Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Nr. 2. 
OB ^ÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 11. 
Tafeln zusammengehalten. Ausserdem werden Blech¬ 
streifen von unten in die Röhrenschlitze versenkt und am 
anderen Ende mit dem Dachstuhl verbunden. 
Hiedurch erreicht man folgende Vortheile: Da Falze 
nicht vorhanden sind, können auch Bleche minderer 
Qualität verwendet werden, und da die Rohre eine mehr 
als doppelte Fleischdicke gegenüber den Blechtafeln be¬ 
sitzen, sind sie viel weniger als die Falze dem Verderben 
ausgesetzt. Besonders wichtig ist dies bei Anwendung 
verzinkter Bleche. Die einzige Unvollkommenheit, an der 
verzinktes Blech zur Zeit noch leidet, ist die, dass es 
trotz aller gegenteiligen Behauptung der Fabrikanten 
noch nicht gelungen ist, ein vollkommen falzbares Product 
herzustellen. Bei dem Falzen springt der Zinküberzug ab etc. 
Das Dach erhält durch die Rohre, welche den Ein¬ 
druck von äusseren Sparren machen, eine grössere Steif¬ 
heit und Festigkeit. Die einzelnen Tafeln können unter 
döm Einflüsse der veränderlichen Temperatur sich frei 
ausdehnen und zusammenziehen, was besonders bei Zink¬ 
blech wichtig ist. Die Verbindung mit dem Dachstuhl ist 
viel vollkommener, weswegen solche Dächer sich für 
rauhe Gegenden (Karst) empfehlen. Jede Verbesserung 
oder Veränderung ist leicht zu bewerkstelligen, das ganze 
Dach kann unversehrt demontiert und von neuem ver¬ 
wendet werden, weshalb solche Dächer für provisorische 
Bauten (Ausstellungen, Militärbaracken) prädestiniert er¬ 
scheinen. Für ein Ausstellungsgebäude, welches nach 
kurzer Dauer fortgeschafft werden muss, ist es von be¬ 
sonderer Bedeutung, wenn das Deckmaterial, z. B. Eisen¬ 
blech, nach dem Demontieren noch den ursprünglichen 
Wert besitzt, wogegen ein gefalztes Blechdach (oder 
Filzdach) beinahe wertlos ist. Diese Dachdeckarbeit ist, 
da die Fabrik sozusagen alles fertig liefert, viel einfacher 
und jeder Dachdecker oder Klempner erlernt sie ganz 
in ein bis zwei Tagen. In solche Dächer lassen sich 
Fenster, Oberlichte, biegsames Glas (Tectorium) sehr leicht 
ein fügen, das Aussehen ist gefälliger und der Kostenpreis 
nicht höher als bei gefalzten Dächern. Besondere Vor¬ 
theile hat diese Methode für Waggondächer. Bei dem 
häufigen Anprall reissen die Falze; durch das Herum¬ 
gehen, Fallenlassen von Werkzeugen, Schneeschaufeln 
werden einzelne Tafeln (besonders die Falze) lädiert und 
ist eine Reparatur wegen der Falze unmöglich. 
Bei Dächern aus Schwarzblech ist ein richtiger An¬ 
strich von grösster Wichtigkeit; das zur Verwendung 
gelangende Blech ist aber nach öfterem Transportieren 
und Lagern schon so verrostet, dass der oft an und für 
sich mindere Anstrich nicht mehr hilft und während des 
Anbringens oft durch Regenwetter ganz abgewaschen 
wird, ein Hauptgrund, warum Schwarzblechdächer un¬ 
populär geblieben sind. Ganz anders verhält sich die Sache, 
wenn die Bleche gleich nach dem Auswalzen — sozusagen 
noch warm — mittels Maschinen und den geeigneten 
Ingredienzien grundiert werden (die Farben in den Poren 
geprägt). Auf diese Weise imprägnierte Bleche haben 
dann eine unvergleichlich längere Dauer. 
Derartige Dächer sind die einzigen, feuerfesten Be¬ 
dachungen, da sie bei grosser Hitze nicht abspringen 
wie Ziegel und Schiefer, sondern selbst dann Zusammen¬ 
halten, wenn ein inneres Feuer den Dachstuhl ergreift. 
Es sind die billigsten Dächer, denn der Dachstuhl kann 
leichter und flacher sein (mithin weniger Quadratmeter 
haben), als bei Ziegel und Schiefer und hat keine Ver¬ 
schalung wie bei Theerpappe nothig; die Erhaltungskosten 
sind noch geringer. 
