Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Nr. 20. 
ÖBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 157. 
des Rückganges des Gesaramtbedarfss ist auf den unge¬ 
wöhnlich milden Winter zu verweisen. 
Um eine äusserst solide Fundierung für Bauwerke 
zu erhalten, verfährt man vielfach so, dass man eine 
Baugrube ausschachtet und dieselbe dann mit Stampf¬ 
beton ausfüllt. Die Kosten für eine derartige Fundamen¬ 
tierung sind ziemlich hohe, da ausser einer grossen Menge 
Cement auch die Bewegung nicht unbeträchtlicher Massen 
dazu nöthig ist. Man ist schon seit lange bemüht, die 
Kosten, namentlich für den letzteren Theil der Arbeit so 
viel wie möglich zu verringern. Die befriedigendsten 
Resultate scheint ein Verfahren zu liefern, bei welchem 
überhaupt keine Ausschachtungen für die Fundierung 
nöthig sind, und welches darin besteht, den flüssigen 
Cement durch in den Boden getriebene Röhren in den 
letzteren einzupressen. Allerdings lässt sich das Verfahren 
nur anwenden, wo sandiger Untergrund vorhanden ist. 
In der württembergischen Oberamtsstadt Ehingen wurde 
eine Brücke von 20 Meter Spannung auf einem derartigen 
Fundament errichtet. — Man trieb 40 Millimeter Mannes¬ 
mannrohre in den Boden ein und pumpte durch dieselben 
dünnflüssigen Cement unter hohem Druck ein. War auf 
diese Weise eine Schicht in Beton umgewandelt, so zog 
man die Rohre etwas höher, und begann das Betonieren 
der nächsten Schicht. Auf diese Weise wurde ein grosser 
Betonklotz gebildet, auf dem sich dann das Bauwerk er¬ 
hebt. Das Verfahren ist so gut gelungen, dass es jeden¬ 
falls in Zukunft ausgedehntere Anwendung finden dürfte. 
Die Pariser grosse Oper erhält in Kürze einen 
neuen Metallvorhang, der sich dadurch von anderen, 
ähnlichen unterscheidet, dass er, unseres Wissens, der 
erste ist, der aus Aluminium construiert wurde. Er wird 
17 Meter breit und 16 Meter hoch werden. Er besteht 
aus Aluminiumtafeln, deren jede vier Meter lang und 
einen Meter breit ist. Ihre Dicke beträgt zwei Millimeter. 
Wenn der Vorhang aus Eisen construiert wäre, würde 
er über 5000 kg. wiegen; aus Aluminium hergestellt ver¬ 
mindert sich sein Gewicht auf nur 1800 kg. 
Eingesendet. 
Die erste Darmstädter Kunst- und Kunstgewerbe- 
Ausstellung wurde am 20. September von dem Protector dem 
Grossherzog von Hessen eröffnet. Sie enthält eine Gemälde- 
Austeilung der neugegründeten „Freien Vereinigung Darm¬ 
städter Künstler“ und eine grosse Abtheilung für modernes 
Kunstgewerbe, deren Gesammtleitung in den Händen Ale¬ 
xander Kochs, des bekannten Herausgebers der „Deutschen 
Kunst und Decoration“, der „Zeitschrift für Innen-Decoration“ 
und Kunstverlegers liegt. Die höchst vornehm und durchaus 
nicht „provinzial“ arrangierte Ausstellung bietet in beiden 
Abtheilungen sehr Interessantes und Eigenartiges. Die Künstler 
der „Freien Vereinigung“, junge, hochbegabte Maler, sind aus¬ 
gezeichnet durch die Heimatlichkeit ihrer Motive und die 
Feinheit und Eigenart ihrer Technik. Man kann, wie man 
von „Worpswedern“, „Dachauern“ etc. spricht, auch von einer 
hessischen Maler schule sprechen, die auf die geniale Wirk¬ 
samkeit des allzu früh verstorbenen Heinz Heim zurück¬ 
zuführen ist, und in Wilhelm Bader, Richard Hölscher, 
Paul Hippert, Adolf Beyer, Melchior Kern ihre Haupt¬ 
vertreter hat. Die wundervollen Kleinbronzen des einzigen 
Bildhauers der Vereinigung, Ludwig Habich, gehören zum 
allerbesten, was auf diesem Gebiete in Deutschland bisher 
geleistet wurde. — In noch höherem Maße beansprucht die 
Abtheilung für modernes Kunstgewerbe und Zimmerausstattung 
das allgemeinste Interesse. Nicht allein, dass die führenden 
Persönlichkeiten, wie Eckmann von Berlepsch, Schmuz- 
Baudiss, Karl Gross, Familie von Heider und unsere 
kunstgewerblichen Etablissements glänzend und zum ersten 
mit ganz neuen Arbeiten versehen sind, der Leiter Alexander 
Koch hat es auch verstanden, zum erstenmale in geschlossenen, 
wohnlichen Stuben die Anwendung dieser neuen Kunst in 
überzeugender Weise darzuthun. Dazu kommt, dass Emil 
Galle in einem prachtvoll wirkendem Saale zum erstenmale 
in Deutschland eine sein Schaffen voll repräsentierende 
Collection, seine berühmten Gläser und Möbel vorführt, im 
Ganzen etwa 120 Nummern. Da die Darmstädter Ausstellungen 
nicht bei den „Internationalen“ der grossen Centren rivalisieren, 
sondern etwas Besonderes, Eigenartiges bieten sollen, das 
man sonst nicht sieht, so kann die geplante periodische 
Wiederkehr derselben im Interesse des deutschen Kunstlebens 
nur lebhaft befürwortet werden. 
