Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Seite 182. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 23. 
ein baldiges Abspringen der Deckschicht und ein unge¬ 
fälliges Aussehen der Fagade. Der kürzlich an die Oeffent- 
lichkeit gebrachte neue, obigem ähnliche Ziegel hat diese 
Fehler nicht. Anstatt eine dünne Glasurschicht auf den 
Ziegel zu schmelzen, wird hier, nach der „Baumaterialien- 
kunde", eine wirkliche Glasschicht auf seiner Oberfläche 
festgekittet. Sie besteht aus einem Stück geformten oder 
gepressten Glases von 1/8 (engl.) Zoll Dicke. Man sieht 
an ihrer Rückseite zwei Oesen, welche in den Ziegel 
hineinragen und gestatten, dass der anzuwendende Kitt 
Glasschicht und Stein fest verbindet. Der Kitt ist von 
einer sehr geringen Elasticität, muss jedoch imstande 
sein, die Spannungen auszugleichen, welche durch das 
ungleiche Zusammenziehen, resp. Ausdehnen von Glas 
und Thon hervorgerufen werden. Da das Glasstück für 
die Herstellung der Oesen auf seiner Rückseite gepresst 
sein muss, kann man es auf der Vorderseite gleichzeitig 
auch mit einem ornamentalen Schmuck, einer Inschrift 
u. s. w. versehen. Man kann eventuell auch gefärbtes, sowie 
silber- und goldbelegtes Glas verwenden. 
Ein Verfahren zur Herstellung hocheleganter Wand- 
und Plafondbekleidung aus alten Glasscherben und Aus¬ 
schussgläsern ist kürzlich, wie uns das Patentbureau von 
H. und W. Pataky in Berlin mittheilt, in mehreren Staaten 
zum Patent angemeldet worden. Dieses Verfahren besteht 
darin, dass aus irgend einem Grunde unbrauchbar ge¬ 
wordene Glasplatten mit einer Emailleschicht überzogen 
werden, welche je nach dem Zwecke durchsichtig oder 
halb undurchsichtig sein kann und je nach Belieben als 
Marmor-Imitation oder als Ornament in beliebiger Farben¬ 
gebung herstellbar ist. Die so erhaltenen Platten zeichnen 
sich durch ganz besondere Schönheit und verhältnis¬ 
mässig sehr geringen Preis aus und eignen sich infolge 
dessen vorzüglich zur Bekleidung von Wandfüllungen, 
sowie auch für Plafondeinlagen etc. Um den decorativen 
Effect, der damit erzielt werden soll, noch zu erhöhen, 
können die einzelnen Platten in aus demselben Material 
bestehende Rahmen eingefasst werden, sodass die bei 
anderen Wandfüllungen unvermeidlichen hässlichen Stoss- 
fugen gänzlich verdeckt werden; die Rahmen werden in 
denVerputz der Mauern eingelassen und überdecken die 
Ränder der aneinander stossenden Platten. Selbstver¬ 
ständlich sind auch diese Rahmen einer reichen Ausge¬ 
staltung fähig und können, wie die Bekleidungsplatten 
selbst, in jeder Stilart ausgeführt werden. Die Neuerung 
hat ausserdem den Vortheil, dass die Platten sowie die 
Rahmen ganz besonders gut in dem Wandverputz haften, 
indem die Rückseite derselben gerauht ist. 
Neue Holzsorten. Während der Ausstellung in Kiel 
wurden von der Firma H. N. Blank in Neumünster zwei 
neue Holzarten den Bau-, Zimmer- und Tischlermeistern 
vorgeführt. Die eine derselben führt den Namen Kayon 
Bessin und ist dieselbe von brauner Farbe, während die 
andere Kayon Lessin genannt wird und von gelber Farbe 
ist. Diese Holzarten entstammen den Sunda-Inseln und 
wachsen zumeist, einer Mittheilung zufolge, zwischen den 
5°. südlicher und dem 5°. nördlicher Breite. Kayon Bessin 
hat Aehnlichkeit mit dem Teakholz, ist aber härter als 
dieses, besitzt eine reiche Farbenscala und eignet sich 
in bester Weise zu Thüren, Fenstern, Treppen, Fußböden, 
wie auch zu mancherlei Möbeln. Diese Holzart zieht 
sich nicht, reisst nicht, ist auch unempfindlich gegen 
Feuchtigkeit, ist auch noch fester als das Eichenholz und 
nur ein wenig theurer als dieses. Kayon Lessin hat eine 
schöne gelbe Farbe und eignet sich infolge seiner Härte, 
und da es dem Ziehen und Reissen nicht unterworfen 
ist, ganz vorzüglich zu Fussböden, Wandbekleidungen, 
Plafonds, Möbeln, Drehereien, als Blindholz für grosse 
Flügeldeckel, Tischplatten, für Eisen- und Strassenbahn- 
wagen, für Dampfschiffe u.s.w. 