Der einzige Vorwurf der diese Dächer trifft, besteht 
darin, dass geschlossene Dachräume durch die Sonnen¬ 
strahlen stark erhitzt werden; jetzt hilft man diesem 
Uebelstande, wo es nöthig ist, durch eine Verschalung 
von ganz dünnen Brettern unter den Latten in der Weise 
ab, dass zwischen Brett und Blech eine Luftschicht 
bleibt, wobei durch obere und untere Oeffnungen ad 
normam der Schornsteine die Sonnenstrahlen selbst den 
kühlenden Luftzug regulieren. S. W. 
Das „Ampere“, „Volt“ und „Ohm“. 
Nack einem Vorträge des Ingenieurs Pachtik, Leipzig. 
Obige sind die Namen der Grundbegriffe der Elektri- 
cität. Wer sich für die Elektricität interessiert, muss sich 
vor allem über diese drei Begriffe Klarheit verschaffen. 
Wie das m die Maßeinheit für die Länge, das kg für 
die Schwere, das l für die Flüssigkeitsmenge ist, so ist 
das Ampöre die Maßeinheit für die Menge, das Volt für 
die Spannung und das Ohm für den Widerstand des 
elektrischen Stroms. Kann sich nun auch der Laie unter 
Strornmenge etwas denken, so wird er doch immer fragen: 
»Was ist Spannung? Was ist Widerstand?“ Zur Beant¬ 
wortung dieser Frage bediene man sich etwa folgender 
Beispiele: a) Man denke sich zwei Springbrunnen von 
verschiedener Grösse; der eine hat einen grossen, mit 
Wasser gefüllten Behälter, ein weites Wasserleitungsrohr 
und ein Mundstück mit weiter Oeffnung; aus ihm tritt 
ein starker Wasserstrahl mit grösser Wassermenge. Der 
kleinere Springbrunnen dagegen arbeitet mit kleinerem 
Behälter, dünnerem Rohr und enger Oeffnung am Mund¬ 
stück; aus ihm tritt ein dünner Wasserstrahl mit geringer 
Wassermenge, b) Gleichviel nun, welchen Brunnen wir 
in Betracht ziehen, der Wasserstrahl wird hoch und höher 
steigen, je nach dem Druck, mit welchem das Wasser 
im Rohr fortgetrieben wird. Lassen wir den Druck fort, 
so wird dieselbe Wassermenge durch das Rohr und Mund¬ 
stück einfach überfliessen, ohne zu steigen, c) Wollten 
wir nun an ein weites Rohr unmittelbar ein enges an- 
schliessen und die grosse Wassermenge mit ihrem starken 
Druck aus dem weiten plötzlich in das enge Rohr treiben, 
so würde letzteres die Wassermenge nicht aufnehmen 
und auch den Druck vermindern, wenn der Leitungsweg 
ein langer ist. Das dünne Rohr setzt also, weil sein Quer¬ 
schnitt zu gering ist, der Wassermenge einen Widerstand 
entgegen, welcher sich ausserdem erhöht durch ein all¬ 
zulanges Leitungsrohr. Ausserdem kann dieser Widerstand 
verwehrt oder verringert werden durch grössere oder 
geringere Reibung, welche das Wasser an den Wänden 
der Rohre erfährt. — Die Leistung des Springbrunnens 
ist demnach von drei Factoren abhängig: der Wasser¬ 
menge, dem Druck und dem Widerstand. Die Wasser¬ 
menge wird umso grösser.sein, je grösser der Querschnitt 
des Rohres ist; der Druck wird wachsen mit der Wasser¬ 
menge, fallen aber, wenn der Widerstand ein grösserer 
wird; umgekehrt wird letzterer abnehmen, je grösser die 
Wassermenge, j§ grösser der Druck, je grösser der 
Querschnitt und je geringer die Länge des Rohres ist. 
Bei der Elektricität denken wir uns an die Stelle 
des Rohres einen massiven Kupferdraht, durch welchen 
die Elektricität strömt. Die Menge dieses elektrischen 
Stromes ist zu vergleichen mit der Menge des Beispieles a). 
Je dicker der Draht, je grösser also sein Querschnitt, 
desto grösser also die Menge der Elektricität, welche 
durch denselben fliesst, und diese Menge wird nach ge-
	        
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