwei Wege einschlagen. Der eine bestand 
darin, eine Anzahl kleiner elektrischer Centralen zu er¬ 
richten, deren jede einen Kreis von zwei bis drei Meilen 
Durchmesser versorgte. Nach dem anderen, schliesslich 
zur Ausführung angenommenen Plan, soll eine einzige 
Centrale in riesenhaftem Maßstabe angelegt werden, die 
den hochgespannten Strom an Nebenstationen vertheilt, 
in denen er dann in die für den Gebrauch passende 
Spannung transformiert wird. Der Hauptgrund, dass man 
sich für diesen letzteren Plan entschied, war der, dass 
man auf diese Weise weniger Beamten-Personal ge¬ 
brauchen und dass die Erzeugung hochgespannter Ströme 
in grossen Generatoren billiger sein würde, als die von
	        
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