Auf der oben genannten Ausstellung hat die Firma 
H. N. Blank aus diesen beiden Holzsorten gefertigte 
Gegenstände, 1 Hausthür, 1 Schreibtisch und Sessel, 
1 Etagere, 1 Treppe und 1 Balustrade, sowie auch ver¬ 
schiedene Arten von Fussböden nebst einer Anzahl Blöcke, 
Pfosten, Bretter u. s. w. ausgestellt und konnte damit die 
praktische Verwendung dieser Hölzer nachgewiesen 
werden. 
Cementrolirleitungen. Bei der Herstellung von 
Cementrohrleitungen wird nach neueren Verfahren 
folgendermassen vorgegangen: Nachdem der Graben für 
die Leitung ausgehoben ist, wird in den Boden desselben 
eine rechteckige Rinne so tief und weit eingeschnitten, 
wie es der äussere Durchmesser des herzustellenden 
Rohrstranges erfordert. Diese Rinne wird zur Hälfte mit 
Cementmörtel ausgegossen, sodann auf diesen ein mit 
Pressluft gefüllter, aussen mit Oel eingeriebener Gummi¬ 
schlauch gelegt, dessen äusserer Durchmesser der lichten 
Weite des herzustellen Rohres entspricht, und sodann die 
Rinne um und über dem Gummischlauch vollends mit 
Oementguss gefüllt. Ist dieser genügend erhärtet, so wird 
der Pressluftschlauch geöffnet; er fällt dann zusammen, 
lässt sich leicht aus dem so gebildeten Rohrcanal heraus¬ 
ziehen und letzterer in beschriebener Weise weiter ver¬ 
längern. Das Verfahren ist für kleinste wie auch für 
grössere Durchmesser, bis zu 300 Millimeter lichter Weite 
anwendbar. Krümmungen, sowie Abzweigungen können 
in einfacher Weise erzielt werden. 
Behandlung von Zaunpfählen. Zur Eingrabung in 
j die Erde gelangt immer das Stammende (also das in der 
! Regel dickere Ende), denn es hat gezeigt, dass Pfähle, 
die derartig in die Erde gegraben werden, besser halten, 
als mit dem Krönende eingesenkte. Das in die Erde 
kommende Ende wird abgekohlt und dann stark mit 
Carbolineum oder gewöhnlichem Theer getränkt. An der 
Stelle, welche nach dem Einschlagen etwa 15 Centimeter 
über dem Boden zu stehen kommt, werden einige Löcher 
gebohrt und mit heissem Carbolineum gefüllt. Ein so 
behandelter und imprägnierter Pfahl hält dreimal so lange, 
als ein anderer. 
Briefkasten. 
Herrn J. H. in Stadt Steyr. Senden Sie uns ein Programm 
über Ihr Project, ohne diesem können wir ja nichts machen. 
Herrn Karl v. Mayer in Wien. Mit dem genannten Blatte 
stehen wir nicht im Austausche. Dasselbe sieht uns wahr¬ 
scheinlich als schädigendes Concurrenz-Unternehmen an. 
Herrn S. in Troppau. Ist alles besorgt, wird in der ersten 
Nummer unseres Blattes am 1. Jänner 1899 erscheinen. 
Offene Stelle. 
o<f>o 
Ingenieur- oder Geometerstelle. 
Der Stadtrath in Teplitz-Schönau nimmt einen Ingenieur 
oder Geometer, welcher in grösseren Stadtvermessungen be¬ 
wandert ist, für eine mehrjährige Beschäftigung auf. Im Falle 
der Bewährung kann die Stelle eine dauernde werden. Der 
Dienstantritt hätte am 1. März 1899 zu erfolgen. Bewerber 
deutscher Nationalität haben ihre Offerte mit Gehaltsanspruch 
bis lO.JDecember b J. beim Bürger meisteramte einzubringen.
	        
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