Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Seite 66. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUN G. 
Nr. 9. 
Der Portland-Oement. 
(Fortsetzung.) 
Bei sparsamem Wasserzusatz sind sowohl Mauerungen 
wie Betonierungen selbst bei ziemlich niedrigen Tempe¬ 
raturen ohne Nachtheil ausgeführt worden. Der Binde- 
process und namentlich die Erhärtung gehen allerdings 
unter derartigen Verhältnissen bedeutend langsamer vor 
sich. Zusätze von Kochsalz, die hier und da gemacht 
worden sind, vermeide man, da dieselben zu dem un¬ 
angenehmen Ausblühen des Mörtels Veranlassung geben 
und feuchte Wände verursachen. 
Ist die Ausführung einer Arbeit bei Frostwetter un¬ 
vermeidbar, so empfiehlt es sich rasch, bindenden Cement 
zu gebrauchen. 
Dem Portland-Oement werden bisweilen Zusätze ge¬ 
geben. Es geschieht dieses einerseits aus gewinnsüchtigen 
Zwecken, andererseits, um dem Cement gewisse Eigen¬ 
schaften zu . ertheilen. Es ist selbstverständlich, dass die 
zuerst genannten Beimischungen vollständig unzulässig 
sind. Die Beimengung von Gyps, und zwar in ungebrann¬ 
tem Zustande, hat den Zweck, solchen Portland-Cementen, 
die von Natur rasch bindend sind, eine längere Abbinde¬ 
zeit zu verleihen. Zu diesem Zwecke genügt ein Zusatz 
von 1,2—2°/o. 
Will man dem Cement Farbstoffe zusetzen, so sehe 
man hierbei von organischen Farbstoffen (z. B. Anilin¬ 
farben) ab, da dieselben nicht haltbar sind oder die Festig¬ 
keit des Cements beeinträchtigen. 
Nachstehend mögen einige Farbzuzät.ze angeführt 
werden: 
Schwarz und dunkelgrau wird erzeugt durch Braun¬ 
stein oder Kohlenschwärze. 
Rother Cement wird erreicht durch Eisenoxyd in 
seinen verschiedenen Abstufungen. 
Zu gelb und braun verwende man die verschiedenen 
Ockerarten. 
Zu grün und blau nehme man grünes und blaues 
Ultramarin. 
Weisser Cement ist nicht herstellbar. Der Mörtel wird 
möglichst hell, wenn man reinen gelöschten Kalk bei 
gleichzeitiger Anwendung von weissem Sand oder ge¬ 
mahlenem Marmor verwendet. 
Wenden wir uns der Anwendungsweise des Cements 
zu, so ist als oberster Satz aufzustellen, dass man nur 
ausnahmsweise reinen Oementmörtel verwenden soll und 
dass, wenn nicht die. Verhältnisse dieses wünschenswert 
erscheinen lassen oder geradezu bedingen, der langsam 
bindende Cement vor dem rasch abbindenden den Vor¬ 
zug verdient. 
Durch zahlreiche Versuche hat sich mit Bestimmtheit 
ergeben, dass die Beschaffenheit des Sandes, welcher bei 
der Mörtelbereitung Verwendung findet, auf die Festig¬ 
keit von Cementmörtel von ganz wesentlichem Einflüsse 
ist. Jeder Bauende sollte auf diesen Umstand sein be¬ 
sonderes Augenmerk richten und dafür Sorge tragen, 
dass nur reiner, von thonigen und lehmigen Beimengungen 
freier Sand Verwendung zu dem genannten Zwecke findet. 
Ist ein anderer Sand, als der zuletzt genannte, nicht zur 
Verfügung, so ist eine vorherige Waschung desselben un¬ 
bedingt erforderlich; dass Sand, welchem humus- oder 
torfartige Stoffe beigemengt sind, ebenfalls unverwendbar 
ist, braucht kaum erwähnt zu werden. 
Grober Sand gibt eine grössere Festigkeit, als fein¬ 
körniger. Sehr feiner Sand (Streusand) ist zu verwerfen. 
Das Mischungsverhältnis von Sand und Cement hat 
sich nach dem jeweiligen Zweck zu richten. Wird grosse 
Festigkeit beansprucht, so wähle man 1 bis 2 Theile Sand 
auf i Theil Cement. 
