Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Seite 44. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITEN G. 
Nr. 6. 
seitig das Recht streitig, die Linie zwischen Bond Brook 
und Somerville (New-Jersey) zu bauen. Um dem Streite 
ein Ende zu machen, beschloss die eine der streitenden 
Parteien, die Gegnerin durch die vollendete Thatsache 
aus dem Felde zu schlagen. Sie vollendete das Werk 
daher, ohne viel Aufhebens davon zu machen, in der 
oben angegebenen Zeit, und ehe die Gegenpartei noch 
Einspruch erheben konnte, war die neue Linie schon 
im Betrieb. 
Das tiefste Bohrloch der Welt ist zu Rybnik zu 
Schlesien niedergebracht worden. Es wurde gestossen, 
um die Mächtigkeit der Kohlenformation festzustellen. 
Es wurden Kohlenflötze verschiedener Mächtigkeit bis zu 
1600 Meter gefunden. Darunter lagerten Schiefer und bei 
2004 Meter Tiefe stellte man den Weiterbetrieb in Quarzit 
von ausserordentlicher Härte ein. Die beobachtete Tem¬ 
peratur in dieser Tiefe betrug 70° 0. Das Bohren erfolgte 
mittelst Diamantbohrers. Die ganze Anlage verursachte 
einen Kostenaufwand von 160.000 Mark. 
Das Anstreichen mittelst comprimierter Lnft findet 
bei den nordamerikanischen Eisenbahngesellschaften täg¬ 
lich mehr Anklang. Güterwagen, Untergestelle von Per¬ 
sonenwagen, kurz alle Arbeiten, die keine besondere 
Sorgfalt erfordern, werden fast ausschliesslich nach der 
neuen Methode ausgeführt. Die Farbe befindet sich in 
einem Gefäss, aus dem sie durch ein Rohr zu einem 
drüsenartigen Mundstück gelangt, in welches gleichzeitig 
ein zweiter Schlauch einmündet, der zur Zuführung von 
comprimierter Luft dient. Dieselbe wirkt ähnlich wie ein 
Injector saugend und zerstäubend auf die Farbe ein. Das 
Anstreichen geht mit dieser Vorrichtung bedeutend 
rascher und billiger voran, als beim Streichen mit dem 
Pinsel. Es haben genaue Vergleiche ergeben, dass an 
Zeit 67°/0 und an Kosten 64°/0 erspart werden, wenn 
man das alte System durch das neue ersetzt. 
Auf der Gotthardbalm wurden kürzlich Versuche 
mit einem neuen Locomotiv-Modell angestellt. Das neue 
Modell wiegt 140 Tonnen und kann 110 Kilometer in der 
Stunde zurücklegen. 
Ueber den Verkehr Berlins erhalten wir folgende 
Daten: Die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt wurden 
im Jahre 1896 von 41 Millionen Personen mehr benutzt 
als im Vorjahre. Die verschiedenen Omnibuslinien be¬ 
förderten 43,452.646 Fahrgäste. 187,337.467 Passagiere be¬ 
nutzten die Pferde- resp. elektrische Bahn. Die Stadtbahn 
verzeichnet 76,899.563 und die verschiedenen Dampf- 
strassenbahnlinien 3,527.274 Passagiere. 
Durch Accuinulatoren getriebene Motorwagen sind 
vor kurzem in London in Dienst gestellt worden, und 
zwar, um denVerkehr des Hauptpostamtes mit vorläufig 
drei der abgelegeneren Distrietspostämter zu vermitteln. 
Wenn die Versuche den gehegten Erwartungen ent¬ 
sprechen, wird man unverzüglich zur Anschaffung weiterer 
derartiger Fahrzeuge schreiten. 
Zwei Riesentreibriemen sind vor kurzem in den 
Vereinigten Staaten in Gebrauch genommen worden. 
Der eine derselben „ist 60 Meter lang, 2*50 Meter breit 
und wiegt 21/2 Tonnen. Bei der Herstellung sind 569 
Rindshäute verbraucht worden. Er besteht aus drei 
Lagen. Der andere besteht aus 400.000 Gliedern. Er ist, bei 
gleicher Länge, nur 1*50 Meter breit und wiegt zwei Tonnen. 
