Volltext: II. Jahrgang, 1897 (II. JG., 1897)

Zeitschrift für Bauwesen 
Redaction und Administration: LINZ, Harrachstrasse 22, I. Stock. — Herausgeber und Verleger: Eduard Kornhoffer, 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
ganzjährig mit fl. 10.— .. (ganzjährig mit . fl. 8 
halbjährig . . „ 5.— J halbjährig ... „4 
vierteljährig . „ 2.50 0C0 (vierteljährig . . „2 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung“, Linz, Harrachstrasse 22, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
für die 
Provinz 
Inhalt: Ueber Moniers Cement-Eisen-Constructionen. — Ueber die 
Ziegelwerke in Oberösterreicli und Salzburg. — Die Wasserversorgung 
von Paris. — Das Anker-Linoleum. —- Die Cosein-Malerei. — Ein Beitrag 
zum Betonieren von Hochbauten. — Technische Neuigkeiten. — Aus der 
Fachliteratur. — Local-Baunotizen. — Offene Stellen. — Offertverhandlung. 
— Briefkasten. — Ertheilte Baulicenzen in Linz. — Anmeldungen für 
Wasserbezug aus dem städtischen Wasserwerke. — Inserate. 
schaft, die der leichten und vollständigen Oxydation bei 
der Berührung mit feuchter Luft; Monier-Constructionen, 
die vor Jahren ausgeführt wurden, zeigten bei der Unter¬ 
suchung, dass die Eisenstäbe im Innern noch so unver¬ 
sehrt und rostfrei, selbst so blau waren, als kämen die¬ 
selben eben vom Walzwerk. Die Dauerhaftigkeit der 
Constructionen im Vergleich zum Cement ohne die besagte, 
Eisenverbindung übersteigt alle Erwartung; nach kurzer 
Zeit bekommen derartige Constructionen eine dem Stein 
gleichende Härte. Die Anwendung, welche das System 
Monier heute überall findet ist eine grosse, und nicht 
allein im Hochbauwesen, sondern im Gewerbe und Land¬ 
wirtschaft findet das System ausgedehnte Verwendung. 
In Wäschereien, Brauereien, Vernickelanstalten, G erbereien, 
Badeanstalten etc. finden sich ausgedehnte Anwendungen 
vor. Moniergewölbe können in jeder Spannweite mit nur 
10°/0 Scheitelhöhe ausgeführt werden, die bei geringerer 
Spannweite noch geringer genommen werden kann. Das 
Eigengewicht ist infolge dessen ein sehr geringes, wodurch 
bei grösseren Constructionen ein wesentlicher Gewichts¬ 
und Preisunterschied gegen Steingewölbe hergestellt wird. 
Auch Röhren für Wasserleitungen, Abflusscanäle für 
Strassencanalisation lassen sich nach angegebener Weise 
herstellen. Die Moniercanäle sind vollständig wasserdicht; 
das Eindringen von schädlichen Dünsten und verdorbenen 
Flüssigkeiten wird vermieden. 
Dass die Construction ihren Weg auch in das Hoch¬ 
bauwesen gefunden, hat sie vornehmlich dem Ingenieur 
Herrn G. A. Waiss zu verdanken, der sich bemühte die¬ 
selbe für die verschiedenen Zwecke der Baukunst durch¬ 
zubilden, und auch die Ausbeutung des Patents für 
Deutschland und die Nachbarländer übernahm. Bei der 
Ausführung der Monierconstructionen besonders bei weit 
gespannten Gewölben ist auf das sorgfältigste darauf zu 
achten, dass das Ausrüsten nicht vor dem Abbinden des 
CementmÖrtels geschehe. Da die Festigkeit des Gewölbes 
hauptsächlich von der Druckfestigkeit des kleinen Beton¬ 
querschnittes abhängt, würde ein zu früheres Ausrüsten 
in weitergehendem Maße als bei gemauerten Gewölben 
Gefahren herbeiführen, daher nur ein Specialtechniker 
für solche Herstellungen berufen ist. cl. r. 
Ueber Moniers Cement-Eisen-Constructionen. 
Es wurde an uns das Ansuchen gestellt, Näheres 
über Monierbauarbeiten wie sie hier beim neuen Schlacht¬ 
hofe zur Anwendung gelangen, unseren Lesern bekannt 
zu geben. 
Ueber diese für die Bautechnik so hochwichtige 
Construction erhalten wir folgende Mittheilung: Das dem 
Pariser Einwohner Herrn J. Monier schon vor Jahren 
patentierte System der Oement-Eisen-Oonstruction lehnt 
sich an die alte und bekannte Methode an, durch Ein¬ 
lagern von Eisen-oder Drahtgeflechten einer Mörtelmasse 
festere Consistenz zu geben. Die Eisenconstruction er¬ 
scheint jedoch bei diesem System als selbständiges Glied. 
Der Erfinder der OemenUEisenconstructionen Herr 
J. Monier in Paris, anfänglich Besitzer einer Gärtnerei, 
später Privatier, versuchte zuerst Blumenkübel aus Gement 
leichter und transportfähiger herzustellen, indem er in 
den Cement Eisenstäbe einlegte. Nach gelungenen Ver¬ 
suchen dehnte er diese Construetionsmethode auf die 
Herstellung von grossen Behältern und Gefässen aus. 
Zur Herstellung eines derartigen Behälters wird genau 
der Form desselben entsprechend, ein Metallgerippe her¬ 
gestellt, auf welches dann der Cementmörtel aufgebracht 
wird, so dass die Eisenstäbe in die Mitte zu liegen kommen. 
In ausserordentlich rascher Weise ist ein derartiger Be¬ 
hälter hergestellt. Die Leichtigkeit dieser Monierbehälter 
ermöglicht ihre Verwendung für alle Zwecke, wenn man 
erwägt, dass die Wandstärke eines Behälters von 10.000 
Liter nur 3 Centimeter beträgt und dass die Herstellung 
an Ort und Stelle geschehen kann, also keinerlei Trans¬ 
port- und Aufstellungskosten entstehen. Wärme oder 
Kälte üben auf Monier-Constructionen keinen Einfluss 
aus. Es sind Monierbehälter in Verwendung in welchen 
Leimmasse mit Dampf gekocht, und Wasser bis zur Siede¬ 
hitze gebracht wird. Cement und Eisen dehnen sich 
gleichmässig aus. Monier-Behälter und Platten, welche 
den ganzen Winter im Freien standen, und jeder Witterung 
ausgesetzt waren, zeigten nicht die geringste Veränderung. 
Hervorzuheben ist auch, dass das Eisen bei ausge¬ 
schlossener Einwirkung der Luft niemals rostet, wie es 
bei anderen Bearbeitungen der Fall ist. Die Cementum- 
hüllung nimmt dem Eisen eben seine schlechteste Eigen¬ 
Ueber die Ziegelwerke in Oberösterreich und 
Salzburg 
Von unserem Mitarbeiter für Ziegeleitechnik. 
Mein mehr als 25jähriges Wirken in der Ziegel-, 
Kalk- und Thonwarenbranche und der bei dieser Ge¬ 
legenheit wechselnde Aufenthalt in den Städten und
	        
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