Für Mauerwerk, Fundament, Kunststeine, Betonierun¬ 
gen und verwandte Arbeiten wähle man ein Mischungs¬ 
verhältnis von 3—4 Theilen Sand auf 1 Theil Cement. 
Genügt die, Festigkeit des Mörtels selbst bei einem 
Mischungsverhältnis von 5 und mehr Theilen Sand auf 
1 Theil Cement, so empfiehlt es sich, lieber Cement-Kalk- 
mörtel anzuwenden. 
Der Wasserzusatz zu dem Mörtel hat sich Sowohl 
nach der Bindezeit des Cements, als nach der gerade 
herrschenden Witterung zu richten. Rasch bindender 
Gement erfordert mehr Wasser, als langsam bindender; 
bei trockener heisser Jahreszeit ist der Wasserzusatz zu 
vergrössern. Bei Arbeiten im Feuchten oder bei kühler,, 
nasser Witterung ist ein kleinerer. Wasserzusatz erforder¬ 
lich. Mörtel, der eingestampft wird, darf nur soviel Wasser 
erhalten, als nöthig ist, damit sich das Gemisch in der 
Hand noch ballen lässt. Es sei nochmals hervorgehoben, 
dass man es unbedingt vermeiden soll, Werkstücke u. dgl., 
welche dem Einflüsse der Witterung ausgesetzt sind, aus 
roinem Cement herzustellen, oder Bautheile mit reinem 
Cement zu vergiessen. Auch beim Auslugen setze man 
stets dem Cement soviel Sand zu, als die Arbeit erlaubt. 
Wird keine sehr hohe Festigkeit von dem Mörtel bean¬ 
sprucht, so wähle man, wie bereits; oben bemerkt. — 
Cement-Kalk-Mörtel. 
Bei der Bereitung des Cement-Kalk-Mörtels kommt 
es in erster Linie auf den passenden Kalkzusatz an. Hier¬ 
durch kann nämlich die Druckfestigkeit magerer Cement¬ 
mörtel um 40 bis 100 Percent erhöht werden. Als zweck- 
mässigste Mischungen haben sich die folgenden ergeben: 
1 Theil Cement, 5 Theile Sand, 1J2 Theil Kalkteig 
1 V » ® ^ ■» » ^ » » 
1 R 11 
1 JJ » ° 77 7) > 2 Ti » 
1 jj 7J 10 „ „ 2 „ „. 
Die Herstellung des Cement-Kalk-Mörtels hat auf 
folgende Weise zu erfolgen: Der abgemessene Kalkteig 
wird in der Mörtelpfanne mit dem erforderlichen Wasser¬ 
quantum zu Kalkmilch angerührt. Neben der Mörtelpfanne 
wird das genau abgemessene Sandquantum auf einem 
Bretterbelag ausgebreitet und die entsprechende Oement- 
menge darüber geschüttet. Beide Theile werden gut mit¬ 
einander vermischt. Das Gemisch wird alsdann in die 
Kalkmilch geschaufelt und so lange durchgearbeitet, bis 
man einen gleichmässigen Mörtel erhält. 
Die Benützung von hydraulischen Kalk zu dem ge¬ 
nannten Zwecke ist zu empfehlen, wenn mit hohen Sand¬ 
zusätzen betoniert werden soll. 
Als Vorzüge des Cement-Kalk-Mörtels sind zu nennen: 
die rasche Erhärtungsfähigkeit und die stark hydraulischen 
Eigenschaften desselben. Dieser Mörtel muss als ein ganz 
vorzüglicher Luftmörtel bezeichnet wetden. 
Wie unseren Lesern durch eigene Erfahrung nur zn 
wohl bekannt sein dürfte, sind Oelfarben-Anstriche auf 
Cementflächen, die der Witterung ausgesetzt sind, nicht 
immer von langer Dauer. Will man wirklich wetter¬ 
beständige Anstriche und Malereien auf Cement erzielen, 
so ist die Anwendung des „Verfahrens, um Cement für 
stereochromatische Bemalung tauglich zu machen, zu 
empfehlen. 
Dieses Verfahren ist patentiert. Es besteht im Wesent¬ 
lichen in folgendem: Die Cementoberfläche von Putz,
	        
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