Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 181. 
indirect© Folge eines Wasserleitungsdefectes ein Pfeiler 
derart ein, dass die Gewölbe sowohl, als auch die darauf¬ 
stehenden Stoclrwerkpfeiler theilweise in der Luft hiengen. 
Die Untersuchung ergab, dass der Grund um den einen 
Pfeiler herum, uls auch zum Theile unter dem ändern 
unterwaschen und angeschüttet war; gewachsener Boden 
fand sich erst unter anderen Pfeilern vor. Um das Ge¬ 
bäude zu erhalten, musste der Druck des Pfeilers auf 
diese fundierungsfähigen Stellen durch Traversen über¬ 
tragen und ein Ausgleiten dieser neuen Fundaments¬ 
stellen durch Ausbetonierung der ganzen Kellerfläche 
verhindert werden. Die Last, welche der eine Pfeiler zu 
tragen hatte, stellte sich nach durchgeführter Aufnahme 
und Berechnung auf rund 70 Tonnen. Nachdem ich durch 
Auftrag des k. u. k. Oberstlieutenant Rudolf Gail das Gut¬ 
achten und die statische Berechnung vorgelegt hatte und 
selbe von obengenanntem Herrn Departement-Chef ge¬ 
billigt waren, wurde ich mit der Inangriffnahme dieser 
Reconstructionsarbeit unter Leitung des Herrn k. u. k. 
Hauptmanns Richard v. Schmidt betraut. Die Durchführung 
gestaltete sich insofern schwierig, als die von Seite des 
Wiener Stadtbauamtes eingebrachte und sehr sachlich 
angeordnete Pölzung nur successive durch die Neuher¬ 
stellung ersetzt werden konnte und sich hier einige recht 
kritische Augenblicke ergaben. Von besonderem Interesse 
ist der Umstand, dass trotz dieses Pfeilerbruches der 
innere. Ausbau nicht einstürzte; es ist dies nur durch die 
Annahme erklärlich, dass das Mauerwerk sich wie eine 
homogene Masse verhielt, somit wie ein Hebel wirkte. 
Bau-Ingenieur Carl Stigler, Stadtbaumeister. 
Eröffnung eines Sehlaclitliofes. Am 13. November 
1888 bestimmte die Stadtverordneten-Versammlung von 
Mainz, das zwischen der projectierten Mainz-Wiesbadener 
Bahnlinie und der Wallstrasse gelegene Gelände zur Er¬ 
bauung des Schlacht- und Viehhofes. Für die 
Gesammtanlage wurde eine Fläche von circa 40.000 Qua¬ 
dratmeter für nöthig erachtet. Sofort trat die Stadt in 
die Erwerbung des Terrains ein und kam mit einem 
Kostenaufwand© von circa 550.000 Mark in den Besitz 
des Geländes, eine Ausgabe, der alsbald eine weitere in 
der Höhe von circa einer Viertelmillion für einige Meter 
hohe Kiesanschüttung nebst vorheriger Aushebung des 
sumpfigen Lehmbodens folgte. Infolgedessen beanspruchten 
die Substructionsarbeiten einen ebenso kostspieligen wie 
langwierigen Aufenthalt und erst im Jahre 1896 erhielt 
das Unternehmen eine raschere äussere Entwicklung und 
wurde auf Antrieb der Bauleitung mit Unterstützung der 
Innung in den beiden letzten Jahren derart gefördert, 
dass die gewaltige Schöpfung nach dem Projecte des 
verstorbenen Stadtbaumeisters, Geheim-Baurath Kreissig, 
nunmehr dem Betriebe übergeben werden kann. Der 
denkwürdige Act fand am 13. v. M. statt. Dazu hatten 
sich eine grosse Zahl geladener Gäste, darunter Staats¬ 
minist er Rothe, eingefunden. Die sämmtlichen Gebäude 
des Etablissements waren mit Giurlanden und Fahnen 
geschmückt und besonders der Vorhof, in welchem die 
akademische Feier abgehalten wurde, durch die Stadt¬ 
gärtnerei prächtig hergerichtet. Der Leiter des Baues und 
Schüler von Meister Kreissig, Bauinspector Gelius, betrat 
zuerst die Tribüne und gab einen Ueberblick über die 
Bestimmung der Anstalt qnd die Leistungen der darin 
beschäftigt gewesenen Mitarbeiter, welch letzteren ei¬ 
sernen Dank aussprach. Hierauf wurden die Schlüssel 
an den Oberbürgermeister Dr. Gaßner übergeben, welcher 
in längerer Rede die Geschichte des Baues eines Schlach- 
und Viehhofes in all seinen verschiedenen Instanzen seit 
Anfang dieses Jahrhunderts gab und daran einen Ueber¬ 
blick über die Einrichtungen schloss. Es folgte ein Rund¬ 
gang durch die weiten Räume zur Anlage. Dieselbe ist 
in zwei Flügeln, Viehhof und Schlachthof, um das sich 
die in der Mitte befindliche Börse und Gasthofsgebäude, 
welches zugleich die Bestimmung eines Hotels vertritt, 
gruppiert. An der rechten Seite erscheinen die ausge¬ 
dehnten Markthallen für Gross- und Kleinvieh angeordnet, 
während in der linken Abtheilung .die verschiedenen 
Schlachthallen und Kühlräume, Wasserthurm, Maschinen- 
und Kesselhäuser, Fett- und Häutehallen nebst der, aus 
sanitären Rücksichten, dahin verlegte Markthalle für 
Schweine sich befinden. Im Viehhof sind die Auslade¬ 
rampen für Grossvieh (ausschliessend die directe Bahn¬ 
verbindung), die Stallungen (200 Stück Grossvieh) die 
Markthalle für Grossvieh (circa 500 Standplätze) und die 
Markthalle für Kleinvieh (circa 800 Plätze) angebracht. 
