Volltext: III. Jahrgang, 1898 (III. JG., 1898)

Seite 116. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEIT IHN G. 
Nr. 15. 
forderliche Rücklage beziffert sich sohin auf 2,137.931 fl. 
22 kr., weicher Betrag laut der Bilanz in den vorhandenen 
Activen seine volle Deckung findet. 
Wenn auch dieses Erfordernis zum Theile auf ein¬ 
geschätzten Ziffern beruht, so sprechen doch die bisher 
gemachten Erfahrungen für deren annähernde Richtigkeit. 
Die Beilage VIII dieses Berichtes, welche die Abwicklung 
der Schadensreserve für das Jahr 1896 zum Gegenstände 
hat, ergibt, dass der bisher beobachtete Fehler bei einem 
berechneten Erfordernisse von 659.634 fl. 84 kr. nur 
3680 fl. 83 kr. beträgt. 
Unter den Auslagen kommen auch die Verwaltungs¬ 
auslagen in Betracht; sie theilen sich in die Kosten der 
eigenen Verwaltung per 41.086 fl. 55l/2 kr. (Beilage II) 
und in die Kosten der Unfallserhebung per 7023 fl. 11 kr., 
des Schiedsgerichtes per 1860 fl. 01 kr. (Beilage IV) und 
in die vom Staate geforderte Beitragsleistung zu den 
Kosten des k. k. Gewerbeinspectorates per 1400 fl., zu¬ 
sammen 51.369 fl. 67i/2 kr." (49.402 fl. 86 kr.) d. i. 10*4°/0 
(11-1° 0) der Prämieneinnahme; sie bewegen sich unter 
dem Durchschnitte der Verwaltungsauslagen sämmtlicher 
Anstalten. 
Zu einer richtigeren Beurtheilung dieses gewiss 
nicht ungünstigen Ergebnisses wird man gelangen, wenn 
man folgendes Ouriosum in Erwägung zieht. Von den 
9408 landwirtschaftlichen Betrieben zahlten für das Jahr 
1896, 610 Unternehmer Beiträge von 1 bis 10 kr.; 651 
von 10 bis 15 kr.; 1557 von 15 bis 25 kr.; die übrigen 
6590 über 25 kr. Die Durchführung der Einreihung eines, 
gleichviel ob gewerblichen oder landwirtschaftlichen Be¬ 
triebes verursacht, der Anstalt, von der Arbeitslast ab¬ 
gesehen, bloss an gesetzlich oder statutarisch vorge¬ 
schriebenen Drucksorten eine Auslage von 10 bis 15 kr.; 
es bleibt also bei nicht weniger als 1261 Betrieben nicht 
ein Kreuzer für die Haftung der Anstalt übrig, es muss 
sogar von der Anstalt darauf gezahlt werden, um nur 
die Kosten der Drucksorten zu decken. Wo bleibt da die 
Versicherungstechnik, wenn wir eine Haftung für so ge¬ 
fährliche Maschinenbetriebe, wie es die landwirtschaftlichen 
sind, übernehmen, ohne Entgelt hiefür zu erhalten! Da 
diese niedrigen Beiträge wohl grösstentheils auf die zu 
niedrigen, uncontrollierbaren Angaben beruhen, suchten 
wir durch Festsetzung eines Mimimal-Jahresbeitrages von 
25 kr. Abhilfe zu schaffen; leider fand diese Action nicht 
die Genehmigung der hohen Regierung. 
Ueber die Bedeckung des in der Betriebsrechnung 
ausgewiesenen Erfordernisses zur Sicherstellung der künfti¬ 
gen Rentenleistung der bereits angefallenen Unfälle geben 
die Bilanz, sowie die Beilagen V und VI detaillierte 
Auskunft und bedarf es daher keiner weiteren Erörterung; 
zu bemerken ist nur/ dass zu den in der Beilage V ausge¬ 
wiesenen Wertpapieren im Nominalbeträge von 1,406.000 fl., 
aus den inzwischen eingegangenen Beiträgen für das zweite 
Halbjahr 1897 noch 170.000 fl. nom. 4°/0 Comunalschuld- 
scheine der Landesbänk des Königreiches Böhmen an¬ 
gekauft wurden. 
Indem wir die weiteren Ausführungen, soweit sie die 
Ergebnisse der Unfallsstatistik betreffen, einem späteren 
Zeitpunkte Vorbehalten, glauben wir mit diesem Berichte 
ein wenn auch nur skizzenhaftes so doch charakteri¬ 
sierendes Bild unseres Gebarens gegeben zu haben, möge 
er dazu beitragen die geplante Reform des Unfall¬ 
versicherungsgesetzes in rascheren Fluss zu bringen, 
damit die Anstalten in die Lage versetzt werden, dem 
angestrebten edlen Zwecke vollauf gerecht zu werden. 