Ein neues Verfahren zur Herstellung von Kunst¬ 
steinen besteht darin, dass die in Pulverform gebrachten 
Bestandtheile der künstlichen Steinmasse in trockenem 
Zustande gut durcheinander gemischt werden. In ge¬ 
eigneten Behältern setzt man sie darauf einer kräftigen 
Rüttelbewegung aus, wobei man von unten Wasser zu- 
luhrt. Auf diese Weise erreicht man ein gleichmässiges 
Anfeuchten und vollständiges Entlüften der Kunststein¬ 
masse. Das Verfahren ist durch deutsches Reichspatent 
geschützt. 
Ein neues Blitzableitersystem liessen die Amerikaner 
Marschall und Cannon in die deutsche Gebrauchsmuster¬ 
rolle eintragen. Dieses System dient zunächst zum Schutz 
von Gebäuden und zwar derart, dass vermittelst metalli¬ 
scher Kabel oder Streifen alle hervorragenden Gebäude¬ 
punkte umgeben und dadurch das Gebäude mit einer 
Zone von gleicher elektrischer Spannung umgeben 
wird. Durch die Umgebung eines Gebäudes mittelst einer 
gleichmässigen elektrischen Spannung können die Elek- 
tricitäten sich ebenso gleichmässig ausgleichen, und 
werden ferner plötzliche Entladungen verhindert. Die 
Einrichtung erfolgt durch Befestigung eines geschlossenen 
Kabels auf dem Dache des zu schützenden Gebäudes, 
und muss dieses Kabel aus einem die Elektricität gut 
leitenden Material bestehen. Zur Ableitung der Elektricität 
nach der Erde wird ein Metallkabel oder Streifen, wie 
dieser schon jetzt gebräuchlich ist, verwendet. An seinem 
unteren Ende steht dasselbe in leitender Verbindung mit 
einem luftdicht verschlossenen Kupfercylinder, welch 
letzterer einen Stahlstab aufnimmt. Da an den letzteren 
weder Luft noch Feuchtigkeit gelangen können, so ist 
derselbe gegen Rosten geschützt. Damit ferner ein guter 
Erdanschluss der Blitzableitung erzielt wird, ist es noth- 
wendig, den Hohlcylinde^ in genügender Länge anzu¬ 
bringen. An die oberen Enden der Erdleitung sind Auf¬ 
fangstangen angeschlossen, welche durch metallische 
Streben mit einem geschlossenen Leiter in Verbindung 
stehen. Die Auffangspitzen des Blitzableiters werden durch 
blätterförmige Spitzen gebildet, es können aber auch 
andere Formen hiezu gewählt werden. Charakteristisch 
für die Anordnung dieser Spitzen ist, dass die diese 
tragenden Stangen hohl sind, und dass auch zwischen 
den Auffangspitzen selbst ein Hohlraum vorhanden bleibt. 
Die Metallstäbe oder Kabel dienen dazu, die verschieden¬ 
sten Stellen des Daches in leitende Verbindung mit dem 
geschlossenen Leiter, sowie mit den Auffangspitzen zu 
setzen. Schliesslich sei noch bemerkt, dass auch die 
Metalltheile der Wetterfahnen ebenfalls mit dem ganzen 
Leitersystem in leitende Verbindung gesetzt werden. 
Die Congo-Eisenbalm zwischen Matadi und Stanley- 
Pool ist fast beendet und wird am 1. Mai dem Verkehr 
übergeben werden. Bis Mitte December v. J. waren 
348 Kilometer von den 388, die die Linie lang ist, fertig¬ 
gestellt und weitere 10 Kilometer waren schon in An¬ 
griff genommen. Eine eiserne Brücke über den Inkissi 
ist im Jänner zur Aufstellung gelangt. Die Einnahmen 
aus dem betriebsfähigen Theil der Bahn beliefen sich im 
Monat November auf 200.000 Francs. 
Die grössten Städte der Welt sind: 
London . . 4,431.000 Einwohner (Zählung von 1891) 
New-York 3,438.899 „ (1. Jänner 1898) 
Paris . . . 2,447.957 „ (Zählung von 1891) 
Berlin . . 1,977.531 „ (Zählung von 1895) 
Canton . . 1,600.000 „ 
Chicago . . 1,438.000 „ (1. Jänner 1898) 
Wien . . . 1,364.548 „ 
Tokio . . . 1,214.113 „ 
Bei Bregenz hat man im neuen Rheinbett, welches 
eine alte Römerstrasse kreuzt, Ueberreste von hölzernen
	        
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