Umladung 
an die geehrten Bewohner von Oberösterreich, inbesondere an 
die P. T. Mitglieder der österreichischen Gesellschaft vom 
Rothen Kreuze. 
Nach der Mittheilung der hohen Bundesleitung vom 
19. v. M., Nr. 840 B. L., haben Seine k. und k. Hoheit der 
durchlauchtigste Herr Erzherzog Ludwig Victor, Protector- 
Stellvertreter der österreichischen Gesellschaft vom Rothen 
Kreuze, an dieselbe folgendes höchste Handschreiben zu richten 
geruht: „Eben haben wir unsere Landesmutter zu Grabe ge¬ 
tragen, deren edles, für alles Gute schlagende Herz durch feige 
Mördershand zum Stillstehen gebracht wurde. Die Gesellschaft 
des Rothen Kreuzes verliert in der allerhöchsten Heim¬ 
gegangenen die erhabene Protectorin für das Reich. Ihre 
k. und k. Hoheit Frau Erzherzogin-Witwe Maria Theresia, 
Protectorin des Rothen Kreuzes für Niederösterreich, hatte 
den hochherzigen Plan gefasst, Beitäge für eine Jubiläums¬ 
kirche zu sammeln. Nach dem die ganze Monarchie so tief 
erschütternden Ereignisse hat die hohe Frau im Einverständ¬ 
nisse mit mir als Protector-Stellvertreter des Rothen Kreuzes 
für das ganze Reich beschlossen, Sammlungen in unserem 
Vereine einzuleiten, damit in obgenannter Kirche eine Kapelle 
zum heiligen Herzen Jesu gestiftet und angebaut werden 
könne, wo die Gläubigen für das Seelenheil ihrer Kaiserin 
beten können.“ 
Der Frauenhilfsverein und der Landeshilfsverein vom 
Rothen Kreuze erlauben sich an die geehrten Bewohner von 
Oberösterreich und insbesondere an die Mitglieder der Gesell¬ 
schaft vom Rothen Kreuze die freundliche Bitte zu richten, 
an diesem patriotischen Werke durch Spendung freiwilliger 
Beiträge sich betheiligen zu wollen. Die österreichische Gesell¬ 
schaft vom rothen Kreuze will ein Monument schaffen, welches 
noch in den spätesten Zeiten kundgeben soll die Gefühle der 
Verehrung und der Liebe, welche die Gesellschaft gegenüber 
unserem Kaiser beseelen, sowie auch der tiefsten Trauer, die 
wir über dasHinscheiden unsererKaiserin schmerzlich empfinden. 
Freiwillige Spenden werden entgegenommen: Im städti¬ 
schen Kammeramte (Rathhaus, 1. Stock); in den Buchhand¬ 
lungen Fink, Korb, Mareis und Saclisberger; bei den Zweig¬ 
vereinen des Frauenhilfsvereines in Gmunden, Grein, Ischl, 
Mondsee, Steyr und Wels; bei den Zweigvereinen des Landes¬ 
hilfsvereines in Freistadt, Gmunden, Kirchdorf, Ried, Steyr 
und Wels; bei allen Gemeinde-Vorstehungen in Oberösterreich. 
Linz, 24. September 1898. 
Für den Frauenliilfsverein: Sophie Baronin Puthon, Präsi¬ 
dentin. Für den Landeshilfsverein: Konrad Graf Ungnad- 
Weissenwolff, Präsident. 
Briefkasten. 
Herrn A. B. in Prag. Die Entscheidung ist noch nicht 
getroffen; es hat noch der Landesausschuss ein Wort darein 
zu sprechen. 
Herrn Architekt Friedrich Huth in Berlin. Danken Ihnen 
für Ihre Offerte; werden vielleicht nächstes Jahr davon Ge¬ 
brauch machen. 
Herrn L. W. in Wien. 100 Exemplare unserer Zeitschrift 
von der nächsten Nummer würden wir Ihnen mit 30 fl. 
berechnen.
	        
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