Der Schlachthof umfasst die Schlachthalle für Schweine, 
durch eine Strasse getrennt von der Markthalle für 
Schweine (750 Stück), die Schlachträume für Gross- und 
Kleinvieh (durch Transportgeleise mit dem Kühlraum und 
darunter befindlichen Pöckelkeller verbunden), Maschinen¬ 
haus mit zwei Dampfmaschinen von je 100 Pferdekräften 
für die Kühlanlage und die Lichterzeugung etc., sowie 
die Freibank. In geschlossenen Gebäuden sind Seuchen¬ 
hof und Pferdeschlachthaus untergebracht. Wohnungen 
für Beamte sind 15 vorhanden. Die ganze Anlage kostet 
circa 3 Millionen Mark. Nach dieser Besichtung der mit 
dem Oentralbahnhofe und dem Hafen durch einen Schienen¬ 
strang in unmittelbarer Verbindung stehenden Anlage, 
welche unbeschadet ihrer heutigen praktisch einheitlichen 
Plandisposition jederzeit vergrössert und nach den Be¬ 
dürfnissen der Stadt erweitert werden kann, versammelten 
sich die Eingeladenen, circa 240 an der Zahl, im Wirtschafts¬ 
gebäude zu einem von der Stadt gegebenen Frühstück. 
Zur Herstellung eines dauerhaften Mörtels, speciell 
für Fagadenputz, der dem natürlichen Sandstein gleich 
und wetterbeständig ist, sind in neuerer Zeit Versuche 
angestellt worden, die der „Deutsch. Techn.-Ztg.“ zufolge 
ein günstiges Resultat ergeben haben. Der zum Putzmörtel 
zu verwendende Sand soll in erster Linie frei von Thon 
sein, möglichst scharfrandige Stückchen zeigen und viele 
Fragmente von leicht aufschliessbaren Silikaten haben, 
z. B. Granit, Gneis u.s.w. Da gewaschener Sand, reiner 
Quarzsand, Flussand nicht immer zu haben ist, so ver¬ 
wendet man Kristallquarzsand und mischt denselben mit 
Puzzollan, sowie Romancement in folgenden Mengen trocken 
zusammen: 5 Sack ä 562/3 Kilogramm netto = 283 V« 
Puzzolanzement und 1 Sack=562/3 Romancement (schnell¬ 
bindend) und setzt zu dieser Mischung x/3 der Masse 
Kristallquarzsand hinzu =1121/2 Kilogramm. Vier Volumen 
Mörtel dieser Masse nebst dem nöthigen Wasser geben 
circa 25/s Volumen Mörtel von 1,97 speciellen Gewicht. 
Dabei enthalten 100 Gewichtstheile Mörtel circa 20 Ge- 
wichtstheile Wasser und 80 Gewichtstheile trockenen 
Mörtel. 
Mit Glas überzogene Ziegel. In Cincinnati, O., hat. 
sich eine Gesellschaft gebildet, welche aus Geo. Wilson 
und H. Frei besteht und die Herstellung von Ziegeln mit 
einem Glasüberzuge betreibt. Der gewöhnlich glasierte 
Ziegel hat eine Oberfläche, die aufgeschmolzen ist und 
sich infolge ihrer von der Kernmasse des Ziegels ab¬ 
weichenden Zusammensetzung häufig anders als der Kern 
zusammenzieht und ausdehnt. Die Folge davon ist dann
	        
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