Das schönste Ziel des ganzen Reformwerkes soll es sein, 
auch die Befriedigung derjenigen herbeizuführen, deren 
Los zu bessern es bestimmt ist. 
Salzburg, am 14. Juli 1898. 
Der Director: Der Obmann: 
Franz Plattner. Otto Hinterhuber. 
Local-Baunotizen, 
Fortschritt auf dem Gebiete der Ziegeleitechnik. Das 
Thonwerk Eberschwang, ein aufstrebendes Werk des 
Landes, dessen Fabrikate bereits als vorzüglich bekannt 
sind, erzeugt neben naturfarbigen und schwarzimpräg¬ 
nierten Ziegeln seit kurzem auch einen neuen Ziegel mit 
schiefergrauer Imprägnierung, der durch ein eigenes 
patentiertes Verfahren hergestellt wird und eine Specialität 
des Werkes Eberschwang bildet. Bei diesem schiefer¬ 
grauen Ziegel geht die Imprägnierung zum Unterschiede 
von den schwarz- oder sonst imprägnierten Ziegeln, die 
nur an der Aussenseite imprägniert sind, durch und 
durch, und ist dieser neue Ziegel unempfindlich gegen 
Feuer wie gegen Wasser und von unvergleichlicher 
Qualität. Derselbe ist in Linz beim neuen Kaufmännischen 
Vereinshause (Sommerrestauration) bereits zur Verwen¬ 
dung gelangt und findet das prächtige Dach allseits die 
beifälligste Beurtheilung. 
Steinligiir. Im Atelier des Bildhauers Herrn Franz 
Stark wird eine Überlebensgrosse Steinfigur „eine Kellnerin, 
gefüllte Biergläser in den Händen tragend“ ausgearbeitet. 
Die Figur ist für das Eingangsportal im Märzenkeller der 
Linzer Actienbrauerei bestimmt und wird dort Effect machen. 
An schaff nng einer Dampf-Strassenwalze. Die Stadt¬ 
behörde plant schon seit längerer Zeit die Anschaffung 
einer Dampf-Strassenwalze zur Befestigung der Strassen- 
körper, namentlich in den beschotterten Strassen, und 
hat über die Bewährtheit solcher Maschinen bereits bei 
mehreren Stadtbauämtern des Auslandes Erkundigungen 
eingezogen. Das Resultat dieser Anfrage geht nun dahin, 
dass es zweierlei Systeme solcher Maschinen gibt, und 
zwar mit einen und mit zwei Cylinder. Die eincylindrige 
Maschine hat grosse Betriebskraft, aber starken Auspuff, 
wodurch manchmal Pferde scheu werden, die zweicylind- 
rige besitzt letzteren Fehler nicht, steht aber an Betriebs¬ 
kraft der eincylindrigen zurück. Wir glauben, die Stadt 
sollte sich für das System mit zwei Cylinder entscheiden, 
da denselben neuerer Zeit von den meisten Stadtver¬ 
waltungen der Vorzug gegeben wird. 
Schiilhausbau. Der k. k. Landes-Schulrath hat in seiner 
am 8. Juli abgehaltenen Sitzung beschlossen, in Geinberg 
ein zweiclassiges Schulgebäude erbauen zu lassen. 
Kasern-Uebernalime. Am 22. v. M. erfolgte von Seite 
der Stadt die Uebernahme der neuen Kaserne für das 
k. k. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 2, nächst dem 
Kaplanhof, welche der Baumeister Herr GustavSteinberger 
zur Ausführung brachte. Die Uebernahms- Commission 
fand den Bau in allen seinen Theilen correct und solid 
hergestellt, und gab ihrer Zufriedenheit vollen Ausdruck. 
Wir haben von dem Bau in Nr. 3 und 4 unser vorjährigen 
Blätter eine kurze Besprechung und zwei Zeichnungs- 
Vorlagen (Hauptfagade und zwei Grundrisse) veröffentlicht, 
und somit dieser Anlage bereits Rechnung getragen. 
Erweiterung einer Maschinenhalle. Die hiesige 
Tramway- und Elektricitäts-Gesellschaft lässt an ihrer 
Maschinenhalle beim Elektricitätswerk eine bedeutende 
Erweiterung vornehmen, und hat diese Herstellung dem 
Baumeister Herrn Gustav Steinberger übergeben. Nächst
	        
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